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Kronkoloiiie Burma

Von Reichshauptamtsleiter Dr. Adolf Dresler

Mit der am 2. Mai erfolgten Einnahme der alten
burmesischen Königstadt Mandat ay darf
das Schicksal der englischen Kronkolonie
Burma als entschieden gelten. Wieder Ist ein
Eckpfeiler aus dem britischen Empire heraus-
gebrochen worden, und wieder hat Japan einen
bedeutsamen Schritt zur Neuordnung des groß-
asiatischen Raumes getan. Nach dem Scheitern
der Mission Sir Stafford Cripps, der vergeblich
versuchte, Indien für die Verteidigung des Em-
pires zum vollen Einsat i zu bringen, trifft der
Verlust Burmas England doppelt schwer, weil
damit erstmals — wenn wir von der vorüber-
gehenden Eroberung des britischen Somalilan-
des durch die Italiener absehen „—, ein größeres
englisches Kolonialgebiet verlorengeht. Dar-
über hinaus aber bedeutet der Verlust Burmas
auch die Unterbrechung der mit so großen Hoff-
nungen angeknüpften Verbindung zu Tschiang-
kaischek, auf dessen militärische Hilfe die
größte Hoffnung für die Verteidigung Indiens
gesetzt wurde.

Der Feldzug in Burma wird als eine der glän-:
zendsten Waffentaten in die Geschichte ein-
gehen. Befeits im Dezember 1941 begannen die
Japaner mit dem Bau einer Straße von Kiang-
mai in Thailand, um von dort über die hohen
Randgebirge nach Burma vorzustoßen. In der
kurzen Zeit von nur zwei Monaten gelang es
ihnen, eine leistungsfähige Straße herzustellen,
die ;hre raschen Erfolge ermöglichte. Nach den
ersten Vorstößen erreichten die Japaner den
Südzipfel Burmas, in welchem sie die wichtig-
sten Hafenstädte Moulmein und Martaban be-
setzten. Nach kurzer Pause eroberten sie am
28. März die Hauptstadt Rangun, wodurch sie
die über diesen wichtigen Hafen erfolgende Be-
lieferung Tschungking-Chinas mit englischem
und amerikanischem Rüstungsmaterial unter-
banden. Anschließend nahmen sie das westlich
gelegene Bassein, womit sie den Golf von Ben-
galen erreichten. Gleichzeitig traten sie in den
Tälern der drei Flüsse Irawadi, Sittang und
Salwin den Vormarsch nach Norden an und er-
reichten am 24. März Toungoo im Sittangtal
sowie am 3. April Prome im Irawadital, wobei
sie die in der Umgebung gelegenen ausgedehn-
ten ölfelder, aus denen die indische Flotte mit
Treibstoff versehen wurde, besetzten.

Die Engländer waren sich der ihnen drohen-
den Gefahr wohl bewußt. Es waren vornehmlich
militärische Gründe, welche sie yeranlaßten,
Burma am 1. April 1937 aus dem Kaiserreich
Indien herauszulösen und zur selbständigen
Kronkolonie zu erklären. Dorthin verlegten sie
dann sowohl einige der englischen als auch der
indischen Eliteregimenter. Als Anfang dieses
Jahres der japanische Vormarsch drohte, ver-
anlaßten sie den Marschall Tschiangkaischek
zur Entsendung von drei Armeekorps mit Ins-
gesamt etwa 50 00ü Mann. Aber obwohl
Tschiangkaischek bei seiner im April unter-
nommenen Reise nach Indien - die chjnesisch-

jai-^taii-,.»-'------ "- «t»-> fr" '

lang es ihm doch nur, seine Truppen bis zur*"
ehemaligen Hauptstadt Mandalay zu entsen-
den, während die Engländer allein vergeblich
Rangun zu halten versuchten. Durch kühne
Umgehungsmanöver ist es dann den Japanern
am 2. Mai gelungen, die Chinesen entscheidend
zu schlagen und Mandalay zu besetzen. Durch
die kurz zuvor erfolgte Besetzung von Lashio
ist nunmehr die Burraastraße endgültig ver-
sperrt und die Verbindung zwischen Indien und
Tschungking-China unterbunden. Aber nicht
nur England und Tschiangkaischek haben- in
Burma eine entscheidende Niederlage erlitten,
sondern gleichzeitig auch die* Vereinigten Staa-
ten. Hatte doch Tchiangkaischek seinen mili-
tärischen Berater, den amerikanischen General
Stillwell, nach Burma entsandt und ihm den

