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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 12.1944

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Nr. 3/4 (März/April 1944)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6620#0025
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A

n

Student
und Luftkrieg

Deutschlands Studenten stehen in diesen
Monaten mehr denn je in den Hochschulstädten
der Luftkriegsgebiete in den Reihen der Be-
völkerung im Abwehrkampf gegen den Luft-
terror. Wo es notwendig wurde, haben sie
sich überall in dieser Verteidigung voll be-
währt.

Das alles ist selbstverständliche Pflichterfül-
lung und nicht Inhalt eines besonderen Fragen-
kreises Student und Luftkrieg. Was uns viel-
mehr in diesem Zusammenhang besonders an-
geht und besonders beschäftigt, sind die Pro-
bleme, die speziell dem Studenten aus dem
Luftterror für sein Studium, seine Arbeit und
seine Existenz erwachsen.

Die Ebene, von der aus wir die Probleme
sehen, die uns Studenten im Luftkrieg studen-
tisch betreffen, ist, wie für das ganze deutsche
Volk, die Ebene der klaren politischen Einsicht,
die wir als Nationalsozialisten dem Führer und
der Bewegung verdanken. So wie die Partei
organisatorisch den Luftterror bezwingt, go be- -
zwingt sie ihn auch seelisch. Die Probleme auf-
werfen heißt für uns als politische Soldaten
des Nationalsozialismus auch immer SJBfljaicH.

Das Unmittelbare

Da haben wir in mühevoller Arbeit im Laufe
der Studienzeit Vorlesungen ausgearbeitet,
Zeichnungen, Konstruktionen, Referato usw.
angefertigt und mußten dann zusehen, wie alles
in. kurzer Zeit ein Raub der Flammen wurde.

Mancher unserer Kameraden stand kurz vor
dem Ziel seines Studiums, der Diplomprüfung
oder Promotion, hatte Baustein auf Baustein
zusammengetragen für die Diplomarbeit oder
Dissertation. Alle wissenschaftliche Arbeit be-
steht in vielem aus dem Sammeln Von Unter-
lagen, deren Verlust schwer wiegt und nicht
durch neue Bezugscheine ersetzt werden kann.
Und das alles wurde oft in einer Bombennacht
zerstört.

So ßind wir als Studenten oft, wenigstens
im höheren Semester, in solchen Dingen im
Luftkrieg in der gleichen Lage wie der Künst-
ler, dem eine Sprengbombe das Atelier mit
einer Plastik zerschlägt. Es gibt genug Studen-
ten, die nach mehreren Jahren Fronteinsatz nun
kriegsversehrt schon längere Zeit studieren
und alles, was sie sich an wissenschaftlichem
Gut zusammengetragen haben, nun durch die
Bomben des Feindes in der Heimat verloren
haben. Da heißt es dann unbarmherzig, noch
einmal beginnen.

Wir müßten Menschen ohne Seele und Ge-
fühl sein, wenn wir davon nicht aufgewühlt
würden. Vielleicht lehnt sich mancher im
ersten Augenblick, gegen die scheinbare Sinn-
losigkeit solchen Schicksals innerlich auf.
Doch dann beginnen wir mit zäher Verbissen-
heit von neuem. Beugen lassen sich deutsche
Nationalsozialisten nicht, nie und niemals!

Ein Kamerad hat schon zum, zweitenmal die
mühsam zusammengetragenen Unterlagen sei-
ner Diplomarbeit verloren. Doch er wollte kein
Bedauern über diesen Verlust hören. „Das
macht mir nun nichts mehr aus", sagte er mit
einem Lächeln, „auf diese Weise ist mir das
Erarbeitete wirklich zum unverrückbaren gei-
stigen Eigentum geworden!"

Diese Antwort ist geradezu kennzeichnend
für die Geisteshaltung des heutigen deutschen
Studenten, der sich nicht niederzwingen läßt,
sondern auch diese Dinge von einer höheren
Ebene aus betrachtet.

