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der Nachwuchslage alle anderen Berufssparten
mehr oder weniger abhängen. Es erscheint im
Augenblick gar nicht so wichtig, daß hier
und dort einige Reserven aufgeschlossen und
dem Lehrerberuf zugeführt werden, als viel-
mehr die Frage einer Neuwertung des Lehrejr-
standes und eine Hebung seines Prestiges. Hier
gilt es, alle Mittel der öffentlichen Meinungs-
. bildung einzusetzen, und damit zu versuchen,
die Barriere aus Vorurteilen und Mißtrauen zu
durchstoßen und somit besten Nachwuchs der
wirklich schöpferischen Leistung echten Leh-
rertums zur Verfügung zu stellen.

Schon hieraus ergibt sich, daß Aufklärung
und Propaganda in der gesamten Nachwuchs-
frage unterstützend und helfend zumindest für
die psychologische Erleichterung der Situation,
teilweise aber auch für die Entlockung sonst
etwa fehlgeleiteter Reserveschichten Wesent-
liches erreichen können. Voraussetzung ist "aber •
immer, daß die mögliche Stoßrichtung der Pro-
paganda bekannt, d. h. in diesem Fall, daß d i e
Nachwuchsfrage statistisch ge-
klärt ist. Denn' Unmögliches kann man auch
von der Propaganda nicht verlangen: sie kann
nur da wirksam werden, wo sie ansprechen
und damit gewinnen kann.

Völlig verfehlt, bedenklich und gefährlich
ist aber die wilde und ungeregelte Ressortwer-
bung und Ressortförderung. Jede Ressortförde-
rung läßt die Tatsache außer acht, daß die
Decke im ganzen gesehen zu knapp ist, und
daß es letztlich zweck- und erfolglos ist, hier
und da zu zupfen und ohne Rücksicht auf die
Gesamtheit den eigenen Bedarf zu befriedigen.
Es wäre gefährlich und würde gewiß nicht dem
Willen der Staa-tsführung entsprechen, sprung-
weise diesen oder jenen Beruf — oftmals han-
delt es sich um Modeberufe — nachwuchs-
mäßig voll zu befriedigen, sondern es kommt
darauf an, die an sich schon dünne Decke ge-
recht, d. h. nach Rang und Bedürfnis der ein-
zelnen Berufe zu verteilen. Also muß es das
Ziel sein, die gesamten We-rbungs-
maßnahmen planmäßig in der Hand
einer Stelle zu vereinigen und von
hier aus zu steuern. Diese grundsätz-
lichen und praktisch so wichtigen Bedenken
wurden in entschiedener Form immer wieder
von den Vertretern des Reichserziehungsmini-
steriums vorgetragen. Hier zu einer gesunden
Neuordnung zu gelangen, die Ressortför-
derung zu unterbinden und ein für
allemal zu einer zentralgesteuerten-
Nachwuchs1enkung zu gelangen,
ist die unabdingbare Voraussetzung einer ge-
sunden Lösung dieses so schwierigen Problems.
Insbesondere wird es hier nötig sein, von der
Propagandaseite her mit allen publizi-
stischen Führungs m i 11e 1 n die ge-
steuerte Werbung zu unterstützen
und die wilde Werbung zu verhindern.

Wertung der akademischen Arbeit

Daß alle psychologischen Maßnahmen natur-
notwendig nur helfend und unterstützend ein-
greifen können, wurde soeben bereits gesagt.
Auf der anderen Seite muß durch praktische
v<*Hhft\>man versucht werdf».-^»n werbenden

aere cfUnew ■ aKademisch^ ^rätte nur an sol-
chen Aufgaben angesetzt werden, die tatsäch-
lich der qualifizierten Ausbildung
entsprechen und diese zur Voraussetzung ha-
ben, d. h., man wird auch im Arbeitseinsatz
der akademischen Kräfte zu einer höheren
Wertung der akademischen Arbeit
gelangen müssen. Eine Zwangskontingentie-
lung, die hier und da erwogen worden ist,
wird in den hier in Frage kommenden Berufs-
sparten zweifellos ihr Ziel verfehlen. Zwangs-
kontingente sind" hier allerhöchstens in der
Lage, eine mengenmäßige, niemals aber eine
wertmäßige Lösung oder auch nur Erleichte- ,
rung herbeizuführen, zumal gerade bei den
geistigen Berufen die echte „Berufung"
eine entscheidende Rolle spielt.
Diese Berufung im wertmäßigen Sinne-kann
naturgemäß in der Zwangskontingentierung
keine umfassende Berücksichtigung finden, wo-
mit aber die Befriedigung im Beruf und die
damit verbundene Höchstleistung in Frage ge-
stellt wäre.

