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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 12.1944

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Nr. 2 (Ende Februar 1944)
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DIE FRONTHOCHSCHULKURSE

In Verbindung mit der Reichssiudenienführung durchgeführt

Das Blutopfer der Studenten ist auch in die-
sem Kriege hoch. Aus Glaube, Erkenntnis und
PfliGht steht das Studententum an allen Fron-
ten mit der Waffe im Ringen um die Zukunft
de# Reiches.

Unerläßlich braucht aber die deutsche Volks-
gemeinschaft im Kriege und im Frieden hervor-
ragend ausgebildete Männer der Hochschul-
berufe. Es braucht wohl kaum im einzelnen
bewiesen zu werden, daß Ärzte, Ingenieure,
Chemiker, Lehrer und Forscher auf allen Wis-
senschaftsgebieten sowohl in den Kriegsjahren
als auch im Frieden unerläßlich notwendig
sind. Das deutsche Volk braucht eine ausrei-
chende Zahl solcher Kräfte mit Hochschulaus-
bildung und bestem Können, um sein Leben
sichern und gestalten zu können.
Die Reichs Studentenführung sucht
durch ihre Maßnahmen zur Berufs-
förderung des akademischen Nach-
wuchses im Kriege Wege einzu-
schlagen, die sowohl der soldati-
schen Pflichterfüllung des Stu-
denten tums an der Front als auch
der nationalpolitischen Notwen-
digkeit der Bereitstellung ausrei-
chender Nachwuchskräfte der
Hoch schulberufe für die deutsche
Volksgemeinschaft gerecht wer-
den.

Entscheidend und überragend wichtig von
beiden Dingen ist der soldatische Einsatz des
Studententums an der Front. Keine Nachwuchs-
frage, und sei sie noch so brennend, darf ihn
beeinträchtigen. Gerade die Ausschließlichkeit
dieses Gesichtspunktes muß aber Veranlassung
sein, gründlich zu prüfen, was beruflich für den
Wehrmachtsstudenten außerhalb des unmittel-
baren Fronteinsatzes geschehen kann, um ihn
mit seinen späteren Berufsaufgaben in jenem
Kontakt zu halten, dessen längere Unterbre-
chung die dauernde Entfremdung bringen kann.

Aus diesen Gedankengängen heraus hat die
Reichsstudentenführung Vorschläge zur Ein-
führung von Fronthochschulen ausgearbeitet.
In dankenswerter Welse wurden diese Pläne
der studentischen Führung von der Wehrmacht
gefördert und In Verbindung mit der Reichs-
studentenführung verwirklicht. Seit Monaten
finden an der Front Hochschulkurse in den
rückwärtigen Gebieten und in den besetzten
Gebieten statt. Vertreter des Reichsstudenten-
führers und Professoren deutscher Hochschulen
sprechen auf ihnen zu den Frontstudenten.
Wieder hat damit ein Schritt der Reichsstuden-
tenführung sich für das Frontstudententum er-
folgreich bewährt und ausgewirkt.

Im Zusammenhang

Bald nach dem Polenfeldzug wurden in den
meist nicht im unmittelbaren Einsatz stehen-
den 'Truppen Arbeitsgemeinschaften
geschaffen und ihnen als Anleitung und Unter-
lage die neugeschaffenen ,,S o 1 d a t e n b r i e f e
zur Berufsförderung" in die Hand ge-
geben.

Die Kurse und die Soldatenbriefe wurden
vor allem für die Angehörigen der handwerk-
lichen und industriellen Berufe eingerichtet.
Durch die Vorbereitung auf die Meisterprü-
fung, auf die Ingenieur- oder Bauschule wurde
ihnen der Weg zum beruflichen Auf-
stieg eröffnet. Diese Kurse haben sich
inzwischen vollkommen durchgesetzt, wie die
überaus hohe Zahl der bestehenden Arbeits-
gemeinschaften beweist.

Mit der Herausgabe der allgemeinbildenden
Grund- und Aufbaulehrgänge sowie der Son-
derlehrgänge „Westen", „Norden", „Osten"
und so weiter wurden auch den an der Er-
weiterung der Allgemeinbildung interessierten
Soldaten Hilfsmittel in die Hand gegeben.

