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wandten Pariner Moskau" war nicht nur dfa
eigene geistesgeschichtliche Ahnungslosigkeit,
nicht nur die beiderseitige, zu Parallelen heraus-
fordernde Anbetung des Technischen — man-
gels des Geistigen —•, sondern zuletzt das
drückende Bewußtsein (das in USA. zu außer-
ordentlichen technischen Vervollkommnungen
geführt hat), daß man Europa nie mehr auf-
holen könnte, und daß man stets das gut tau-
send Jahre zu spät geborene Kind in der Fa-
milie der Kontinente bleiben würde, das nicht
mehr durch die Hochschule der abendlän-
dischen Kultur gehen konnte, sondern ein
Handwerk erlernte, ohne damit zufrieden zu
«ein.

Methodik und Praktiken der Geisteswissen-
schaften zu erlernen, ist wohl dem einzelnen
möglich, nicht aber einem ganzen Volk, und
besonders nicht in Schnellkursen, wenn man
plötzlich die Zeit gekommen glaubt, nun mit
der eignen Technokratie die barbarische Kul-
turwelt erlösen zu müssen — denn darum geht
es ja den Amerikanern, seit Wilson als Welt-
heiland über den Ozean fuhr. Diese Kreuz-
zugsidee für den Amerikanismus, der für die
Welt zwar wohl etwas Neues, aber nicht etwas
Seligmachendes hat, beflügelt auch heute wie-
der die amerikanischen Kriegsanstrengungen.

Geschichtliche Tradition und Erfahrung ist
kein Fließbandprodukt. Dies ist keine agita-
torische Herabsetzung der am Fließband tüch-
tigen Amerikaner, sondern einfach die Fest-
stellung, daß US.-Amerika für seine geistigen
Ambitionen noch zu jung ist. Ein Vierzehnjäh-
riger wird noch nicht Schwergewicht boxen
können, selbst wenn er alle Weltranglisten
auswendig weiß, was ja in diesem Alter der
Fall zu sein pflegt.

..Wahlverwandte"

Dieses Suchen nach einem in der Welt, der in
ähnlicher Situation sei, hat in den Prinzipien
und Konsequenzen, wenn vielleicht auch noch
nicht in den Äußerlichkeiten, die sowjetische
und die amerikanische Intelligenz zueinanderge-
führt. Keiner kann dem andern z. B. vorwerfen,
daß er weniger Tradition habe . . .

Die Amerikaner sind von den Russen in diesen
Jahrzehnten zwischen den Kriegen technisch be-
erbt worden, dafür sind die amerikanischen
Geistesträger in ihrem großen, von den euro-
päischen Tiefenwirkungen weniger „infizierten"
Durchschnitt Anwälte einer Zivilisation gewor-
den, die sie nur nach ihren Erscheinungsbildern
?u beurteilen verstanden, weil ihnen die im
eigenen. Fleisch und Blut sitzenden Vergleichs-
stäbe fehlten.

Anders sind die ernsthaften Plädoyers ameri-
kanischer Professoren für russische Ausbil-
dungs- und Erziehungsmethoden nicht zu ver-
stehen. Man greift gierig nach Rezepten, wo sie
exemplifiziert werden, man kann sie ja nötig
gebrauchen, um sie in den eigenen Apparat ein-
zubauen. Man wird es eines Tages in der alten
Welt noch erkennen, daß der beste und ahnungs-
loseste Künder des Bolschewismus der Ameri-
kaner war, weil beide Völker in den Äußerlich-
keiten sich so .sehr ähnelten. Und Europa würde
wieder einmal, wie schon 1789, von den Demo-
kratien des Westens mit Geistesgeschenken be-
'glückt, die einen seltsamen Weg um die Welt
gewandert sind: Von Europa über die USA.
nach Europa. Die der Aufklärung entstammen-
den Freiheiten von 1789 waren 1776 erstmals in
di« Staatspraxis in Nordamerika übersetzt wor-
den, und von dort trugen sie die mit den Ameri-
kanern kämpfenden Franzosen, wie Lafayette
und andere, nach Paris, um damit Revolution
zu machen. Diesmal würde der Weg im Zeichen
des angelsächsischen Imperialismus von Moskau
über die Intelligenz der USA. nach England
führen, wo ja der Boden für die Aufnahme von
d»n beiden andern machtpolitisch vorbereitet
■.vird.

