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DIE GRUPPE DES LEOCHARES 139

der an Ort und Stelle aufgefundene. Darüber kann ich nicht urteilen;
aber jedenfalls würde er eine bei Bildnisstatuen ungewöhnliche
Composition voraussetzen, wie wir sie kaum mit den fünf von ein-
ander getrennten Plinthen .in Einklang bringen können. Wenn es
mit der Reconstruktion der halbkreisförmigen Basis seine Richtigkeit
hat, so folgt daraus fast notwendig, dass jede der fünf Statuen, wie
sie ihre besondere Plinthe hatte, ein abgeschlossenes Werk für sich
bildete, ohne äussere Beziehung zu den Nebenstatuen. — Und dieser
letztere Grund ist auch massgebend, um die Köpfe des brit.
Museums und der Sammlung Barracco von der Anwartschaft auf
die Gruppe auszuschHessen; auch ihnen fehlt die Abgeschlossenheit
und der beziehungslose Porträtcharakter. Die Statuen, denen sie
event. angehört haben, waren wie das Original des capitoünischen
Kopfes in einer bestimmten Situation oder einer bestimmten pathe-
tischen Stimmung aufgefasst. Wie sollte man sich den schwärmerischen,
fast verzückten Ausdruck des Londoner oder die starke Bewegung
des Barracco-Kopfes bei dem Alexander des Philippeion erklären?

Ein ausschliesslich ethisches Porträt dagegen und eines, das,
so viel man aus dem blossen Kopfe entnehmen kann, nur Porträt
sein will, liegt dem Erbacher Typus zu Grunde, dessen originalste
Gestalt uns in dem athenischen Kopf erhalten ist. Und dass dieser
nicht von Lysippos, wohl aber aller Wahrscheinlichkeit nach von
einem attischen Meister herrührt, dürfte nach den oben gegebenen
Ausführungen kaum bezweifelt werden. Wenn daher die Deutung
auf Alexander richtig, und wenn überhaupt eines der vier genannten
Denkmäler auf das Werk des Laochares Anspruch machen kann, so
wäre es dieses.

Neuerdings ist als fünfter Kandidat auch noch die sehr be-
strittene Statue von Magnesia aufgestellt worden.1 Wir haben
gegen die Zeit- und Stilbestimmung, dass es das Werk eines attischen
Künstlers aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, nichts einzu-
wenden, und wenn das Schwert in der Linken sich bewahrheiten
sollte, wird man auch ferner mit der Wiegand'schen Deutung rechnen
müssen. Doch m. E. ohne die Waldhauer'schen „Repliken", die,
wenn es wirklich solche wären, zwar für die Berühmtheit der Person,
aber keineswegs für ihre Alexanderbedeutung sprächen. Im Übrigen
argumentiert Waldhauer zum Teil sonderbar. Nach Hauser, sagt er,

1 S. Waluliatier Über einige Portr. p. 47ff.
 
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