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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 12.1944

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Nr. 5 (Mai 1944)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6620#0041
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SCopr. Franz Eher. Nachf., G. m. b. H., München 22
EITUMG DER PEUTilHEM STUDENTEN / MÜNCHEN, MAE 1944 / 12. JAHRGANG / FOLGE 5

Student und Persönlichkeit

Die Persönlichkeil war zu allen Zeiten das
erkorene Ziel aller echten deutschen Studen-
ten, und wir sehen auch heute wie in Zukunft
in ihr die Krönung unseres gesamten studenti-
schen Lebens und Strebens.'

Dieser Satz ist für uns Studenten nur die
Bekräftigung einer schon immer unzweifel-
haften Einstellung. Wer diesen Grundsatz nicht
voll und ganz bejaht und vertritt, ist sicher
kein Student.

Ist die Persönlichkeit in Gefahr?

Wohl aber mag es manchen geben, der sich
bei diesem ,Satz sofort ernsthaft die Frage vor-
legt: Werden wir dieses Ideal auch
erreichen, oder stehen wir mit ihm
nicht im Widerspruch zu einem
Grundcharakter unserer Zeit? Ist
es in Wirklichkeit nicht so, daß unser Jahr-
hundert überall bestimmt ist, durch große poli-
tische Massenbewegungen, die über die Per-
sönlichkeit hinwegschreiten und in denen der
einzelne nichts mehr ist? Ist es nicht so,
daß wir mit unserem studentir
scheu Ideal bereits auf verlore-
nem Posten stehen, und daß die
Persönlichkeit ernsthaft in Ge-
fahr ist, wenn schon nicht grund-
sätzlich für die Zukunft, so doch

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iche vor dem Gebot der Stunde
zugunsten der Gesamtleistung zu-
rücktreten muß? —

Es wäre falsch, wollte man an dießer Frage-
stellung mit einem überlegenen Achselzucken
vorübergehen. Gerade als nationalsozialistische
Studenten dürfen wir einer aufgeworfenen
Frage niemals ausweichen, sondern wir müs-
sen sie anpacken und so lange mit ihr ringen«
bis wir zu einer Antwort kommen.

Die hier aufgeworfene Fragenstellung ist
auch keineswegs etwa der Ausdruck einer
mangelnden politischen Haltung oder einer
weltanschaulichen Unsicherheit des Studerrten-
tums. Sie ist vielmehr ein Ausfluß der/
großen Umwertung aller Werte,
in die wir mit dem Nationalsozialismus ein-
getreten sind, und damit ein Zeichen für die
tiefgreifende Wirkung unserer Revolution,

Gewandelte Form

Eines müssen wir dazu sofort richtigstellen:
Das Persönlichkeitsideal ist niemals dasselbe
gewesen. Gleichgehlieben ist im deutschen
Menschen zu allen Zeiten allein der Wille und
das Streben zur Persönlichkeit, und zwar des-
halb, weil wir in der Persönlichkeit nichts an-
deres erkennen als die bewußtgewordene Ver-
körperung unseres idealisierten rassischen
Lebenswillens. Was sich aber immer wieder
geändert und gewandelt hat und auch ,in Zu-
kunft einer weitergehenden Entwicklung' unter-
liegen wird, das ist das Persönlichkeitsideal
als solches, d. h. die zeitbedingte Erschei-
nungsform, in der uns die gleichbleibende
Persönlichkeitsidee jeweils entgegentritt.

Das Persönlichkeitsideal ist immer
bestimmt durch die obwaltende besondere Lage
und Aufgabe und durch den herrschenden Zeit-
geist, kurz durch die geschichtliche Um-
gebung, in der der rassische Lebenswille und
damit die Peisönlichkeitsidee sich durchsetzen
und behaupten muß. Die beständige Wandlung
des Persönlichkeitsideals ist kein Zeichen
schwächlichen Nachgebens, sondern ein Zei-
chen des Lebens, das gerade in der
Anpassungsfähigkeit ,-s e i'ne be-
sondere Stärke beweist.

Um dies ganz klar werden zu lassen, wol-
len wir einen kurzen Blick auf die Entwick-
lung des Persönlichkeitsbegriffes im Laufe der
studentischen Geschichte werfen.