Das „Amerikanische Jahrhundert"

Der optimistische Sendungswahn, der sich auf
Biesen einzigen geistesgeschichtlichen Welt-
ßrfolg der Nordamerikaner auch heute noch
gründet — wobei die Amerikaner allerdings
wieder nicht zugeben wollen, daß sie damit beim
Jahre 1776 stehenbleiben —, reicht aber allein,
noch nicht hin, zu einer Kulturaufgabe In der
Welt berufen zu werden. Geistesgeschichtliche
Mangelerscheinungen der eigenen Vergangen-
heit werden nun versuchsweise mit der Technik
auszugleichen versucht — daher der Lobpreis
des „Amerikanischen Jahrhunderts", das doch
wirklich nur, soweit die Welt es bis jetzt zu
sehen bekommen hat, aus zivilisatorisch-techni-
schen, nicht aber aus geistigen Errungenschaften
besteht.

Die nach den Schrecknissen des ersten Welt-
krieges wieder' zu sich suchende Alte Welt
drohte damals den so selbstsicher auftretenden
Amerikanismen zu erliegen, die man, beispiels-
weise vermittels des Films, nach Europa
schickte. Vielleicht bleibt Europa davon diesmal
verschont, wenn es die Geistesverwandtschaft
dieses Amerikanismus mit dem Bolschewismus
durchschaut und vor allem den Irrtum erkennt,
.daß Badewannen, Patentküchen und anderes
nicht Errungenschaften der Kultur, sondern
lediglich der Zivilisation sind. Der Welt sind
damit aber noch keine neuen Ideen geschenkt,
durch die sie neu werden kann.

. Die Welt würde nur mit „Standarden" über-
rascht werden (sie sind, eine weitere Parallele,
eben diesen beiden Staaten, USA. und Rußland,
begrifflich und inhaltlich vor allem gemein-
sam!), aber nicht mit Gedanken.

Mit Langstreckenbombern heute die euro-
päischen Kulturgüter zusammenzuwerfen, für
die man ja keine Verantwortung trägt, die man
höchstens zutiefst haßt, weil sie die stummen
Zeugen dafür sind, daß USA. an dem Geist
keinen Teil hat, aus dem sie entsprangen, Kul-
turlandschaften zu zerstören, wie übermütige
College-Girls zu Hause vielleicht um die Wette
Autos kaputt fahren, ist noch keine Bestätigung
dafür, daß man auch den Geist besitzt, sie wie-
der einmal zu erzeugen.

Die Probe auf die Tiefe und Weite dieses
amerikanischen Geistes zu machen, wird der
Kulturwelt erspart bleiben müssen.

gelte 2 l Die Bewegung / Folge 2fl

Das Kroatische Studententum im Freiheitskampf

Um die volle Bedeutung des Anteils der
kroatischen Studenten am Kampfe für die Ver-
wirklichung der Freiheit und Unabhängigkeit
Kroatiens ermessen zu können, ist es notwen-
dig, die Bedeutung der kroatischen Universi-
tät zu Zagreb im kulturellen und politischen
Leben Kroatiens in Augenschein -zu nehmen.

Nach dem Aussterben der kroatischen könig-
lichen Dynastie im 12. Jahrhundert und dem
damit verbundenen Aufhören der Verbindung
mit Ungarn in Personalunion, und besonders
nach der Verbindung mit Österreich im 16. Jahr-
hundert, sowie infolge des Einbruchs der Tür-
ken in die südlichen kroatischen Länder wurde /
der Schwerpunkt des politischen und kulturel-
len Lebens Kroatiens aus seinen südlichen
Provinzen an der adriatischen Küste in die
nördlichen Provinzen zwischen Sau und, Drau
verlegt. Schon ziemlich früh nahm Zagreb
einen immer bedeutenderen Platz unter den
anderen nördlichen kroatischen Städten ein
und wurde zum politischen und kulturellen
Zentrum Kroatiens. Im 17. Jahrhundert wurde
in Zagreb die Universität gegründet, die erste
und bis jetzt einzige kroatische Universität.
Es ist begreiflich, daß diese Universität einen
großen Einfluß auf das öffentliche Leben
Kroatiens ausübte, . da an ihr die meisten
Führer des heutigen Kroatiens studierten. Sie
tat es auch in den Tagen, als die nationale
Führerschicht unter dem Druck der Gewalt
nachgab, als sie Kompromisse einging, und als
der Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit
aussichtslos schien. Immer wenn die kroati-
schen Nationalinteressen gefährdet waren,
haben die Studenten ihre Stimme erhoben.'Sie
haben demonstriert und protestiert, sowohl an
der Universität wie auf den Tribünen des
kroatischen Sabor, auf den Straßen oder im
Theater.