Oberbefehl über die chinesischen Truppen
übertragen. Überdies hatten die Amerikaner
eigene Truppen mit etwa rund 5000 Mann, 60
Panzern, 400 Kraftwagen sowie eine größere
Anzahl von Fliegern nach Burma entsandt, die
ebenfalls in die Niederlage mithineingerissen
wurden. Der japanischen Luftwaffe ist es ge-
lungen, gegenüber den amerikanischen fliegen-
den Festungen die Luftherrschaft über Burma
zu erkämpfen.

Mit Burma verliert England eine Kronkolonie,
deren Größe mit 604 744 Quadratkilometer der-
jenigen des Deutschen Reiches im Jahre 1938
entspricht. Die Bevölkerung, die heute 17 Mil-
lionen beträgt, gehört fast ausschließlich dem
buddhistischen Glauben an, der aus Indien
selbst seit 700 Jahren fast völlig verschwunden
ist. Ehemals ein selbständiges Königreich, ist
Burma von 1364—1783 von der südlich von
Mandalay gelegenen Stadt Ava regiert worden.
1783 wurde die Hauptstadt einige Kilometer
weiter nach dem östlich von Ava gelegenen
Amarapura verlegt. Als die Burmesen 1816 die
im Nordosten Indiens gelegene Landschaft
Assam besetzten, gerieten sie in einen Konflikt
mit England, der zu drei Kriegen führte. Einen
Vorstoß der Burmesen nach Bengalen beant-
worteten die Engländer mitjahrelangen Gegen-
angriffen, in deren Verlauf sie Rangun besetz-
ten und 1826 die Landschaften Assam, Arakan
und Tenasserim ihrem indischen Reich einver-
leibten. Gleichzeitig faßten sie damit Fuß auf
der Malaienhalbinsel. 1860 verlegte der vor-
letzte König von Burma, Mindön, seine Resi-
denz nach Mandalay, das er durch prachtvolle

Bauten schmückte. 1862 benutzten die Englän-
der einen belanglosen Zwischenfall als Vor-
wand zum zweiten Bunnesischen Krieg, wel-
cher mit der Annektion von Unter-Burma en-
dete, das als Britisch-Burma dem Empire ein-
verleibt wurde. 1858 nahmen die Engländer
wieder einen belanglosen Vorfall zum Anlaß
zu einem Krieg gegen den Nachfolger Mindös,
König Thibau, welcher eine Anlehnung an
Französisch-Indochina gesucht hatte. Dieser
dritte Burmesische Krieg endete mit der Ab-
setzung des Königs, seiner Internierung in Fort
Ratnagiri bei Bombay und der Annektion ganz
Burmas, dessen Besetzung allerdings erst nach
heftigen Kämpfen im Jahre 1887 als abgeschlos-
sen gelten konnte.

. Das Erwachen des nationalen Bewußtseins
in Indien hat nach dem Weltkriege auch auf
Burma übergegriffen. Hier wurde eine Lande's-
leitung der All-India-National Kongreß-Partei
! gebildet. 1920 fand die von Gandhi geführte
Non-Cooperation-Bewegung auch in Burma
zahlreiche Anhänger, ebenso ballte sich die
Swaraj-Partei von Indien in Burma aus, deren
Führer der gegenwärtige Ministerpräsident von
Burma, Sir Paw Junuav, der aber später ganz auf
die englische Seite hinübergewechselt, ist. Mehr-
mals haben im berüchtigten Gefängnis von
Mandalay indische Freiheitskämpfer in Haft
gesessen, so 1911 Tilak, sowie 1924 bis 1926
Subhas Chandra Bose, der heutige Vorkämpfer
der indischen Freiheitsbewegung. 1930 kam es
unter der Führung der burmesischen Freiheits-
bewegung der „Phooncjyis" zu einem Aufstand
gegen die britische Herrschaft, der erst im

Marz 1932 durch Aufbietung starker Trctppen-
massen blutig niedergekämpft werden konnte.
Am fi April 1937 ist dann Burma von Indien,
dem es mehr als ein halbes Jahrhundert ein-
gegliedert worden war, getrennt worden.

