Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
cmtgunq

iütiung t> es öeutfchm ötuöimtimtume-Organ fterftgichgftuftmtmfahrtmg

Osteinsatz 1942

Von Dr. Hans Streit, Ostbeauftragter des Reichstudentenführers

Bei der Großkundgebung auf den Studenti-
schen Tagen Deutscher Kunst in Salzburg hat
der Reichsstudentenführer Gauleiter und Reichs-
statthalter Dr. Scheel den studentischen Ost-
einsatz 1942 als ein wichtiges Glied des dies-
jährigen Kriegseinsatzes des deutschen Stu-
dententums in den bevorstehenden Hochschul-
ferien verkündet.

Zur Durchführung dieser Aufgabe und ihrer
ständigen künftigen Sicherung hat der Reichs- ■
Studentenführer seinen Ostbeauftragten mit
besonderen Vollmachten versehen. In seiner
Hand sind fortan alle Ostplanungen, Ostvor-
haben, Osteinsätze und sonstigen Ostarbeiten
des deutschen Studententums vereinigt. Die
Dienststelle des Ostbeauftragten ist die „Ein-
satzleistung Ost der Reichsstu-
dent e n f ü h r u ng" mit dem Sitz in Posen.
In ihr sind auch die Dienststellen des bisheri-
gen Siedlungs- und Facheinsatzes Ost aufge-
gangen. Es wird fortan durch die Gewährlei-
stung einer stetigen studentischen Ostarbeit
dafür zu sorgen sein, daß die zuerst in den
Ostgebieten kurzfristig eingesetzten Studenten
und Studentinnen für die Dauer an den
Osten gebunden werden und daß ein möglichst
großer Teil von ihnen nach Abschluß des Stu-
diums freiwillig im Osten beruflich verankert
wird.

Die Einsätze gliedern sich in den Landein-
satz, den Faojieinsatz und in den Wissen-
schaftsdienst. Der Landeinsatz dient den
Aufgaben, die die Nationalsozialistische Deut-
sche Arbeiterpartei in den neuen Ostgauen bei
der Betreuung der umgesiedelten oder neu in
das Reichsgebiet heimgekehrten deutschen
Menschen übernommen hat. Sie umfaßt auch
die Mitwirkung an den Kindergärten und son-
stigen Aufgaben der NSV., die Mithilfe beim
Aufbau von Volksbüchereien, beim Sprach-
unterricht und vor allem die Pflege kultureller
Unterhaltung auf dem Lande

Der Facheinsatz umfaßt den Einsatz von
Studenten und Studentinnen höherer Semester
im Rahmen ihrer eigenen Studienfächer. Er ver-
mittelt also den studentischen Einsatz in allen
Fachgebieten, die an den deutschen Hoch- und
Fachschulen vorhanden sind. Praktisch stehen
hierbei bisher im Vordergrund der Vermes-
sungseinsatz, der Baueinsatz, der Energieein-
satz, Chemikereinsatz, Textileinsatz, Mediziner-
einsatz, Forsteinsatz, Verwaltungseinsatz, Sied-
lungseinsatz, Lehrereinsatz und Künstlereinsatz.
Die hierbei aufgezählten Formen technischer
Einsätze finden ihre Hauptarbeit in der Sied-
lungsplanung, Siedlungsdurohführung und Sied-
lungsfestigung. Die deutschen Studenten haben
in den jungen Ostgebieten gerade in dieser Ar-
/beit in den vergangenen zwei Jahren des Auf-
baues bereits ungewöhnliche und hoch aner-
kannte Verdienste erworben. So werden auch
in diesem Jahre den Ansiedlungsstäben des
Reichskommissars für die Festigung des deut-
schen Volkstums wieder Studenten der §Tn-
schlägigen Fachgebiete zur Fortsetzung der
Arbeit an der großen deutschen Siedlung in
den neuen Ostgauen in besonderem Umfange
zur Verfügung gestellt.

