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Die Deutsche Akademie im Kriege

Von Ministerpräsident Ludwig Siebert, Präsident der Deutschen Akademie

Kämpfen in Oberitalien im 16. JahTliun'deri
Der damit eingeleitete Zustand bekam seine ■
endgültige rechtliche Fassung im Wiener Kon-
greß mit der Neutralisation der Schweiz. In
der Akte vom' 20. November 1815 erklärten
die beteiligten Machte, daß die Neutralität und
die Unverletzlichkeit der Schweiz wie auch
ihre Unabhängigkeit und Freiheit von jedem
fremden Einfluß den wirklichen Interessen der
europäischen Politik entspräche. Es wurde da-
mit deren dauernde Neutralität bestätigt, ein
Zustand, dem sich Belgien durch die Erklä-
rungen von 1831 und : 1839 und Luxemburg 1867
angeschlossen haben. Dauernde Neutralität
bezeichnete demnach die Position eines Staa-
tes, die durch seine Erklärung geschaffen
wird, in allen künftigen Kriegen neutral sein
zu wollen.

Im Zusammenhang mit der Neutralisation
wurde die Frage aufgeworfen, ob ein dermaßen
für immer neutral gewordener Staat poch im
vollen Besitz seiner Souveränitätsrechte sein
könne, verliert er doch mit der Neutralisation
das Recht zum Kriege, also ein essentielles
Element der Souveränität. Demgegenüber wurde
stets festgestellt, daß der freiwillige Verzicht
auf die Ausübung eines Rechtes nicht mit dem
Verlust desselben glaichgesetzt 'Werden könne.

Der Weltkrieg brachte eine weitgehende Ein-
beziehung ursprünglich neutraler Staaten in
das kriegerische Geschehen. Eine derartige
Ausweitung des Kampfes lag im damaligen
System der Einkreisung begründet. Es zeigte
sich dabei, daß wirtschaftliche und ähnlich
geartete Druckmittel durchaus in der Lage sind,
einen Staat in einen Konflikt als aktiven Teil-
nehmer hineinzuführen, obwohl derselbe seine
volklichen Interessen nicht berührt.

Versailles brachte dann in der praktischen
Politik wie in der Theorie den Kampf gegen
die Neutralität überhaupt. Man träumte von
einer weltumspannenden Staatengemeinschaft,
organisiert im Völkerbund. Wer sich gegen
die Gesetze dieser Gemeinschaft, festgelegt in
der Genfer Satzung, vergeht, ist Störer der
internationalen Solidarität, ist der Angreifer.
Ihm gilt der Kampf aller, ein Kampf, bei dem
es keinesfalls eine Neutralität geben kann.
Im. Völkerbund kam keine wirklich universale
Gemeinschaft zusammen, so daß das Funda-
ment für eine wirkliche Solidarität nicht gege-
ben war. Solidarisches Handeln, hätte aber
auch eine gemeinsame gestaltende Idee als
Voraussetzung gehabt, um die zu kämpfen
dem Interesse aller entsprochen hätte.

Die Genfer Ideologie

Offenkundig wurde die ganze Unsinnigkeit
des in Genf organisierten Systems mit den
Sanktionen gegen Italien. Sie blieben wir-
kungslos, brachten aber gerade den kleinen
Staaten Europas, die ihre Verpflichtungen aus
der Genfer Satzung getreu erfüllten, erheb-
liche Nachteile. Die richtige Konsequenz wäre
das Verlassen des Genfer Bundes gewesen.
Wenn es auch dazu nicht kam, opponierten
die Betroffenen doch gegen die Sanktionsver-
pflichtungen des Art. 16 des Paktes und streb-

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mtreg^WNeutralifätrürtä' Belgien'erklärte er-
neut, künftig neutral bleiben zu wollen. Auch
die im Osloblock zusammengefaßten Staaten
lehnten die Sanktionsverpflichtung für alle
Zukunft ab und gaben über ihre künftige Neu-
tralität Erklärungen ab, die sich im wesent-
lichen an die klassischen Neutralitätsregeln
anschlössen.

