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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 12.1944

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Nr. 8 (August 1944)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6620#0077
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eroegung

Copf. Ftm Kh*r Ntehf., d. a>. b. H., Mfinchen 7t

IIITUN1 ©ER »KUTSCHEN STUDENTEN / MÜNCHEN. AUGUST 1944/ 1«. JAHRGANG /FOLGE•

Dm gesamt« Hochschulsektor befindet sich
1b diesen Wochen In «ln»r tiefgreifenden Um-
Währung, dl» ihm nach dem Gesetz de» totalen
Krieges ein« neue Gestaltung gibt. Wie auf
allen anderen Lebensgebieten unseres Volkes,
«o vollzieht sich Jetzt auch auf dem Hochschul-
sektor die höchste Konzentration im Dienst«
de« deutschen Existenzkampfes.

Bs Ist bedeutsam, daß wir klar erkennen, daß
dieser totale Konzentrationsprozeß Im Bereich
der Hochschule, der Wissenschaft, des Stu-
diums und der Forschung doppelt« Ausprägung
findet: Auf allen kriegsentscheidenden Gebie-
ten der Hochschule führt er zur höchsten Lei-
stungssteigerung, auf allen minderkriegswichti-
gen Bereichen bringt «r kompromißlose Stil-
legung. Beides konsequent nnd bedingungslos
vorzunehmen, Ist der fanatische Wille der deut-
schen Hochschule. Der Nationalsozialist und
Kämpfer Adolf Hitlers ist es gewohnt, jede
Sache ganz zu tun.

Diese Maßnahmen, die heute getroffen wer-
den, sind auch auf dem Hochschulsektor ein-
schneidend.

Alle aber, die nun auch im totalen Kriege auf
den Hochschulen und in der Forschung ringen,
sind von dem Bewußtsein durchdrungen, daß
die Hochschule Jetzt ausschließlich als Waffe
begriffen werden kann und sich nunmehr als
die Stätte zu bewähren hat, auf der wohl von
sämtlichen kulturellen Einrichtungen am stärk-
sten der Kampf des Geistes unmittelbare Waf-
JsDorodfvtton für d!» NaUpn bleutet. DJ«
Hochschtiic »„: ...<_;.. <siku utfbieivn heute

zu kriegsentscheidender Leistung aufgerufen.
Sie wird diese Aufgabe im gleichen Geiste er-
füllen, in dem sie radikal auf alles verzichtet,
was in ihren Lebensbereichen schärfsten Maß-
stäben tatsächlicher Notwendigkeit nicht
standhalt.

Leidenschaftlich bejahen wir aus Glaube und
Erkenntnis den totalen Krieg in dieser Stunde
mit ganzem Herzen.

Daß auf kriegsentscheidenden Gebieten Stu-
dium und Forschung weitergeführt werden, ist
stärkste Verpflichtung. Die Hochschulen sind
auf diesen Sektoren damit unmittelbarer Teil
der totalen Kraftanstrengung der deutschen
Nation.

Was wird eingeschränkt?

Die Einschränkungsmaßnahmen auf zahl-
reichen Studiensektoren, von uns allen als
Notwendigkeit empfunden und gefordert, die
Schließung ganzer Hochschulteile, die Still-
iegung bestimmter Universitätsinstitute und
Fachschulen, bedeuten in einer Stunde, da sich
das Persönlich« ausschließlich im Dienste des
größeren Ganzen zu bewähren vermag, nicht
Verzicht auf persönliche Lebenserfüllung, son-
dern Umordnung von Kräften, die bisher hier
angesetzt waren, auf ein neues Einsatzfeld im
deutschen Schicksalskampf.

Nach diesen Gesichtspunkten sind die Ein-
schränkungsmaßnahmen getroffen worden.

Viele Studenten wurden bisher
als kriegsversehrte Soldaten be-
stimmter Versehrtenstufen zum
Studium beurlaubt oder haben
von den Reserve1azare11 e n der
Wehrmacht im Reichsgebiet Stu-
die n e r 1 a u b n i s erhalten. Für sie
alle wurde jetzt entschieden, daß
sie weit« rstuiiieren können, so-
weit die We hrmacht ihnen Urlaub
erteilt.

Besonders im Laufe der letzten Kriegsjahre
hat sich naturgemäß auch die Zahl derjenigen
Studenten fortgesetzt erhöht, die als kriegs-
versehrte Soldaten von der Wehrmacht entlas-
sen wurden und damit wieder zum zivilen
Sektor der Heimat gehören. Soweit diese ent-
lassenen kriegsversehrten Studenten heute be-
reits studieren, können sie auch weiter Studie»
ren. Alle kriegsversehrten entlassenen Studen-
ten, die bisher noch nicht studiert haben, und
sich jetzt zur Erstimmatrikulation melden,- kön-
nen sich nur immatrikulieren, wenn sie nach
Entscheidung des Arbeitsamtes im Rahmen des
Arbeitseinsatzes nicht verwendet werden.

