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Dioscorides, Pedanius; Berendes, Julius [Übers.]
Des Pedanios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre in fünf Büchern — Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.69903#0453
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IV. Buch. Cap. 140 (142).

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Aloe fein, mischen sie zu und gebrauchen es auf dieselbe Weise. Mit
trockenen Rosen in Wein gekocht wirkt er auch gegen üblen Geruch des
Mundes.
b Wind- oder leerer Hafer. 2) Mit schwarzer Spitze.
Dieses Capitel scheint untergeschoben zu sein; es enthält Redewendungen, die
D. sonst fremd sind. Unter Bromos (vgl. II 116) muss man hier Arena fatua L.
(Gramineae), Windhafer, verstehen.
Cato (De re rüst. 37, 5) sagt: „Das Getreide muss man zweimal behacken und
jäten, dabei den Hafer ausrupfen;“ Virgil (Eclog. V 35): „Meine Felder liegen öde,
wo ich Gerste gesäet habe, wächst steriler Hafer und Taumellolch,“ und (Georg.
I 226): ηGar Mancher säet zu früh, seine Saat verdirbt, sein Feld trägt nichts als
Windhafer (vana avena).“ Plinius XVIII 149: „Oft wird dei· Same (des Hafers)
durch nachtheilige Witterung hohl und leer.“
Cap. 139 (141). Περί Γλαυκός. Glaux. Glaux hat denen des
Schneckenkleestrauches oder der Linse ähnliche Blätter, von denen die
unteren weisser, die oberen grün sind. Es sendet fünf bis sechs zarte,
von der Wurzel an spannenlange Zweiglein über die Erde hin. Die
Blüthe gleicht der Levkoje, ist aber kleiner und purpurfarben; er wächst
am Meere. Mit Gerstenmehl, Salz und Oel gekocht und als Schlürftrank
genommen befördert er die zurückbleibende Milchabsonderung.
Plinius XXVII 82 nennt die Pflanze Eugalacton, milchvermehrend.
Sprengel zieht Astragalus Glaux L. (Papilionaceae) hierher, Fraas Senne-
hiera Coronopus Poir. (Cruciferae), Gemeine oder Krähenfussartige Senne-
biera, hauptsächlich weil Astrag. Glaux, ein kleines Pflänzchen, nicht am Meere
vorkommt und nach Sibthorp in Griechenlands Flora nicht mehr gefunden wird.
Sennebiera Conoropus, eine kleine Pflanze mit ausgebreiteten, der Erde angedrückten
Aesten, länglichen, etwas fleischigen, eingeschnitten gezähnten oder halbfiederspaltig-
gelappten Blättern, vielblüthigen Blüthentrauben und — allerdings nicht mit purpur-
farbigen, aber häufig mit fleischrothen — Blüthen, wird heute noch mit Oel und
Citronen gekocht genossen.
Die nach Kresse riechende und schmeckende Pflanze war früher als Herba
Coronopi seu Nasturtii verrucosi gebräuchlich.
Cap. 140 (142). Περί Πολογάλου. Kreuzbl ume. Das Poly-
galon ist ein spannenlanger kleiner Strauch mit linsenähnlichen Blättern,
es hat schwach adstringirenden Geschmack. Auch dieses scheint als
Trank die Milch zu vermehren.
Polygala venulosa Sibth. (Polygalaceae), Geaderte Kreuzblume. Sie ist
eine der häufigsten Arten der griechischen Mittelgebirge, wo Polygala amara
Sprengel’s noch nicht angetroffen wird; überdies entsprechen die linsenförmigen
Wurzelblätter der Beschreibung des D. Polygala Plinii XXVII 121 ist jedenfalls die
in Norditalien häufige Pol. vulgaris oder amara.
Pol. amara war früher als Bittermittel officinell; sie enthält nach Chodat
(Repert. d. Pharm. 1892, 14) Polygalit, welcher mit Quercit, Pinnit u. s. w. isomer
ist, sich nur durch seinen niedrigen Schmelzpunkt (138°) unterscheidet, ferner einen
amorphen Bitterstoff.
 
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