Die Abiturienten und Studenten sowie die
Angehörigen der Hochschulberufe waren da-
mals in der Betreuungsarbeit durch die Wehr-
macht noch nicht berücksichtigt. Die Heraus-
gabe der Vorbereitungsbände auf die Reife-
prüfung „Weg zur Reifeprüfung" im Rahmen
der „Soldatenbriefe zur Berufsförderung" und
die gleichzeitige Einrichtung von Reife-
prüfungskursen innerhalb, der Berufsförderungs-
kurse waren der erste Schritt zur Betreuung
der zu den geistig schaffenden Berufen stre-
benden Soldaten. Die Bände des „Weg zur
Reifeprüfung" waren gleichzeitig ein wert-
volles Hilfsmittel für Abiturienten, um sich
ihre früher erworbenen Kenntnisse in Erinne-
rung zurückzurufen und aufgetretene Wissens-
lücken zu schließen.

Mit der längeren Dauer des Krieges und der
immer stärkeren Einschränkung der Gewäh-
rung von Studienurlaub ergab sich die un-
bedingte Notwendigkeit, die im Felde stehen-
den studiumswilligen Abiturienten und Stu-
denten zu betreuen. Es mußte bei ihnen der
Studienwunsch aufrechterhalten und ihnen
durch die Beschäftigung mit ihrem späteren
Studiengebiet die Möglichkeit gegeben wer-
den, die Voraussetzungen für die spätere Auf-
nahme bzw. Wiederaufnahme des Studiums zu
schaffen.

Die Fernimmatrikulation, auf An-
regung des Reichsstudentenführers eingeführt,
gab den studiumswilligen Abiturienten Ge-
legenheit, sich an einer deutschen Hochschule
einschreiben zu lassen, damit ihrer Absicht der
späteren Aufnahme eines Hochschulstudiums
Ausdruck zu geben und sich als Student zu
fühlen.

Durch die Einführung der Patenthoch-
schulen wurden den einzelnen Hochschulen
und Studentenführungen gleichzeitig be-
stimmte Frontabschnitte und besetzte Gebiete
zur unmittelbaren Betreuung in Form von
Hochschulkursen zugewiesen. Der Gedanke
wurde sowohl von den einzelnen Hochschulen
als auch von den beteiligten Wehrmachts-
dienststellen bereitwilligst aufgengmmn vid
in di* Tat umgesetzt«

Erst in engem Zusammenhang mit den an-
deren Maßnahmen des Reichsstudentenführers
für die Wehrmachtsstudenten erhielten die
Fronthochschulkurse ihren Sinn und ihre volle
Wirksamkeit. Durch die vom Reichsstudenten-
führer vorgeschlagenen „Soldatenbriefe für
Studenten" (Hochschullehrgänge der Soldaten-
briefe zur Berufsförderung), die vom Oberkom-
mando der Wehrmacht in Verbindung mit der
Reichsstudentenführung für alle Wissensgebiete
künftig herausgebracht werden, und die lau-
fende Unterrichtung der Wehrmachtsstuden-
ten, die der Feldpostbrief des Reichsstudenten-

führers politisch und beruflich vornimmt, wird
das Werk der Betreuung der Frontstudenten
durch Fronthochschulkurse, Berufsschrifttum
und Feldpostbriefe zu einheitlicher, zusammen-
gefaßter Wirkung gebracht.

Der Verlauf der Kurse

Das Ziel der meist siebentägigen Fronthoch-
schulkurse ist nicht eine Ausspannung in Form
einer Abwechslung im Dien6tbetrieb oder Ein-
satz, nicht nur die Herstellung einer Verbin-
dung mit der Hochschule in Form von An-
regungen aus verschiedenen Fachgebieten wie
bei den Jungakademikertagungen der Luft-
waffe, sondern die Mitteilung von wis-
se n6chaf 11 ichen Erkenntnissen,
wenn auch oft in einfachster Form, die Be-
ll an ntmachungmit den hochschul-
mäßigen Lehr- und Arbeitsmetho-
den und eine Anweisung zur eige-
nen Arbeit während der Dienstzeit
bei der Truppe. Im Rahmen der Fronthoch-
schulkurse ergreifen Beauftragte des Reichs-
studentenführers das Wort. Von diesen Män-
nern, die stets selbst Frontkämpfer und meist
Kriegsversehrte dieses Krieges sind, werden
den Frontstudenten die Probleme des Studiums
als Soldaten und ihre Ausgestaltung aufge-
zeigt. Die Uberwindung der Schwierigkeiten,
die Sich aus \ei ingen Dienstzeit der Studen-

