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Langemarckstudium im germanischen Raum

Von Dr. Clausen, Lehrgangsleiter Hannover

Mehr und mehr wird in unserem Kampf
gegen den Bolschewismus deutlich, daß nicht
nur die unmittelbar bedrohten Staaten, wie
Deutschland, Finnland, Rumänien, Ungarn und
die Slowakei, vor die Existenzfrage gestellt
sind. Lebensgefährlich bedroht waren nicht
allein wir und unsere Verbündeten, son-
dern das gesamte europäische Festland.
Dia jahrtausendealte Kultur des Abend-
landes, die nationalen Eigenarten der Völ-
ker, ja sogar die rassisch-biologische Sub-
stanz sind dem Angriff einer fremden, alles zer-
störenden und nivellierenden syrisch-asiatischen
Welt ausgesetzt. Sollte jetzt verlorengehen,
was Europa in immer neuen gewaltigen Kraft-
anstrengungen geschaffen hatte? Nur Juden
und Bolschewisten können das wünschen. Wer
dagegen das Erbe der Väter als Auftrag sieht
und seinen Geist nicht nur mit pazifistischen
Essenzen nährt, der muß sich heute einreihen
in die Kampffront der jungen und lebensstarken
Völker. Deshalb steht auch der aktivste Teil
aus der Jugend der europäischen Völker an der
Ostfront, um teilzunehmen an der Vernichtung
der Feinde Europas.

Der totale Krieg der Neuheit erfordert jedoch
nicht nur den Einsatz des Soldaten. Er ist nicht
denkbar ohne den Schmied seiner Waffen und
seines vielfältigen Kriegsmaterials. Der Soldat
ist auch nicht ohne den Bauern hinter dem
Pfluge denkbar, ja der Sieg ist nur dann sicher,
wenn jeder an seiner Erringung auf seine
Weise mitarbeitet. Es sind deshalb nicht nur
allein die von den einzelnen europäischen Völ-
kern zum Kampfe entsandten Legionäre, die an
diesem europäischen Schicksalskampf teilhaben.
Eine erhebliche Last tragen auch die vielen
Arbeiter in Industrie und Landwirtschaft, die
seit Kriegsbeginn nach Deutschland strömen,
um hier verwaiste Arbeitsplätze auszufüllen,
oder die in ihrer Heimat kriegswichtige und
für den europäischen Freiheitskampf wertvolle
Materialien schaffen helfen. So wachsen die
europäischen Völker bis auf wenige Ausnahmen
immer stärker zusammen. Das Schicksal ver-
bindet alle miteinander, der gleiche Kampf läßt
Kameradschaft und Einigkeit entstehen. Soldat
und Arbeiter sind dabei, die Sicherheit des alten
Europas zu garantieren und den werdenden
Geist des neuen Europas zu prägen. Dieser
Geist gründet sich in erster Linie auf diejeni-
gen Werte, die von den jungen revolutionären.
Völkern dem Abendlande wiedergegeben oder
neu errungen wurden: Kampf für nationale
Würde und Freiheit, vo^sgemeinschaftliche Ge-
sinnung, Entfaltung der arteigenen Schöpfer-
gabe und rückhaltlose Lebensbejahung.

Solche Ziele können nur von kämpfenden
Idealisten erreicht werden. Unsere Aufgabe
muß daher sein, die Menschen dazu zu er-
ziehen, im Krieg«? wie im Frieden. Und diese

i:uiK[iüuy3aioeu ..ei.... utol. uluit nut aui uiti

reichsdeutsche Jugend erstrecken. Gerade im
Kampf gegen den Bolschewismus haben wir
ja erst richtig erkannt, daß Deutschland nicht
nur für sich allein betrachtet werden kann.
Heute haben wir wieder gelernt, Deutschland
als Teil Europas zu sehen, als entscheidenden
Teil des Nordens und der Mitte unseres Kon-
tinents. Gerade in diesem engeren Lebens-
raum des germanischen Menschen haben wir
riesige Aufgaben zu lösen, die sich aus der
Kampfgenossenschaft, der Arbeitsgemeinschaft
und nicht zuletzt der Bluts- und historischen
Schicksalsverbundenheit ergeben.