Es darf nicht übersehen werden, daß die
rein mengenmäßige Befriedigung des gesam-
ten Nachwuchsbedarfs bei fast allen geistigen
Berufen durchweg nicht erreicht werden kann.
Um so mehr wird der Wertakzent auf die
leistungsmäßige Auslese u-nd die
Hebung des gesamten Leistungs-
niveaus verlagert werden, das im Augen-
blick infolge mancher Fehler der Vergangen-
heit nicht überall zu befriedigen vermag. Auf
diese wichtigste leistungsmäßige Auslese
wurde insbesondere im Zusammenhang mit
dem Berufsbeamtentum hingewiesen, in dem
die Entwicklung vom „Verwalten" zum „Re-
gieren" führt — ein schönes Beispiel auch für
den Einsatz der -akademisch geschulten Kräfte
an ihrer Vorbildung tatsächlich entsprechenden
Aufgaben.

Die Voraussetzung auch für diese Maßnahme
ist wiederum eine Hebung des Ansehens der
geistigen Arbeit schlechthin. Die besten Kräfte
müssen angesprochen und gewonnen werden.
Dies aber kann nur gelingen, wenn auch die
geistige Arbeit nicht nur wie zu allen Zeiten
ihren Wert in sich trägt, sondern wenn auch
die öffentliche Meinung mit Anerkennung und
Verständnis für die besondere Lage der geisti-
gen Berufe nicht zurückhält. Es wird in Zu-
. kunft in verstärktem Maße notwendig sein,
' das "Ansehen der geistigen Berufe überhaupt zu
heben, ihren kriegsentscheidenden Arbeitsan-
teil immer wieder herauszustellen und gerade
bei der jungen Mannschaft das Verständnis
für die jeder geistigen Arbeit innewohnende
echte kämpferische Entscheidung zu wecken.
Hier war die Rede des Reichsministers Dr.
Goebbels vor den in Weimar versammel-
ten Dichtern ein erster glänzender Auftakt. Die
psychologische Erleichterung und der freudige
Widerhall, den diese Rede bei allen geistig
Schaffenden des Reiches fand, ist ein Richt-
weiser für die in der Nachwuchsfrage liegen-
den propagandistischen Aufgabe.

Seite 2 / Die Bewegung / Folge 23/24

Weltreich der Himer

/ Von Claus Sehrempf

Unser Mitarbeiter Dr. Claus Schrempl
schrieb für „Die Bewegung" eine Artikelioige,
die sich mit dem Weltreich der Römer be-
laßt. Wir bringen heute die erste Arbeit:

V

Sieben Hügel

Auf einer Weltkarte des Altertums gruppiert
sich alles um das Mittelmeer, das die Erdteile
der Alten Welt, Europa, Asien, Afrika, mit-
einandef verbindet. Es waren eben nur die
Länder bekannt, die an das Mittelmeer gren-
zen oder in mittelbarem Verkehr mit ihm
■ stehen. Sucht man auf einer solchen Karte nach
Machtmittelpunkten, die. das Ganze der Mittel-
meerwelt beherrschen könnten,so fällt derBlick
auf Byzanz, Athen, Aiexandria, Karthago,
Syrakus, Neapel oder andere hervorragende
Seestädte, die schon früh zu hohem Ansehen
gelangten. Aber wer käme auf den Gedanken,
daß die unter Wasser stehenden Niederungen
zwischen den sieben Hügeln am Tiberbogen
zum Sitz der Weltherrschaft tauglich sein soll-
ten?

