376
Die Arzneimittellehre des Dioskurides.
Epaphu] wächst an dicht beschatteten und felsigen Stellen und hat
Blätter wie Seris. Der Stengel ist drei Ellen hoch, die Blüthe purpur-
farben, gross und rund, die Frucht klein, der Same gleicht dem des Saf-
flors. Die Wurzel ist eine Spanne lang, von der Dicke eines Stabes und
schmeckt herbe. Wird diese trocken fein gerieben mit Honig gekocht
und einige Tage als Leckmittel genommen, so stellt sie den rothen Fluss;
der Same mit Wein getrunken befördert die Katamenien.
0 Medicago. 2) Feiner Schössling. 3) Duft. 4) Dreimal zeugend. 5) Pflanze
der Kybele oder vom Berge Kybella in Phrygien. c) Vielblatt.
Rauwolf (Itinerar. 1582) bezog das Medion auf eine Pflanze Syriens,
Michauxia campanuloides, Sibthorp auf Campanula laciniata. Nach Fraas ist es
Convolvulus althaeoides L. (Convolvulaceae), Altheenwinde, eine auf trockenem
Boden der Hügel und Vorberge Griechenlands unter dem Gestrüpp häufige Pflanze.
Sie hat eine fast holzige, dünne Wurzel mit Ausläufern, einen bis 40 cm hohen,
einfachen, klimmenden Stengel, die untersten Blätter sind lang-gestielt, eiförmig, an
der Basis tief-herzförmig oder herz-pfeilförmig, stumpf, ungleich ausgeschweift-
gekerbt, die oberen kurz-gestielt, die Kelchzipfel sind eiförmig, etwas trockenhäutig,
die Kronen schön rosenroth. Diese Beschreibung Kosteletzky’s würde die Ansicht
von Fraas nicht stützen.
Cap. 19. Περί Έπιμηδίου. Epimedion. Das Epimedion [Einige
nennen es Erineos1), Andere Thryas2), Polyrhizon, die Römer Vindicta3)].
Der Stengel ist nicht gross, mit zehn bis zwölf epheuähnlichen Blättern,
er trägt weder Frucht noch Blüthe. Die Wurzeln sind zart, schwarz,
haben einen durchdringenden Geruch und faden Geschmack. Es wächst
an feuchten Stellen. Die fein gestossenen Blätter werden mit Oel als
Kataplasmen auf die Brüste gelegt, um ein Vergrössern zu verhindern4).
Die Wurzel bewirkt Unfruchtbarkeit; auch die fein geriebenen Blätter zu
5 Drachmen nach der Menstruation in Wein genommen verhüten fünf
Tage lang die Empfängniss.
J) Der wilde Feigenbaum. 2) Der Stab, womit der Prätor den Sklaven be-
rührte, der die Freiheit haben sollte. 3) Das Synonym geht auf die Wirkung der Wurzel
als Aphrodisiacum. 4) Ein voller, üppiger Busen entsprach nicht dem Schönheits-
sinne der Griechen.
Die Pflanze ist nicht identificirt; denn weder die Alpenpflanze Epimedium
alpinum L., Sockenblume oder Bischofsmütze, noch Botrychium Lunaria,
welches die älteren Botaniker hierher zogen, kann dafür genommen werden, da bei
ersterem besonders der Standort widerspricht, bei Botrychium Lunaria Sw. (Ophio-
glossaceae), Gemeine Mondraute, aber ist die Sporangienrispe so ausgebildet,
dass D. sie nicht würde übersehen haben.
Cap. 20. Περί Ξιφιού. Siegwurz. Das Xiphion — Einige
nennen es Phasganon1), Andere Machaironion2), Anaktorion3), Arion4), die
Römer Gladiolus5), auch Segetalis6)—. Nach der Gestalt des Blattes heisst
es Xiphion5), es gleicht nämlich der Schwertlilie, nur ist es grösser,
Die Arzneimittellehre des Dioskurides.
