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Berger, Hermann
Zwei Probleme der mittelindischen Lautlehre — München, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.20586#0071
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von oje und uji, wie wir sie aus den mi. Texten kennen, vgl. hi., bi., g.,
mar.128 düdh, n., b. dudh, pj., 1. duddh „Milch" < duddha, hi., bi., mar. müt,
b., n. mut „Urin" < mutta, hi., bi. bhit, g., mar. bhlmt, b., n. bh.it „Wand"
< bhitti, hi. biccM, g. vichi, mar. vimcü, b. bichä, pj. bicchü, 1. vicchü, n. bicchi,,Skor-
pion" <vicchika, -uka, aberhi.,g.,mar.,ass.,pj.,l.,n.goi„Familie", b.gotä,,.Ver-
wandter" < go^ss, hi., b., n., mar. jot, bi. jotä, ass. zcw£ „Joch" < jotta, hi.,
pj., n. se<Ä, g., mar. s<# „Geldwechsler" < setthi, hi., pj., b., n. bet, mar. we<
„Rohrstock" < vetta usw. usw. Auch die Prakritgrammatiker, denen aller
Wahrscheinlichkeit nach noch bessere Texte als uns vorgelegen haben, lehren
den Übergang o/e > u\i und umgekehrt nur für eine begrenzte Anzahl
von Wörtern, die sie in eigenen Gana's zusammenstellen.
AI. ks IM MITTELINDISCHEN
Vorbemerkungen zum Konsonantismus
Eine Untersuchung im Bereich des mi. Konsonantismus beginnt am gün-
stigsten mit der Besprechung des hervorstechendsten phonetischen Merkmals
des indischen Sprach bunds: der Neigung zu nasaler Artikulation. Diese läßt
sich nicht nur bei fast allen lebenden Sprachen Indiens beobachten129, sondern
kann aus einigen typischen Lautveränderungen unschwer auch für die älteren
Sprachstufen des Neui. erschlossen werden. Wenn nämlich in gewöhnlicher
Rede auch die oralen Vokale eine ständige leicht nasale Färbung erhalten,
so ist die spracherlernende Generation besonders bei rascher oder affekt-
geladener Rede vielfach nicht imstande, die phonologisch intendierte Resonanz-
art zu erkennen und glaubt in manchen Wörtern einen Nasal zu hören, der
eigentlich nur als phonetische Begleiterscheinung zu werten wäre, während
in anderen Fällen wiederum ein phonologisch relevanter Nasal irrtümlich
der allgemeinen Neigung zur Nasalierung zugeschrieben wird. Die Folge davon
ist, daß in der historischen Lautlehre ein seltsames Nebeneinander von Nasa-
lierung und Denasalierung eintritt. So haben wir z.B. im Hindi: ämkh „Auge"
< akkhi, bhlmt „Wand" neben bhit < bhitti, bämh „Arm" < bähu, nimd
„Schlaf" < niddä usw., aber sivänä „Grenze" < ai. *stmäna (skt. siman),
mathäni „Quirl" < *manthänikä (skt. manthäna), bhitar < abbhimtara usw.;
auch weichen die Einzeldialekte in diesem Punkt erheblich voneinander
ab. Bei der Denasalierung läßt sich vielfach noch eine gewisse Ratio erkennen
(so ist z.B. im Sgh. der Schwund von homorganen Nasalen vor den Tenues
ausnahmsloses Lautgesetz, von den angeführten Hindi-Beispielen könnten
die beiden ersten auf Dissimilation beruhen, in bhitar mag der Nasalschwund
durch die schwache Betonung infolge der Enklise verursacht sein, vgl. Turner
s.v. bhitra); bei der sekundären Nasalierung aber ist das schwierig, wenn
nicht unmöglich.

128 Beispiele nach Turner, Nepali-Dictionary. — Das Sgh. fällt wegen seiner frühen
Isolierung hier aus.
129 Für das Mar. und angrenzende Sprachen vgl. J. Bloch, La Formation de la langue
Marathe p. 86, für das Tamil Beythan, Praktische Grammatik der Tamilsprache
p. 21, für das Si. Trumpp, Sindhi-Grammar p. XV.

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