Dieses Mitwirken der kroatischen Studenten
im Leben des Volkes wurde von Generation
zu Generation übertragen. Eine immer größere
Zahl Studenten, die sich aus immer weiteren
Volksschichten rekrutierten, gab dieser Tat-
sache um so größere Bedeutung. Das kroa-
tische Studententum war der Bar o-

Von Dr. Boiidar Latkovit, Zagreb

meter des politischen Denkens
des Volkes, aber es war auch derwach-
sameWahrer der n a t i o n a 1 e n I d e a 1 e,
der Freiheit und Unabhängigkeit,
wie auch der unbarmherzige Mah-
ne r in den Tagen, als die führenden Politiker
den Kampf aufgegeben hatten.

Obwohl die vorangegangenen Studenten-
generationen ihre Aufgabe, den nationalen
Widerstand und Kampf zu unterstützen, ehrlich
erfüllt haben, ist doch der besondere Platz in
der Geschichte des kroatischen Studententums
jener einen Generation zugewiesen, die den
schwersten Teil des Kampfes des kroatischen
Volkes um seine Freiheit auf sich nahm. Das
ist die Generation, die unmittelbar der Ver-
wirklichung des Unabhängigen Staates Kroa-
tien voranging. Die nationale Freiheit ist zum
größten Teil ihr Werk.

Schon gleich nach der Schaffung des Ver-
sailler Gebildes „Jugoslawien" sammelten »ich
die kroatischen Studenten, mit deni Instinkt
ihrer Jugend fühlend, daß das kroatische Frei-
heitsstreben ernstlich gefährdet ist, in revolu-
tionären Organisationen und begannen an der
Universität Zagreb den Kampf für den kroati-
schen Freiheitsgedanken und den kroati-
schen Geist. In den Jahren 1926/27, als es
schien, daß der kroatische Nationalgedanke
am Ersterben war und das nationale Bewußt-
sein einschlummerte,'bestand an der Universi-
tät Zagreb eine Gruppe junger Intellektueller,
die fanatisch an das kroatische Auferstehen
glaubten. Vielleicht noch nicht ganz be-
wußt, sondern bestimmt durch den revolutionä-
ren Geist, der sie ganz ausfüllte, orientierten
sich diese Studenten schon, damals nach den
mächtigen revolutionären Bewegungen, dem
Nationalsozialismus und dem Fa-
schismus. Die Grundsätze dieser Bewegun-
gen waren der Gegenstand des privaten Stu-
diums dieser Pioniere des kroatischen Frei-
heitskampfes und die Entwicklung der politi-
schen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse,
verursacht durch diese Nationalbewegungen,
der Gegenstand ihres besonderen Interesses.

Die Organisation des revolutionären Kampfes

In dieser Zeit, zwischen 1925 und 1928, als
es schien, daß die Kroaten in völlige politische
Letargie gesunken seien, tritt auf die Bühne
des politischen Lebens Kroatiens die mächtigste
Persönlichkeit, die die Kroaten je in ihrer Ge-
schichte besaßen: Dr. Ante Pavel i61 Mit
einer Intuition, die nur den politischen Genies
angeboren ist, sieht er ein, daß von dem parla-
mentarischen Kampf kein Erfolg zu erwarten
ist, daß die damalige Form der Demokratie und
des Parlamentarismus zu keinem sozialen und
politischen Frieden führen kann. Er beginnt da-
her mit der Organisation des revolutionä-
ren Kampfes. Im Jahre 1928 gründet er die
Vorgängerin der Ustascha-Bewegung, die
„Kroatische Heimweh r". Diese Organi-
sation lehnt sich zum großen Teil an das Stu-
dententum an, das gleich nach der Ermordung
Stjepan R a d i 6 ', dem Führer der kroatischen
Bauern und Präsidenten der größten kroatischen
politischen Partei, im Belgrader Parlament im
Juni 1928 in Aktion tritt. So werden unter gro-
ßen Demonstrationen alle Feierlichkeiten des
10jährigen Bestehens Jugoslawiens, am 1. 12.
1928, in Zagreb vereitelt. Bei dieser Gelegen-
heit werden auf den Zagreber Straßen mehrere
kroatische Studenten erschossen. Doch dieses
vergossene Blut ist nicht verlorengegangen, es
war der Keim, aus dem sich der Stamm des
kroatischen Freiheitskampfes immer weiter ent-
wickelte.