Das Persönlichkeitsbewußtsein des deutschen
Studententums ist als Protest gesunder Lebens-
kräfte gegen eine Entwicklung und Umgebung
entstanden, die dem einzelnen seine Lebens-
und Entfaltungsmöglichkeiten beschnitten hat.
Das studentische Persönlichkeitsbewußtsein ist
somit von Anfang an der Ausdruck einer
kämpferischen Grundhaltung. Der Anlaß zu
seiner Entstehung war die Zeit, als der katho-
lische Universalismus nach seinem Sieg über
den deutschen Kaiser- und Reichsgedanken
das gesamte menschliche Leben in seine engen,
unduldsamen und gleichmachenden Formen
swingen wollte. Damals waren die Studenten

Dr. Ernst Kupfer

Ein Schwerterträger aus unseren Reihen

Dr. Kupfer, ein begeisterter Mitarbeiter beim Einigungswerk des Reichsstudenten-
führers, früher erster Vorsitzender der Studentenschaft Heidelberg, wurde vom Führer
jetzt nach seinem Heldentod mit den Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
ausgezeichnet und zum Oberst befördert. Unvergeßlich lebt die Erinnerung an ihn im
gesamten deutschen Studententum fort.

nach dem Vorbild der Klöster in besonderen
Kollegien und Bursen untergebracht und unter
die strenge Aufsicht ihrer Lehrer gestellt. Der
studentische Lebens- und Tageslauf war bis ins
einzelne genau festgelegt und vorgeschrieben,

Ehre und Freiheit

Als dann im Humanismus dem kirchlichen
'Universalismus ein neues Lebensgefühl und
Persönlichkeitsbewußtsein entgegentrat, da
war auch für das deutsche Studententum
die. Stunde seiner Befreiung gekommen. Mit
dem Ruf „Akademische Freiheit" verließen
die Studenten die geistigen Kasernen des Mit-
telalters. Sie legten ihre schwarzen Zwangs-
jacken ab und kleideten sich nach dem Vor-
bild des städtischen Bürgertums, sie nahmen
sich ihre freie Wohnung in der Stadt und
steckten als Zeichen ihres erwachten Selbst-
bewußtseins die Waffe an ihre Seite, um die
neu errungene soziale Stellung gegen jeden
Angreifer entschlossen zu verteidigen. Wäh-

rend die Studenten vorher „Bursen-
knechte" genannt wurden, bezeichneten sie
sich jetzt stolz als „freie und ehrliche
Bursche n".

In der neuen Gestalt des Burschen erleben
wir so zum ersten Male die sich ihrer selbst
bewußt gewordene studentische Persönlichkeit,
deren Wesen bestimmt wurde durch die bei-
den Werte Ehre und Freiheit.

In der Erziehung zu dem neuen humanisti-
schen Persönlichkeitsideal sah das deutsche
Studententum der damaligen Zeit seine beson-
dere Aufgabe. Dies führte zur Bildung beson-
derer studentischer Erziehungsgemeinschaften
in Gestalt der Landsmannschaft en und
zu einer besonderen Erziehungsform, der
Fuxenerziehung. Gerade in der Fuxen-
erziehung wird uns das neuartige Persönlich-
keitserlebnis jener Zeit besonders deutlich,
denn nur der Bursch entsprach dem neuen
Ideal, der junge Student dagegen erschien
noch in einem unbewußten, unentwickelten,
„tierähnlichen" Zustand.

Bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts war
die geschichtliche Entwicklung einen wesent-
lichen Schritt weitergeschritten. Jetzt ging es
im Großen gesehen nicht mehr um Befreiung
des einzelnen, sondern um die Erringung einer
neuen höherenEinheit über den einzelnen, um die
Schaffung des Deutschen Reiches und um die
Verwirklichung der geeinten deutschen Na-
tion. Der deutsche Nationalismus wies seiner
Zeit ihre neue große Aufgabe.