/

Bei der "Schaffung einer neuen Letensor'd-
nung in diesem größeren germanischen Raum
hat auch das Langemarckstudium der Reichs-
studentenführung eine bedeutende Mission zu
erfüllen. Welche Mission und warum gerade
das Langemarckstudium?

Die noch jungen .Erziehungsstätten 'des
Langemarckstudiums entstanden aus dem Geiste
der nationalsozialistischen Bw'wegung. Das
Parteiprogramm verlangt die Ausbildung aller
begabten jungen Volksgenossen ohne Rück-
sicht auf Stand und wirtschaftliche Lage. Mit
der Verwirklichung dieser Forderung wird eine
absolute soziale Gerechtigkeit auf dem weiten
Gebiet der Erziehung und Ausbildung erlangt.
Ganz besonders werden solche Bewerber be-
rücksichtigt, die sich im Dienste der politi-
schen Gliederungen, des Reichsarbeitsdienstes
und der Wehrmacht erfolgreich eingesetzt haben.

Im Langemarkstudium wird unter stärkster
Betonung der politisch-weltanschaulichen Er-
fordernisse auf germanisch-völkischer Grund-
lage eine umfassende Ausbildung bis- zur
Hochschulreife vorgenommen. Daran an-
schließend wird der Langemarckstudent noch
während des Hochschulstudiums betreut. Für
das spätere Leben des einzelnen Langemarck-
studenten ist und bleibt ein gediegenes fach-
liches Können eine zwar ohne Einschränkun-
gen notwendige, aber keineswegs entschei-
dende Voraussetzung. Entscheidend sind einzig
ur^d allein Eignung, Wille und Gesinnung im
Hinblick auf einen vornehmlich politisch-welt-
anschaulichen Einsatz. Klare Erkenntnis der
politischen Notwendigkeiten und unerschütter-
liches Bekenntnis zu den Grundgesetzen natio-
nalsozialistischer Lebenshaltung bilden das
Leitmotiv bei der Erziehung im Langemarck-
studium;

Es ist deshalb auch verständlich, daß das
Langemarckstudium selbst sich immer in erster
Linie nach den politischen Erfordernissen aus-
richtet. Dazu gehört auch die vom Lehrgang
Hannover des Langemarckstudiums der Reichs-

studentenführung eingeleitete Erfassung geeig-
neter Bewerber im großgermanischen Raum, zu-
erst aus Flandern und den Niederlanden. Die
Menschen dieses Raumes sind uns rassisch,
kulturell, sprachlich und historisch so eng ve-r-
busden, daß sie für uns im Rahmfm der Neu-
ordnung Europas eine Sonderstellung einneh-
men. Wir wollen ihnen d» Hineinfinden in die
Ideen und Gestaltungsmächte des Nationalso-
zialismus erleichtern, damit sie gleichberechtigt
als Nehmende und Gebende an der Erhaltung
und Entfaltung der nordisch-germanischen Ord?
nung und Dynamik teilhaben, gleichzeitig die
hemmenden und zersetzenden Kräfte der
jüdisch-reak*ionären Gegnergruppen überwin-
den helfen und für sich selbst überwinden. Die
Leistang Isnger Arbeiterkolonnen aus den Län- j
dern der Rheinmündung in der Kriegswirtschaft j
des Reiches rechtfertigt allein schon die Teil- i
habe der Jungarbeiter an unseren sozialen Er- j
rungenschaften. Der Heldentod vieler Legionäre j
aus den Niederlanden, Flandern und Norwegen j
macht die weitgehendste Fürsorge für ihre Ka- i
meraden an der Ostfront und ihre Brüder in j
der Heimat zum zwingenden Gebot. Das Mit- |
tragen an den Lasten des europäischen Frei- !
heitskampfes wird so zu einem verdienten Mit- j
empfangen aus dem von der Führungsmacht j
Deutschland freigelegten Schatz völkischer so- i
wie persönlicher Entfaltungs- und Wirkungs- \
mögüchkeiten. Das ist unser Sozialismus, der j
aus dem völkischen Gemeinschaftsdenken fließt i
und wieder zu ihm hinführt.