Mit Burma hat England eine seiner reichsten
Kronkolonien eingebüßt. Außer dem Erdöl, das
in alle fünf Erdteile ausgeführt wurde, besteht
der Reichtum Burmas in Edelmetallen wie Gold
und Silber, ferner Kupfer, Blei, Wolfram und
Antimon, sodann in den berühmten Jade-Minen
von Uyu, ferner in Edelsteinen, besondert in
Rubinen.

Noch läßt sich die japanische Besetzung
Burmas in ihren Folgen keineswegs abschätzen.
Schon jetzt aber läßt sich sagen, daß die erste
große Verteidigungslinie Indiens durchbrochen
ist und daß gleichzeitig Tschungking-China von
seinen Verbindungen zum Meer völlig ab-
geschnitten worden ist, so daß es heute bereits
seine Blicke nach Sowjetrußland richten muß,
wenn es überhaupt noch irgendwelchen Rü-
stungsnachschub erhalten will. Eine Belieferung
von dort aber ist so gut wie aussichtslos, denn
erstens sind die Verbindungen nach Sowjetruß-
land äußerst schlecht und zum anderen dürfte
Sowjetrußland sein Rüstungsmaterial sehr bald
ausschließlich für seine eigene Verteidigung
dringend benötigen. Der geplante Bau einer
zweiten Burmastraße nach Indien nördlich der
jetzigen kommt für irgendwelche wirksame
Hilfe bereits zu spät. Im übrigen hat Tschiang-
kaischek, wie alle anderen Verbündeten Eng-
lands, die bittere Erfahrung machen müssen,
wie wenig von den englischen Hilfsverspre-
chungen zu halten ist. Die japanische Presse
weist mit Recht darauf hin, daß durch den
japanischen Sieg in Burma nunmehr im Rah-
men der Neuordnung des großasiatischen Rau-
mes auch die Errichtung eines freien burmesi-
schen Staates möglich gemacht wird, die zwei-
fellos nicht verfehlen wird, auch auf Indien
stärkste Rückwirkung auszuüben.

Ägypten - ein Spielball der Weltgeschichte

In Zeiten weltgeschichtlicher Umwälzungen
und Machtverschiebungen tritt gerade deutlich
sichtbar hervor, daß Machtstaaten immer wie-
der versuchen, Länder, denen auf Grund aus-
gezeichneter geographischer Lage Schlüssel-
stellung zugesprochen werden muß, unter ihre
Hörigkeit oder gar in ihren Besitz zu bekom-
men. Der Besitz eines solchen Landes im rich-
tigen Augenblick kann für die maßgebliche
Macht ungeahnte Möglichkeiten eröffnen, ja
sogar Entscheidungen herbeiführen. Natürlich
gehen diese Vorteile immer auf Kosten des be-
treffenden Schlüssellandes, das dann mehr -oder
weniger Spielball in den Händen der um die
Macht und Vorherrschaft streitenden Völker
wird. v-

,,E i n S p i e 1 b a 11 der Nationen" zu
sein ist das Schicksal des immer wieder im
Mittelpunkt des Interesses stehenden Schlüssel-
lanfieV Änvnten Bis ^ur innersten Geoen*
"wart weTH ÖTS XacScfTTcWle von~~üäuenicren
Kämpfen um den Besitz dieses Landstriches zu
berichten, der doch die kürzeste Verbindung
zwischen dem Mittelmeer und dem reichen
Fernen Osten herstellt. Durch diese ausge-
zeichnete geographische Lage erhält das Strom-
land Ägypten den Charakter einer „Brücke",
d. h. für die Machtstaaten, die rege Interessen
im reichen Indien oder Fernen Osten vertre-
ten, ist der Besitz dieser Brücke eine Lebens-
frage.

Schon im Altertum war der Nil das große
Glied in der Verbindungskette zum Roten Meer
und begründete so zum größten Teil die lange
Handelsvorherrschaft dieses alten ägyptischen
Reiches. Der erste Herrscher über ganz Ägyp-
ten war König Menes, der Gründer des

Soldat und Student

(Fortsetzung von Seite 1)

spräche erreicht Ihr das gleiche, vielleicht mehr.
Gerade in den harten Kämpfen des Ostens, der
so kulturlos wie möglich ist, ist es dringend
nötig, immer wieder den Sinn hochzurichten,
den letzten Grund des Ringens: den Kampf um
die Erhaltung unserer Kultur gegenüber dem
Ansturm der organisierten Primitivität des halb-
asiatischen Ostens vor Augen zu stellen und
ins Bewußtsein jedes einzelnen zu hämmern.
Auf Eue' als Studenten rechnen wir hierbei be-
sonders.