Rom hatte einen weit entfernten, mäßigen
Seehafen, ein ungesundes Klima, war vom Ti-
ber mit Überschwemmungen bedroht, und was
das Schlimmste war, es besaß ursprünglich
überhaupt kein Hinterland. Als isolierter Punkt
hat es sich mühsam aus den Tibersümpfen
emporgerungen und sich auf die sieben Hügel
gestützt. Erbaut in einem Winkel zwischen drei
ihm feindlichen, Nachbarvölkern, war es von
Anfang an in seiner Existenz bedroht. Rom ist
eine gegründete Stadt, nicht organisch aus sei-
ner Umgebung erwachsen, sondern von kühner
Menschenhand gewaltsam in eine schon voll-
besetzte Völkerwelt hineingestellt. Die Römer
führen ihren Namen nicht nach einer Land-
schaft oder einem Stammvater, sondern als
Bürger einer Stadt, die ihnen Schicksal und
Aufgabe war. Rom hat die Römer hervorge-
bracht. Die Stadtgründung ist der Ausgangs-
punkt des römischen Volkes und seiner LaufL
bahn. ,

Bei allen Völkern ist die Stadt das Letzte
und Späteste, was sie zustande bringen, bei den
Römern war sie das Erste. Woher sie auch ge-
kommen sein mögen, sie waren Kinder der
Stadt und wollten nichts anderes sein. Rom
war der Ursprung der Römer.

Vom Jahre der Stadtgründung an (ab urbe
condita) datiert der Römer die Geschichte und
benennt er die Jahreszahlen, es ist der feste
Punkt, von dein alles ausgeht, auf den sich
alles bezieht.

Weil die Römer von Hause aus Stadtmenschen
waren, so ist ihr ganzes Denken, Tun und Trei-
ben ausgesprochen städtisch. Ihre Verfassung
ist eine Stadtverfassung, ihre Politik ist-Stadt-
politik, ihre Wirtschaft ist Stadtwirtschaft,
natürlich im Sinne einer Ackerbürgerstadt, ihr
Recht ist Stadtrecht, ihr Militär ist Stadtmilitär
in solchem..Grade, d^^es beim Ausrücken die

ggy^^Kg^l '»i'/SMW' , u s ri.rc mmm

indem" sie . m E.^.c jedes Marschtages ein mit
.Wall und Graben umgebenes Lager nach dem
Grundriß einer befestigten Stadt anlegte, ein
Verfahren, das für die militärischen Erfolge der
Römer geradezu entscheidend gewesen ist.

Wenden wir nun den Blick auf die Stadt, die
es vermocht hat, das Weltgeschehen so sehr auf
sich zu konzentrieren, daß man sie schließlich
in der Formel „urbi et orbi" als den Mittel-
punkt des Erdkreises verstand. Fehlte ihm zwar
anfangs jegliches Hinterland, so war Rom doch
in seiner Winkelstellung ein beherrschender
Verkehrsknotenpunkt von einer wenn auch nur
i lokalen Bedeutung. Eine uralte Händelsstraße,
die sogenannte Via Salaria, die die West- und
Ostküste Italiens verbindet, überschritt hier den
Tiberfluß. Auf ihi wurde besonders das Salz
von seinen Gewinnungsstätten an der Tiber-
mündung in das Landesinnere transportiert.
Auch wo sonst alle Lebensbedürfnisse noch in
primitiver Naturalwirtschaft an Ort und Stelle
selbst gedeckt werden, ist ja das Salz immer
eines der ersten Handelsgüter, weil es meist
von den Meeresküsten bezogen werden muß.
An dieser Salzstraße gelegen, war echon die
vorrömische Ansiedlung auf dem Palatin eine
Salzburg, die den Straßenverkehr nach drei
Richtungen beherrschte. Hier gabelte sich näm-
lich die Salzstraße. Während der eine Straßen-
arm auf dem linken Ufer zur Tibermündung
hinabführte, ging der andere am Fuße des Pala-
tin bei der Tiberinsel auf einer alten Holz-
brücke (pons sublicius) über den Fluß und zog
sich auf dem rechten Tiberufer ebenfalls zum
Meere hin. Die Wichtigkeit dieser Brücke zeigt
sich auch darin, daß aus dem Amt des Brücken-
aufsehers später das Amt däs höchsten römi-
schen Priesters (Pontifex maximus) hervorge-
gangen ist.

Zu der Ost—Westachse kam die Wasser-
straße, die auf dem Anio und Tiber die Ver-
bindung mit dem Norden und über den Unter-
lauf des Tiber den Verkehr mit dem Meer
vermittelte. Seit alters ging daher über Rom
ein lebhafter Salz-, Vieh-, Produkten- und Holz-
handel. Dennoch dürfen die Vorzüge der geo-
graphischen Lage nicht überschätzt werden.