Trotz dieser offensichtlichen Rückkehr zu
den alten völkerrechtlichen Spielregeln war
doch ein tiefer Wandel in. der Auffassung der
Staatenbeziehungen eingetreten. In Erschei-
nung trat das besonders im Verlauf des spa-
nischen Bürgerkrieges. Eigentlich kriegfüh-
rende Parteien waren nur die Kräfte der na-
tionalen Erneuerung gegen die, die die Bol-
schewisierung des Landes anstrebten. In Wirk-
lichkeit waren aber gerade die europäischen
Großmächte aus der klaren Erkenntnis1 der
über, das örtliche weit hinausgehenden Be-
deutung des Konfliktes zur Parteinahme über-
gegangen, unterstützten weitgehend die ihrem
eigenen politischen Wollen entsprechende
Partei und kämpften unter Einsatz großer Mittel
verhältnismäßig offen an ihrer Seite. Es be-
darf keiner besonderen Betonung, daß damit
gegen, die aus der offiziell geachteten Neu-
tralität resultierenden Verpflichtungen ver-
stoßen wurde. Dennoch war von Neutralitäts-
verletzungen nicht die Rede.

Der damit in der praktischen Politik zutage
tretenden Flüssigkeit in der Neutralitätsvor-
stellung wurde auch begrifflich Rechnung ge-
tragen. Man verzichtete, von selten der Staaten
weitgehend darauf, sich als neutral zu be-
zeichnen, und nannte das eigene Verhalten im
Konflikt Nichtkriegführung, was besagt, daß
man zwar nicht gewillt ist, als kämpfende
Partei in das Kriegsgeschehen einzugreifen,
aber, andererseits auch nicht durch alle aus
der Neutralität sich ergebenden Rechtsfolgen
gebunden sein möchte.

Der politische Trugschluß

Bei Ausbruch dieses Krieges erklärte die
Mehrzahl der europäischen und außereuropä-
ischen Staaten, neutral bleiben zu wollen. We-
nige bezeichneten sich als nichtkriegführend,
wie etwa Spanien und die Türkei. Es ergab sich
aber sehr bald, daß der Kreis der Parteigänger
ein wesentlich größerer war, als es zunächst
den Anschein hatte. Eine Ursache dieser Ent-
wicklung wurde bereits erwähnt, nämlich die
schon vor Kriegsbeginn von jedem europä-
ischen Staat durchgeführte ideelle Entscheidung
für oder gegen eine neue Ordnung. Als dann mit
dem beginnenden Kampf gegen den Bolsche-
wismus deutlich wurde, daß England bereit war,
Europa einem neuen Mongolensturm zu opfern,
cjriff ein weiterer großer Teil der verbliebenen
Neutralstaaten zu den Waffen, um an Deutsch-
lands und Italiens Seite um die Erhaltung der
gemeinsamen Kultur zu kämpfen. Weiterhin
neutral bzw. nichtkriegführend blieben in
Europa nur Bulgarien, Irland". Portugal, Schwe-
den, die Schweiz, Spanien und die Türkei, wo«

Seite 2 / Die Bewegung / Folge 19

Die Deutsche Akademie hat die Grundlage
erhalten, auf der sie sich in der kommenden
Zeit weiter entwickeln wird. Mitten im Kriege
wurde damit, ein Kulturinstrumen't des Deut-
schen Reiches geschaffen, dessen Wirkungs-
möglichkeiten so recht erst nach Beendigung
unseres Schicksalskampfes ausgeschöpft werden
können. Die Deutsche Akademie aber nützt
heute die Zeit, alle Planungen zu scharfen und
die Vorbereitungen zu treffen für die Erfüllung
ihres kulturellen Auftrags.

Erst vor wenigen Monaten wies der Führer
als erste Aufgabe der Deutschen Akademie
die Erforschung und Pflege der
deutschen Sprache im Inland und
ihre Förde rling und Verbreitung
im A u s 1 a n d e zu. Außerdem nimmt die
Deutsche Akademie teil an der Erforschung
und Pflege des deutschen Kultur-
gutes in Vergangenheit und Gegen-
wart.