Im Rahmen des Wissenschaffsdien-
stes ist der studentische Wissenschaftseinsatz
im Osten für wichtige wissenschaftliche Arbei-
ten von Studenten und Studentinnen höherer
Semester an vordringlichen Ostfragen unter
geeigneter wissenschaftlicher Führung vorge-
sehen. Die eingesetzten Studenten machen sich
schon- in den Heimatuniversitäten und Hoch-
schulen mit ihren besonderen Aufgaben ver-
traut und erarbeiten sich dann während der
Einsatzzeit, vorwiegend in den Semesterferien
im Osten das notwendige Material, um es nach
dem Einsatz unter wissenschaftlicher Leitung
am Hochschulort auszuwerten und es zu einer
wissenschaftlichen Vorstellung zu verarbeiten.

Da in diesem Kriegsjahre studentische Kräfte
nur in begrenzter Zahl zum Osteinsatz bereit-
stehen, werden sich die breit angelegten Land-
und Facheinsätze in den nächsten Hoch-
schulferien auf die neuen Ostgaue,- also das
Reichsgebiet, beschränken. Diese Einsätze fin-
den 1942 also nur im Warthegau, im
Reichsgau Danzig - W estpreußen
und in den neuen Teilen der Gaue
Ostpreußen und Oberschlesien
statt. Wissenschaftseinsätze werden
sich in kleinem Rahmen auch auf das
Generalgouvernement und die
neuen Ostgebiete erstrecken. Der
Einsatz beginnt am 3. August unti
endet am 26. September. Am 1. und
2. August finden in den Gauen für
alle Einsatzteilnehmer Einfüh-
rungslager statt, um sie mit den
allgemeinen Ostfragen sowie den
grundsätzlichen Fragen der ver-
schiedenen E i nsatzaufgaben ver-
traut zu machen. In diesem Rahmen fin-
det in Posen eine studentische
O s t k u n d g e b u n g statt, bei der der
Reichsstudentenführer selbst vor
den Studenten und vor der deut-
schen Öffentlichkeit die Ost-
bereit S c h a f t des deutschen Stu-

dententums

durch die Be-
fehle zu den
künftigen Ein-
sätzen erhärten
wird.

Die Durchführung
der studentischen Ost-
arbeit soll sich auf
alle damit verbunde-
nen Belange einheit-
lich erstrecken, um
den deutschen Stu-
denten und auch die
Studentin an die der
jungen Mannschaft
heute gestellten Ost-
aufgabe so dicht wie
möglich heranzufüh-
ren und sie dadurch
nicht nur zu zuver-
lässigen passiven Glie-
dern des Einsatzes,
sondern für die Folge
zu aktiven Ostkämp-
fern zu machen.

Die Einsatzleitung
Ost der Reichsstuden-
tenführung wird des-
halb neben einer ge-
ordneten Selbstfüh-
rung der Organisa-
tions- und Personal-
angelegenheiten und
einer eigenen Kassen-
und Verwaltungsfüh-
rung auch über stän-
dige Sachbearbeiter

der besonderen Aufgaben für den Einsatz der
Studenten und der Fachschulstudierenden
verfügen. Im Rahmen der Archiv- und Presse-
arbeit wird die laufende Bereitstellung von
Ostschulungsmaterial für das deutsche Stu-
dententum gesichert sein. Der kulturellen Ar-
beit im Osten durch den Einsatz von jungen
Kräften der musikalischen und bildenden Künste
wird eigene Pflege gewidmet. Die soziale Ar-
beit des deutschen Studententums wird sich in
enger Zusammenarbeit mit dem Reichsstuden-
tenwerk auf die Förderung des Oststudiums,
auf die gesundheitliche Sicherung in den Ein-
sätzen und vor allem auf eine „Berufsberatung
Ost" erstrecken. Schließlich wird der Zusam-

Tausende deutscher Studenten und Studentinnen stehen auch In den diesjährigen Semesterferien wieder dem Ost-
einsatz zur Verfügung, um mitzuhelfen an dem großen Werk der Erschließung und Festigung des germanischen
Ostens. Auf unserem Bild Baustudenten der Arbeitsgruppe Lentschütz. Aufn.: Erich Roeckner.

menarbeit mit dem NS.-Altherren-Bund künftig
besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Ebenso,
wie die Kameradschaften sich in steter Folge
bestimmten Orten und Arbeiten des neuen
Ostens widmen werden, vermögen die Alther-
renschaften eine wichtige Mitarbeit zu leisten.