Als Rom in die Geschichte eintrat, stand die
Sonne schon hoch am Himmel, und es war
keine Zeit zu verlieren, wenn aus der jungen
Tiberstadt etwas werden sollte. Bedeutende
Macht- und Kulturvölker hatten sich bereits
auf italienischem Boden ausgebreitet. Im Nor-
den waren die Etrusker, im Süden die Griechen
im Begriff, die Vorherrschaft über Italien an
sich zu reißen. Daneben waren die Samniten
zu einer mächtigen Völkerschaft angewachsen.
Wollte Rom von diesen Nebenbuhlern nicht
erdrückt werden so mußte es alle Kräfte an
seine politische Selbstbehauptung setzen. Es
lehrte seine Bürger im Staatswesen das Ein
und Alles zu erblicken, das dem Staatsinter-
esse Nützliche als das Erstrebenswerte .oben-
anzustellen. Nur so war die Ungunst der
äußeren Umstände zu überwinden. Roms Ge-
schichte ist der eindrucksvollste Beweis, daß

eine bedrängte Lage die beste Voraussetzung
für den Aufstieg eines Herrenvolkes ist.

Auf dem Kapital, dem stolzesten der sieben
Hügel, erbaute man die Burg und den Jupiter-
tempel, von dessen säulengeschmücktem Bau
der römische Staatsgott auf den ihm unter-
tänigen Erdkreis herabsah. Dort oben stand die
Kolossalstatue des höchsten, besten Jupiter, des
mächtigsten unter den Göttern, angetan mit
dem Triumphalgewand aus goldgesticktem Pur-
pur. Kehrte ein römischer Feldherr aus sieg-
reich beendetem Kriege zurück, so trug er beim
Triumphzug denselben Purpurmantel mit golde-
nen Sternen, in der Hand ein elfenbeinernes
Szepter mit dem!Adler, dem heiligen Vogel Ju- .
piters, und auf dem Haupte den Lorbeerkranz.
So fuhr er stehend durch die jubelerfüllten
Straßen der Stadt hinauf zum Kapital, wo er
seinen Lorbeerkranz danksagend dem Gott als
dem Geber des Sieges auf die Knie legte. Dies
war der höchste Augenblick im Leben des'
Römers.

Das Kapitol war gleichsam die Lebenszelle
des römischen Staates gewesen und niemals,
auch nicht in den schwersten Katastrophen, hat
der Fuß eines Feindes diese Felsenanhöhe be-

treten. Burg und Tempel auf dem Kapitol
zeigten an, daß in Rom sich nicht nur ein mili-
tärischer' Machtwille, sondern auch eine ..poli-
tische Sendung verkörperte. Den Inhalt dieser
Sendung erläutert die Sage, nach welcher, als
König Tarquinius auf dem Kapitol die Funda-
mente zum Jupitertempel aufgraben ließ, .da-
bei ein Menschenkopf mit unversehrtem Ant-
litz zum Vorschein gekommen sei. Die Erschei-
nung erklärte mit leicht zu enträtselnder Sym-
bolik diesen Hügel für den künftigen Sitz der
Oberherrschaft und das Haupt der Welt. Doch
ist Rom seiner Weltsendung sich erst in jener
spätrepublikanischen Zeit bewußt geworden, in
der es die Weltherrschaft erlangt und zu ihrer
Sanktionierung mit vielen Geschichtslegen-
den zugleich -'die erwähnte Sage erfand. Es ist
kein Zufall, daß die Religion der Römer seit
Anbeginn ihrer Geschichte Staatsreligion, die
Verehrung der Götter Staatsangelegenheit war.
Die Verstaatlichung der Götter war der kul-
tische Ausdruck für die Vergöttlichung des
Staates, daher verkörperte sich in der Gestalt
des kapitolinischen Jupiter das höchste, ja das
einzige Lebensideal, das der Römer gelten ließ
— Macht und Größe des römischen Staates.

Die Neugründung
der Hochschulgemeinschaft Deutscher Frauen

Von Dr. Anna Dammer, Reichs-ANSt.-Referentin

Am 23. November 1942 wurde in München
in Abwesenheit des Reichsstudentenführers
die Neugründung der Hochschulgemein-
schaft DeutscherFrauenals selbstän-
dige Untereinheit des NS.-Altherrenbundes mit
eigener Rechtspersönlichkeit vollzogen. Damit
beginnt ein neuer Abschnitt in der Entwick-
lung des Frauenstudiums, nämlich die Bindung
der an dem Hochschulleben und dem Frauen-
studium interessierten Frauen an die junge
Generation deutscher Studentinnen durch ak-
tive Zusammenarbeit.