Es wird in der Geschichte der Deutschen
Akacjemie immei ein bezeichnender Markstein
sein/ daß sie ihr Fundament erhalten hat in
einer Zeit, die für die Zukunft des deutschen
Volkes wie auch des europäischen Raumes von
entscheidender Bedeutung ist. Es ist eigentlich
nach diesen Feststellungen eine Selbstverständ-
lichkeit, daß die Deutsche Akademie auch im
Kriege ihre Arbeit unvermindert fortsetzt, ja
darüber hinaus sie ganz wesentlich gesteigert
hat. Dabei ist es als Zeichen der starken kul-
turellen Kräfte unseres Volkes zu bewerten,
daß die Deutsche Akademie als eines der
wesentlichsten Kulturinstrumente des Reiches
heute nicht nuT Arbeiten leistet, die den Er-
fordernissen des Krieges selbst Rechnung tra-
gen, sondern überdies auch ihre wissenschaft-
lichen Forschungen fortsetzt. Die Deutsche
Akademie geht dabei von der Erkenntnis aus,
daß ihre Kultur- und Spracharbeit im Inland
wie im Ausland auf die Dauer nur dann erfolg-
reich sein kann, wenn der wissenschaftliche
Wesenszug der Deutschen Akademie nicht nur
beibehalten, sondern immer erneut erwiesen
werden kann. Die bereits vor dem Ausbruch
des Krieges begonnenen umfangreichen wissen-
schaftlichen Werke wurden nicht unterbrochen.

So wird die Reihe „Wörterbücher der Deut-
schen Akademie" fortgesetzt. Vor' kurzem er-
schien als neuestes Werk der erste Band des
,,Deutschen Fremdwörterbuches". Die bereits
vor dem Jahre 1939 begonnene Auswertung
der Sammfung der deutschen Soldatensprache
aus dem Weltkrieg wird erweitert durch die
Soldatensprache dieses Krieges. Die Vor-
arbeiten für die Gründung einer zentralen
Mittelstelle für Namenkunde wurden auf-
genommen. Der Plan für eine auf 10 Bände
berechnete „Geschichte der deutschen Litera-
tur von den Anfängen bis zur Gegenwart"
wurde zum Abschluß gebracht. Der erste Band
t vor seinem E-scheinen. ^'e Sammluna
...^.ii^nbi.N» »v.„uLt>^i T V««- » reit-?* a\j

umfaßt, wird weiterhin von der Deutschen
Akademie betreut. Zum . .bschluß wurde auch
eine ganze Reihe von Arbeiten über die
deutsche Kunst und deren Einfluß auf die
Kunst anderer Länder geführt.

Bezeichnend aber für die Arbeit der Deut-
schen Akademie ist und bleibt der geradezu
überraschende Aufschwung, den die Ver-
breitung der deutschen Sprache
während des Krieges genommen hat.
Die Zahl der im Ausland eingesetzten Sprach-

bei die Richtung der Sympathien mindestens
bei Bulgarien, Irland und Spanien über jeden
Zweifel erhaben ist.

Die geschichtliche Entwicklung lehrt, daß die
Neutralität erst in dem Augenblick bedeutsam
wird, in dem die mittelalterliche Einheit des
Reiches der neuen europäischen Völkerrechts-
gemeinschaft weicht. Bis in die neueste Zeit
beschränkt sich das System dieses Völker-
rechts auf Europa. Seine Sätze werden euro-
päischen Bedürfnissen gerecht, sein Neutrali-
tätsbegriff beruht auf einem Kriegsbegriff, der
nicht die ganze Welt als Ort der Auseinander-
setzung sieht, sondern der die partiellen Aus-
einandersetzungen der europäischen Staaten
auch räumlich beschränkt sehen will. Dem
entgegen steht die angelsächsische Auffassung.
Sie ist nicht kontinental, sondern maritim
orientiert, greift über Meere und Erdteile hin-
aus und plant daher den Krieg nicht als ein
Instrument, um politisch unlösbare Interessen-
kollissionen von Nachbarstaaten zwischen den
streitenden Parteien selbst zu entscheiden, son-
dern als ein Mittel zur weltumspannenden
Völkerbeherrschung durch Schaffung immer
neuer Konfliktstoffe, wobei es ihr wesentlich
darauf ankommt, gegen die stärkste Macht,
die den britischen Interessen sich entgegen-
stellen könnte, in aller Welt Verfechter der
britischen Sache zu werben und sie schließ-
lich auch ins Feld zu führen.

Es ergibt sich damit eine politische Konzep-
tion, die den Ideen, die einst im Haag zu den
Neutralitätsnormen geführt haben, entgegen-
läuft. Die Folge trat dann auch in den beiden
Weltkriegen mit entsprechender Deutlichkeit
zu Tage: Es gelingt den Neutralen auf die
Dauer nicht mehr, ihren Status zu wahren, ob-
wohl sie vielleicht vom ursprünglichen (äuße-
ren) Kriegsgrund in keiner Weise berührt wer-
den. Die britische Kriegsplanung ist so, daß
eine Entscheidung für die eine oder die andere
Partei schon aus Gründen der Selbsterhaltung
schließlich unumgänglich ist, auch wenn sie
nicht sofort gefordert wird. Es bleibt dann
staatsmännischer Klugheit überlassen, zu ent-
scheiden, auf welcher Seite der rechte Platz ist.