Die Studenten der Freiwilligenregimenter von
Langemarck, die unter dem Waffenrock das
Burschenhemd trugen, sind hierfür Symbol. Sie
waren es auch, die nach dem Zusammenbruch
den Glauben hochhielten an die Zukunft des
Reiches und wieder als Soldaten einsprangen,
wenn die Not stieg. Ich sehe noch die Zeitfrei-
willigen hier in Leipzig vor mir, die die Stadt
schützten, als Verblendung und Verhetzung den
roten Aufruhr entfesselt hatten. Es waren in der
Mehrzahl Studenten der Leipziger Universität,
die viereinhalb Jahre vornl Feind gestanden
hatten. Und als der Aufstand niedergeschlagen
war, nahmen sie ihr Studium wieder auf unter
meist harten Bedingungen, aber stets gläubig,
daß es für Deutschland doch noch eine Zukunft^
gab. Kein1 Wunder, daß sie, als der Führer zum
Kampf um Deutschland aufrief, frühzeitig zu
ihm standen.

Ihr seid glücklicher dran als jene es waren.
Denn Ihr braucht nicht durch Trümmer und
Schande zu gehen, sondern dürft mitwirken an
dem großen Werk des Führers zum Bau eines
mächtigen Großdeutschlands, eines neuen Eu-
ropas, das Ihr später einmal mittragen helfen
sollt. Es sind das so große und weite Aussich-
ten, daß man sich wünschen möchte, noch ein-
mal jung zu sein und das Leben mit solchen
Aufgaben vor sich zu haben. —

Weil Ihr gleichzeitig auch Soldaten seid,
darf ich eine Bitte aussprechen. Faßt diese Eure
Aufgaben so groß wie möglich auf, seht in

Seite 2 / Die Bewegung / Folge 12

ihrer Lösung die Befriedigung und den Dank
Eurer Arbeit. Nehmt die Auffassung des Sol-
daten, daß nicht das Gehalt der ausschlag-
gebende Wertmesser ist, sondern das persön-
liche Sein und die Leistung, mit in Eure Stu-
dentenzeit und in Euer späteres Berufsleben.
Geld als Bewertungsgrundlage für den Men-
schen zu nehmen, ist angelsächsische Auffas-
sung. Wohin eine solche führt, liegt Euch al-
len klar vor Augen. Blickt Ihr aber in der deut-
schen Geschichte zurück, so findet Ihr aas „I c h
d i e n'" als Wahlspruch bei vielen großen Deut-
schen und bei ungezählten der unbekannt ge-
bliebenen deutschen Menschen. Dieses „Ich
dien'" einer Idee, einer. Aufgabe, trägt den Dank
in sich.

• Der Krieg geht weiteren großen Entscheidun-
gen entgegen und fordert seelische StärKe größ-
ten Ausmaßes von jedem. Sie draußen zu kräf-
tigen, dazu ist der Student als Soldat der be-
rufene Helfer.

Und nun geht hinaus und tut wieder Eure
Pflicht als Soldaten vor dem Feind. Ich bin ge-
wiß, daß Ihr Euch, wie es der deutsche Student
seit eineinhalb Jahrhunderten stets getan hat,
bewahren werdet als Vorkämpfer für die Gel-
tung Großdeutschlands, als Bannerträger der
nationalsozialistischen -Idee. Seid dies, bis der
Sieg errungen ist, mit der Waffe und Eurem
studentischen Idealismus. Und wenn der Sieg
unsere Fahnen kränzt, dann bleibt es auch in
Eurem Beruf, welcher er auch sein mag-, als gei-
stige Führer und Bildner des werderraen neuen
Europa, auf daß Ihr dermaleinst, wenn sich Euer
Lebensweg abwärts neigt wie jetzt der von uns
Älteren, Euren Söhnen ein gesichertes Erbe, das
mitgeschaffen zu haben Ihr Euch rühmen dürft,
übergeben könnt.