ten, ihrem vorgeschrittenen Lebensalter, ihren
teilweise entstandenen Wissenslücken, aus der
Verheiratung vieler Frontstudenten ergaben,
können in Form einer kameradschaftlichen
Aussprache aufgezeigt werden. Darüber hin-
aus werden die Kameraden über'die Mithilfe
des Studententums bei der Selbstarbeit der
Frontstudenten und die vielen inzwischen ge-
schaffenen Erleichterungen und Vergünstigun-
gen unterrichtet.

Die Vorbereitung und Organisation der ein-
zelnen Kurse werden von den OKW.-Außen-
stellen für Truppenbetreuung des betreffenden

Gebietes durchgeführt. Sie werden in dieser
Arbeit von den Leitern der Wehrmachtskurse
für .Berufsförderung in den Orten, in denen die
Kurse stattfinden, unterstützt.

Den OK W. - Außenstellen und
ihren Mitarbeitern gilt im beson-
deren Maße unser Dank. Sie haben
sich trotz zahlloser Schwierig-
keiten bei der Vorbereitung nicht
beirren lassen und den Hochschul-
kursen jedesmal zu einem rei-
bungslosen und erfreulichen Ab-
lauf verholten.

Für die Teilnahme an diesen Hochschul-
kursen kommen in Betracht: die studiumswil-
ligen Abiturienten, Studenten und fertigen
Akademiker, deren Abschlußprüfung nicht län-
ger als drei Jahre zürückliegt. Außerdem ha-
ben auch Fachschüler und Kunstschüler höherer
Semester die Möglichkeit, an diesen Kursen
teilzunehmen.

Die in Frage kommenden Soldaten werden,
soweit es die jeweiligen dienstlichen Belange
erlauben, zu diesen Kursen von ihren Ein-
heiten kommandiert.

Die Bekanntgabe der Abhaltung von Hoch-
schulkursen an die Soldaten erfolgt auf dem.
Dienstwege und in den Frontzeitungen.

Durch den Ablauf aller bisherigen Hoch-
schulkurse und derea außerordentlichen Er-

folg, ob sie nun in glänzender Umgebung in
Biarritz oder unter schwerer Bombardierung
in Nantes, ob in Brüssel, Oslo, Nordfinnland,
im Baltikum oder in den Südostländern statt-
fanden, wurden alle früheren Befürchtungen
widerlegt. Die Professoren waren begeistert
von der regen und lebendigen Teilnahme der
Frontstudenten an ihren Vorlesungen, von der
Mitarbeit an den Übungen ünd dem Mut zur
Kritik. Von der Dankbarkeit der Frontstuden-
ten sind sie bewegt und schöpften daraus oft
die Kraft zur Überwindung der für sie mit den
Hochschulkursen verbundenen Anstrengungen
und Mehrarbeit.

Die Studenten zeigten sich in
vielen Aussprachen mit den ent-
sandten Vertretern des Reichs-
studentenführers und Briefen an
die Reichsstudentenführung und
das R e ichsstudentenwerk außer-
ordentlich dankbar über die
Durchführung dieser Hochschul-
kurse. Für die meisten bedeuten
sie nach Jahren härtesten Einsat-
zes die erste Möglichkeit, sich
mit ihrem zukünftigen Beruf und
ihrem Studium zu befassen.

Die Wehrmachtsstudenten haben dadurch den
Mut zur geistigen Arbeit wieder bekommen.
Darüber hinaus erhalten sie wertvolle An-
regungen für die eigene Arbeit bei der Truppe
und den Kontakt zürn Ringen um wissenschaft-
liche Erkenntnisse.

Für die Studienanfänger bedeuten die Kurse
ein Kennenlernen der wissenschaftlichen Ar-
beit und ihrer Anforderungen.