Es ist natürlich nicht möglich, die Lösung
der damit angedeuteten Aufgaben noch in die-
sem Jahre zu sichern. Es sollen jetzt die Grund-
lagen geschaffen werden, aus denen sich die
Breitenarbeit entwickeln kann, die dann auch
die tiefe Verankerung des deutschen Studen-
tentums zu dem deutschen Osten zur vollen
und dauernden Wirkung bringt. Während alle
waffenfähigen Kameraden des deutschen Stu-

dententums an der Front stehen, werden in
diesem Sommer etwa 3000 Studenten und Stu-
dentinnen im Osten tätig sein, um so die stu-
dentische Tradition weiterzuführen und in der
Pionierarbeit unseres Volkes im Osten voran-
zustehen. Die mit der Waffe n\)r durch"
höchsten Mut und größte Opfer sd
schwer erkämpfte Freiheit des
deutschenOstens wird zumAufbau
dieser Gebiete eine Generation
mit gleichartiger Hingabe an Lei-j
stung finden. Die heutige studen-;
tische Ostarbeit will diese für un-
sere schöne große Zukunft recht-
zeitig heranbilden.

Die Wehrkraft des Geistes

Studentische Wissenschaft im Kriege / Von Dr. Gertraud F. Hagmüller

„Und jede große Zeit, die glaubt, eine alte
Vergangenheit zu beschließen und eine neue
Zukunft zu beginnen, jede solche Zeit, die sich
wirklich innerlich groß fühlt, hat die Aufgabe
und die Pflicht, diese Erkenntnis nicht nur im
gegenwärtigen Geschlecht durchzuführen und
durchzukämpfen, sondern sie auch weiterzu-
tragen in kommende Generationen." (A. Rosen-
berg am 7. November 1934 in München.)

Die aller schöpferischen Tätigkeit innewoh-
nende Verantwortung vor der Zukunft, der
Einfluß auf die Gestaltung des gesamten Le-
bens hat auch der Wissenschaft, im besonde-
ren der Wissenschaftsarbeit des deutschen
Studententums, in diesem Kriege den gewaltig-
sten Antrieb zur Fortführung einmal begon-
nener Vorhaben gegeben, zudem aber zur Über-
nahme neuer, umfassender Aufgaben geführt.

Das Bewußtsein des geistigen Inhalts und
der Ziele des gegenwärtigen Kampfes, welche
die lebensnotwendigsten, rein vitalen Bedin-
gungen als Grundvoraussetzung einer gesicher-
ten, neugeordneten Zukunft anerkennen, recht-
fertigt nicht allein die wissenschaftliche Ar-
beit auf den Hochschulen, deren Träger als
Kämpfer des Geistes neben dem Soldaten der
Front stehen; es fordert vielmehr geradezu die
Dienste der Wissenschaft unmittelbar für die
Kriegführung, deren lückenlose Ganzheit auch
dieses Gebiet mitumgreift.

So ist die studentische Wissenschaftsarbeit
im Kriege bestimmt von zwei Voraussetzungen:
eben vom Willen und der Notwendig-
keit, Studententum, Wissenschaft und Hoch-
schule ohne Vorbehalte bereitzustellen und ein-
zusetzen einerseits, andererseits von der Ver-
pflichtung gegenüber dem Auftrag zur
Schaffung der nationalsozialisti-
schen Hochschule. In einem Fall wurde
der Reichsberufswettkampf der deutschen Stu-
denten umgewandelt in den K r i e g s 1 e i -
stungskampf der deutschen Studenten, im
anderen Falle konnten nicht nur auf einigen
Studiengebieten, wie z. B. Medizin, Geologie
u. a., die bewährten Erziehungseinrichtungen
des NSD.-Studentenbundes — der Land- und

Fabrikdienst — als Bestandteil der Hochschul-
bildung in den Studienplan des betreffenden
Faches aufgenommen werden, sondern vor allem
gelang die Verbindung von berufspraktischer
Ausbildung, wissenschaftlicher Forschungs-
arbeit, eindringlichster und nachhaltiger poli-
tischer Erziehung in einer zugleich kriegsver-
bundenen und zukunftbegründenden Aufgabe:
im Facheinsatz Ost der deutschen Studen-
ten, dem ein in kleinem Umfange und nach teil-
weise ähnlichen Gesichtspunkten durchgeführ-
ter Facheinsatz West gegenübersteht.

