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Die bulgarische Studentenschaft

In jedem modernen Staat ist die Jugend Ge-
genstand besonderer Aufmerksamkeit. Jeder
wohlgesinnte und weitblickende Staatsmann
betrachtet die Jugend als die Zukunft seines
Staates, als Träger jener sittlichen und physi-
schen Kräfte, die die neuen Lebensformen eines
Volkes gestalten. Diese Aufforderung fand ihre
beste und überzeugende Bestätigung in den
Heldentaten der deutschen Jugend, die seit
Anfang des Krieges nicht nur im Felde, son-
dern auch in der Heimat Ungeheures geleistet
hat. Für uns Ausländer, die das Glück haben,
das kriegführende Deutschland zu erleben, ist
die deutsche Jugend die bestorganiserte
in der Welt. Nur ein Volk, das solch eine
Jugend hat, kann hoffnungsvoll auf seine
Zukunft blicken.

Die Jugendbewegung in Bulgarien blickt
auf eine langjährige Entwicklung zurück. Nach
langem Suchen ist sie nunmehr, durch die
mächtige Unterstützung der Regierung, auf
dem Wege, ihre beste Lösung zu finden. Die
Organisation der bulgarischen Jugend „Bran-
nik", die nach dem Vorbild der HJ.-Ofgani-
sation aufgebaut ist, w'ird fortan die Sorge
für die allseitige Ausbildung und Erziehung
der bulgarischen Jugend tragen.

Die heutige bulgarische Jugend stellt jene
Generation dar, die in den ersten Nachkriegs-
jahren zur Welt gekommen ist. Das besiegte
Bulgarien, das unter den schweren Folgen des
verlorenen Krieges zu leiden hatte, konnte
dieser heranwachsenden Jugend nicht beson-
ders günstige Lebens- und Entwicklungsmög-
lichkeiten bieten. Väter und Kinder hatten
einen hartnäckigen Lebenskampf zu führen.
Und so kam es vor, daß schon in den ersten
Schuljahren jeder junge Bulgare sehr stark
die große Ungerechtigkeit, die durch den
Schandfrieden von Neuilly Bulgarien aufge-
zwungen wurde, empfand.

Unter diesem Einfluß begann auch die gei-
' stige, körperliche und nationale Ausbildung
und Ertüchtigung der bulgarischen akademi-
schen Jugend.

In den letzten zwanzig Jahren war die bul-
' garische Studentenschaft der wahrhaftige Ba-
"rometer aller jener Schwankungen, die in die-
"sem Zeitabschnitt für das innerpolitische Leben
"Bulgariens bezeichnend waren. Der unbeein-
flußte, nationalgesinnte bulgarische Akademi-
ker ist immer seiner Pflicht bewußt gewesen,
"und jedesmal, wo es nur möglich war, hat er
die nationalen Interessen Bulgariens in bester
Weise vertreten und verteidigt. Diese seine
Bestrebungen haben fast immer die Mißbillig
'gung der Sieger vom Weltkriege gefunden und
■bei vielen Gelegenheiten war die vaterlän-
dische Studentenschaft schandhaften Verfol-
• gungen ausgeliefert.

Der Bulgarische Nationale Studentenbund

r3^- ■,^p-i'~^ir"m *W Tiiilmri-

ISRChen Studentenschaft, den inneren politischen

und wirtschaftlichen Verhältnissen der Nach-
kriegszeit entsprechend, zeigt eine lange Reihe
von erbitterten Kämpfen, die zwischen den ein-
zelnen akademischen Vereinigungen auf politi-
scher Grundlage geführt wurden. Es waren Zei-
ten, wo keine wohlgeplante und organisierte
Tätigkeit möglich war. Für die Beseitigung die-
ses Wirrwarrs und zur Schaffung der für eine
erfolgreiche Arbeit notwendigen Bedingungen
hat sich besonders große Verdienste der vor
mehr als 15 Jahren gegründete Bulgarische
Nationale Studentenbund erworben.
Die Hauptaufgabe dieses Studentenbundes war,
die nationalgesinnten Studenten zu vereinigen
und eine planmäßige Tätigkeit durchzuführen,
die die politische und vaterländische Erziehung
und Ertüchtigung der akademischen Jugend Bul-
gariens erzielte. • ' • •• ,

