Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Altertumsverein zu Wien [Hrsg.]
Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien — 5.1861

DOI Artikel:
Aschbach, Joseph von: Beiträge zur Geschichte der Römischen Legio X Gemina: mit besonderer Rücksicht auf ihr Standlager zu Vindobona
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.68343#0280
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
246

Joseph Aschbach,

Aus welchen ältern Legionen unsere legio X Gemina Augustus zusammengesetzt hat, kann aus
Mangel an Nachrichten nicht nachgewiesen werden. Jedenfalls aber ist die Ansicht ganz falsch, dass
sie im Zusammenhänge mit der berühmten zehnten Legion des C. Julius Cäsar * 1) gestanden habe 2).
Augustus hatte noch ehe er die Alleinherrschaft führte, diese zehnte cäsarische Legion wegen ihres
Übermuthes und Ungehorsams aufgelöst und entlassen 3).
Die ganze Geschichte unserer Legio X Gemina lässt sich an ihre drei Hauptstandlager knüpfen:
an das spanische bis auf Vespasians Regierungsanfang,
an das rheinische während der ersten Zeit des flavisclien Kaiserhauses,
und endlich an das panno nis ehe vom Ende des ersten Jahrhunderts bis zum Untergange des
abendländischen Kaiserreiches.
Es ist wahrscheinlich, dass die zehnte Doppeliegion nicht sogleich nach ihrer Errichtung durch
Augustus ihr Standlager in Spanien gehabt hat, aber sie kam noch während der Regierung des ersten
römischen Kaisers dahin. Manche Gründe sprechen dafür, dass ihr anfängliches Standquartier in den
mittleren Donauländern, in Pannonien, gewesen, wo neben ihr die legio VIII Augusta und die legio
IX Hispanica die Donaugrenze vertheidigten.
Als aber die drei spanischen Legionen mit den Nummern I, II und III, welche Augustus selbst
im cantabrischen Kriege befehligte, die pyrenäische Halbinsel verlassen batten, und theils in Africa,
theils am Rhein verwendet wurden, war die einzige in Spanien zurückgebliebene legio IV Macedonica
zu schwach, die rebellischen Asturier und Cantabrer in Zaum zu halten. Zur ihrer Verstärkung wurde
nicht nur die legio VI Vitrix gesendet, sondern auch von der Donau her die legio X Gemina. Letz-
tere erhielt ihr Standlager am Ebro in der Nähe von Saragossa (Caesarea Augusta) und ihre
tapferen Krieger trugen nicht wenig dazu bei, die Herrschaft der Römer über die rebellischen Can-
tabrer zu befestigen. Den Veteranen der legio X Gemina wurden für die geleisteten Kriegsdienste im
südlichen Spanien Ländereien angewiesen. Sie gründeten in Gemeinschaft mit Veteranen der legio V
Macedonica die spanischen Coloniestädte Emerita Augusta (Merida) 4 5) und Patricia (Corduba oder
Cordova) s), die bald zum grossen Wohlstand gelangten.

übersetzt: „Die zehnte (Legion) aus zwei Legionen, und desshalb die doppelte genannt: die eine in Oberpan-
nonien, die andere in Judäa.“ Der Beiname Fretensis bezeichnet soviel als Fortensis oder Fortis. Die legio X
Fretensis hatte früher ihr Standlager zu Cyrrhus in Syrien. Taeitus, der in den Annalen sie öfters anführt, nennt
sie ohne Beinamen einfach legio decima, in gleicher Weise wie er auch die abendländische legio X Gemina be-
zeichnet. Er hat dadurch Veranlassung gegeben, dass Manche die beiden Legionen identificirt haben. Die legio X
Fretensis (in den Inschriften abgekürzt LEG’X’FRET oder LEG'X'FR) gehört immerzu den morgenländischen
Legionen. Sie belagerte unter Führung des Titus Jerusalem. Nach Beendigung des jüdischen Krieges blieb sie in
Judäa und hatte ihr Standlager in Jerusalem. Unter Trajan nahm sie am parthischen, unter Hadrian am zweiten
jüdischen Krieg Theil. Noch im Anfang des fünften Jahrhunderts findet sich ihr Standquartier in Palästina, aber
nicht mehr in Jerusalem (Aelia), sondern zu Aila (d. i. Akaba. Vgl. Böcking: Annotat, ad Notit. Imp. I. 349.
Grotefend in Pauly’s Rcalencyclop. Art. Legionen). Eine Inschrift, in welcher die legio X Gemina und die
legio X Fretensis neben einander vorkommen, gibt Orelli - Benzen Inscr. lat. nr. G911.
1) Caesar de bell. Gall. I. 40. de bell. Ilispan. c. 30. Dio Cass. XXXVIII. 4G.
2) Hormayr, Wiens Geschichte und Denkwürdigkeiten. I. 1. 88. „Das ist dieselbe Legion, die Cäsar vor andern
geliebt, die er meist persönlich befehligt. — Sie ist die zehnte, doppelte Legion, legio X gemina genannt.“
3) Suetpn. Octav. c. 24. Decimam lagionem contumacius parentem cum ignominia totam dimisit.
4) Dio CaSS. LIII. 26: IlavBapevov de rov xofepov tovtov , 6 Avyovßtog rovf pev äfujfixefiTeQovg tüv ßrpanwrwv
äftijxe xai xofiv avroi; ev stvßitavia T>]'v AvyovOrav ’ Hpegltav xafovpevqv xriBai edtoxe. Florez Medall. de
Espan. I. Tav. VI. 1. Eckhel doctr. num. veter. I. 12. PERM • CAES • AVG. C-A-E’LEWX i. e. Permissione
Caesaris Augusti Colonia Augusta Emerita legiones V (et) X.
5) Florez 1. c. T. VIII. 8. Eck hol 1. c. I. 19: PERM • CAES • AVG • COL • PATRIC • LE V'X.
 
Annotationen