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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 12.1944

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Nr. 6 (Juni 1944)
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Copr. Franz Eher Nachf., G. m. b. H., München 22

ZEITUNG PER DEUTSCHEN STUDENTEN / MÜNCHEN« JUNI 1944 / 1Si JAHRGANG / FOLGE 6

Student und Heirat

In den vergangenen Friedenszeiten gehörte
der verheiratete Student zu den seltenen Aus-
nahmen. Er stand als Einzelerscheinung der
großen Masse den unverheirateten Studentin-
nen und Studenten gegenüber.

Die Entwicklung des Krieges hat insbeson-
dere in den letzten Jahren an den deutschen
Hochschulen auf diesem Gebiet ein völlig ver-
ändertes Bild geschaffen. Die Zahl der verhei-
rateten Studenten und Studentinnen ist von
Jahr zu Jahr stark angestiegen und weiter im
Steigen begriffen. Die damit auftretenden viel-
seitigen Probleme verdienen eine eingehende
Beachtung und Überprüfung.

Zunächst ist es notwendig, einmal klar her-
auszustellen, welches die Ursachen des An-
wachsens der Zahl der verheirateten Studen-
ten sind, um anschließend auf die sich daraus
ergebende Problemstellung und die notwendi-
gen Maßnahmen einzugehen. Wir werden hier
die wesentlichsten Fragen, wie sie sich aus
Gesprächen mit vielen verheirateten Studenten
darstellten, besprechen, ohne den Anspruch
«uf Vollständigkeit erheben zu wollen.

Die Zahl der Heiraten In Deutschland ist, das
!st eine allgemein bekannte Tatsache, während
des Krieges fortlaufend angestiegen. Wir sehen
In dieser Erscheinung einen Beweis für den
Lebenswillen des deutschen Volkes, sich auch
auf dem Felde des biologischen Existenzkamp-
fes durchzusetzen.

Mit der Zunahme der Heiratszahlen unter
den Studenten dokumentiert sich dieser Wille
auch in jenen Schichten, die bisher
vom biologischen Volkstod am
schwersten getroffen waren.

Es läßt sich nicht leugnen, daß gerade die
akademischen Berufe in der Zeit des biolo-
gischen Niederganges und der Geburtenein-
schränkung dem gesamten Volke ein schlech-
tes Vorbild waren. Es ist eine unvergleichlich
große historische Tat des Nationalsozialismus,
hier eine Änderung geschaffen zu haben.

Der Wille zum Kind stärker denn je

War schon in Friedenszeiten das starke An-
wachsen von Heiraten und Kinderzahl das
schönste Dokument eines gläubigen Vertrauens
des deutschen Volkes in seine Führung und
seine Zukunft, so ist das Anhalten dieser Er-
scheinung, wenn auch unter kriegsbedingten
Einschränkungen, in den letzten Jahren eine der
festesten Garantien unseres Sieges. Wenn auch
die militärischen Ereignisse, insbesondere des
Ostfeldzuges, hier einen Riegel vorgescho-
ben haben, so ist doch festzustellen, daß der
Wille zur Heirat und zum Kinde
trotz aller Belastung in starkem
Maße vorhanden ist.

Unser Volk hat politisch, militärisch und bio-
logisch seinen Anspruch auf das Leben auf
dieser Erde im kommenden Jahrtausend ange-
meldet, und selbst im schwersten und härtesten
Singen läßt es sich auf keinem der drei Ge-
biete von seinem Vorsatz abbringen.

Das deutsche Studententum im Kriege, das
eine völlig andere Struktur besitzt als das
Studententum der vergangenen Friedensjahre,
erfüllt mit seinem Willen zur Heirat und zum
Kinde auch hier einen historischen Auftrag,
, denn es ist sich darüber im klaren, daß d i e -
ser Krieg ebenso anf den Schlacht-
feldern wie in den Wiegen ent-
schieden wird. Die Erkenntnis dieser
Tatsache, vereint mit dem unbändigen Ver-
trauen in den Sieg unserer Sache, ist eine
der wesentlichsten Gründe für das Anwachsen
der Heiraten im deutschen Studententum.

