Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Ausgabe Rhein, Südwest

EINZELPREIS IS PFENNIG / MÜNCHEN. 3. OKTOBER 1942 / 10.JAHRGANG / FOLGE 2 O

Umkehrung der Begriffe von einst:

Die Neue und die Alte Welt

Studentische Jugend
des Dreierpaktes

München, 3. Oktober 1942

In diesen Tagen haben die Völker und
Reiche Deutschlands. Italiens und Japans des
Abschlusses des Dreimächtepaktes vor zwei
Jahren gedacht. Sie haben dabei durch den
Mund des Führers, ^es Duce und des
T e n n 6 hervorgehoben, daß sich inzwischen
der Dreimächtepakt, der mit dem Ziel abge-
schlossen war, eine Ausweitung dieses Krie-
ges zu einem wirklichen Weltkrieg zu verhin-
dern und Amerika vor dem .Eintritt in diesen
Krieg zu warnen, als die größte in der Weltge-
schichte dagewesene Vereinigung von Mäch-
ten zu einem stahlharten Bündnis in einem
Krieg auf Leben und Tod gewandelt hat. Die
Außenminister der drei verbündeten Nationen
und auch der sich dem Dreimächtepakt in der
Zwischenzeit angeschlossenen Staaten haben
die Bedeutung des Dreimächtepaktes für den
Sieg der gerechten Sache und für eine neue
Ordnung in Europa und in Ostasien überzeu-
gend zum Ausdruck gebracht. Es konnte da-
bei eine stolze Bilanz im Rückblick gezogen
werden, zu deren Sprecher sich Reichsaußen-
minister vonRibbentrop in Berlin machte.
Diese Bilanz ergab, daß die Gewißheit des Sie-
,ap>= bereit: unerschütterlich feststeht und durch
die Gewalt der Warfen und die Tapferkeit der
verbündeten Soldaten im Grunde bereits er-
kämpft ist. Sie zeigte weiterhin, daß die einer
natürlichen und gesunden Ordnung in Europa
vor allen Dingen im Wege stehende Sowjet-
union bereits so geschwächt ist, daß an ihrer
endgültigen Niederlage und an ihrem Zusam-
menbruch in der Zukunft nicht mehr gezweifelt
werden kann.

An diesem Jahrestag des Dreimächtepaktes
wurde von allen berufenen Sprechern die
Uberzeugung vertreten, daß der Dreimächte-
pakt auch seine Gültigkeit in einer ferneren
Zukunft des Friedens behalten muß und sich
nach diesem Krieg als Instrument der neuen
Ordnung fortsetzen und bewähren wird.

Studententagung in Venedig

Wenn dies der Fall sein soll, dann hat aber
vor allen Dingen der Dreimächtepakt eine Ver-
tiefung durch die Zusammenarbeit der Jugend
der in ihm zusammengeschlossenen* Völker zu
. erfahren. Die akademische und studentische
Jugend Deutschlands, Italiens und Japans, die
in der Hauptsache später die führenden Stel-
lungen im Leben ihrer Nationen verantwor-
tungsbewußt zu übernehmen haben und den
geistig schaffenden Nachwuchs stellen, sind
darum aufgerufen, an dieser Vertiefung und
ideelen und geistigen Grundlegung des Drei-
mächtepaktes zu arbeiten. Schon seit -langem
arbeiten die deutschen, italienischen und japa-
nischen Studenten auf das engste zusammen.
Einen besonderen Arbeitsausdruck hat dieses
Zusammenstehen gefunden in den schon in der
Vergangenheit veranstalteten Kongressen der
deutschen und italienischen studentischen Ju-
gend, die in Berlin und Turin bis jetzt
stattgefunden haben und über die wir laufend
in der Vergangenheit berichteten. Ein schönes
Zeugnis der deutsch-italienischen Zusammen-
arbeit auf studentischem Gebiet sind auch die
deutsch-japanischen Akademikertreffen!

Ende September nun fanden sich in Ve-
nedig Abordnungen der Reichsstuden-
tenführung, der Gruppi Universi-
ta ri Fascisti und der japanischen
Akademiker in Europa zu einer neuen
und ersten Arbeitstagung auf der Grundlage
des Dreimächtepaktes zusammen, an der als
Zuhörer auch studentische Vertreter aus Bul-
garien, Spanien und Ungarn teil-
nahmen. Diese erste Zusammenarbeit der stu-
dentischen Jugend der Völker des Dreimächte-
paktes diente dem gegenseitigen Sichkennen-
lernen und Verstehen. Aus diesem Grunde
standen drei Themen im Mittelpunkt der Ar-
beitstagung. Es wurden behandelt die or-
ganisatorische Struktur und die Bedeu-
tung des Studententums im Leben der
Nationen, die kulturpolitischen Auffassungen
und Arbeiten der studentischen Jugend der
Nationen und die sozialpolitischen Aufgaben
und Erkenntnisse des Studententums der drei
verbündeten Völker. Jedes Referat wurde von
4»utscher, italienischer und japanischer Seite

Ein Großteil der Studenten und Studentinnen haben in Erkenntnis der Notwendigkeit
ihren Kriegseinsatz freiwillig verlängert und werden bis zum letzten Ferientag an den
Maschinen stehen. Stud. iiig. Werner F. bei Reparaturarbeiten am Rumpf einer Ju 88.

