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V

Ausgabe

Südwest

NIELPREIS 15 PFENNIG / NUNCHEN. 4. APRIL 1942 /10. JAHRGANG / FOLGE 7

Um die geistige Einheit!

Europas Jugend

dr. h. w. München, 4. April 1942

Mit dem Beginn dieses Frühjahrs ist in
dem großen Weltkrieg, der jetzt alle Kon-
tinente der Erdkugel in Mitleidenschaft ge-
zogen hat, ein Augenblick eingetreten, in dem
die beiderseitigen Fronten noch einmal vor
Beginn neuer und großer Entscheidungen ihre
Positionen prüfen können. Das Großdeutsche
Reich und die mit ihm verbündeten Nationen
können diese Prüfung in ruhiger Sicherheit
vornehmen. Sie wissen aus prophezeienden
Andeutungen der Gegner und vor allem' aus
übermütigen Tiraden des Herrn Churchill, daß
dieser Winter den gemeinsamen Feinden
nicht die Erfüllung ihrer Kriegswünsche ge-
bracht hat. Engländer, Nordamerikaner und
Bolschewisten dachten sich den Verlauf des
Krieges in diesem Winter weiß Gott anders.
Die einen wollten in Afrika eine durchschla-
gende Offensive zum endgültigen Erfolg füh-
ren und dann mit der Beherrschung des Mittei-
mers vielleicht einen Angriff auf Italien an-
setzen, die anderen wollten Japan weiter er-

herausbrjn,en {fnd weiterhin stiller Teilhaber

und Verdiener dieses Krieges sein, und die
Bolschewisten wollten eine ganz großangelegte
Winteroffensive zum endgültigen Zusammen-
bruch der deutschen Front durchführen. Alle
diese Pläne sind gescheitert. Die Engländer
haben in Afrika nichts erreicht, sie stehen un-
gefähr da wieder, wo sie bei Beginn ihrer
großprahlerisch angekündigten Offensive stan-
den. Nordamerika trat in diesen Krieg unter
anderen Vorzeichen ein, als es sich selbst
wünschte und dachte. Beiden ist. inzwischen
in Ostasien dank der wuchtigen japanischen
Schläge der Atem ziemlich ausgegangen. Die
Bolschewisten aber haben unter Durchführung
der größten Massenangriffe und unter wahn-
sinniger Opferung von zahllosen Menschenleben
im Osten nichts Entscheidendes erreicht. Die
tapferen deutschen Soldaten, in ihrer Mitte
unseren studentischen Kameraden, haben
unter den unsagbar schwersten Umständen
durchgehalten und keine großen operativen
Erfolge der Bolschewisten zugelassen.

Das ist das Fazit dieses Winters. Wir wis-

Aus dem Inhalt:

Dr. Heinz Wolff:

Europas Jugend

Prof. Edvin Linkomies:

Universität als Zentrum finnischer
Kultur

Anastas 5 a I a m b a s c h e f f:

Die bulgarische Studentenschaft

Ingeborg A m m a n n-W e i n f u r tn e r:

Ceylon, die Perle Indiens

Dr. Paul Grabein:

Studentisches Brauchtum und sein
Ursprung

Otto Heinz Rüb:

Der geistige Kämpfer im Kriege

Prof. Dr. O. Kutmer:

Schule und Hochschule

Ferdinand Kern :

Vergeistigung und Symbolik
im Filmschaffen

Hugo Friedrich Enge!:

Libyen (ein Bildbericht)

Froh und zuversichtlich blickt die bulgarische Jugend in die Zukunft

.Aufn.: Eller-Bayaria

TiiMHiiiHnuHiiiiiiiiitii!nMiifiiHiMMnuunniii[[i[nnuuniinniiuiii[iM!iMit|inuUMiiuMiiiiiMiiiiMiiMuuiiiiiii[ii!iiiiNiniiiiitiiiiiMMiiiiuiinitiuiHii

sen alle, daß dieser Winter für Deutschland
nicht leicht war. Es wäre falsch, diese Tat-
sache beschönigen zu wollen. Aber das Kriegs-
glück hat sich nicht gewandelt. Die Erfolge
sind allein auf unserer Seite. Es gilt jetzt die
Parole „Sieg um jeden Preis" unter
allen Umständen durchzuführen, ohne Rück-
sicht auf die vielleicht noch kommenden Ent-
behrungen, Einschränkungen oder gar Opfer.