So erhält der Opfertod der jungen Regimenter 1
bei Langemarck eine letzte Weihe: Aus' dem i
Opfer zum Schutze der Heimat wurde bahn- j
brechende Tat für das Wachsen und die Frei- !
heit einer verjüngten Nation. Heute schließt i
sich der Kreis. Wir kehren zurück nach Lange- j
marck und helfen unseren Brüdern germani- |
scher Erde, wieder sich selbst, ihrer nordischen i
Kultur und Gesittung und vor allem den gewal- ■
tigen Aufgaben des weltanschaulich geeinten j
Germanentums zu leben.

Ausleselager in Flandern und den

Niederlanden

Hannover, im April 1942

Die unumstrittenen Erfolge des Langemarck-
studiums sind wesentlich abhängig von der
Güte der Auslese. Wir wollen nicht möglichst
viele Volksgenossen zu einem Hochschulstu-
dium bringen, aber jeden, der dazu das Zeug
in sich hat. Es handelt sich dabei auch nicht
um eine Art soziale1 Korrekturarbeit^rait dem
z.iei, jeaeisrjurigerl"begabten Menschen weTtfcrr-'
zuhelfen, der aus irgendeinem Grunde nicht
die höhere Schule besuchen konnte. Wir gehen
vielmehr bewußt den Weg von der Grundschu-
lung (Volksschule und Mittelschule) über den
Arbeitseinsatz (Lehrzeit) zur weiteren politisch-
weltanschaulichen und fachlich-theoretischen
Ausbildung in der Vorstudienausbildung und
dem anschließenden. Hochschulstudium. Die
Leistungen des einzelnen Bewerbers, seine gei-
stige, charakterliche, körperliche und erbbiolo-
gische Qualifikation sind für die Aufnahme
entscheidend.

An diesen Grundsätzen einer strengen Aus-

Vorkurse für Niederländer und Flamen

Hannover, im April 1942

Anfang April dieses Jahres kamen die ersten
ausgelesenen Bewerber aus den Niederlanden
u!td aus Flandern nach Hannover. Sie werden
hier in Häusern des Lehrgangs Hannover des
Langemarckstudiums untergebracht und ausge-
bildet. Im ersten Halbjahr handelt es sich um
einen Vorkursus. Während dieser Zeit ist es
unsere Aufgabe, die Kameraden aus dem We-
sten möglichst schnell zueinervollenBe-
herrschung der deutschen Sprache
zu führen. Das geschieht nicht dadurch, daß
eine bestimmte Anzahl von Deutschstunden in
den Unterrichtsplan aufgenommen wird, es sind
vielmehr alle Fachlehrer beauftragt, in erster
Linie Deutschlehrer zu sein. Sie sollen beson-
ders in die deutsche Ausdrucksweise auf ihrem
Fachgebiet einführen.

Neben dieser rein sprachlichen Aufgabe be-
stehen noch weitere wichtige Erziehungsziele.
Im Vergleich zu der reichsdeutschen Jugend
haben wir es durchweg mit Männern zu tun,
die noch keiner straffen soldatischen Erziehung
in Jugendverbänden unterworfen würden. Ziel
der Arbeit ist deshalb, jeden einzelnen Mann
zu ei-ner straffen disziplinierten
Haltung sowohl äußerlich als innerlich zu
bringen. Das Schwergewicht liegt hier bei den
sportlichen und wehrsportlichen Übungen. Des
weiteren soll in diesem Vorkursus alles das an
Fachwissen durchgenommen und erarbeitet
werden, was wir bei Beginn der eigentlichen
Vorstudienausbildung voraussetzen. Damit soll
insgesamt erreicht werden, daß die neuen Ka-
meraden zusammen mit denreichsdeut-

I

WICHTIGE ANGABEN

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jedem Doktoranden unsere von den Studie-
renden beifällig aufgenommene Druckschrift.
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einer Zeil, in welcher Druclczwang nicht be-
steht. Sie haben Gewinn und Freude davon.

J.C.C. Bruns, Minden i.W. 1

Ableitung Disserlationsdruck t Postfach 405

sehen Bewerbern sprachlich und wissens-
mäßig zu B*ginn des Langemarckstudiums auf
einer Ebene stehen. Durch die gesamte
Arbeit zieht sich schließlich noch eine bewußte
Betonung der Gemeinsamkeiten in Rasse, Ge-
schichte und Kultur, um die germanischen
Grundwerte besonders herauszustellen, die uns
mit den germanischen Völkern im Nordwesten
und Norden verbinden. Selbstverständlich wird
auch schon im Vorkursus größter Wert auf
eine saubere charakterliche Haltung und auf
eine intensive politisch-weltanschauliche Aus-
richtung >der gesamten Arbeit gelegt.