Der deutsche Student besitzt heute im Durch-
schnitt ein um mehrere Jahre höheres Durch-
schnittsalter als im Frieden. Dies ist ein wei-
terer Grund für die Heiratsfreudigkeit. Reife
Männer, oft fünfundzwanzig Jahre und älter,
die jahrelang an der Front gestanden haben,
sind es, die nunmehr in den Hörsälen und In-
stituten während eines Studienurlaubes oder
— dienstlich studieren, keine unreifen Jüng-
linge, die die Härte des Kampfes und der Ar-
beit noch nicht kennen.

Mit diesem höheren Durchschnittsalter ver-
bunden ist i häufig eine schon vor dem Studium
vorhandene wirtschaftliche Selbständig-
keit derjenigen Studenten, die Offiziere oder
Sahaenjunker-Felöwebel sind.

Wo ein Student steht, muß der Glaube an den Sieg stehen!

Ober Aufgabe und Sendung des deutschen Studententums in der Stunde der Entscheidung
sprach der Reichsstudentenführer Gauleiter Dr. G. A. Scheel vor dem studentischen

Führerkorps des Reiches Aufn.: Tannenbauer

Eine besondere Beachtung verdienen die
Gründe, welche die große Zahl von schwer-
vers ehrten Studenten zur Heirat be-
stimmt haben. - Der Studentenführer einer vom
Luftterror besonders betroffenen Hochschule
— schwerkriegsversehrt — bewährt an der
Front wie im Kampf gegen den Luftterror,
nicht minder aber im Studium, meinte kürz-
lich auf einer Studentenführertagung: ,,lch
könnte mein Studium und meinen politischen
Führungsauftrag nicht erfüllen, wenn meine
Frau, die selbst Studentin ist, mir nicht in je-
der Situation als wirklicher Kamerad geholfen
hätte."

Damit ist ganz klar der Beweggrund des
kriegsversehrten Studenten ausgesprochen. Es
ist damit zugleich auch der Beweis dafür er-
bracht, daß eine Heirat den Studenten weder
vom wissenschaftlichen Studium noch vom po-
litischen Einsatz abzuhalten braucht, wenn eine
entscheidende Voraussetzung erfüllt Ist: Wenn
der Student d i e Frau ausgewählt hat, die so-
wohl Gefährtin seiner Arbeit wie Mutter seiner
Kinder sein will.

Eine interessante Wandlung i6t auf. einem
sejir wesentlichen und entscheidenden Gebiet
eingetreten:

Zu Beginn dieses Krieges fand man häufig

die Anschauung selbst bei sonst sehr vernünf-
tigen und einsichtsvollen Menschen vertreten, ,
daß es unverantwortlich sei, im Kriege
Kinder zu haben. Heiraten wollte man schon,
aber Kinder? Nein.

Erhaltung der biologischen Volkssubstanz

Das harte und unerbittliche Er-
lebnis des Krieges hat hier die
Dinge tob Grund auf geändert. Wer
draußen gewesen ist, weiß, welch souveräne
Stellung derjenige auch dem Letzten gegen-
über einnehmen kann und auch einnimmt, der
mit dem Bewußtsein kämpfen kann: „Du lebst
in deinen Kindern weiter, auch wenn du drau-
ßen bleiben solltest. Dein Blut wird durch dei-
nen Tod nicht ausgelöscht, sondern wird in
deinen Kindern weiter in deinem Volke leben."

Es lassen sich noch viele Gründe für die Zu-
nahme der Heirat unter den Studenten anfüh-
ren. Wir wollen auch jene nicht verschweigen,
die für Studium und Beruf und für die biolo-
gische Entwicklung eine Gefahr bedeuten:
Manch einer hat in der ersten Freude der
Heimkehr ein Mädchen geheiratet, das nie und
nimmermehr die Frau eines Landarztes oder
eines Erziehers mit sechs oder acht Kindern

wird sein können. Anstatt den Studenten und
damit den späteren Akademiker zu immer grö-
ßeren Leistungen anzuspornen wird sie ihn
hemmen, Kinder aber — außer dem ersten viel-
leicht — als eine Last empfinden. Früher oder
später muß eine solche Ehe zerbrechen. Aus -
dem Studenten aber macht sie jene unglück-
selige Gestalt, die unter keinen Umständen auf
die Hochschule gehört.