Mehr als je ist die bulgarische Studenten-
schaft in den heutigen geschichtlichen Tagen
einig und opferbereit, denn die Ideale, die den
bisherigen Kampf der bulgarischen Studenten
bedingten, sind nunmehr eine Wirklichkeit.
Und gerade diese ersehnte Wirklichkeit erfüllt
mit Hoffnung jedes bulgarische Herz, gleich-
zeitig aber verpflichtet sie und stellt Anforde-
rungen, die jeder bereitwilligst entgegenneh-
men wird. Denn es handelt sich nicht nur um
die Zukunft Großbulgariens, sondern um die

Von Anastas Salambascheff

Zukunft und das Wohlergehen eines neuen
Europa, einer neuen Welt.

Ganz Bulgarien und insbesondere die bulga-
rische Studentenschaft feierte am 27. November
1941 die Vernichtung des Schand-
friedens von Neuilly, welche infolge
der glänzenden Siege der deutschen Armeen
zustandegekommen ist. Im Laufe von zwanzig
Jahren führte die vaterländische bulgarische
akademische Jugend den Kampf gegen das Dik-
tat von Neuilly. Und heute, wo die ersehnte Eini-
gung des bulgarischen Volkes erreicht ist, ist
die Genugtuung dieser Jugend sehr groß. Denn
zum erstenmal seit zwanzig Jahren durfte diese
Jugend ihrem Willen und ihren Gefühlen Aus-
druck geben, während sie früher nur still-
schweigend oder illegal gegen das Diktat von
Neuilly durch die Straßen Sofias manifestieren
konnte.

Die Dobrudscha, die Westgebiete, fast ganz
Mazedonien und das Gebiet am Ägäischen
Meer, alle diese Länder, auf die das bulgari-
sche Volk unbestrittene Rechte hatte, sind
heute in die Grenzen des bulgarischen Staates
eingeschlossen. Die Ideale, für welche das bul-
garische Volk seit mehr als sechzig Jahren un-
unterbrochene Kämpfe geführt hatte, sind
heute auf dem Wege zu ihrer Verwirklichung.

Während bisher der bulgarische Akademiker
stets der Unsicherheit der wirtschaftlichen
Konjunktur und den daraus entstehenden
Schwierigkeiten ausgeliefert war, ist ihm heute
ein dankbares Betätigungsfeld sichergestellt
worden. Er kann nunmehr alle seine geistigen
und physischen Kräfte für den allseitigen Auf-
bau Großbulgariens und somit des neuen
Europas einsetzen.

Die neuere bulgarische Geschichte ist sturm-
bewegt, obwohl die Bulgaren von Natur aus
friedliebend und überlegend sind. Sie beginnt
mit einem großartigen Aufstand im Jahre 1876.
als ein kleines unbewaffnetes Volk den Mut

hatte zu glauben, daß es mit Tapferkeit allein
gegen das ottomanische Reich kämpfen und
sich befreien könne. Erst 1878 hat sich Bul-
garien von der Türkenherrschaft befreit und
war später an verschiedenen Kriegen beteiligt.
Trotz allen Unheils ist es aber ein Organismus
geblieben, von dem Kraftströme auf die ande-
ren südeuropäischen' Völker ausgehen.
. Bulgarien ist das einzige von den im Welt-
kriege besiegten Ländern, das seine Staatsform
nach dem Zusammenbruch nicht änderte und
die Kontinuität seiner Entwicklung bewahren
konnte. Dieser Konservativismus war ein Aus-
druck des gesunden Volksinslinktes.

Die nationale Selbständigkeit Bulgariens be-
ruht geschichtlich in erster Linie auf der . un-
verwüstlichen Lebenskraft eines Bauerntums,
das seine völkischen Bräuche mit zäher Ent-
schlossenheit durch die Jahrhunderte hindurch-
getragen hat. Diese einzigartige Kraft spürt
man heute bei jedem bulgarischen Studenten,
denn die bulgarischen Akademiker sind Söhne
dieses gesunden, urwüchsigen Bauerntums.

Sofia, die bedeutendste Universität

Unter fünf Hochschulen und Akademien ist
die Sofioter Universität die bedeutendste Bil-
dungsstätte der bulgarischen Jugend.