Nehmt den Stolz auf diese Aufgabe mit ins
Feld; so groß sie ist, so schön ist sie bei der
Weite des Horizontes, den die jetzige Entscheid
dung aufgerissen hat. Ich bin gewiß, Ihr werdet
sie meistern. Denn wenn es um Deutschland
ging, hat der deutsche Student noch nie ver-
sagt Dann stand er stets — auf dem Schlacht-
feld wie im geistigen Kampfe — in vorderster
Reihe. Wie es war, so wird es auch fernerhin
fein.

Alten Reiches durch Vereinigung der un-
teren und oberen Nillande. Er als Begründer
des erblichen Königtums und seine Nachfolger
genossen geradezu göttliche Verehrung: Man
sah sie als Söhne des Sonnengottes Re an. Ge-
rade auf dieser Gott-König-Stellung beruhte
einerseits das große politische Beharrungsver-
mögen — Militär und Beamtentum vermochten
die Krone nicht ins Wanken zu bringen —, an-
dererseits die Handelsmonopolstellung, dehn
der Gott-König war ja der Zentralpunkt des
gesamten Reichsgeschehens. Doch langsam
verlor das Königtum an Ansehen und Macht,
so daß der Zusammenbruch dieses Alten Rei-
ches unvermeidlich war.

Nach erfolgter Neubegründung der Einheit
durch die vom ägyptischen Theben ausgehende
11. Dynastie (um 1260) und besonders un-
ter der nachfolgenden -Dynastie entwickelte
sich eine äußerst reg» Baut&tiqkgj^^y^^,
. !>Tas". X »et- V.: 11 ♦ ¥ i'Jjt <S V
entfalteten sich tausendfältig in diesem sog.
Mittleren Reich. Besonders aber der Handel
mit Syrien und den übrigen Län-
dern nahm ungeheuer zu. Schon in dieser
Zeil: schloß man Handelsverträge urkundlich,
gewährte Kredite und begünstigte den bargeld-
losen Verkehr.

Auf diese Blütezeit folgte die Hykros-
z e i t, in der Ägyptens Ansehen infolge außen-
und innenpolitischer Wirren beträchtlich dahin-
schwand. Etwa um 1600 v. Chr. wurden die
Hykros vertrieben und erneut von Theben aus
die staatliche Einheit durch sog. Stadtfürsten
aufgerichtet. Besonders unter den Herrschern
Thutmosls und Amenophis, erlebte das
Stromland abermals eine großartige Blütezeit.
Doch allmählich sank auch dieses Reich durch
die zunehmende Auflösung in kleine unbedeu-
tende Fürstentümer von der beherrschenden
Weltmachfstellung In 'tiefe politische Ohn-
macht. 525 v. Chr. wird P s a m e t i k III. in der
Schacht bei Pelusium von Kambyses besiegt.
Hiernach wird Ägypten persische
Provinz, d. h. die wertvolle Brücke u n -
tersteh'tzum erstenmal einer frem-
den Macht.

Etwa ein Jahrhundert später — dazwischen
eine Selbständigkeitsperiode —, wird die per-
sische Vormacht abgelöst durch Alexander
den Großen, der das Stromland unterwarf
und sogar in Memphis als Befreier einzog.
Alexander erkannte in Ä g ypten die
strategische und handelspoliti-
sche Schlüsselstellung, <len Stützpfei-
ler für die Verbindung nach seinem reichen
Indien. Deshalb gründet er in trefflich gewähl-
ter Lage an einer der sieben Nilmündungen die
Stadt Alexandria, die bis zur Suezkanal-
errichtung die unumschränkt wichtigste Nil-
stadt wird.

Im steten Wechsel

Mit dem frühen Tod Alexanders des Großen
fiel das kaum begründete Weltreich rasch aus-
einander. Ägypten, immer mehr Spielball der
Weltgeschichte, erlebte nochmals unter den
nachfolgenden Ptolemäern eine kurze
Blüte.

Doch durch zunehmende Thronstreitigkeiten
Im Innern gerüttelt, glitt Ägypten unter die
römische Herrschaft (30 v. Chr. bis
395 n. Chr.) und mußte sich nach Rom, der
neuen Weltmacht, ausrichten. Aber auch' die-
ses Weltreich sankl in Dolitische Ohnmacht,
und bei der Teilung (395 n. Chr.) nach Theo-
derichs Tod kam das Stromland unter das in-
zwischen zur Weltmacht emporgestiegene B y-
zantinische Reich.