Nach dem Vorkursus wird ein Teil der Män-
ner zusammen mit reichsdeutschen Kameraden
in das eigentliche Langemarckstudium über-
nommen, das auf das Hochschulstudium vor-
bereitet. Der andere Teil wird in einem wei-
teren halben Jahr auf ein Fachschulstudium
vorbereitet, wobei es sich .hauptsächlich um
Ingenieurwissenschaften, aber auch um Land-
wirte handelt. Es wird also über den Vor-
kursus d e r W e g sowohl zum Hochschul-
studium wie zum Fachschulstu-
dium beschritten werden können.

Es handelt sich bei der wissenschaftlichen
Arbeit in diesen Vorkursen um völlig neue
Aufgaben, die bisher noch nirgends und. nie-
mals praktisch in Angriff genommen wurden.
Die aus der germanischen Grundhaltung. ge-
borene nationalsozialistische Wertwelt gibt
uns Richtung und Ziel für die gesamte Er-
ziehung. Es werden hier die ersten Grund-
steine gelegt für ein eigentliches „Germani-
kum", in dem die Erkenntnis der nordisch-
germanischen Lebenswerte und das unein-
geschränkte Bekenntnis zu ihnen ausschließ-
liches Erziehungsziel sind. Damit können wir
am nachhaltigsten jeder marxistischen, libe-
ralen und jüdisch-internationalen Verseuchung
des Germanentums und der gegnerischen Aus-
nutzung seiner Zersplitterung entgegenarbeiten.
Die durch den Krieg bedingten Schwierig-
keiten können die Arbeit gelegentlich ver-
zögern, aber uns niemals an der Erreichung
dieser für die Gestaltung eines neuen Euro-
pas wichtigen Erziehungsziels hindern.

lese wurde auch festgehalten, als im Sommer E
des vorigen Jahres mit der Arbeit des Lange- S
marckstudiums indenNiederlan-S
den und in Flandern begonnen wurde. E
Die vom Lehrgang Hannover in Brüssel und 5
den Haag errichteten Dienststellen hatten S
zuerst die Aufgabe, das Wesen unserer Aus- S
lese und Erziehung bekanntzumachen, um ä
daraufhin die geeigneten jungen. Menschen zur S
Bewerbung zu veranlassen. Wer bis dahin 3
nicht von der Notwendigkeit der Ausbreitung s
des Langemarckstudiums auf diese Länder »
überzeugt war, mußte seine Meinung ange- S
sichts der schnell wachsenden Zahl der Bewer- E
ber bald ändern. Aller Wohlstand und alle £
demokratische Ordnung hatten hier keines- 5
wegs- den berechtigten Aufstieg auf Grund per- S
söniieher Leistung und Begabung ermöglicht. 5
Begabtenförderung gab es bestenfalls auf dem B
Almosenwege.

Für unsere Arbeit bedeutet das, daß wir 5
nach der Aktenauslese und der persönlichen 5
Vorauslese schon im letzten Winter von der E
Haager Dienststelle drei und von der Brüsseler S
zwei Ausleseiager mit insgesamt :
rund 160 ausgesuchten Bewerbern 5
durchführen konnten. In Sport, Mutübungen, S
schriftlichen Arbeiten und mündlichen Prü- E
fungen sollte hier jeder seinen Mann stehen. E
Selbstverständlich mußte auf die Bedingtheiten S
des Landes Rücksicht genommen werden. Das £
bedeutete für den mündlichen und schriftlichen 5
Teil der Prüfung vor allem, sich stets der Art S
und Wirkung der bisher gestaltenden Er- S
Ziehungsmächte bewußt zu sein, um überhaupt 5
zu einem gerechten und richtigen Urteil zu 5
kommen. In den sportlichen Übungen mußten B
die Erwartungen erheblich unter dem Reichs- 5
durchschnitt liegen, weil auf diesem Gebiet S
in den beiden Ländern viel versäumt wurde". S
Außerdem war vielen Bewerbern, besonders in S
den Niederlanden, das soldatisch-mannschafts- «
mäßige Lagerleben vollkommen neu. Um so er- S
freulicher war es, daß sich schon in den weni- 5
gen Tagen des Ausleselagers bei fast allen Be- 5
Werbern die restlose Eignung für ■
die straffe und soldatische Form :
nationalsozialistischer In- 5
ternatserziehung feststellen ließ. Die S
einberufenen Männer waren fast ausnahmslos 5
begeistert und bedauerten, daß die Lager so 5
schnell zu Ende gingen.