Wir haben heute in den Reihen
des Studententums an der Hoch-
irhnle auch schon eine er he Ii liehe
Gruppe von Studentinnen, die
Kriegerwitwen sind. Soweit sie
Kinder haben und nicht melde-
pflichtig beim Arbeitseinsatz
eind, können sie das Studium be-
ginnen bzw. fortsetzen.

' i (Aufn.: ■Hoffmann)

Der Führer begrüßt Männer des NSD.-Studentenbundes

„Herrgott, wenn es sein muß, nimm unser kleines Leben,
erhalte aber unser deutsches Volk, erhalte uns den Führerl"
G. A. SCHEEL

Jede Studentin, gleichgültig wel-
cher Fachrichtung, die im Sommer-
semester 1944 erstes, zweites oder
drittes Semester gewesen ist,
kommt nunmehr, zum Rüstungsein-
satz. Das gleiche gilt für alle Stu-
denten dieser Semester, welche
nicht der Wehrmacht angehören
und nicht unter die Ausnahmebe-
stimmungen für Kriegsversehrte
fallen.

Von . dieser Regelung fürs erste, zweite und
dritte Semester, die Tausende vo» Studentin-
nen und Studenten an die Produktionsstätten
d-er deuschen Waffen führen wird, bleiben
ausschließlich diejenigen, ausgenommen, die im
Sommer-Semester 1944 folgende Fachrichtun-
gen studiert haben: Mathematik, Phy-
sik, Ballistik, Hochfrequenztech-
nik, Fernmeldetechnik.

Auch vom vierten Semester ab gehen die
meisten Studentinnen sowie die Studenten, die
■ nicht der Wehrmacht angehören und auch
nicht unter die Bestimmungen für Kriegsver-
sehrte fallen, zum Rüstungseinsatz. Nur kön-
nen dabei bestimmte Gruppen noch für eine
bestimmte Zeit bis zum Studienabschluß wei-
ter studieren. Im einzelnen wurde hierzu ent-
schieden, daß auch von den vierten und höhe-
ren Semestern alle Studentinnen und alle
nicht: zur Wehrmacht gehörenden Studenten
folgender Fachrichtungen zur Rüstung gehen:
Rechts-'und Staatswissenschaf-
ten, Wirtschaftswissenschaften,
unter Ausnahme der Naturwissen-
schaften auch alle Fächer der

philosophischen Fakultäten, Aus-
1 a n.d «Wissenschaften, Landwirt-
schaft, Architektur und Theo-
logie.

Ausgenommen hiervon bleiben alle, die bis
1. Mai 1945 ihre Abschlußprüfung ablegen kön-
nen. Weiter bleiben ausgenommen alle vierten
und höheren Semester, die bereits im Sommer-
seme,ster 1944 das Berufsziel Höheres Lehramt
nachweislich hatten.

Alle Studentinnen der Medizin,
die im Sommersemester 1 94 4 Im
vierten bis siebten Fach Semester
standen, kommen ebenfalls zum
Rüstungseinsatz. Ausgenommen
wurden diejenigen, die bis zum
1. Dezember 1944 das Physikum ab-
legen k ö nhen. Sie begeben sich an-
schließend an das Physikum zum
Rüstungseinsatz. Jede Medizin-
studentin, die achtes oder höhe-
res Semester ist, studiert bis zum
Staatsexamen weiter.

Diese gleiche Regelung, die für die Medizin-
studentinnen gilt, trifft auch für alle Medizin-
studenten zu, die nicht der Wehrmacht ange-
hören "und auch nicht unter die Ausnahme-
bestimmungen für Kriegsversehrte fallen.

Es liegt nahe, daß in diesem Zusammenhang
auch das Problem der Erstimmatrikulation an
den Hochschulen eine Neuregelung erfahren
mußte. Die. Entscheidung lautet, daß Erst-
immatrikulationen an allen Hoch-
schulen bis auf weiteres nicht
mehr vorgenommen werden. Fol-
gende Gruppen wurden dabei ausgenommen

und können auch künftig auf kriegswich-
tigen Studiengebieten Erstimmatrikulationen
vornehmen: Alle kriegsversehrten
Soldaten, die zum Studium beur-
laubt werden oder ^ 1 s Lazarett-
insassen studieren können, alle
au« der Wehrmacht entlassen-en
Versehrten, die im Arbeitseinsatz
nicht, verwendet werden, sowie als
Kriegerwitwen. die sich nicht
zum Arbeitseinsatz zu melden
brauchen, also alle Krieger-
witwen mit Kindern.

