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Bernoulli, Johann Jacob
Die erhaltenen Darstellungen Alexanders des Grossen: ein Nachtrag zur griechischen Ikonographie — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1010#0141
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138 BEZIEHUNGEN AUF ÜBERLIEFERTE DENKMÄLER

desselben.> Von diesem Denkmal sind bekanntlich die verschiedenen
Basen wieder aufgefunden worden. Aus ihnen glaubt Treu2 ent-
nehmen zu können, dass das Ganze eine bogenförmige Grundfläche
hatte und dass alle Figuren stehend und nicht über Lebensgrösse
dargestellt waren, in der Mitte Philipp, rechts und links Alexander
und Amyntas, zu äusserst Olympias und Euridike. — Wenn Philipp
wirklich der Stifter war, wie Pausanias sagt, so muss der Bau samt
dem Entwurf der darin aufgestellten Gruppe vor das Jahr 336 (Philipps
Tod) fallen, also etwa ins IQ. Altersjahr seines Sohnes. Damals weilte
Alexander geraume Zeit in Athen, wo Leochares vermutlich sein
Atelier hatte und wo die Modelle für das Denkmal aufgenommen
werden konnten. Die Ausführung in Gold und Elfenbein mag freilich
eine längere Zeit als nur ein Jahr erfordert haben.8 Auch hätte Philipp
selber gewiss nicht seine mit ihm zerfallene Gemahlin Olympias statt
der eben geheirateten Kleopatra in der Familiengruppe bilden lassen;
dies geschah sicher erst unter und durch Alexander. Aber die für
die anderen Bildnisse nötigen Vorstudien und Modelle schlössen
sich ohne Zweifel unmittelbar der Stiftung an, und diese allein
konnten dann auch für die Wiederholungen in Marmor verwendet
werden; denn Gold- und Elfenbein werke gestatteten natürlich keine
mechanischen Nachbildungen.

Dem Alter und dem Stil nach kommen nun von den mit mehr
oder weniger Recht auf Alexander gedeuteten Bildnissen am ehesten
die rondaninische Statue in München (Kopp), der Erbacher Typus
(Stark), der Kopf des brit. Museums (Klein) und wenn es Alexander,
der Kopf Barracco (Heibig) für den 19jährigen Königssohn der
Philippeiongruppe in Betracht.

Davon dürfte indes die rondaninische Statue schon ihrer
Nacktheit wegen aus der Concurrenz wegfallen, indem die Gold-
elf enbeinfiguren aus Gründen der Technik wahrscheinlich samt
und sonders bekleidet waren.* Nackte Statuen wurden in Elfenbein
gewiss nur ausnahmsweise oder in kleinerem Masse gebildet. Hauser
meint auch5, der rondaninische Alexander würde seines eigentüm-
lichen Standes wegen einen breiteren Basisblock erfordert haben, als

1 Vgl. Brunn-Künstiergesch. 1. p. 389.

» Arch. Ztg. 1882. p. 68ff.

;t Ad. Bötticher Olympia, p. 343.

'Häuser bei Arndt Portr. 186; Heibig Mon. Lincei VI. p. 80. 2.

* A. a. O.
 
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