Die Schwierigkeiten der geistigen Arbeit bei
der Truppe 6ind jedem klar, der selbst Soldat
•war. • Dennoch bestehen solche Möglichkeiten,
vor allem bei den Truppenteilen, die nicht
im unmittelbaren Einsatz stehen. Der Erfolg
dieser Selbstarbeit wird bei den einzelnen
Fachrichtungen unterschiedlich sein. Dort, wo
das Studium in einzelnen Teilabschnitten be-
tneben werden kann, wird eher ein bestimmtes
Ziel erreicht werden, als bei solchen Fächern,
die eine grundlegende Auseinandersetzung mit
dem ganzen Stoff erfordern. Auf jeden Fall be-
deutet jedoch die Teilnahme an einem Hoch-
schulkursus für die betreffenden Soldaten einen
Gewinn. Diese Überzeugung haben sie immer
wieder zum Ausdruck gebracht.

Durch die Möglichkeit, nach einem Semester
nach Aufnahme oder Wiederaufnahme zu einer
Zwischenprüfung anzutreten und dort
die während des Wehrdienstes erworbenen
Kenntnisse unter Beweis zu stellen, kann dann
auch die äußere Bestätigung für die jetzt gelei-
stete Arbeit gegeben werden.

Die Aussprachen mit den Vertretern des
Reichsstudentenführers tragen zur Klärung
aller Personal- und Wirtschaftsfragen viel bei
«nd geben den Frontstudenten das Gefühl, daß
in jeder Hinsicht für sie gesorgt wird. Die
großzügigen finanziellen Förderungs-
maßnahmen durch die Sonderförderung
und die Familienbeihilfe des Reichsstudenten-
werkes geben dem Frontstudenten die Gewiß-
heit der finanziellen Sicherung während seines
Studiums im und nach dem Kriege. Die Kennt-
nis der Erleichterung und Vergünstigung, die
sich jedoch nicht- auf die Prüfungsanforderun-
gen erstrecken, vermitteln ihnen das Bewußt-
sein, nach Kriegsende mit allen Schwierigkei-
ten fertig zu werden.

In fast allen besetzten Gebieten

Die Fronthochschulkur6e sind in fast
alle besetzten Gebiete gelangt. Sie
sind zum Teil schon wiederholt worden, und
zwar in einer 60 kurzen Frist, wie es weder
die militärischen Stellen noch die Hochschule
und Studentenführung vorher für möglich ge-
halten hätten. Diese Tatsache spricht ebenfalls
für den außerordentlichen Erfolg der Kurse.

Ihre Durchführung ist bereits verfeinert
worden. Es werden jetzt getrennte Vor-
lesungen für Anfänger und Fort-
geschrittene abgehalten, oft Kurse meh-
rerer Fachrichtungen an einem Ort gelesen,
um den Soldaten Gelegenheit zu geben, auch
Vorlesungen aus anderen Fachgebieten zu
hören.

Die Übungen und Kolloquien wurden häufiger
angesetzt und der Student noch mehr zur un-
mittelbaren Mitarbeit herangezogen.

Hand in Hand mit den Hochschulkursen geht
die Betreuung durch die Studenten-
führung. Diese Betreuung hat den Vorteil
der persönlichen Fühlungnahme und ist da-
durch wirksamer und elastischer. Die Schwie-
rigkeiten bei der Beschaffung von Studien- und
Lehrmaterial sind zwar nach wie vor bedeutend,
doch werden die Soldatenbriefe für Studenten
und die Studienführer der Reichsstudenten-
führüng, die laufend erscheinen, ein wertvolles
Hilfsmittel für die Betreuung sein. Vom Reichs-
studentenwerk wurden berufs- und 6tudien-
kundliche Schriften sowie eine große Anzahl
von Merkblättern mit den wichtigsten Erlassen,
Prüfungs- und Studienordnungen für Front-
studenten zur Verfügung gestellt.

Den Fachgruppen und Fachschaften des Stu-
dentenbundes sowie dem Beratungsdienst des
Reichsstudentenwerkes ist mit der Studien-
betreuung ebenso wie den Hochschulen ein
neues umfangreiches Arbeitsgebiet entstanden.
Sie können es heute eher bearbeiten als vor
ein oder zwei Jahren, da eine steigende Anzahl
von kriegsversehrten Studenten sich mit gro-
ßem Idealismus der Arbeit annimmt.