Die Bestimmungen über das Studium an
den Kunsthochschulen sind noch nicht ergangen.

Zahlreiche Fachschulen werden geschlossen,
eine bestimmte Gruppe von Fachschulen bleibt
geöffnet. Die Schließung auch von Hochschul-
einrichtungen und bestimmten Instituten ist
vorgesehen. Besonders die Rüstung
erhält auch dadurch zahlreiche
Fachkräfte.

Diese Maßnahmen, die jetzt auf dem Hoch-
schulsektor getroffen worden sind, wurden
wohl nirgends dramatisch genommen, und es
war, was die Einschränkungen betrifft, nirgends
der falsche Ton zu hören, daß hier „Opfer" ge-
bracht würden. Denn wir alle wissen, daß es
sich bei den Leistungssteigerungen der fort-
zuführenden Gebiete der Hochschule ebenso
wie bei den Stillegungen der minder kriegs-
wichtigen Bereiche um nüchternste und ex'fJien-
rfaH-'TÖtF J «er ^wcjftsjscsg

Klar und nüchtern s'.-ht in tficser
Gebot der Stunde heute vor unseren!"Auge.
Leidenschaftlich aber brennt unser Herz in der
Erfüllung der größten Entscheidung der deut-
schen Geschichte. Die Fahne weht! Und wer
auf sie schwört, hat nach dem Wort des Stu-
denten Walter Flex nichts mehr, was ihm sel-
ber gehört.

Mit innerster Zustimmung nimmt das gesamte
deutsche Volk an der jetzt sich vollziehenden
Verwirklichung des totalen Krieges teil. Das
Werk, das Reichsminister Dr. Goebbels jetzt als
Reichsbevollmachtigter für den totalen Kriegs-,
einsatz durchführt, wird als der elementarste
Akt der deutschen Selbstbehauptung in die Ge-
schichte eingehen, von der ganzen Nation mit
Inbrunst bejaht. i

Dieser große Impuls erfüllt die vielen Stu-
denten, die nun wieder als Soldaten zu ihren
alten Einheiten zurückkehren, nachdem sie
nach den bisherigen Maßstäben durch die
Staatsführung zum Studium kommandiert wor-
den waren. Er erfüllt aber auch alle, die jetzt
von den Hochschulen aus in die Produktions-
stätten der deutschen Waffen gehen.

Es ist nicht so, daß diese Trennung mit leich-
tem Herzen vorgenommen würde. Dazu ist die
nationalsozialisitische Gemeinschaft an der
Hochschule viel zu sehr dem nationalsoziali-
stischen Kampf auf der Universität und der
wissenschaftlichen Arbeit verschworen und ver-
bunden. Sie alle, die sie jetzt ..die Hochschule
verlassen, wissen aber, daß es jetzt allein ent-
scheidend ist, zu siegen und zu den wesent-
lichsten Gütern, die wir durch die Sicherung
der deutschen Existenz bewahren werden, ge-
rade die Wissenschaft und die schöpferische
Arbeit der Hochschule gehören.

Nicht zuletzt dieses Bewußtsein bewegt auch
alle, die nun schon seit vielen Jahren an allen
Fronten als Soldaten kämpfen und einst von
der Hochschule gekommen sind oder sich der-
einst ihr widmen wollen.

Das deutsche Volk und seine Existenz sind
das Entscheidende. Erst daraus erwachsen deut-
scher Geist, Studium und Ringen um Erkenntnis
nach unserer Art. Der deutsche Sieg ist der
einzige und ausschließliche Weg auch zu einer
künftigen Fortiührung unseres wissenschaft-
lichen Lebens.

Wer heute von der Hochschule nun erneut
an die Front oder zum "ftrstbn Male in die
Rüstung geht, wird doch der Hochschule un-
löslich verbunden bleiben. So erweitert sich
mehr und mehr jene größere Studentengemein-
schaft, die der Krieg gebildet hat. Während
das Studententum früher an der Hochschule
beisammen war, steht es jetzt an der Front,
in der Rüstung und auf den kriegsentscheiden-
den Hochschulsektoren.

Wo immer aber in dieser Zeit Deutschlands
Studenten und Studentinnen auch kämpfen
mögen, sie wollen und werden In ihrer Hal-
tung und In ihrem Ringen Immer Studenten
bleiben. Sie wissen und empfinden, daß die
Lebensschuie des sechsten Kriegsjahres Be-
währung, Ausprägung und Ausformung auch
 
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