Eine solche Verbindung fehlte bisher. Wo
von seiten der berufstätigen oder in der Ehe
stehenden Frauen ein Interesse für das Hoch-
schulstudium der Frau und der damit verbun-
denen Fragen vorhanden war, mußte es dem
Zufall überlassen bleiben, ob diese mit dem
Hochschulleben Fühlung nehmen konnten.

Die früher bestehenden, 1935 aufgelösten
Akademikerinnenverbände hatten eine berufs-
ständische Aufgabe, welche die Studentinnen-
arbeit nur .wenig angehen konnte, allein schon
deshalb, weil das Studentinnentum bis zur
Machtübernahme selbst keine geschlossene
Einheit darstellte. Mit ihrer alten Zielsetzung
hatten sie ...deshalb, im. nationalsozialistischen.
orfir><r'i!tsn

verloren. • ''"

Ihre Auflösung ist von vielen — insbeson-
dere vom Ausland — damals mißdeutet wor-
den. Man hat einen Beweis darin erblicken
wollen für das mangelnde Interesse, welches
das nationalsozialistische Deutschland gegen-
über dem Frauenstudium haben sollte, ja für
den Widerstand des Nationalsozialismus gegen
das Frauenstudium. Die Entwicklung, welche
die Studentinnenarbeit seit der Machtüber-
nahme an der Hochschule genommen hat, hat
jedoch gezeigt, daß diese Ansicht falsch war.

Planvolle Schulung der geistigen Kräfte

Der Krieg, der ein unverhältnismäßig hohes
Ansteigen der Studentinnenzahl mit sich
brachte, hat auch der breiten Öffentlichkeit
den Wert der akademischen Frauenbildung
und Berufstätigkeit erneut bewußt gemacht.

Es ist keine Frage, daß nicht nur für, die
Dauer des Krieges, sondern auch für die wei-
tere Zukunft nach dem Krieg diese breite
Grundlage des Frauenstudiums erhalten
bleibt, ja erhalten bleiben muß. Die' Aufgaben,
die dem deutschen Volk nach dem Krieg ge-
stellt sind, werden die Heranziehung der be-
gabten Frauenkräfte in unserem Volk für die
gehobenen Berufsgruppen erforderlich machen,
ganz abgesehen davon, daß der geistige Füh-
rungsauftrag, den Deutschland in Europa zu
erfüllen hat, die planvolle Schulung aller
besten vorhandenen geistigen Kräfte von Män-
nern und Frauen voraussetzt.

Damit fällt der nationalsozialistischen stu-
dentischen Erziehung in Zukunft eine erhöhte
Bedeutung zu. Das Hochschulstudium darf
auch unter dem starken Druck der beruflichen
Nachwuchsfrage niemals zur reinen Berufs-
ausbildung herabsinken. Es muß im Sinne der
traditionellen und durch den Nationalsozialis-
mus bestätigten Aufgabe der Hochschule neben
der beruflichen Vorbereitung auf Erziehung
und Bildung der Persönlichkeit hinzielen. Dies
gilt auch für das Frauenstudium. Ob wir nun
in Zukunft 10 000 oder 20 000 Studentinnen an
den deutschen Hochschulen zählen werden —
immer muß es sich dabei um Mädchen und
Frauen handeln, die ihren geistigen und welt-
anschaulichen Voraussetzungen nach fähig
sind, auf irgendeinem Lebensgebiet Führungs-
aufgaben zu übernehmen.

Was bisher in den eigenen studentischen
Reihen an Selbsterziehung aufgebaut worden
ist, waf richtig und gut. Das hat sich im Fa-
brikeinsatz, im Landdienst, im Osteinsatz, aber
auch im Reichsberufswettkampf * und in der
beruflichen Praxis nach dem. Examen hundert-
fach bewiesen. Wir brauchen nicht darüber zu
reden, daß sich diese studentische Erziehung
in Zukunft noch festigen und vertiefen muß.
Sie muß auch ihren äußeren Rahmen bekom-
men: die Führerinnenschulen müssen ent-
stehen, Studentinnenheime müssen in genügen-
der Anzahl geschaffen werden, Räume für die

Durchführung der Gemeinschaftsabende der
ANSt. u. a.

Vor der Erfüllung solcher Wünsche steht
jetzt das Kriegsgeschehen.