Tausende von Studenten und Studentinnen
haben sich bis jetzt freiwillig für die Planungs-
und Ansiedlungsarbeiten zur Verfügung ge- -
stellt, sie haben außerdem wesentlich zur Be-
treuung und zur Festigung des deutschen Volks-
tums dieser Grenzräume beigetragen, indem sie
als Mediziner in den Rückwandererlagern und
Gesundheitsstationen tätig waren, oder als Leh-
rer in 100 Orten zumindest über die Sommer-
nonate die deutschen Kinder und auch die Er-
wachsenen unterrichteten. Die Gestaltung der
Siedlungs- und Kulturlandschaft, die Ein-
deutschung des gesamten Ostraumes, erfordert
großzügige und gründliche Planung und Vor-
arbeiten. Die Unterlagen hierzu, wie Landes-
aufnahme, Bodenuntersuchung, Feststellung der
Besitzverhältnisse, der Bevölkerungsbewegung,
des sozialen Aufbaues — alles unter Berück-
sichtigung von völkischen Gegebenheiten —
werden innerhalb der dafür zuständigen Dienst-
stellen der ff hauptsächlich von Studenten
und unter der Leitung von Studenten aus-
gearbeitet. Für die berufspraktische Vorberei-
tung oder Ausbildung in fast allen Fächern ist
ein weites Feld eröffnet. Aus dem Erlebnis der
völkischen und politischen Gegebenheiten an
den deutschen Grenzen kommt die Anregung
— auch die Anforderung — zu wissenschaft-
licher Bearbeitung der meistens noch unge-
lösten Fragen.

Hier überall steckt die namenlose Leistung
deutscher Studenten in dem sichtbaren Ergeb-
nis Hunderttausender von Arbeitsstunden.

Die richtungweisende Pionierarbeit deutscher

Studenten und Studentinnen in diesen Ein-
sätzen, welche als Verbindung von politischer
Erziehung, berufspraktischer Ausbildung und
wissenschaftlicher Forschung zu gültigen Ein-
richtungen der künftigen Hochschulausbildung
heranreifen soll, kann wohl in ihrer Art nicht
mit dem Soldatendienst an der Front ver-
glichen werden; in ihrer Bedeutung jedoch
darf sie sich stolz danebenstellen, um so mehr,
als der größte Teil des deutschen Studenten-
tums tatsächlich neben diesem Einsatz auch
im Waffendienst seine Pflicht erfüllt hat.

Der eingangs genannte Kriegslei-
stungskampf der deutschen Studenten
liefert in der Hauptsache Unterlagen für. die
politische und kulturelle Propaganda des
Reiches in Zusammenarbeit mit den entspre-
chenden Stellen von Staat und Partei, dane-
ben auch für Veröffentlichungen der Reichs-
studentenführung selbst, die als' Reihe der
„Kriegsschriften der Reichsstudentenführung"
erschienen sind. Ihre Verfasser, namhafte
deutsche Gelehrte, wie E. K r i e c k, Ph. L'e -
nard, H. v. Srbik u. a., sind Beweise da-
für, auf welcher Ebene unsererseits auch die
ideelle Auseinandersetzung mit dem Feinde
geführt wird.

Keine der Arbeiten ist also bloßer Selbst-
zweck. Indem wir sie führenden Stellen und
Ämtern in Partei und Staat übergeben, leisten
wir unseren Beitrag für Krieg und Frieden. ,

Es mag zu Beginn des Krieges vielen unver-
ständlich erschienen sein, in diesen entschei-
denden Monaten zu studieren, anstatt Kriegs-
dienst zu leisten oder — bei den Studentin-
nen — im Deutschen Roten Kreuz oder sonstwo
selbsttätig mitzuhelfen. Die Einsicht in die Not-
wendigkeit und die entscheidende Bedeutung
der im großen umrissenen wissenschaftlichen
Arbeiten, abgesehen jetzt von der Fortführung
des Studiums unter höchster Anspannung aller
Kräfte überhaupt, hat dem gesamten deutschen
Studententum die Gewißheit gegeben, auch
im politischen und geistigen Rin-
gen nach der Größe der Zeit gehan-
delt zu haben.

Folge 15 / Die Bewegung / Seite 3

i
 
Annotationen