Dieser Uberblick darf vom deutschen Stu-
dentcntum dazu benutzt werden, auch auszu-
sprechen, daß die geistige Rüstung und das
geistige Erwachen eines ganzen Kontinents,
nämlich Europas, das sich zum Teil auf den
Schlachtfeldern im Osten abzuzeichnen be-
ginnt, seinen besonderen Niederschlag bei der
europäischen. Jugend und hier vor allen Din-
gen bei der akademischen Jugend der euro-
päischen Länder finden muß. Bei den Freiwil-
ligen aus vielen europäischen Ländern, die
jetzt seit Monaten an der Ostfront kämpfen,
stehen vor allen Ding-en Studenten aus diesen
Ländern. Wir wissen, daß unsere italienischen
Kameraden freiwillig an der Ostfront kämp-
fen, wir kennen den Einsatz unserer spani-
schen Kameraden, an deren Spitze der spa-
nische Studentenführer G u i t a r t. e selbst als
Freiwilliger steht.

Wir haben von den ungarischen, kroati-

schen, rumänischen und slowakischen Studen-
ten gehört, wir wissen den Einsatz der Studen-
ten der germanischen und nordischen. Länder
zu schätzen, wir stellen auch mit Befriedigung
fest, daß sich bei der französischen studenti-
schen Jugend neue Kräfte regen, die sogar
aktiven Einsatz fordern und ableisten, wir be-
wundern aber vor allen Dingen das tapfere
Finnland und die tapfere finnische Jugend, in
ihrer Mitte Finnlands Studenten, die jetzt zum
zweiten Male in kurzer Zeit gegen den Welt-
feind kämpfen.

• Wir sind nun der Uberzeugung, daß diese
neue auf den Schlachtfeldern sich abzeichnende
Einheit auch ihren geistigen Widerhall finden
muß und finden wird. . Europas Jugend steht
jetzt an dem Wendepunkt, an dem sie zum
ersten Male in ihrer ganzen Geschichte sich
geistig vollkommen einigen kann und mit ihren
bescheidenen, aber doch umsichtigen Kräften

, an einer schon in Umrissen sichtbar werden-
den Neuordnung des Kontinents mitarbeiten
kann. Wir glauben, daß die akademische Ju-
gend der europäischen Länder, die bereits
sicher auf der Grundlage des neuen Europa
stehen, sehr bald die geistige Einheit sich selbst
schaffen wird, um dann für alle Zeiten gemein-
sam zu arbeiten und in eine glücklichere Zu-
kunft vorzustoßen.

Universität als Zentrum
finnischer Kultur

Von Professor Edvin Linkomies
Stellvertretender Rektor der Universität Helsinki

Es gibt kaum eine andere Nation, für deren
geistige Entwicklung die Universität eine so
entscheidende Bedeutung gehabt hat, Wie für
die finnische. Seit der Gründung ihrer Staats-
universität sind jetzt 300 Jahre vergangen. In
dieser Universität konzentrierte sich im Ver-
laufe von 2'A Jahrhunderten nahezu das ge-
samte Kulturleben Finnlands. Von der Univer-
sität gingen die Anregungen aus, die das fin-
nische Volk zu völkischem Selbstbe-
wußtsein erweckten. Außer der uralten
V o 1 k s d i c h t un g und Volksmusik ent-
wickelten sich auch das nationale Schrift-
t u m und die nationale Musik zunächst im
Schutze der Universität. In diesen Mauern hat
stets freier Wind geweht und die oft gewohnte
Einseitigkeit und Gebundenheit vertrieben.
Darüber hinaus liegt es in den eigentümlichen
Lebensverhältnissen Finnlands begründet, daß
die wechselseitige Wirkung zwischen - den im
Volke lebendigen, naturgegebenen Kräften und
der ,,intellektueller" eingestellten akademi-