Die Stunde des Elementaren

Doch nicht nur durch den Verlust unersetz-
barer Arbeiten werden wir vom Luftterror be-
troffen. Auch in den Arbeitsmöglichkeiten
selbst ist eine starke Einschränkung nicht zu
umgehen. Umfangreiche Bestände der Uni-
versitäts- und Staatsbibliotheken mußten in
Sicherheit gebracht werden und scheiden da-
durch für die Benutzung durch uns aus. So
Blanche wissenschaftliche Bibliothek mit teil-

weise unersetzbaren Werten fiel auch schon
den Luftangriffen zum Opfer.

Wir wollen aber auch hierin nicht nur das
Schwierige sehen. Durch die Verringerung der
benutzbaren Literatur auf ein Mindestmaß wer-
den wir notgedrungen auch wieder hingeführt
zum Urinhalt wissenschaftlicher Arbeit, dem
eigenen Denken.

Das' ist eine weitere Perspektive, die uns
Studenten in den Luftkriegsgebieten mehr und
mehr bewußt wird. Nicht als ob wir damit aus
der Not eine Tugend machen würden: aber wir ,
haben es an uns selbst nun eindeutig erlebt, ,
wie eine Masse von Literatur auch zum Ballast
werden kann. Da zwingt dann der Verlust der
Bibliotheken wieder zu vereinfachten und !
ursprünglicheren Formen. Gemeinsam mit der
eigenen Arbeit erhält auch besonders das \
Seminar wieder eine weitaus größere Bedeu-
tung. Es soll damit nun keineswegs die Be-
hauptung aufgestellt werden, daß der Zustand
ohne volle Benützung von Bibliotheken ideal
sei. Ein Studium ohne Bücher ist in unserer
Zeit überhaupt nicht möglich.

der Luitterror Ott genug von unnötigem »'tu

graben in Bibliotheken den Studenten befreit
und ihn wieder vor die elementare Notwendig-
keit eigener denkerischer Auseinandersetzung
mit wissenschaftlichen Problemen gestellt.

Ein wichtiges, oft übersehenes,
oder als belanglos hingestelltes.
Erfordernis ist uns in den Bom-
bennächten genommen worden:
Die produktive Ruhe! Meistens stehen
uns doch nur die Abendstunden für die Ver-
arbeitung des in den Vorlesungen gebotenen
Stoffes zur Verfügung und gerade diese wer-
den durch das Heulen der Sirenen und Krachen
der Bomben. zerrissen, werden dadurch für die
Arbeit unnutzbar. Auch in den Nächten,' in
denen keine Angriffe erfolgen, zerrt die Erwar-
tung an den Nerven, lenkt unsere Aufmerk-
samkeit von der Arbeit ab. Deshalb ist "ein ver-
stärkter Energieeinsatz erforderlich, damit wir
dennoch auch in dieser Hinsicht unsere Arbeit
erfüllen können. Oft geschieht das unter den
dürftigsten äußeren Verhältnissen, in halbzer-
störten Wohnungen usw.

Neue Begegnung

So wie die Aufführungen des „Faust" oder
Beethovens V.Symphonie, die wir in der Reichs-
hauptstadt in den Tagen schwerer Angriffe in
halbzerstörten Räumen mitmachen konnten,
völlig neue, aber sehr starke und tiefe Erleb-
nisse bedeuten, so bringt auch die Begegnung
mit großen Persönlichkeiten und Leistungen der
Wissenschaft inmitten einer vom Luftterror be-
troffenen Umgebung wertvollstes Neuland des
Verständnisses.

Auch die Einfachheit der äußeren Verhält-:
nisse. die Primitivität der äußeren Situation,,
die der Luftterror für die Studenten in den
Hochschulstädten oft mit sich bringt, sind im
wesentlichen-nicht erschwerend. Im Gegenteil:
Sie sind geradezu ein Weg zu echter Besin-
nung Größte Denkerleistungen und Kultur-
schöpfungen wurden oft in Dachstuben ge-
boren. Wir wollen damit nicht einer grundsätz-
lichen Primitivität das Wort reden. Aber wir
wollen aussprechen, daß hier die- Gesinnung
wurzelt, mit der das Studententum der Luft-
kriegsgebiete auch diese Probleme meistert.

Alle diese Schwierigkeiten wecken in uns
aber auch ungeahnte Fähigkeiten zu ihrer
Überwindung. Es kann wohl kein einigermallen
objektiv urteilender Mensch aufstehen und be-
haupten, daß wir Studenten in den Luftkriegs-
gebieten wissenschaftlich weniger leisten als
die Kameraden, die ihr Studium vor dem Kriege
abschließen konnten.