Aufn.: G. Kieslirig

■iiiiilitiiiiiiiiiiiiiiiiiif[tt;irniiiitii[inniiiiiriiiiiiiiiii[iMiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiit!iiiii.....iiiiiiiiiriiiit trriiiiiiiiiiiiriiiiiiiiiiiiiriiniiMititiirii'iiiifMiiriiiri

behandelt. Die Sprecher waren für Deutsch-
land Dt. Hanns Streit, Dr. Heinz
W o 1 f f und Dr. Otto Reise, für Italien
Dr. Mario Nigro, Dr. Enrico Fulchi-
gnoni und Dr. Giuseppe Longo, für
Japan Dr. Tojufumi Murata, Dr.
So i chi Nogami und Dr. Saburoj
Shi.mjzu. An die Referate schloß sich je-
weils eine vom kameradschaftlichen Geist ge-
tragene Aussprache an, die der Klärung offen-
stehender Fragen galt.

Dabei ergab sich mit klarer Deutlichkeit, daß
das Gesetz des Krieges die Arbeit des Studenten-
tums in allen drei Ländern voll beherrscht.
Italiens Jugend ist getragen von dem Willen,
unmittelbar dem Staat zu dienen und sich über
die neue, die Zukunft tragende Staatsidee rest-
los klarzuwerden. Wenn dieses Bekenntnis
der italienischen Jugend auch viel mehr von
grundsätzlichen Überlegungen, die aus den Be-
reichen der Staatsphilosophie der Vergangen-
heit und Gegenwart stammen, diktiert ist als
bei den deutschen Studenten, so ist das kein
prinzipieller Unterschied. Die Aufgabe der stu-
dentischen Organisation sieht der faschistische
Student darin, daß sie dem ganzen Studenten-
tum garantiert, vom Staate gehört und verstan-
den zu werden und andererseits dem Staate
die Möglichkeit leitender und einheitlicher
Aktionen auf die Jugend selbst zu geben. „Die
GUF. sammeln die Wünsche der Jugend und
überbringen sie dem Staate, der Staat ordnet
sie im weitläufigen Wirken seines gesamten
Lebens ein und nimmt daraus Material für
Beobachtung und Analyse. Aber die Lösungen

werden von der Vision des Ganzen diktiert.
Die Elemente verschmelzen sich daher. Die
Universitätsjugend ist ein Teil der Nation.
Ihre Disziplin ist die Disziplin des ganzen
Volkes." Das sind hervorstechende italienische
Formulierungen dieser Arbeitstagung. Japans
studentische und akademische Jugend steht wie
das ganze japanische Volk in einer zwettau-
sendjährigen Tradition, die verständlichefweise
in der Gegenwart nicht soviel revolutionäre
Elemente notwendig hat. Wenn das von japani-
scher Seite so formuliert wurde, daß die' Stu-
denten an dem politischen Leben keinen Anteil
nehmen sollen, so ist das. aber auch wieder
kein grundsätzlicher Unterschied zu unserer
Auffassung. „Es kann behauptet werden, daß
\ die japanischen Universitätsstudenten sich, was
die Politik betrifft, häuptsächlich bemühen, eine
genaue Kenntnis der heutigen Lage zu gewin-
nen, wo wir mit unseren materiellen und gei-
stigen Hilfsquellen um die Errichtung der neuen
Weltordnung kämpfen. Unser Befehlswort lau-
tet: Unbedingt müssen wir siegen. Die Universi-
tätsstudenten verstehen wohl, daß sie nicht'mit
den Waffen, sondern mit dem Geist an diesem
ungeheuren Kampf teilnehmen müssen, indem
sie ihre Stellung in der Burg der Wissenschaft
verstärken." Das sind japanische Formulierun-
gen aus einem Referat der Arbeitstagung. Das
ist im Grunde dieselbe Auffassung, die wir von
der wirklichen politischen Arbeit unserer deut-
schen haben und vertreten.

So ergab die Arbeitstagung einen ideellen
und geistigen Gleichklang, der für die Zukunft
sehr wichtig und bedeutsam sein wird. Dr. H. W.