Diese Erkenntnis der im System der briti-
schen Kriegführung begründeten praktischen
Unmöglichkeit der Neutralität führt zu der
Frage, ob in einem künftigen Europa diesem
völkerrechtlichen und politischen Institut noch
eine Bedeutung zukommen kann. Die zu
Kriegsbeginn vorhandene politische Indifferenz

lehrer und Lektoren hat sich verdreifacht, die
Zahl ■ der eingeschriebenen Hörer versechs-
facht. Am auffälligsten wirkt diese Entwick-
lung in den europäischen Ländern. Vor dem
Ausbruch des Krieges konzentrierte sich die
Spracharbeit der Deutschen Akademie im
wesentlichen auf die südosteuropäischen Län-
der. Nunmehr sind in fast allen europäischen
Ländern Lektorate der Deutschen Akademie
errichtet.

In die Zeit dieses Krieges fällt auch die Neu-
eröffnung des Goethe-Instituts
der Deutschen Akademie, die Münchener Heim-
stätte für ungezählte Ausländer, die an Deutsch-
kursen teilnahmen. Seit dem Jahre 1940 führt
das Goethe-Institut zusätzlich auch Fortbil-
dungskurse für fremdländische Deutschlehrer
im Ausland selbst durch. Auch auf dem Ge-
biete der Bereitstellung von Hilfsmitteln des
Deutschunterrichts für Ausländer arbeitet das
Goethe-Institut erfolgreich weiter. Seine Lehr-
bücher weisen durchweg eine außergewöhn-
lich hohe Auflagezahl auf.

Die Deutsche Akademie setzt während des
Krieges auch ihre Vortragsveranstaltungen im
In- und Auslande fort. Führende Persönlich-

Die nationalsozialistische Revolution wurde
von der Entstehung der Bewegung an von der
Jugend getragen; von jungen Arbeitern, die
nur zu rasch die volksbeglückenden Phantaste-
reien der Novemberlinge durchschauten, und
von jifngen Studenten, die den Krieg mit-
gemacht hatten, und nun das „verheißene
Glück" so recht verspürten, das aus der im-
mer zunehmenden Inflation für sie entsprang.
Wir Älteren, die wir unser Studium zumeist
schon vor dem Weltkrieg abgeschlossen haben,
standen dem Neuen, Werdenden abwartender
gegenüber. Unser Verlangen, nach viereinhalb
Weltkriegsjahren, war nach Ruhe, nach end-
lichem Einfühlen in den Beruf, nach friedlichem
Heim. G6wiß: wir nahmen die Knarre wieder
in die Hand — als Zeitfreiwillige — und weil
es rings um den heimischen Herd brodelte.
Wir marschierten im „Stahlhelm" mit und
pflegten das Gedenken an das Weltkriegs-
erlebnis in kameradschaftlichen Vereinigunger..
Wir wähnten uns „national", wenn wir — zu
häufig hatten wir ja Gelegenheit dazu — in die
Wahlurne den Stimmzettel der Deutschnatio-
nalen oder irgendeiner anderen „Deutschen
Volkspartei" legten. Aber im Grunde genom-
men blieb uns Politik doch etwas, was uns nicht
weiter berührte.

Dabei war das vor dem Weltkrieg ganz an-
ders «»vvpsen. Vor mir liegt ein altes Zeitungs-
' ^..ri -_4f«ii T/WituVf^ana, ui;u da» nmn
an be.iiahe vergessene Zeiten erinnert, die mir
nun aber wieder ganz klar vor Augen stehen.

Es waren die Jahre vor dem Weltkrieg. Die
jüdische Dozenten- und Studentenschaft nahm
mehr und mehr zu. An den großen Universi-
täten, vor allem in Berlin und Leipzig, ent-
wickelten sich die Verhältnisse immer mehr
dahin, daß Juden', in Deutschland ansässige
ebenso wie aus dem Ausland stammende, vor
allem Ostjuden, sich derart breitmachten, daß
in Seminaren, Instituten und Kliniken es im-

