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Dioscorides, Pedanius; Berendes, Julius [Transl.]
Des Pedanios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre in fünf Büchern — Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.69903#0159
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I. Buch. Cap. 183.

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Cap. 183. Περί σύκων. Feigen. Die reifen Feigen, wenn sie
weich sind, bekommen dem Magen schlecht und lösen den Bauch. Leicht
aber wird der von ihnen erzeugte Fluss geheilt; sie rufen Ausschlag und
Schweiss hervor, stillen aber den Durst und dienen zum Dämpfen der
Hitze. Trocken aber sind sie nahrhaft, erwärmend, mehr Durst machend,
wohlthuend für den Bauch, untauglich für den Magen- und Bauchfluss.
Heilsam sind sie für den Schlund, die Luftröhre, die Blase und Nieren, wie
auch für die, welche nach langer Krankheit eine schlechte Farbe haben,
ferner für die Asthmatiker, Epileptiker und Wassersüchtigen. Mit Hysop1)
gekocht und getrunken reinigen sie die Brust, sind auch ein gutes Mittel
bei altem Husten und chronischem Lungenleiden. Den Bauch erweichen
sie mit Natron und Safran zusammen gestossen und genossen. Die Ab-
kochung derselben ist bei Luftröhren- und Mandelnentzündung als Gurgel-
mittel angebracht, sie werden auch zu Umschlägen aus ungerösteter Gerste
und zu Bähungen für Frauen mit Bockshorn und Gerstenschleim gemischt.
Mit Raute gekocht dienen sie zum Klystier bei Leibschneiden. Gekocht
und fein zerrieben zertheilen sie als Kataplasma Verhärtungen und Drüsen,
erweichen Furunkeln und bringen Scham- und Achseldrüsengeschwüre zur
Reife, besser noch mit Schwertlilie, Natron oder ungelöschtem Kalk.
Auch roh zerstossen leisten sie zusammen mit den genannten (Mitteln)
dasselbe. Mit Granatrinde vertreiben sie übergewachsene Nägel. Mit
Eisenvitriol heilen sie schwer heilbare und bösartige Schienbeinflüsse. In
Wein gekocht und mit Wermuth und Gerstenschrot gemischt sind sie als
Umschlag Wassersüchtigen heilsam. Gebrannt und mit Wachssalbe ge-
mischt heilen sie Frostbeulen. Roh fein gestossen und mit flüssigem
Senf2) aufgenommen helfen sie, in die Ohren gesteckt, bei Sausen und
Jucken (in den Ohren). Der Saft des wilden und zahmen Feigenbaumes
bringt Milch zum Gerinnen wie Lab3), löst aber das Gerinnsel wieder wie
der Essig. Er erzeugt auf dem Körper Geschwüre und eröffnet4), löst
den Bauch und vermindert die Spannung der Gebärmutter, wenn er mit
fein gestossenen Mandeln genommen wird. Mit Eidotter oder tyrrheni-
schem Wachs im Zäpfchen applicirt befördert er die Menstruation. Mit
Bockshornmehl und Essig dient er zu Kataplasmen bei Podagra, mit
Gerstenmehl beseitigt er Aussatz, Flechten, Sonnenbrandflecken, Krätze,
weisse Hautflecken und Schorf. Er heilt auf die Wunde getröpfelt Skor-
pionstiche und Bisse von giftigen Thieren und Hunden. Auch bei Zahn-
schmerzen hilft er auf Wolle geträufelt und in den hohlen Zahn gesteckt.
Endlich vertreibt er Warzen, wenn er mit Talg um das Fleisch rings
herum gestrichen wird.
b Nach Sprengel und Fraas ist οσσωπος Origanum smyrnaeum vel syria-
cum L. 2) Marcellus und Sambucus lesen statt νάποϊ ύγρώ lieber νίτρω δγρώ,
Natronlösung. 3) Durch den Gehalt an Papam. 4) Die Gefässe, άναστομωτικός ’έστι.
 
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