Im Jahre 1887 als eine Hochschule geplant,
gestaltet dieses erste bulgarische Kulturinstitut
der neueren Zeit bald seine innere Organisa-
tion aus, entwickelt sich in einer ungewöhn-
lich kurzen Zeit und erhebt sich nicht nur als
Stätte des Wissens und der Kultur, sondern
auch als die Verkörperung des bulgarischen
nationalen Gedankens und der bulgarischen
nationalen Kultur.

In der bulgarischen Universität bekam,in den
letzten vier Jahrzehnten fast die ganze bulga-
rische Intelligenz ihre geistige Taufe. Durch die
Universität und ihre Vertreter trug das bulga-

rische Volk auch seinen Teil für die wissen-
schaftliche Schatzkammer deY Welt bei.

Aus der einzigen bulgarischen Universität
werden heute und in Zukunft alle- jene1 ge-
sunden Kräfte hervorgehen, die dazu erkoren
sind, ein mächtiges, geeintes, in seinen ethni-
schen Grenzen großes Bulgarien als Träger von
mehr Kultur und Menschlichkeit auf dem Bal-
kan zu schaffen.

Mit regem fnteresse und Anteilnahme ver-
folgt die bulgarische Studentenschaft den groß-
artigen Kampf gegen den Weltfeind — den
Kommunismus.

In der Überzeugung und in dem Bewußtsein,
daß es in seinem eigenen Territorium über
die Gefahr, die der Kommunismus für alle
Völker darstellt, Herr geworden ist, nahm
Bulgarien mit Freude die ihm gemachte Ein-
ladung an und schloß sich den Staaten aus
dem Pakt gegen den Kommunismus mit dem
festen Entschluß an, mit seinen Kräften und
Erfahrungen dazu beizutragen, daß alle mit
vereinten Bemühungen das gesteckte Ziel er-
reichen: die völlige Vernichtung des Kommu-
nismus im Namen der europäischen Kultur
und der europäischen Zukunft. Mit seinem
Beitritt zum Anti-Kominternpakt ist Bulgarien
hinsichtlich des. internationalen Kommunismus
heute im klaren, so wie es auch in bezug auf
alle andern Fragen im klaren ist. Dieser Bei-
tritt ist eine logische Folge der klaren und
geradlinigen Politik, welche Bulgarien in bezug
auf den internationalen Kommunismus seit zwei
Jahrzehnten geführt hat.

Wie bisher wird die bulgarische akademische
Jugend auch fortan mit allen ihren sittlichen
und physischen Kräften für die Wohlfahrt des
bulgarischen Volkes, für die Größe des Vater-
landes und für den Ruhm des bulgarischen
Thrones arbeiten.

Die bulgarische Studentenschaft und das bul-
garische Volk sind fleißig am Werke, um die
Aufgaben zu erfüllen, die ihnen jetzt gestellt
sind, damit auch Bulgarien seinen Platz im
neuen Europa einnehmen kann.

Das ganze Volk und insbesondere die bulga-
rische Jugend ist davon überzeugt, daß dieses
neue Europa durch die deutschen Waffensiege
Gestalt gewinnen wird.

Ceylon, die Perle Indiens

Von Ingeborg Ammann-Weinfurtner

Durch den Fall Singapurs ist die Stellung
Englands auch in Mittelasien ins Wanken
geraten. Der Bengalische Meerbusen liegt
im Wirkungsbereich der japanischen Luit-
Hotte und der Indische Ozean wird durch
japanische U-Boote gelährdet. So ist es ver-
ständlich, daß der Gouverneur von Colombo,
der Hauptstadt Ceylons, die Evakuierung
dieser Stadt angeordnet hat.

Selten hat die Natur ein Stück Etde mit so
vipI Schönheit und einem so Ungeheuren Reich-
tum an Naturschätzen br-uacht, wie gerade die
Insel Ceylon, 'die? 'an der ^ß"dsp"ftzeT'-i"v%rcfer-

indiens liegt und etwa die Größe des rechts-
rheinischen Bayern hat. Wegen ihrer außer-
ordentlichen Tropenschönheit glaubte man hier
den Garten Eden, das Paradies der ersten Men-
schen, gefunden zu haben. So trägt Ceylons
höchster Berg den Namen „Adamspik" (2260
Meter), und die Felsenriffe und Sandbänke, die
zwischen der Insel und dem Festland liegen,
haben die Bezeichnung „Adamsbrücke" er-
halten.

