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Altertumsverein zu Wien [Editor]
Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien — 5.1861

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Vortrag des Präsident-Stellvertreters Joseph Feil über den Fortgang der Vereins-Publicationen
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https://doi.org/10.11588/diglit.68343#0018
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XII
werden diese denkwürdigen Baureste von wesentlich verschiedener Entstehungszeit und Anlage, dem
dermaligen Standpuncte weit vorgeschrittener Erkenntuiss gemäss, nach der mit grosser Scharfsichtig-
keit herausgefundenen ursprünglichen Anlage und dem dermaligen kläglichen Zustande geschildert,
diese Darstellung aber zugleich auch durch die Beigabe der nöthigen Grundrisse und Profilzeichnungen
erläutert. Und so ist es unseren Publicationen gegönnt, eine gründliche Untersuchung aus einem, der
ausreichenden Erforschung noch dringend bedürftigen Gebiete der heimatlichen Alterthumskunde, näm-
lich aus jenem des Burgenbaues zu bringen, auf welchem Felde bisher erst zwei Österreicher die Pfade
erfolgreich gelichtet haben, nämlich der k. k. Conservator Scheiger zu Gratz, und der leider zu früh
heimgegangene Leber. Durch diesen Aufsatz ist nun ein dritter ebenbürtiger Vertreter dieses Faches
gewonnen.
Nur schade, dass der Verfasser durch einen wahren Windmühlenkampf gegen ältere Beschrei-
bungen derselben Objecte, welche aus einer Zeit herrühren, wo das Gebiet der archäologischen For-
schungen in Österreich und überhaupt noch in der ersten embryonischen Entwickelung lag, seinen
werthvollen Aufsatz durch eine, eben desswegen kaum gerechtfertigte, ernsthafte Polemik ohne Nöthi-
gung in’s Breite zog.
Einem bisher noch nirgends eingehend gewürdigten, vielmehr in seinen verschiedenen Perioden
angehörigen Bestandteilen gründlich misskannten, kirchlichen Baudenkmale Wiens aus dem Mittel-
alter, nämlich der St. S alvator-C ap eil e im Rathhause, ist durch unseren eifrigen Geschäftsleiter
Herrn Dr. Karl Lind eine umständliche historische und archäologische Schilderung, mit Benützung
eines bisher von der Forschung zur Seite gelassenen, reichen Quellenstoifes zu Theil geworden. Die
Zeit der Ausführung der einzelnen Bestandteile dieses, in Neubauten förmlich eingeschachtelten Bau-
objectes ist nun auch auf urkundlichem Wege sicher gestellt, und damit zugleich ein dankenswerter
Haltpunkt zur Würdigung der Entstehungszeit ähnlicher Bauwerke gewonnen, für deren Sicherstel-
lung ein hinreichender urkundlicher Apparat nicht zur Verfügung steht.
Die vielleicht in nächster Zeit dem unerbittlichen Bleidrucke ökonomischer Verwertung zum
Opfer fallenden Ruinen der einstigen Kirche des Klosters St. Peter an der Sperre in Wiener-Neu-
stadt, haben durch denselben Verfasser, Herrn Dr. Lind, eine archäologische Beschreibung erhalten,
welche mit den nöthigen Abbildungen ausgestattet, fast unfreiwillig zum Nekrologe einer einstigen
historischen Individualität sich gestalten wird.
Wie denn der Altertums-Verein schon seit dem Beginne seiner literarischen Wirksamkeit den,
in so vieler Beziehung höchst beachtenswerten älteren Grabdenkmälern stets ein besonders sorgfältiges
Augenmerk zugewendet hat, so umfasst auch das vorliegende Heft eine gewiss nur willkommene Berei-
cherung der fleissigen Aufsammlung und Wiedergabe solcher Objecte zu Loosdorf und in der Markt-
kirche zu Melk, welche Herr Dr. Lind beschrieben und genealogisch erläutert hat, wogegen das
Ausschussmitglied Herr Anton Widter einen allgemeinen Aufsatz über den Zustand der alten
Grabdenkmale in Österreich, und was zu deren Erhaltung dringend noththut, auf mannigfache eigene
Erfahrungen gestützt, als Schluss der Aufsätze dieses Heftes geliefert hat, welches, wenn auch ver-
spätet, bei den geehrten Vereinsgliedern freundliche Aufnahme finden möge. Für die rasche, und von
nun ab nicht mehr mit peinlichen Rückständen kämpfende Aufeinanderfolge der weiteren Hefte unserer
„Berichte und Mittheilungen“ ist bereits gesorgt, und damit der Anlass entfallen, durch bedauerliche
Verspätungen im Erscheinen Ihrer gütigen Nachsicht weitere Proben aufzuerlegen.
 
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