So erfüllen die Fronthochschulkurse eine
sehr bedeutsame Aufgabe. Gemeinsam mit den
zahlreichen anderen Einrichtungen, die der
ReichsstudentenfUhrer für die Wehrmachtsstu-
denten geschaffen hat, wirken sie als Glied in
dem Betreuungswerk für die Studenten des
Führers an allen Fronten des Endkampfes um
Großdeutschland.

Ende Februar 1944 / Die Bewegung / Seite 5

Das Wort hat:

Oberleutnant Deuerlein, Träger des Deutschen Kreuzes in Gold,
Studententührer Universität Erlangen

Immer wenn wir im Westen und im Osten Abschied nehmen mußten
von dem Grab eines Kameraden, waren wir erfüllt von der großen Auf-
gabe, die wir in ihrem Namen in der Heimat zu erfüllen haben. Diesem
Vermächtnis getreu treten wir Studenten abermals als politische Aktivisten
und als rastlose Kämpfer gegen Feigheit, Müdigkeit und Trägheit vor die
Öffentlichkeit.

Wir, Soldaten und Studenten mit der gleichen Leidenschaft, wissen, was
der Reichsstudentenführer, Gauleiter Dr. G. A. Scheel, für uns und da-
mit für den akademischen Nachwuchs geleistet hat und noch leistet.

Während die Welt im Kriege steht, arbeiten wir im Studentenbund und
auf der Hochschule. Die uns nach unserem Daseinsrecht in den ungeheuren
Geschehnissen der Zeit fragen, denen stehen wir Rede und Antwort. Wir
rühmen uns nicht, im Namen einer Organisation tätig zu sein, doch
glauben wir, unserem Volke nicht besser dienen zu können, als nach dem
Ausscheiden aus dem Verband unserer Regimenter und Divisionen auf
diese Weise zu ringen, bis die Stunde kommt, in der wir die Fahne des
Sieges in den deutschen Landen hochziehen. Es wird die gleiche Fahne
sein, die meinen Kameraden in der todgeweihten Stadt an der Wolga bis
zuletzt wehte.

Die vom Wartburgfest heimkommenden Erlanger Studenten brachten
die Flamme burschenschaftlichen Geistes mit, der hier in eine neue Epoche
akademischen Lebens leuchtete. Sie erfüllte die von den Schlachtfeldern
der deutschen Befreiung zum Studium zurückgekehrten Freiwilligen mit
der großen Leidenschaft, die sie auf dem Burschentag in Streitberg, im
Herbst 1821, beschließen ließ: „Die deutsche Burschenschaft ist die
deutsche Jugend auf den Hochschulen."

Die in diesen Gemeinschaften studentischen Lebens erzogene Mann-
schaft trat in den Augusttagen 1914 zum Angriff an; sie stürmte in den
Freiwilligenregimentern im regengrauen Herbst Flanderns und setzte der
Vergänglichkeit und der Verzweiflung den Glauben an die Zukunft ent-
gegen. Die im Jahre 1918 heimkehrten, traten zusammen mit den Dozenten
der Universität in das Freikorps Epp ein. Es waren die gleichen, die sich
am 24. September 1923 zur Hochschulgruppe Erlangen des National-
sozialistischen Deutschen Studentenbundes zusammenschlössen. Bei den
Wahlen zum allgemeinen Studentenausschuß im Jahre 1927 stand diese
Hochschulgruppe an zweiter Stelle, um 1929 nach einer Rede des Führers
im Erlanger Kolosseum die absolute Mehrheit zu erringen. Als erste
deutsche Universität kann Erlangen diesen nationalsozialisti-
schen Wahlsieg verzeichnen. Aus dem Erbe dieser bedingungslosen Treue
gegenüber der nationalsozialistischen Idee entstanden 1936 die sechs
Kameradschaften als Lebensgemeinschaft der Studenten und als treue
Hüter großer studentischer Tradition. Ihre Burschen haben durch ihren
Einsatz im Felde, durch den Opfertod bezeugt, daß sie in nichts einem
früheren Geschlecht nachstehen. Jeder von ihnen steht mit seinem Leben
ein für das Lebensrecht der deutschen Gestaltwerdung, die er in der Not-
wehr zu verteidigen auszog.

Unsere Fahne ist der Inhalt unseres Lebens. Sie ist die Erfüllung von
Langemarck, das Bekenntnis Stalingrads. Sie ist uns alles."
 
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