Entsprechend dieser veränderten geistigen
Umgebung und politischen Aufgabenstellung
nahm auch das studentische Persönlichkeits-
ideal einen neuen Inhalt an. Der ideale Stu-
dent zur Zeit der Freiheitskriege war nicht
mehr der, der nur seiner humanistischen
Bildung und individualistischen Vervoll-
kommnung nachstrebte, sondern derjenige,
der unter Entwicklung und Ausbildung
seiner persönlichen Anlagen alle körperlichen,
geistigen und seelischen Kräfte bewußt in den
Dienst der großen nationalen deutschen Idee
stellte. Zu der Ehre und Freiheit war das
Vaterland getreten. Der freie und ehrliche
Bursch hatte sich zum Patrioten gewandelt.
Die Form, in der dieses neue Persönlichkeits-
ideal seinen Ausdruck fand, war die U r b u r -
tchenschaft.
•Das heue Wollen der.Urburschenschaft spie-
g t sich auch in den- Namen wider, die sich
dir neuen studentischen Gemeinschaften gaben.
■Während die Landsmannschaften, ihrer Grund-
haltung entsprechend, sich nach ihren land-
schaftlichen und stammesmäßigen Bindungen
bezeichnet hatten, nannten sich die ersten
Burschenschaften bewußt Germania, Teutonia,
Arminia, Alemannia. Das waren nicht nur neue
Namen, sondern ein neuer Wille.

-*/•: -

Die neue Führerschaft

In unserer Zeit ist die Geschichte abermals
einen entscheidenden Abschnitt weitergerückt.
Für uns geht es heute nicht mehr um die
staatliche Einigung, sondern wir sind durch die
harte Schule des verlorenen Weltkrieges über
den Staat und die Nation hinaus zü der Er-
kenntnis des Volkes durchgestoßen. Wir er-
blicken heute in unserem Volk und seiner ras-
sischen Substanz den Urgrund alles deutschen
Lebens in seinen vielfältigen Erscheinungs- 1
formen.

Die geschichtliche Aufgabe, vor
die wir. uns damit gestellt sehen,
ist die Erhaltung. Gestaltung und
Vermehrung dieses unseresVolkes,
dem zu dienen der einzelne und der
deutsche Staat ebenso bestimmt
sind wie die deutsche Wirtschaft,
Wissenschaft und Kunst.

Davon ausgehend ist das Persönlichkeits-
ideal unserer Zeit der deutsche Volksgenosse,
der sich seiner völkischen Bedingtheit und
Aufgabe bewußt ist, d. h. die politische
Persönlichkeit, die wir wegen ihrer
kämpferischen Grundhaltung in der Sprache
unserer Bewegung sinnfällig bezeichnen als
den politischen Soldaten. Adolf
Hitlers.

Hand in Hand mit der Verwirklichung der
deutschen Volksgemeinschaft ist die zweite
große Aufgabe unserer Zeit die Schaffung von
einer aus dem Volk hervorgehenden, sich stän-
dig erneuernden und mit dem Volk unlöslich
verbundenen neuen Führerschaft, in der sich
deutsche Kraft und deutscher Geist zu einer
neuen, allen Aufgaben gewachsenen Einheit
vereinigen. An dieser Aufgabe mit voller
Kraft mitzuwirken, ist für das nationalsozia-
listische deutsche Studententum nicht nur eine
Ehren-, sondern eine Lebensfrage. Wir stehen
damit als Studenten zum ersten Male in un-
serer Geschichte vor einer Aufgabe,' über
deren Lösung sich die studentischen Genera-
tionen des absolutistischen Zeitalters ebenso-
wenig Gedanken zu machen brauchten wie
die Korporationsstudenten in einer Zeit des
Gotlesgnadentums.

Das nationalsozialistische studentische Per-
sönlichkeitsideal ist daher nicht der politische
Soldat schlechtweg, sondern seine höchste
Ausprägung zur nationalsozialistischen Führer-
persönlichkeit.

Diesem neuen Persönlichkeitsideal ent-
sprechen die neuen Kameradschaften, die als
nationalsozialistische studentische Erziehungs-
gemeinschaften die früheren Korporationen
mit ihrer vorwiegend vaterländisch-gesell-
schaftlichen Erziehung abgelöst haben. Un-
serer neuen Zielsetzung entsprechen auch die
 
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