war. Von der Universität ging in vielfachen

Strömen der Einfluß aus, der das finnische
Volk in allen seinen Schichten zu einer kul-
turtragenden Gesamtheit formte. Aus
den natürlichen Kraftquellen des Volkes er-
hielt die Universität ihrerseits immer wieder
frische geistige Energie. Das Volk hat die Uni-
versität als einen geistigen Kraftquell erkannt;
die Universität wiederum war sich ihrer Pflicht
gegen das Volk, dem zu dienen sie bestimmt
war, bewußt. Schon zu einer Zeit als auf der
Universität noch kaum in finnischer Sprache
unterrichtet wurde, sondern der Unterricht aus
historischen Gegebenheiten beinahe ausschließ-
lich in schwedischer Sprache geführt wurde,
war der Universität ihre Verpflichtung für das
finnische Volk und seine Kultur gegenwärtig.
So läßt sich der tiefgehende Einfluß verstehen,
den die Universität auf das finnische Geistes-
leben ausgeübt hat.

Deutschlands Universitäten aSs Vorbild

Bevor in Finnland 1640 eine Universität ge-
gründet wurde, studierte die finnische Jugend
hauptsächlich an Deutsch landsUniver-
s i t ä t e n. Zahlreiche finnische Studenten ha-
ben ihren Namen in die Matrikel der Univer-
sitäten von Prag, Leipzig, Wittenberg, Rostock
und Greifswald eingetragen. Von den finni-
schen Studenten wurde Rostock vor allem be-
vorzugt und sie gaben ihr den Namen ,,Rosen-
stadt": Urbs rosarum. Durch das Studium in
Deutschland wurde der Boden für eine eigene
Universität vorbereitet. Die große und ent-
scheidende Bedeutung einer Landesuniversität
erkannte man sofort, als sie auf Veranlassung
des edlen schwedischen Generalgouverneurs,

1 des um Finnlands Entwicklung hochverdienten
Peter'Brahe, vor nunmehr 300 Jahren in der
damaligen Hauptstadt T u r k u gegründet wor-
den war. Für wie wichtig die Gründung der
Universität auch in geistlichen Kreisen gehal-
ten wurde, geht daraus hervor, daß der da-
malige Bischof von Turku in seinem an die
Geistlichkeit gerichteten Rundschreiben äußerte,
daß seit der Erschaffung der Welt dem finni-
schen Volk kein so großes Glück vergönnt ge-
wesen sei, wie durch die Gründung einer

, Universität.

Die Universität Turku war in vieler Hinsicht
eine andersartige Anstalt als die jetzige, im
Jahre 1828 nach der neuen Hauptstadt Helsinki
verlegte Staatsuniversität. Lange Zeit hindurch
war das Gepräge der Universität stark theo-
logisch, das jedoch allmählich zurückging, als
die Wissenschaftsgebiete sich verzweigten und
sonderten. Gleichzeitig entwickelte sich das
Bewußtsein der völkischen Aufgabe der Uni-
versität: Lehrer und-Studenten wußten sich
vor allem anderen dem Lande zugehörig, das
den Namen S u o m i trägt. Dieses Land war
freilich noch nicht im politischen Sinne selb-
ständig, sondern nur ein mit weitgehend freien
Rechten ausgestatteter Teil des schwedischen
Reiches; doch hatte es unter anderem seine
eigene reiche Volkssprache, die auch zu einer
außerordentlich schönen Volksdichtung führte.
Diese Volksdichtung wurde bald zum

(Forlsetzung auf Seite 2)
 
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