Aber darüber hinaus können wir auch im
Kriege die Gemeinschaft unserer Studentinnen
erweitern und festigen durch die Verbindung
mit den vielen Frauen, die in sich ein starkes
Interesse für das Frauenstudium haben. In
den meisten Fällen wird ,es sich dabei um
Frauen handeln, die selbst Studiert haben und
die nun — im Beruf oder in der Ehe stehend
— eine Verbindung zu dem studentischen Le-
benskreis suchen. Es können dies aber auch
Fr-auen sein, die ohne selbst ein Hochschul-(
Studium absolviert zu haben, aus dem geisti-
gen Verlangen ihres eigenen Lebens heraus,
die Verbindung zu den Studentinnen aufneh-
men möchten. Diese Frauen haben berufliche
und menschliche Erfahrungen, die der jün-
geren Generation der Studentinnen noch feh-
len müssen. Oft genug sind sie auch bereit, in
den ihnen gegebenen Grenzen die studentische-
Arbeit materiell zu unterstützen. Der Gewirin
für beide Seiten ist nicht zu übersehen: das
Studententum gewinnt in der Frage des Frauen-
i Studiums das allgemeine Interesse der deut-
,; schon «rau„. dv-ftr-iien -Way in die - für. diese
' Frage entscheidende' öi.entlichkeit. Denn die
Frau-selbst entscheidet ja im Grunde genom-
men durch ihre Einstellung über den Wert und
Unwert des Frauenstudiums. Die Frauen wer-
den damit neu mit einbezogen in den Idealis-
mus und in die Begeisterung einer strebenden
Jugend. r

Aus diesen Gründen rechtfertigt sich die
Gründung der Hochschulgemeinschaft Deut-
scher Frauen. Sie hat keine berufsständischen
Interessen, sondern sie hat studentische In-
teressen zu ihrer Grundlage. Das ist ein sehr
wesentliches Merkmal. Es ist die Sicherung
dafür, daß nicht ein Frauenverein entsteht mit
Vereinsinteressen, der ein Eigenleben führen
will. Hier soll vielmehr innerhalb des organi-
satorischen Rahmens des NS.-Altherrenbundes
eine selbständige Teilgemeinschaft aufgebaut
werden, die der Unterstützung und der Erwei-
terung der Studentinnenarbeit dient.

Die Veranstaltungen der Hochschulgemein-
schaft Deutscher Fraüen sollen deshalb immer
mit der ANSt. einer örtlichen Hochschule zu-
sammen durchgeführt werden, wie es über-
haupt zukünftig — insbesondere nach dem
Krieg — ein Ziel sein muß,\die Mitglieder der
Hochschulgemeinschaft zu den Veranstaltungen
des Deutschen Studententums, insbesondere dec
ANSt., heranzuziehen.

In diesem Zusammenhang soll auch über die
materielle Grundlage gesprochen werden, die die-
sen Verbindung zugrunde liegen wird. Die Bei-
tragsfestsetzung schafft für alle die Möglich-
keit/auch in dieser Hinsicht die Studentinnen-
arbeit zu fördern. Die Mittel werden in erster
Linie für die Einrichtung und Ausgestaltung,
von Studentinnen-Wohnheimen und -Schulungs-
heimen verwendet werden. Sie sollen aber
auch in gegebenen Fällen zur persönlichen
Unterstützung von Studentinnen und Jung-
akademikerinnen dienen, soweit andere Unter-
stützungsmöglichkeiten ausfallen.

Es ist selbstverständlich, daß vieles, was in
dieser Hinsicht zu dem Aufgabengebiet der
Hochschulgemeinschaft gehören wird, zurück-
gestellt werden muß bis nach dem Krieg.

Das soll uns aber nicht daran hindern, jetzt
schon die Gemeinschaft zwischen der studie-
renden Generation deutscher Mädchen und der
reifen Generation der am Hochschulstudium
interessierten Frauen herzustellen. Daraus wird
sich notwendig stärker noch als bisher die
Möglichkeit ergeben, die Frage des Frauen-
studiums auf dem studentischen Sektor so zu
lenken, daß die stetige Entwicklung 'im Sinne
unserer Erziehungslehre gesichert bleibt.

Hauptschriftleiter: Dr. Hein? W o 1 f (. Anschrift der Haupt-
schriftleitung: München, Schellingstr. 39. Fernruf 20801. Für
den Anzeigenteil verantwortlich Joh. Bartenschlager.
Verlag: Franz Eher Nachfolger G m. b. H. — Druck: Buch-
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