Epaphu] wächst an dicht beschatteten und felsigen Stellen und hat
Blätter wie Seris. Der Stengel ist drei Ellen hoch, die Blüthe purpur-
farben, gross und rund, die Frucht klein, der Same gleicht dem des Saf-
flors. Die Wurzel ist eine Spanne lang, von der Dicke eines Stabes und
schmeckt herbe. Wird diese trocken fein gerieben mit Honig gekocht
und einige Tage als Leckmittel genommen, so stellt sie den rothen Fluss;
der Same mit Wein getrunken befördert die Katamenien.
0 Medicago. 2) Feiner Schössling. 3) Duft. 4) Dreimal zeugend. 5) Pflanze
der Kybele oder vom Berge Kybella in Phrygien. c) Vielblatt.
Rauwolf (Itinerar. 1582) bezog das Medion auf eine Pflanze Syriens,
Michauxia campanuloides, Sibthorp auf Campanula laciniata. Nach Fraas ist es
Convolvulus althaeoides L. (Convolvulaceae), Altheenwinde, eine auf trockenem
Boden der Hügel und Vorberge Griechenlands unter dem Gestrüpp häufige Pflanze.
Sie hat eine fast holzige, dünne Wurzel mit Ausläufern, einen bis 40 cm hohen,
einfachen, klimmenden Stengel, die untersten Blätter sind lang-gestielt, eiförmig, an
der Basis tief-herzförmig oder herz-pfeilförmig, stumpf, ungleich ausgeschweift-
gekerbt, die oberen kurz-gestielt, die Kelchzipfel sind eiförmig, etwas trockenhäutig,
die Kronen schön rosenroth. Diese Beschreibung Kosteletzky’s würde die Ansicht
von Fraas nicht stützen.
Cap. 19. Περί Έπιμηδίου. Epimedion. Das Epimedion [Einige
nennen es Erineos1), Andere Thryas2), Polyrhizon, die Römer Vindicta3)].
Der Stengel ist nicht gross, mit zehn bis zwölf epheuähnlichen Blättern,
er trägt weder Frucht noch Blüthe. Die Wurzeln sind zart, schwarz,
haben einen durchdringenden Geruch und faden Geschmack. Es wächst
an feuchten Stellen. Die fein gestossenen Blätter werden mit Oel als
Kataplasmen auf die Brüste gelegt, um ein Vergrössern zu verhindern4).
Die Wurzel bewirkt Unfruchtbarkeit; auch die fein geriebenen Blätter zu
5 Drachmen nach der Menstruation in Wein genommen verhüten fünf
Tage lang die Empfängniss.
J) Der wilde Feigenbaum. 2) Der Stab, womit der Prätor den Sklaven be-
rührte, der die Freiheit haben sollte. 3) Das Synonym geht auf die Wirkung der Wurzel
als Aphrodisiacum. 4) Ein voller, üppiger Busen entsprach nicht dem Schönheits-
sinne der Griechen.
Die Pflanze ist nicht identificirt; denn weder die Alpenpflanze Epimedium
alpinum L., Sockenblume oder Bischofsmütze, noch Botrychium Lunaria,
welches die älteren Botaniker hierher zogen, kann dafür genommen werden, da bei
ersterem besonders der Standort widerspricht, bei Botrychium Lunaria Sw. (Ophio-
glossaceae), Gemeine Mondraute, aber ist die Sporangienrispe so ausgebildet,
dass D. sie nicht würde übersehen haben.
Cap. 20. Περί Ξιφιού. Siegwurz. Das Xiphion — Einige
nennen es Phasganon1), Andere Machaironion2), Anaktorion3), Arion4), die
Römer Gladiolus5), auch Segetalis6)—. Nach der Gestalt des Blattes heisst
es Xiphion5), es gleicht nämlich der Schwertlilie, nur ist es grösser,