Insgesamt konnten über 50 Bewerber 5
ausgelesen werden, die zum größten Teil B
schon für diesen Sommer zur Aufnahme des 5
Studiums bereitstehen. Das bedeutet einen 5
tadellosen Erfolg für die Arbeit des ersten S
Halbjahres. Die Zahl der Anfragen, die Hau- E
fung neuer Bewerbungen, überhaupt das Inter- »
esse der gesamten arbeitenden Bevölkerung in S
den Niederlanden und. Flandern sprechen da- S
für, daß sich der Erfolg für das nächste Halb- 5
jähr (1. 4. bis 1. 10. 1942) eher vergrößern als S
verringern dürfte. Damit bahnt sich hier ein 5
Weg an, einen nicht nur quantitativ, sondern 5
auch qualitativ entscheidenden und !
neuwertigen Zustrom aus der ;
Volkskraft heraus zu erhalten. 5

Pf. die große Tube 1 5
die kleine Tube: 2 gPf- E

i Außenpolitik:


1

Das Rechenexempel

I Innerhalb der gesamten Kriegführung ninmi

! die Zertrümmerung der feindlichen Handelstlot~
I ten eine Sönder- und Schlüsselstellung ein. Bei
| der Totalität dieses Weltkampfes sind die rein
! militärischen Handlungen in den sich gegen*
I überstehenden Lagern verzahnt mit allen lebens-
' und kriegswichtigen menschlichen Leistungen
und Anstrengungen, die materiellen Reserven
auf die Waage zu werten. Wo und wodurch
wird die Endentscheidung des Krieges erzwun-
gen? Kriegsschauplatz ist fast die ganze Erd-
kugel; die Dreierpaktmächte haben durch Ver-
nichtungsschlachten gewaltige LarJräume er^
obert, noch aber stehen den Gegnern erdteil-
große Räume zur Verfügung. An den Brenn-
punkten der Kämpfe setzen die Achsenmächte
und Japan ihre Luftüberlegenheit ein; zur See
wurde das Übergewicht der angloameriranischen
Kriegsmarine durch Vernichtungsschläge und
die Strategie, die feindlichen Seestreitkräfte
zu verzetteln, gebrochen. Was auch immer die
obersten Führungen des Dreierpaktes an Offen-
siven und Überraschungen zur Niederringung
Englands, der USA. und der Bolschewisten
planen und vollbringen, enthüllt sich uns erst
nach den Taten und wird von unserer Seite
allein durch Anspannung aller Kräfte und
durch den unverrückbaren Glauben an den
Endsieg getragen. Indessen im Bereiche des
Handelskrieges läßt sich angesichts der stei-
genden Erfolge unserer, der italienischen und
japanischen U-Boot-Waffe eine Art bilanzsiche-
rer Buchführung aufmachen.