Auch die Diktatur in Jugoslawien von 1929
bis 1934 konnte den Freiheitsgedanken und die
revolutionäre Tätigkeif kroatischer Studenten
nicht aufhalten. Die Universität Zagreb wurde
immer mehr die Festung der Ustascha-Bewe-
gung. Die serbischen Behörden sahen schon
früh ein, daß die Universitätzagreb
der Brennpunkt des kroatischen
Freiheitskampfes war und erschwerten
deshalb mit allen Mitteln ihre Tätigkeit. Auf
alle Maßnahmen, die seitens des serbischen Re-
gimes getroffen wurden, antworteten die kroa-
tischen Studenten mit Demonstrationen. Oft-
mals waren diese sehr scharf: Man verbrannte
die jugoslawische Fahne, Porträts des Königs
und warf ähnliche solcher Bilder und Statuen
durch die Fenster; man verbarrikadierte sich
im Universitätsgebäude und kämpfte stunden-,
ja sogar tagelang mit Polizeitruppen.

Die Ustascha-Bewegung entsteht

Als der Kampf unter der Diktatur ganz aus-
sichtslos wurde, entschloß sich Poglavnik Dr.
Pavelic, zu emigrieren und vom Ausland aus
die revolutionäre Tätigkeit und den weiteren
Kampf zu führen. Vor seiner Abreise entwarf
er die Organisationsgrundlagen der Usta-
scha-Bewegung. Unter den ersten Emi-
granten waren auch die Studenten. Der größte
Teil besaß keine regulären Pässe, da ihre revo-
lutionäre Tätigkeit den jugoslawischen Behör-
den zu gut bekannt war. So mußten sie unter
falschen Namen oder ohne Paß, d. h. zu Fuß
irgendwo durch die Wälder über die Grenze
gehen. In der Emigration machten sie die aus-
ländischen Studenten mit dem kroatischen
Freiheitskampf und insbesondere mit der Tätig-
keit der kroatischen Studenten in diesem Kampf
bekannt. Sie traten mit den Emigrationsorgani-
sationen anderer Völker in Verbindung, beson-
ders mit der mazedonischen Emigration. Meh-
rere fuhren nach Amerika, um unter den vielen
Kroaten, die dort ihr Brot suchten, die Usta-
scha-Bewegung zu gründen. Diese Arbeit war
sehr fruchtbar und für den Erfolg des National-
kampfes sehr wichtig, da die Kroaten in Ame-
rika diesen Kampf mit Geld unterstützten, das
aus dem Lande selbst kaum zu bekommen war.

Zu der Zeit, als der Poglavnik das Land ver-

ließ, war die Ustascha-Bewegung noch In ihrer
Entstehung. Obwohl diese Bewegung nichts
anderes als der vollkommenste. Ausdruck der
jahrhundertelangen Bestrebungen des kroa-
tischen Volkes nach Freiheit war, wurde der
Kreis ihrer Anhänger nur langsam größer. Das
ist begreiflich, wenn man sich vor Augen hält,
daß in dieser Zeit in Jugoslawien die stärkste
Diktatur herrschte. Am schnellsten erfaßte die
neue Bewegung die Studenten, von denen nur
ein kleiner Teil ihren Führer persönlich kannte
oder ihn vielleicht nur einmal gesehen oder
tprechen gehört hatte. Das hindeua sie fcber
nicht, ihm unerschütterlich zu glauben und
seine Befehle gerne auszuführen. Da die Dik-
tatoren jede politische Organisation verboten,
war die revolutionäre Ustascha-Tätigkeit sehr
erschwert. Da außerdem der Poglavnik und
viele andere ältere politische Führer in der
Emigration lebten, waren die Studenten an-
fangs fast ganz allein auf sich angewiesen.