Es ist uns nur eine Bekräftigung dessen,
wovon wir selbst überzeugt sind, wenn uns
unsere Professoren bestätigen, daß die wissen-
schaftlichen Leistungen der Kriegsstüdenten
auf einer durchaus überdurchschnittlichen Höhe
stellen.

(Aufn.: Madner)

Der Reichsstudentenführer Gauleiter Dr. G. A. Scheel dankt in Salzburg kriegsver-
sehrten Kameradschaftsführern des NSD.-Studentenbundes aus zahlreichen Gauen des
Großdeutschen Reiches, besonders den Luftkriegsgebieten, für hervorragende Bewährung.

Und wenn die Welt voll Teufel war
Und wellt uns gar verschlingen.
So fürchten wir uns nicht so sehr.
Es muß uns doch gelingen!

Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib,
Laß fahren dahin,
Sie Habens kein Gewinn,

Das Reich muß uns doch bleiben!

Daß. uns-Studenten die Vernichtung ehrwür-
diger Kulturgüter unseres Volkes und vor allem
unvergeßlicher Bauwerke, besonders berührt,
wird jeder verstehen. Es vollziehen sich hier
Zerstörungen in einem Bereich, in dem wir
heute und erst recht in Zukunft als Beauftragte
unseres Volkes und Träger deutschen ■ Arbei-
tertums der* Stirn besonders verwurzelt sind.
Aber gerade hier zeigt es sich, wie vollständig
uns der Glaube an deutsche Schöpferkraft er-
füllt. Vernichtete Kunst ist' so unersetzlich wie
vernichtete, Persönlichkeit.' Beides, ist einmalig.
Im unbändigen Glauben an, Deutschland und
an die vorwärtsstürmende, Kraft des national-
sozialistischen Zeitalters sind wir, aber von der
Überzeugung durchdrungen, daß gerade die
Unvergeßlichkeit des Verlustes: in ihrer ganzen
Größe ein "bezwingender Anstoß sein wird, um
dereinst Schöpfungen neuer 'Schönheit aus • der
ewigen und unversiegbaren Kraft unseres Vol-
kes Wirklichkeit werden zu lassen. Wie die
Märtyrer der Freiheitsbewegungen der Völker
erst nach ihrem Opfergang zir stärkster Aus-
strahlung kommen, so wird auch vernichtete
Kunst,; die in diesem Kriege uns zerschlagen
würde,'ein bleibender Mahner für immer'sein.

Das Heidelberger Schloß, das uns Studenten
so viel bedeutet, hätte, wenn es nicht zerstört
worden wäre, sicher niemals so viele nationale

Energien durch seinen Anblick ausgelöst,: als
es gerade durch die Ruinen dieser stolzen Feste
geschah.

So sind wir Studenten heute der Überzeu-
gung, daß der Luftterror unserer Feinde durch
die äußere Zerstörung deutscher Kultur Doku-
mente geschaffen hat, die auf lange Jahre der
kommenden Zeit wie ein Trommelschlag zu
nationalem Fanatismus wirken werden. '

In der Zeit, da der Führer um die Macnt
in. Deutschland kämpfte, erfüllte uns alle der
Glaube, daß alles, was der Gegner tut, so oder
so: unsere Bewegung fördert und vorwärts-
führt. Dieses alte Gesetz, das sich auf dem
Wege des Führers immer wieder als richtig
erwiesen hat, gilt heute mehr denn je. Daß
der Luftkrieg unser Volk nicht in die Knie
zwingt, haben wir schon in seiner ersten
Stunde gewußt. Daß aber die ganze ■ Volks-
gemeinschaft diesen Abwehrkampf 60 hervor-
ragend bestehen wird, wie es nun wirklich ge-
schah, ist und bleibt für uns eines der gro-
ßen Wunder unserer Revolution.

Der Luftkrieg ist so auch für uns Studenten
nicht ein Bezwinger geworden, sondern ein
Weg zur Vergrößerung der Energien, zur
Vertiefung der Härte und damit zur Steigerung
der persönlichen Werte, der Entschlossenheit
und der Glaubenskraft.
 
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