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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 12.1944

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Nr. 6 (Juni 1944)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6620#0054
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Studentenstreit in Uppsala

wand Vorgeschoben werden. Sirher Ist aber,
daß der verheiratete Student sich einem wirk-
lich notwendigen und auch fruchtbaren politi-
schen Einsatz genau sowenig verschließen wird
wie der verheiratete. Es ist kennzeich-
nend, daß gerade unter den poli-
tischen Aktivisten und der Füh-
rung des deutsch enStudententums
eine wesentlich höhere Zahl von
Verheirateten ist als im Verhält-
nis zur Gesamtstudentens.chaft.

Hauptinhalt und Hauptziel einer Ehe ist,
dem Volke Kinder zu schenken, so gesund und
zahlreich wie möglich. Es wird behauptet, daß
die Gefahr bestehe, daß Studentenehen keine
oder nur ein Kind haben würden. Darüber
ein Urteil zu fällen, ist wohl noch zu früh,
weil in der Mehrzahl die Studentenehe dafür
noch zu jung ist. Zwei äußere Erscheinungen
können auf diese Entwicklung einen verderb-
lichen Einfluß ausüben. Die erste ist die
Finanzierung, die zweite die Woh-
nungsfrage.

Wir wollen nur ganz ehrlich sein: die Finan-
zierung des Studenten, der den Mut zur Ehe
besessen hat, war denkbar schäbig. Die Gründe
hierfür zu untersuchen, ist nicht unsere Auf-
gabe. Eines kann hier festgestellt werden,
daß eine neue Regelung getroffen wird, nach
welcher — laut Auskunft des Reichsstudenten-
werks der verheiratete Student
eine wesentlich höhere, Förde-
rung erhält. Der Reichsstudentenführer Dr.
Gustav Adolf Scheel hat sich für die Durch-
setzung dieser Forderung zusammen mit dem
Reichsgesundheitsführer Dr. Conti besondere
eingesetzt.

Finanzielle Probleme —
kein Hinderungsgrund mehr!

Mit dieser Lösung ist eine wirklich brauch-
bare finanzielle Förderung der verheirateten
Studenten geschaffen, welche dazu angetan ist,
auch denjenigen Studenten, welche aus geld-
lichen Gründen bisher nicht heiraten konnten,
die Heirat zu ermöglichen.

Die Reichsstudentenführung steht dabei nach
wie vor auf dem Standpunkt, daß die Kinder-
beihilfe viel zu niedrig ist und wesentlich er-
höht werden müßte. Die Erfüllung dieser For-
derung wird auch weiterhin mit Nachdruck
verfolgt. Erst dann wird die Gefahr gebannt
sein, daß die Studentenehe zur Einkindehe
wird.

Im übrigen entspräche die Einkindehe
der Studenten der bis dahin üblicher. Einkind-
ehe der Akademiker im allgemeinen! Wir ken-
- nen den deutschen Studenten zu gut, als daß
wir glauben, er würde sich nach diesem Vor-
bild auf die Dauer ausrichten. Sobald die äuße-
ren Gelegenheiten es einigermaßen erlauben,
wird er als Student und Akademiker seinem
Volke so viel Kinder schenken, wie es seine
Pflicht ist.

Die Wohnungsfrage ist in den
letzten Monaten durch die Terror-
angriffe immer schwieriger ge-
rden. Ti'w """ r:'~ »" ' "udent

•c■ '• .„-, '•• ,y.*A

u u n g s >tjl .itnissen «.u leben müssen.
Oftmals wird ..sich eine zeitweise Trennung
nicht vermeiden lassen, aber damit teilt er nur
das Schicksal fast aller Ehen in diesem Kriege,
Auch hier kommt es auf die persönliche Initia-
tive und die Kunst zum Improvisieren in hohen
Maße an.