Erlösung durch Zivilisation

Die Abhängigkeit des amerikanischen Denkens

Von Ferdinand Kern

Wir nehmen an. daß von den Nordameri-
kanern, die in Deutschland studiert haben,
nicht alle dies nur wegen der Münchener
Gemütlichkeit oder den rheinischen Schloß-
ruinen getan haben, denn auch sie konnten
sich, trotz ihres Auserwähltheitsspleens, der
Position der deutschen Wissenschaftsarbeit
niemals ernstlich verschließen. Dazu brauch-
ten sie gar nicht ein Übermaß an Objektivität
mitzubringen, es genügte schon, wenn sie sich
ausrechneten, nach welcher Methode einmal
der größte Gewinn herauszumultiplizieren war.
Auch dann stand am anderen Ende der Glei-
chung der weite Komplex des deutschen Gei-
stes, dem die US.-Amerikaner ja viel — für ihr
Selbstbewußtsein bedrückend viel — verdan-
ken, ohne ihn wären sie noch nicht so weit wie
heute. . ,

Diese stille Erkenntnis der eigenen, tiefrei-
chenden Abhängigkeit von Europa, die man so
gerne aus dem amerikanischen Geschichts- und
Weltbild tilgen möchte, ohne es natürlich zu
können, weil sich die Vergangenheit nun ein-
mal nicht wegleugnen läßt, isi eine der Grund-
lagen der aktuellen amerikanischen Lebens- «
äußerungen.

Das Manko der Traditioitslosigkert

Den an irgendwelche räumliche oder mate-
rielle Grenzen kaum anstoßenden, demzufolge
sich mit naiver Rücksichtslosigkeit durch die
Welt boxenden Nordamerikaner drückt, was
gerade in seinem gesellschaftlichen Verkehr
mit dem Engländer so deutlich sichtbar wird,
am meisten das Manko seiner ungeschliffenen
Traditionslosigkeit, kurz gesagt, der Mangel
eines nationalen Stammbaumes — wie alle
Neureichen, die um ihre obskure Herkunft wis-
sen — nieder.

übertragen in die Welt des Geistes, aus der
nun einmal in der Geschichte die Maßstäbe für
die Völker bezogen werden, ist es für die, die
„Welterlösung" wie Schnürsenkel behandeln-
den Nordamerikaner seit jeher, nicht einfach
gewesen, sich in der Konkurrenz der alteuro-
päischen „Geistesplutokräten" zu behaupten,
denn im Umgang mit diesen mußten sie immer
wieder, schon durch ihre Praktiken, bekennen,
daß ihnen Geist und Kultur so flächig unkom-
pliziert vorkämen wie die Steppen des mitt-
leren Westens, in denen bekanntlich der Revol-
ver regierte.

Daher- erwiesen sich, um auf ein sehr ern-
stes und für die europäische Geisteswelt
höchst aktuelles Gebiet zu kommen, die von
den agitatorisch so gewiegten Moskauer Juden
seit dem ersten Weltkriege massenhaft nach
Rußland eingeladenen USA.-Professoren und
Studenten, als die tüchtigsten Propagandisten
des Kulturbolschewismus. Denn wohl nirgend-
wo im Bereich des modernen Geisteslebens
ließen und lassen sich so leicht — erschreckend
leicht — Brücken schlagen, wie zwischen der
platten Geschäfts»rfolgsgläubigkeit des geisti-
gen Amerikanismus, der keinen historischen
Hintergrund hatte, und dem maschinisierenden
Geistesbolschewismus, der jede historische
Grundlage verneinte. Hier liegen die tie-
fen Wurzeln der so zweckgebunden anmuten-
den Verbindung, die «schon deswegen erleich-
tert wurde, weil beide Staaten im Begriff „Eu-
ropa" auch den Geist und die Geisteskultur be-
kämpfen können, die ihnen, wenn auch cus'
verschiedenen Gründen, vorenthalten ist.

Die naive und in diesem Falle von den ge-
rissenen Sowjets seit zwei Jahrzehnten dü-
pierte ■ Intelligenz der USA., die den auf der
Raum- und Materialweite der USA. begrün-
deten Optimismus gerade auf dem Gebiete
des Geistes, wo sie sich zutiefst unselbständig
fühlte, nie hat verleugnen können, ist unver-
sehens in eine ähnliche Abhängigkeit von
den systematischeren Sowjetjuden geraten, wie
sie potentiell zwischen England und den USA.
besteht.

" Ein Grund für diesen Griff nach dem wiesens-
(keineswegs ja etwa volkstumsmäßig) vex-
 
Annotationen