Durch Fach- und Kultürorganisationen führ-
ten sie den Nationalkampf weiter. Jede auch
noch so harmlos aussehende Tätigkeit an der

Universität trug den Charakter des politischen
Kampfes. So wurde z. B. im Jahre 1932 der
Kroatische akademische Kultur-
verein „August Senoa" gegründet, der
von außen den Anschein eines für die Förde-
rung kultureller Zwecke gegründeten Vereins
erweckte. Tatsächlich war er das Werk
der Ustascha-Tätigkeit an der Uni-
versität! Nur der Student konnte als Mit-
glied aufgenommen werden, dessen Kroatentum
kompromißlos war. Jede Woche kam man ein-
mal zusammen, um sich über die politische
Situation zu unterrichten, Direktiven für die
weitere Tätigkeit festzulegen und Vorträge
über politische, Sozial- und Kulturthemen zu *
hören. Mit der kroatischen Hymne wurden die
Zusammenkünfte eröffnet und mit der Ustascha-
Hymne beschlossen. Mit Begeisterung diese
Hymnen singend, die den jungen Kämpfern
für die Freiheit ihres Voltes Kraft und Mut zu
ihrer Arbeit gaben, richteten sie die Blicke auf
einen leeren Bilderrahmen, der an der Wand
hing, den Augenblick erwartend, wo ihn das
Bild des ersten Kämpfers für die gemeinsamen
Ideale, das Bild ihres Führers, ihres Poglavnik,
zieren werde. Das illegale Leben dieses Vereins
kennzeichnet ein weiteres Detail. Da die Uni-
versitätsbehörden von der wahren Tätigkeit
nichts wissen durften, mußte man zwei Jah-
resversammlungen abhalten. Die eine wurde
in Gegenwart der Universitätsbehörden durch-
geführt und von den Studenten „Die Operette'"
genannt, da alles geschauspielert wurde. Die
eigentliche Jahresversammlung hielt man in
den Räumen des Vereins ab, und hier wurde
dann über die Tätigkeit gesprochen und über,
die Mitglieder der einzelnen Ausschüsse be-
raten. Uber die nationale und politische Welte»«
bildung hinaus wurden die Studenten auch!
militärisch im Sinne der revolutionären Aktion,
ausgebildet. In kleinen Gruppen exerzierten
sie, in den Vereinsräumen oder bei Ausflügen
in die Umgebung der Stadt.

Als im Jahre 1938 Dr. Mile Budak, dac
jetzige kroatische Gesandte in Berlin, aus de*,
Emigration zurückkehrte, nahm die Organisation
der Ustascha-Bewegung festere Formen an. Die
Tätigkeit der Studenten wurde intensiver und
die Verbindung zu den anderen Teilen der Ber
wegung enger. Schließlich fiel die Tätigkeit
des „Vereins" auf, welhalb er Mitte 1940 tob
der Polizei verboten wurde.

Es war aber nicht nur dieser eine Verein,
der im Dienste des Freiheitskampfes stand.
Alle anderen „kulturellen" Studentenyereine
waren gleicherweise vom Ustascha-Geiste
durchdrungen. Auch die Fach Organisationen
der Fakultäten waren in den letzten Jahren
in den Händen der Ustascha-Studenten. Der
sogenannte „Interclub", ein Ausschuß, der
' die Vertreter der Fachschaften umfaßte, ar-
beitete ebenfalls Im Sinne der revolutionären
Aktion.

War anfänglich Tatigkeft jSer jEfö^Jat__

tan auf Proteste, Demonstrationen, Drück-Bad
Verbreitung von Flugzetteln «nd Zeitungen
mit revolutionärem Inhalt begrenzt —■ was
allein schon genügte, um vor das Sonderge-
richt zum Schutz des Staates zu kommen, wo
auch die Todesstrafe verhängt werden könnt«
— ging man bald und besonders nach 1938
daran, die Schüler der Gymnasien nnd Mit-
telschulen zu organisieren. Während der Sonn
merferien wurden geheime Kurse abgehalten
und Zellen in den höheren Klassen gebildet.

Alle Volksschichten am Kampf beteiligt

So wurde über ganz Kroatien ein unsicht-
bares Netz gebreitet, das den größten Teil
der Jugend zwischen 16 und 26 Jahren um-
schloß. Ebenso wurde die Organisation auf
die Arbeiter ausgedehnt. Der Anfang wurde
in den Eisenbahnwerkstätten in Zagreb ge-
macht, und von da aus zog die Bewegung un-
ter den Arbeitern immer weitere Kreise,
Schließlich gab es ein Jahr vor dem jugosla-
wischen Feldzug kein größeres Staats- oder
Privatunternehmen in Kroatien, in dem nicht
eine Gruppe organisierter Ustascha-Arbeiter
bestand. Die Verbindung dieser revolutionären
Jugend aller Stände war vollkommen. Es gab
keine Aktion mehr, bei der nicht alle syste-
matisch und ohne Rücksicht auf Standesunter-
schiede mitwirkten. Diese Verbindung hatte
sich bereits im Jahre 1936 gezeigt, als in dem
schon erwähnten Kampfe der Studenten mit
der Polizei in der Universität Arbeiter und
Schüler den verbarrikadierten Studenten Nah-
rungsmittel und Munition verschafften.