Außerdem hat eine Anzahl von jüngeren
Studenten, dem Beispiel der älteren Kameraden
folgend, geheiratet, die, als Persönlichkeiten
noch völlig unfertig und ungeformt, nicht diese
entscheidenden Voraussetzungen für die Ehe
besitzen. Auch diese Ehen sind eine Gefahr,
weil sie keinen wahrhaft inneren Gehalt besit-
zen, den Studenten aber an Ausbildung und an
der Formung seiner Persönlichkeit hindern.

Wir wollen uns nun jenen Problemen zu-
wenden, die sich aus der Tatsache des starken
Anwachsens der Zahl der verheirateten Stu-
denten ergeben.

Es soll vorausgeschickt Wörden, daß die
meisten dieser, Probleme einfach zu lösen sind,
wenn, wie schon betont, eine Grund-
voraussetzung erfüllt ist, nämlich, wenn
die rechte Gatten wa hl getroffen
wurde. Die Erfüllung dieser Voraussetzung ist
allerdings nicht leicht.

Wer* «»H. J»- Student heiraten?

aischen Rüsiicutf Isrrttcuei,
h die Erkenntnis und^ E.tin,.v.<isu,ung der heterogenen
ei seine »,l 7 *• - ■ •' »i

erste Frage zu o«ai/i'V»ürTen,'' . .. .. sich nicht
schwierig. Jedes anständige, gesunde deutsche
Mädel kann die Frau eines Akademikers wer-
den, wenn es die erbmäßige Substanz und die
charakterlichen Voraussetzungen dafür besitzt.
Nicht entscheidend etwa ist die. Frage des
Standes und der Herkunft. Die Erfahrungen
gerade der letzten Jahre zeigen interessanter-
weise, daß die Zahl derjenigen Stu-
denten, die eine Studentin heira-
ten, im rrTe r größer geworden ist,
eine Erscheinung, welche durch-
ausbegrüßtwerdenkann.

Eine tüchtige Studentin wird auch immer
eine gute Hausfrau und Mutter. Von nicht
zu unterschätzender Bedeutung ist die Tat-
sache, daß die Frau an der Arbeit des Man-
nes einen fruchtbaren inneren Anteil nehmen
kann und damit seine Leistung in Arbeit und
Beruf steigert.

Der Vorwurf, daß eine Ehe zwischen Student
und Studentin etwas wie eine Standesinzucht
darstelle, ist gegenstandslos. An den deut-
schen Hochschulen studieren heute Söhne und
Töchter aller Stände und Schichten!

Weit schwieriger ist die Beantwortung der
zweiten Frage, wo kann der heute stu-
dierende Frontsoldat seine,zu-
künftige Frau kennenlernen. Der
totale Krieg hat hier fast alle guten Möglich-
keiten der Friedenszeit verschlossen. Dazu
kommt noch, daß der Frontsoldat durch .jahre-
langen Fronteinsatz und Fernsein vom zivilen
Leben der Heimat den Umgang mit Frauen
teilweise verlernt hat.

Wir sind der Meinung, daß in dieser per-
sönlichsten Frage auch die persönliche Ini-
tiative des einzelnen eine entscheidende Rolle zu
spielen hat, halten es aber für notwendig, daß
die Gemeinschaften, in denen der Student lebt,
die Kameraden zusammen mit der Arbeits-
gemeinschaft nationalsozialistischer Studen-
tinnen hier einen wesenUichen Beitrag lei-
sten können. Es gibt dabei viele Wege, für
die man kein Schema aufstellen kann. Wich-
Ug ist, daß ihr Begehen immer von jenem ver-
antwortungsbewußten Ernst und Takt getragen
sein muß, der dieser Frage zukommt.

Es ist oft behauptet worden, daß die Lei-
stungen sinken, wenn man verhei-
ratet ist. Soweit sich Leistungen nach Exa-
mina beurteilen lassen, läßt sich dazu sagen,
daß nach den bisherigen Erfahrungen diese
Leistungen bei verheirateten Studenten und
Studentinnen weder schlechter noch besser
waren als bei unverheirateten. Die zeit-
lich stärkere Belastung wird wett-
gemacht durch die intensivere
Arbeitsleistung und den größeren /
Ernst, der aus der Verpflichtung
gegenüber der Familie entspringt.

Daß der politische Einsatzwille
durch die H ei rat vermindert wird,
mag hier und da der Fall sein oder als Vor-
 
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