Schon den Römern war die an Edelsteinen
und Gewürzen reiche Insel bekannt (Ausgra-
bung der Indischen Venus in Pompeji). Im Zeit-
alter der Entdeckungen faßten zuerst die Por-
tugiesen hier Fuß, wurden aber hundert Jahre
später von den Holländern verdrängt, die ihrer-
seits 1815 den Engländern weichen mußten.

Die Briten hatten diesen ungefaßten Edelstein
sofort erkannt und bewachten ihn wohl, war es
doch die Perle Indiens, die sie besaßen.

Die Bevölkerung setzt sich aus Singhalesen,
Parsen, Juden, Malaien, Mauren und Eurosiern
(Nachkommen aus Mischehen zwischen Portu-
giesen, Holländern und Engländern mit Ein-
geborenen) zusammen. Das Klima der Insel ist
iür Europäer erträglicher als das des benach-
barten Festlandes, denn von allen Seiten
streicht die Brise über die Landschaft und läßt

^iMiliiliiirciriiiiiiiiii i iiiiiiiilillii iinr iririiniiiiiiiiiiif iilinillliniil irf rii miimmmi illiliniiMMnnJ M rni ririnrii iiiiiiiiin i iii ii imi Ii rinir j n ri rj Ii i ini Ii Ii ti iiiiiii

Universität als Zentrum finnischer Kultur

(Fortsetzung von Seite 1)

Gegenstand wissenschaftlicher
Forschung, sie wurde gesammelt und bald
zum finnischen Volksepos, dem K a 1 e v a 1 a ,
zusammengefügt. Der 1804 verstorbene „Vater
der finnischen Geschichte" Henrik Gabriel
Porthan, der seiner Herkunft nach reiner
Finne war, hat eine grundlegende Abhandlung
„De poesi Fennica" geschrieben. Mit seinen
Studien hat er auch über unklare Entwick-
lungsstufen der frühesten Geschichte Finnlands
Licht geworfen. Ohne das Bewußtsein der be-
sonderen völkischen Eigenart des finnischen
Volkes wäre sein Lebenswerk undenkbar ge-
wesen.

Auch während der russischen Zeit
konnte die Universität im allgemeinen unge-
stört für die völkische finnische Kultur arbei-
ten. Diese freie Atmosphäre, die in der Univer-
sität herrschte, wirkte befruchtend auf die
Denkweise und Gesinnung der an der Univer-
sität heranwachsenden gebildeten Kreise. In
dieser Universität schliff Finnlands großer
nationaler Erwecker, Johann Wihelm S n e 11 -
man, an der GrundLage der Hegel sehen
Philosophie die Gedankenwerkzeuge, mit
denen er seine Nationalitätslehre entwickelte.
Snellman war an der Universität Professor der
Philosophie. Die meisten anderen nationalen
Erwecker sind ebenfalls Lehrer an den Hoch-
schulen gewesen. Deshalb war es nicht zufällig,
daß auch der Gedanke, vollkommene Selbstän-
digkeit zu erreichen, zuerst unter der Studen-

Seite 2 / Die Bewegung / Folge 7

tenjugend keimte und sichtbaren Ausdruck
bekam.

Daß die Gedanken und dann die Jugend
selbst sich gerade Deutschland zuwandten,
hatte seine Ursache nicht in politischen Kon-
junkturen, sondern der natürliche und tiefere
Grund hierzu war der durch wesensmäßige
Verbundenheit angeregte geistige Austausch,
der die finnische Universität mit der deutschen
Wissenschaft und den deutschen Hochschulen
stets verbunden hat.

Die Tätigkeit der finnischen Staatsuniversität
diente zu einer Zeit, da Finnland noch nicht
seine volle Unabhängigkeit besaß, der Vor-
bereitung der Selbständigkeit. Das war nur
möglich, weil man sich an der Universität
nicht nur auf wissenschaftliche Ziele im engen
Sinne des Wortes beschränkte, sondern die
studierende Jugend in weitschauendem völki-
schen Geiste leitete. Die Universität hat ihre
Aufgabe nicht nur als Förderer zwischenvölki-
scher, vom eigenen Volkstum unabhängiger
Wissenschaft aufgefaßt, sondern hat auch dann
nicht die Berührung mit dem heimatlichen
Grund und Boden verloren, wenn es sich um
allen Kulturvölkern gemeinsame Forschungs-
gebiete handelte. Es ist für Finnland von ent-
scheidender völkischer Bedeutung, daß seine
Landesuniversität nicht zu einer bloßen Vor-
bereitungsanstalt für Spezialforscher und Be-
amte wurde und geworden ist, sondern, daß
sie es als ihre Hauptaufgabe betrachtet, das
eigene Volk geistig und seelisch zu stählen
und so zur Erfüllung seiner ureigensten völki-
schen Aufgaben und jahrhundertalten Ver-
pflichtungen im nordischen Raum beizutragen.