Unter den Fachorganisationen an der Uni-
versität spielte der Juristische Club
(„Club der Hörer des Rechtes") die größte
Rolle. Diei Juristen besaßen als Führer an der
Zagreber Universität, besonders auf dem po-
litischen Gebiet, eine große Tradition, und so
fand man sie auch im letzten Kampf um die
Freiheit und Unabhängigkeit Kroatiens a n
erster Stelle. Erwähnenswert ist, daß
schon ein paar Jahre vor der Gründung des
heutigen kroatischen Staates in den Klubräu-
men die geographische Karte des Unabhängi-
gen Staates Kroatien mit seinen historisch
politischen Grenzen und das Bild des Poglavnik
aufgehängt wurde. Das war nur möglich, weil
die Klubräume in der Universität lagen, also
auf dem Gebiet, auf dem die Polizei nur mit
Genehmigung des Rektors Magnificus eingrei-
fen durfte. Während der . umfangreichen stu-
dentischen Demonstrationen im Herbst 1940,
in denen die Studenten besonders scharf die
Freiheit Kroatiens forderten, brach dann die
Polizei auch in diese Räume ein, viele Stu-
denten Wurden verhaftet und die Klubräume
versiegelt.

Eine hervorragende Rolle innerhalb der
studentischen Arbeit im nationalen Freiheits-
kampf spielte eine kleine Gruppe Ton
acht b i svz ehn Studenten, unter denen
sich auch der Vorsitzende' des Juristischen Klubs
und der Vorsitzende des akademischen Kultur-

vereins „August Senoa" befanden. Jeden Frei-
tagabend um 8 Uhr trafen sich diese verschwo-
renen Studenten in einem kleinen Hause in
einer alten Zagreber Straße, um Entschlüsse
über weitere Aktionen zu fassen. Jeder von
ihnen leitete ein bestimmtes Gebiet der studen-
tischen bzw. Schülertätigkeit. Diese Gruppe ist
nie entdeckt worden, obwohl mehrere Male
einige ihrer Mitglieder verhaftet waren. Dia
Kraft dieser Gruppe und ihre Wichtigkeit für
den Erfolg der revolutionären Arbeit der kroati-
schen Jugend lag darin, daß sie, unerkannt
bleibend, alle Fäden des Freiheitskampfes an
der Universität und an den Schulen in ganz
Kroatien in der Hand hielt und ihn nach ein-
heitlichen Richtlinien führte.

In den letzten Monaten vor dem Ausbruch
des Krieges in Jugoslawien wurden wieder
viele Studenten verhaftet, unter ihnen alle
Führer der verschiedenen studentischen Orga-
nisationen. Doch das war auch schon das Ende
des jugoslawischen Experimentes und konnte .
keineswegs die stürmische kroatische
Revolution aufhalten. Mit der Proklamation
der Freiheit Kroatiens erhielten diese tapferen
Nationalkämpfer auch ihre persönliche Freiheit
zurück.

Der Kampf der kroatischen Studenten für die
Freiheit und Unabhängigkeit ihrer Heimat hat
an höchster Stelle seine Anerkennung gefunden.
Der Poglavnik verlieh den Studen-
ten, diesichbesondersausgezeich-
nethaben, eine Verdienstmedaille
und gliederte die studentische
Ustascha-Kompanie in seine U s t a -
scha-Leibgarde ein.

Seit der Gründung des Staates arbeiten die
kroatischen Studenten für den Aufbau des
Landes. Diese neue Aufgabe haben sie mit Be-
' geisterung und großem Eifer in Angriff genom-
men, und sie werden sie genau so wie die vor-
angegangene zum Wohl des ganzen Volkes
lösen.

Hauptschriftleiter: Dr. Heinz W o 1 f f. Anschrift der Haupt-
schriftleitung: München, Schelltngstr. 39. Fernruf 20801. Für
den Anzeigenteil verantwortlich Jon. Bartenschlager.
Verlag: Franz Eher Nachfolger G. m. b. H. — Druck: Buch-
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