einer Reihe von Staaten hat durch die Entwick-
lung eine Klärung erfahren. Der gemeinsame
Kampf hat ein gegenseitiges Abstimmen der
Interessen und Bedürfnisse erforderlich ge-
macht, die Wirtschaft aller Staaten Europas
wird unter Führung der Achsenmächte immer
mehr ineinander verzahnt, das Bewußtsein des
Aufeinanderangewiesenseins, des geschicht-
lich, räumlich, schicksalhaft bedingten Ver-
bundenseins wird immer ausgeprägter. Hinzu
kommt, daß die neuen Gegebenheiten auch zu
einem Wandel im Rechtsempfinden der europä-
ischen Völker führen. Die Erkenntnis des natio-
nalsozialistischen Rechtsdenkens der Unmög-
lichkeit der Trennung des Rechts in eine pri-
vat-rechtliche und in eine öffentlich-rechtliche
Sphäre wird langsam Allgemeingut.

Die kommende Völkergemeinschaft

Das Ergebnis dieses Krieges wird so ein
neu geformtes Europa sein, über dessen Rechts-
gestalt sich heute noch nichts sagen läßt, da
sie aus den ■ letztlich gegebenen Bedürfnissen
entwickelt werden wird, die heute noch nicht
sämtlich abzusehen sind. Es entsteht damit
jedenfalls jene Solidarität, die einst der Völ-
kerbund in einem viel größeren Rahmen für
sich in Anspruch nahm. Für diese geführte
europäische Gemeinschaft gelten die Gesetze,
die für jede echte Gemeinschaft Gültigkeit
haben. Ein Angriff auf eines ihrer Glieder stellt
einen Angriff auf die Gesamtheit dar. Ein Krieg
zwischen den Gliedstaaten aber ist nicht denk-
bar, da ja gerade die Uberwindung der Kon-
fliktstoffe in der Organisation der gerechten
Ordnung Ziel des allgemeinen staatsmänni-
schen Handelns ist und bleiben wird.

Es bleibt die Frage der weltumspannenden
Kriege. Die zu erwartende Organisation der
Welt in Großräumen schließt naturgemäß die
Möglichkeit in sich, daß Konflikte zwischen
den Räumen bzw. den sie fassenden Staaten
entstehen, die nur im Krieg ihre Lösung finden
können. Ist es dann denkbar, daß ein Glied-
staat eines solchen Raumes, speziell der euro-
päischen Gemeinschaft, sich als uninteressiert
erklärt, sich aus dem Kampf heraushält, also
neutral bleibt? Die Frage ist zu verneinen.
Grund ist einmal die Tatsache, daß die inten-
sive wirtschaftliche Verflechtung, das Auf-
einanderabgestimmtsein der Einzelvolkswirt-
schaften es einem Teilstaat unmöglich machen
Würde, sich aus der Gemeinschaft zu lösen und

keiten des Reiches, Reichsminister und Reichs-
leiler, sprachen bei Großveranstaltungen der
Deutschen Akademie über Themen, die grund-
legend sind für das Verständnis um den Sinn
des deutschen Schicksalskampfes.

Die Deutsche Akademie will und muß nach
den ihr ergangenen Weisungen auch im Kriege
ihrer Aufgabe gerecht werden. Sie will
deutsche Kultur pflegen, an der Forschung und
Wissenschaft Anteil haben und deutsche Art
und deutsche Leistung im Ausland aufzeigen,
»die deutsche Sprache im Inland ergründen und
im Ausland pflegen und verbreiten. Sie geht
dabei von dem Grundsatz aus, daß
Macht und Kultur das Schicksal
eines Volkes bestimmen, die
Macht aber, aus der Kultur komme.
Wie Deutschland und seine Ver-
bündeten die machtpolit. isohe
Führung für sich beanspruchen,
so soll auch die europäische Kul-
tur unter Führung Deutschlands
und seiner Freunde neu erstehen.
Das ist der Sinn dieses Kampfes, den wir im
Namen des Rechts, der Arbeit und der Kultur
gewinnen werden.

mer schwerer wurde, einen Arbeitsplatz zu erhal-
ten. Das führte mehr und mehr zu Protesten gegen
die zunehmende Überfremdung, die wohl auch
bei manchem zu tieferem Nachdenken über Ur-
sachen und Folge dieser Entwicklung führte.
Die Studentenschaft war im Grunde ihrer
Einstellung antijüdisch, schon seit den 80er
Jahren, aber sie war sich des notwendig kom-
menden Machtkampfes zwischen Deutschen und
Juden keineswegs bewußt. Die einstigen hef«
tigen Auseinandersetzungen auf den Studenten«
tagen in Eisenach und Weimar hatten ebenso-
wenig dauernde Wirkung gehabt wie die ur-
sprünglich schroff antijüdische Einstellung der
Vereine deutscher Studenten; und die letzten
Jahre vor dem Weltkrieg war, es gerade in
studentischen Kreisen wieder sehr still um
diese Frage geworden. Der wachsende Einfluß'
jüdischer Dozenten und Studenten auf Hoch-
schulen und Hochschulpolitik zwang aber dann
schließlich doch zur organisierten Abwehr.