die tropische Hitze nicht so drückend erschei-
nen. Die Sümpfe, aus denen giftige Gase stie-
gen und Fieberkrankheiten hervorriefen, wur-
den trocken gelegt, Staubecken für Trinkwasser
gebaut und der Urwald stellenweise gerodet.
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, als man
Straßen durch den Urwald vortrieb, stieß man
auf die Ruinen einer fast vergessenen Königs-
stadt, die durch Kriege zerstört, seit Jahrhun-
derten in der Umschlingung des Urwalds, in
tiefem Dornröschenschlaf gelegen hatte. Tem-
"n^ r>» 1 o.«tfltj."l »r»<»n.' "nr. .Iah rf au senden yon
. .sjnghalesi.schen Herrschern errichtet, Backstein-
bauten, die die Höhe der Pyramiden von Mem-
phis erreichten, geben Zeugnis von einer ge-
waltigen Kultur und Vergangenheit.

Chronisten aus dem 4. und 5. Jahrhundert
n. Chr. wissen von dem märchenhaften Glanz
und Reichtum der Könige zu berichten, die
aus goldenen Schüsseln speisten und deren Pa-
läste und Tempel mit Kuppeln aus Gold und
Bronze gekrönt waren. Heute liegen an der
Stätte entschwundener Pracht, auf sonnendurch-
glühten Steinplatten träge Schlangen, und zwi-
schen umgestürzten Säulen und zertrümmer-
ten Statuen tollen ausgelassene Affenherden.
Des Nachts zerreißt das Trompeten von Ele-
fanten die Stille, und der Panther schleicht
lautlos durchs Gebüsch. In den dunklen Ur-
waldflüssen aber wimmelt es von Krokodilen.

Als unser Schiff sich Ceylon näherte, tauchte
aus der Ferne der bizarre, einer Götterburg glei-
chende, Adamspik in den bläulichen Dienst des
Morgens. Indiens Sonne brannte unbarmherzig
vom klaren Himmel hernieder, und das Meer
gleißte und schmerzte die Augen. Eine Un-
menge Eingeborener in ihren sonderbaren Ein-
bäumen (Kanus mit mächtigen Auslegern, die
das Gleichgewicht halten), begleiteten unser
langsam fahrendes Schiff, das sich seinen Weg
durch die vielen fremden Handelsdampfer und
die grauen Ungetüme britischer Kriegsschiffe
zum Landeplatz bahnte.

Kaum hatten wir an der Mole festgemacht,
als sich die eingeborenen Händler mit erstaun-
licher Fertigkeit durch die offene Ladelucke
des Zwischendecks zwängten und sich wie eine
Flut in das Innere des Schiffes ergossen. Hotel-
diener und Geldwechsler schrien vor den Ka-
binentüren und warteten, bis sie sich auf ihre
Opfer stürzen konnten.

Auf dem oberen Promenadedeck sah es aus
wie in einem Bazar. Der Boden war bedeckt
mit Herrlichkeiten aller Art. Hier saßen braun- .
häutige Männer und ließen aus unscheinbaren
Leinwandsäckchen die schönsten Edelsteine und
Perlen rollen, die Ceylons Boden so reich und
mühelos hergibt. Die Sonnenstrahlen brachen
sich hundertfach in dem feinen Schliff der Ru-
bine, Saphire, Turmaline und Topase, die, auf
weicher Watte gebettet, vor uns funkelten. A's
Neuling muß man mit dem Ankauf solcher
Edelsteine sehr vorsichtig sein und lieber einen
Kenner zu Rate ziehen, denn manches Stück-
chen gefärbten Glases, aus der Tschecho-Slowa-
kei stammend, wird dem Unwissenden für
teures Geld „angedreht".