Waren es bisher rein militärische und han-
delspolitische Faktoren, die die jeweilige herr-
schende Weltmacht bewogen, Ägypten in ihre
Obhut zu nehmen, so treten jetzt erstmalig re-
ligiöse Momente auf, die zu einem aber-
maligen Wechsel über die Herr-
schaft Ägyptens führten. Arabien,
lange Zeit passiv, erhob sich unter der Einwir-
kung einer völlig neuen Religion, des Islams,

find entwickelte eine ungeheure
Expansionskraft. Dem oströmischen
Reich entriß Omars Feldherr Amru Ägypten
und verleibte es dem Reich des Kalifen
ein. In diese bewegte Zeit fiel auch die Grün-
dung von Kairo (Masr el Kahira), das
heute Hauptstadt Ägyptens und die größte
Stadt Afrikas ist.

Arabiens Vorherrschaft tritt bald zurück,
und wachsenden Einfluß gewinnt das zur
größten Machtentfaltung strebende Osmanen-
reich. 1517 erklärte Osmanensultan Sei im I.
kurzerhand Ägypten zur türkischen Pro-
vinz und versperrte so durch den Besitz der
Brücke den Handelsweg für das „Abendland"
nach dem Fernen Osten. Allzulange aber'
konnte der Türke diese Rolle nicht spielen,

. denn dauernde ägyptische Unabhän-
gigkeitsbewegungen ließen endlich
nur noch eine türkische Oberhoheit zu.

' _______ -

Englands Interesse

Keineswegs konnte Ägypten eine vollstän-
dige Freiheit erlangen, denn mittlerweile wa-
ren für die „Abhängigkeitskette" zwei neue
Glieder entstanden: England und Frank-
reich. Napoleons ägyptische Ex-
pedition (1798—1801) -vermochte trotz meh-
rerer Siege über Ägypter und Mameluken nicht
den Besitz des Stromlandes für das wachsende
Frankreich zu sichern. England, das seine
wichtigste Handelsader nach Indien aufs
äußerste bedroht sah, zwang das französische
Heer zum Abzug, nachdem bereits die franzö-
sische Flotte bei Abukir vernichtet war. Trotz
dieses Sieges war Frankreichs Einfluß nicht
restlos ausgeschaltet. Als der Suezkanal
(Erbauer der Franzose Ferdinand de Les-
se p s) 1869 eröffnet wurde uhd so den Nil als,
Verbindungsglied zum Roten'Meer ablöste, war
für England der Besitz dieser „kurzen
Brücke", die seinen Seeweg nach Indien, Ost-
asien und Australien kürzte, eine Exi-
stenzfrage.

Khedive Ismails Regierungsweise und
Verschwendungssucht brachte schließlich Ägyp-
ten und sich selbst an den finanziellen Ruin,
so daß er seine Suezkanal-Aktien zum Kauf an-
bieten mußte. Hierauf lauerte England und
gaunerte 1875 dem Khedive für 4 Millionen
Pfund Kanalaktien ab. So war der Sprung in
die Finanzaufsicht des Aktienunternehmens ge-
lungen. Immer mehr festigte England
seine Machtposition in Ägypten —
Frankreich verzichtete nach Lord Kitche-
ners Raubzug im oberen Nillande im eng-
lisch-französischen Abkommen über Ägypten
von 1904 auf seinen politischen Einfluß in dem
Stromland —, übernahm die Verteidi-
gung Ägyptens gegen fremde An-
griffe und behielt sich die militärische
Besetzung des Suezkanals vor.
Selbstverständlich versuchten mehrmals die
Ägypter das drückende Joch abzuschütteln.

Betrachtet man rückblickend periodisch
Ägyptens Geschichte in großen Zügen bis zur
jüngsten Gegenwart hin, so ist das Stromland
immer abwechselnd Herr seines Schicksals oder
unter der Botmäßigkeit der jeweiligen Welt-
macht, die im Mjttelmeer sich die Macht an-
geeignet hat. Deutlich erkennt man eine aus
dem Altertum kommende Kette, in der Frei-
heit und Knechtschaft gliedweise wechseln.
Ein neues Glied für diese Kette zeichnet sich
bereits ab. Wird es das letzte Glied dieser
Schicksalskette sein?

s/ud. für, ef rer. pol. Woliram Schmitt

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