So kam es in Berlin und Leipzig, den beiden
Hochschulstädten, in denen in Dozenten- und
Studentenschaft der jüdische Einfluß am stärk-
sten in Erscheinung trat, zur Gründung aus-
gesprochen antijüdischer Organisationen. Sie
begannen, sich durch Vorträge von Prof. Bar-
tels, Weimar, und Werner, Gießen, all-'
mählich auch in weiteren Kreisen der Studen-
tenschaft auszriwiTkenr .Aber noch bevof'^lir
so dringeTTcf nrJtig5~Aünnai uiw|HtffBerreinen V.-
merkenswerten Erfolg gezeitigt hatte, brach
der Weltkrieg aus und die Aufklärungsarbeit,
lag wieder still. Dauernder Erfolg blieb -dieser
frühen deutschvölkischen Studentenarbeit des-
halb versagt.

Manch Alter Herr von heute, der sich schon
lange eingereiht hat in die Reihe der national-
sozialistischen Kämpfer unseres Führers, mag
sich aber gleichwohl solcher Dokumente aus
der Geschichte der Vor-Weltkriegszeit der
Studentenbewegung erinnern.

sich einem anderen Wirtschaftsorganismus zü»
zuwenden. Das würde zu einem wirtschafte
liehen Zusammenbruch und damit zur Selbst«
aufgäbe des Betreffenden führen, was gerade
heute, wo der Kriegführung im wirtschaft-
lichen Sektor nicht geringeres Gewicht zu«
kommt als der im militärischen, von entscheid
dender Bedeutung wäre.

Viel wichtiger aber als ein solcher doch meh*
äußerlicher Grund ist die Tatsache, daß der ge«
fneinsame Kampf der europäischen Völker die-
sen die fast in Vergessenheit geratene Tatsache!
ins Bewußtsein zurückgerufen hat, daß die Vern
wirklichung einer echten europäischen Völker-
gemeinschaft notwendig ist, um die gemeinsame
Kultur und den sozialen Aufstieg aller in der
Zukunft zu gewährleisten. Es wird damit der
etwa notwendige Kampf für diese Gemein-
schaft zur Pflicht, da es um die Erhaltung des
eigenen Volkes geht, das auf die Dauer nur als
Glied dieser Gemeinschaft wird1 bestehen
können.

Abschließend ist noch eine Frage anzuschnei-
den, die schon im System des Völkerbunds«
rechtes von Bedeutung war, wo ja die Möglich-
keit der Neutralität überhaupt 1 geleugnet
wurde. Die Frage nämlich, ob ein Staat, der
nicht mehr in der Lage ist, selbständig über
Krieg ünd Frieden zu entscheiden, noch im vol-
len Besitz seiner Souveränität und damit wirk-
licher Staat ist. Souveränität heißt die Summe
der Rechte, die erforderlich sind zur freien Ge-
staltung des Lebens, der Kultur eines Volkes
im Rahmen der Gemeinschaft, deren Glied-es
durch seine Herkunft und seine "Geschichte ge-
worden ist. Sie wird den Völkern erhalten blei-
ben. Im Verhältnis der europäischen Staaten
zueinander aber wird das Institut der Neutrali-
tät keinen Raum mehr haben, da seine Voraus-
setzung, der Krieg zwischen den Gliedern der
europäischen Gemeinschaft, in diesem Ringen
überwunden werden wird.

Hauptschriftleiter: Dr. Heinz W o 1 f f. Anschrift der Haupt-
schriftleitung: München, Schellingstr.39. Fernruf 20801. Für
den Anzeigenteil verantwortlich Joh. Bartenschlager.
Verlag: Franz Eher Nachfolger G. jn. b. H. — Druck: Buch-
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Redaktionsschluß für letzte Meldungen Montag abend.

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Deutschvölkische Studenten

Eine Erinnerung an die Vor-Weltkriegszeit / Von Dr. Otto Zschucke
 
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