Daneben lagen auf schwarzem Samt kostbare
Elfenbeinschnitzereien ausgebreitet. Ja ganze
Elefantenzähne, über und über geschnitzt, ruh-
ten unter schützenden Glaskästen. Gruppen
schreitender Elefanten aus Ebenholz waren in
allen Größen zu haben. Der nächste Händler
verkaufte schöne Gebrauchsgegenstände aus
Schildpatt und Silber. Sein Nachbar hielt ein
netzartiges Gewebe ausgebreitet vor sich hin,
das in Mustern mit unendlich vielen, feinen sil-
bernen Plättchen bestickt war und nach Ge-
wicht zu hohem Preise verkauft wurde.

Die Passagiere umstanden bald in dichten
Gruppen diese Schätze, und im Nu war das im
Orient übliche Handeln und Feilschen im voll-
sten Gange.

Für uns „alte Ostasiaten" hatte dieses Trei-
ben jedoch schon an Reiz verloren, da es sich
in allen Anlegehäfen wiederholt.

Wir zogen vor, uns Stadt und Land zu be-
sehen.

Vor dem großartigen englischen „Galle-Face-
Hotet", das, in Blumen- und Palmenanlagen ge-
>,pHof linmittf nr p.rn Hafen li"at. cHipf-^'n
eTngeborene'r Taxiführer' in . , 'r^en. offenen
Wagen und wartete auf Kundschaft.

Der intelligente, großgewachsene Bursche
sprach fließend englisch und bald hatten wir
einen festen Preis vereinbart, der uns am Ende
der Fahrt vor „Überraschungen" schützen
sollte.

So ging es durch die heißen Straßen Co-
lombos, vorbei an den europäischen Geschäfts-
häusern, Banken, Kinos und Regierungsgebäu-
den. Auch hier wieder, wie in allen britischen
Kolonialhäfen, die weiten, asphaltierten erst-
klassigen Straßen, die immer wieder das Stau-
nen und die Bewunderung der Fremden er-
regen. Der Verkehr wird durch einheimische
Schutzleute geregelt, die, auf einem hölzernen
Podium stehend, den Tropenhelm auf dem Kopf,
ein schmales, schwarz-weiß-schraffiertes Brett'
quer über den Rücken geschnallt tragen. Durch
Wendung des Körpers" geben sie den Fahr-
zeugen den Weg frei, während die Querrich-
tung gleichzeitig gesperrt ist. Ein praktisches
Verfahren in den heißen Zonen, wo selbst das
Heben der Arme eine Anstrengung bedeutet.

Die heiligen Rinder Indiens kümmern sich
indes auch hier nicht um die polizeiliche Ord-
nung. Wiederkäuend stehen oder liegen sie oft
stundenlang auf der gleichen Stelle und zwin-
gen die Fahrzeuge zu einem weiten Bogen.

In den Nebenstraßen herrscht ein dichtes
Gedränge von Fußgängern, durch das sich Fahr-
zeuge zwängen, von Stieren gezogen, die nicht
größer als ein Esel sind.

Die Hauptmasse des Volkes bilden die Sin-
ghalesen, ein intelligenter, friedlicher und
schöner Menschenschlag. Die Männer tragen
bei entblößtem Oberkörper einen enganliegen-
den buntgeblümten Schurz, der bis zu den Knö-
cheln reicht und oben durch einen Knoten ge-
halten wird. Das blauschwarze lange Haar fällt
entweder offen bis zur Schulter oder ist mit
einem Kamm hochgesteckt. Die Frauen sind
von einer geradezu klassischen Schönheit.
Nichts beeinträchtigt die Erhabenheit und
stolze Haltung ihres Ganges, ob sie nun
schwere Lasten auf dem Kopfe haben oder ihr
Kind, das seitwärts auf der Hüfte sitzt, tragen.
Schwerer silberner Schmuck liegt um ihre brau-
nen Handgelenke und um ihre feinen Fesseln.
Ohrringe und Halsketten sind der gewöhnliche
Schmuck, bei manchen Schönen aber prangt
sogar am Nasenflügel ein Edelstein. Wieder
andere tragen als Kennzeichen ihrer Religion
den schwarzen Punkt auf der Stirne zwischen
den Augenbrauen, der allmorgendlich nach dem
Bade feierlich erneuert wird.

Hauptschriftleiter: Dr. Heinz W o 1 f f. Anschrift der Haupt-
BChriftleitung: München, Schellingstr. 39. Fernruf 20801. Für
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