Die Gesamtverluste der USA.-Handelsmarine
befragen seit dem 7. Dezember 1941 bis zur
ersten Maiivoche mehr als ein Drittel ihres
ursprünglichen Schiffsraumes. Der Bestand
der Hochseeflotte stellte sich bei Ausbruch des
Krieges auf rund 9,3 Millionen BRT. Die
Schlacht im Atlantik entscheidet sich gegen die
Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten.
Wenn diese Verlustkurve anhält — und sie
tut es, wie die Regelmäßigkeit der Sondermel-
dungen beweist —, so verliert Amerika den
Krieg. Diese Sätze stehen in den „United States
News" und „Charlotte News". Ein Drittel der
USA.-Tonnage in vist Monaten, wobei die An-
laufzeit der U-Boot-Jagd vor der amerikanischen
Küste noch mitberechnet ist . . ., das Exempel
hat allergrößte Aussicht, auch unter Berück-
sichtigung der Stapelläufe, aufzugehen. Und
Englands Schiffsraumlage! Nach neutralen Be-
rechnungen fahren für die britischen Bedürf-
nisse alles in allem höchstens noch neun Mil-
lionen BRT., während zu Zeiten des Friedens
21 Millionen BRT. verfügbar, und der Rest auf
den Verkehrslinien Indiens, Australiens und des
Nahen Ostens gebunden warCai Dtia jup<inist:h*
Hauptquartier gab kürzlich bekannt, daß in den
Gewässern des Pazifiks und Indischen Ozeans
440 000 BRT. vernichtet wurden. Da unter nor-
malen Verhältnissen der Atlantik rund sieben
Zehntel des Weltverkehrs auf sich vereinte, der
Stille Ozean etwa zwei und der Indische Ozean
ein Zehntel beanspruchten, wiegen die /Erfolge
Japans schwerer, als es die Zahlen von vorn-
herein vermuten lassen.

Die Schlacht auf den Meeren liefert also
keine Chancen für „siegreiche" Rückzüge, hier
heißt es, die Tr.ansportverbindungen mit den
noch beherrschten und lebensnotwendigen Län-
dern des britischen Empires und den geraubten
Filialen des nordamerikanischen Arsenals auf-
rechtzuerhalten oder in beschleunigtem Tempo
'weiter aus Angelstellungen vertrieben zu wer-
den. Malta, das nordafrikanische Kampffeld, die
zum Platzhalten verurteilten Besatzungsarmeen
in Syrien, Palästina, Irak, Iran, und an den
Etappenwegen des Roten Meeres und Per-
sischen Golfes verlangen dauernd eine Vermeh-
rung der Frachterltonnage. Selbst die Verteidi-
gung Indiens und Australiens ist ohne eine unein-
geschränkt verfügbare Transportflotte von drei
bis vier Millionen BRT. überhaupt hoffnungs-
los. Der klägliche Zusammenbruch der USA.-
Truppen auf den Philippinen hatte seine Ur-
sache in der Unmöglichkeit, die Inseln durch
den japanischen Ring hindurch mit Nachschub-
schiffen anzulaufen. Sodann stützt sich das
kriegswirtschaftliche Potential der Briten auf
Zufuhren des Mutterlandes und auf Austausch
unter den verstreuten Partnern, wozu heute
schon nicht mehr der Schiffsraum ausreicht.
Trotz des Reichtums an landeseigenen Rohstoff
fen und einer vermögenden Hochindustrie ver*
sackt Nordamerika in ähnliche Schwierigkeiten,
denn die Standorte im Wirtschaftsaufbau, die
Verkehrslage, die imperialistischen Stützpunkt-
ausflüge in mittel- und südamerikanische, afri-
kanische, vorderasiatische und australische Be-
reiche stellen an die Transportdienste aller
Art untragbare Beanspruchungen.

Aus der Seeherrschaft, der Freizügigkeit auf
allen Meeren und einer blockadefesten Ein-
kreisung leiteten die Kriegsansiifter ihre ver-
meintlichen Siegesaussichten ab. Zu diesen jetzt
schon entschwundenen Faktoren zählten sie die
zunächst auch tatsächlich vorhandene Über-
legenheit an Menschen und materiellen Reser-
ven. Sie setzten ferner als ^sicher voraus,, unter
sich jede beliebige Ergänzung, Hilfe und unge-
störte Forcierung auf von ihnen gewählte An-
griffsziele vornehmen zu können. Aber gerade
das Meer wurde ihr Verderben. Ausholende
Feldzüge und Seeoperationen brachten den
Dreierpaktmächten den durch Organisations-
leistungen sich noch verstärkenden Vorsprung
im Rüstungswesen. Anstatt das eigene Welt-
verkehrsnetz und seine Transportmittel souverän
und unversehrt in der Hand zu halten, bewegen
sich nun von Monat zu Monat unsere Feinde
schneller der Katastrophe zu, bei gefüllten
Arsenalen an der Transportnot zu ersticken.

Dr. Walter Schellhase

Seite 4 /Die Bewegung / Folge 11
 
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