Jede nicht geschlossene Ehe ist ein unersetz-
licher Verlust, jede zu spät geschlossene Ehe
ist ein schwerer Verlust, weil auch sie in der
Lebensbilanz unseres Volkes ein Minus bedeu-
tet, besonders dann, wenn es sich um eine
Führerauslese handelt.

Der deutsche Student wird auch in dieser
Frage aus seinem sicheren Instinkt, seiner
nationalsozialistischen Haltung und aus seinem
Wissen um Ernst und Tragweite dieser Frage
heraus den rechten Weg finden.

DR. ERICH OTTO
Reichslachgruppenleiter Volksgesundheit d.RSF.

Die norwegischen Emigrantenstudenten, die
zur Zeit in Schweden studieren, haben auf dem
altetudentischen Boden der schwedischen Uni-
versität Uppsala einen scharfen Konflikt mit
den finnischen Studentengruppen in Uppsala
heraufbeschworen. Sie haben jegliche Verbin-
dung zu den in Schweden lebenden finnischen
Studenten abgebrochen, und weigern sich,
künftig noch mit den Finnen in irgendeiner
Form zusammenzuwirken.

Der Konflikt kam offen zum Ausbruch, als
kürzlich an den schwedischen Hochschulen der
Nordische Studententag in der üblichen Form
gefeiert werden sollte. In Uppsala wurde kurz
zuvor von norwegischer Studentenseite erklärt,
daß man an keiner Zusammenkunft mehr teil-
nehmen könnte, zu der auch die Finnen gela-
den seien.

„Kluge Dänen" beeilen sich ihrerseits, dem
norwegischen Standpunkt sich anzuschließen,
und so. kam es, daß die üblichen Feierlichkei-
ten nicht wie bisher stattfinden konnten.

Bemerkenswert ist, daß selbst der norwegi-
sche Studentenpfarrer, der ursprünglich seine
Mitwirkung bei einem gemeinsamen Gottes-
dienst zugesagt hatte, sich weigerte, vor vden
Altar zu treten, wenn die finnischen Studenten
in den Bänken der Uppsalaer Kirche säßen.

Ähnlich entwickelten sich die Dinge in Stock-
holm. Eine Zusammenkunft im Hause der
Studentenschaft, der Stockholmer Hochschule,
bei der auch die Finnen eingeladen waren,
wurde von den norwegischen und dänischen
Studenten boykottiert. Uber zahlreiche ähnliche
Auseinandersetzungen liegen Berichte vor.

Dieses feindliche Auftreten der Norweger
gegen die Finnen wird offen mit dem Versuch
begründet, den Haß gegen Deutschland und
Finnland auch auf dieser Plattform auszutragen.
Der Studentenkonflikt auf schwedischem Bo-"
den erhält gerade auf dem Hintergrund der in
Schweden gern gepflegten Ideologie der nor-
dischen Völkergemeinschaft seine besondere
Note. Man hatte in der schwedischen Öffent-
lichkeit lang genug die norwegischen Akade-
miker gern mit dem Strahlenkranz der verfolg-
ten Unschuld ausgestattet. Man wollte in ihnen
den Ausdruck einer Haltung sehen, die aus-
schließlich auf einer die nordischen Völker
in ihrer Gesamtheit verpflichtenden Empfin-
dung beruhe. Was ist heute von dieser Ver-
pflichtung geblieben?

ner "----'ich fsrnw"<«•''"-»«•«•-«•
ü8m# ' - -

rreuriu . deutschen Studententufns sp.dch
über den Rundfunk zu den Studenten Japans.
Der Botschafter gab dem japanischen Studen-
tentum ein Bild von der Frontstudentengene-
ration des Reiches im fünften Kriegsjahr und
erklärte:

,,Seit alters her offenbart sich der Geist der
Vaterlandsliebe bei den deutschen Studenten in
Kriegszeiten besonders stark. In den Be-
freiungskriegen, die gegen die Invasion Na-
poleons geführt wurden, eilten die Studenten
aus allen deutschen Universitäten zu den Fah-
nen. Beim Gefecht von Langemarck im
ersten Weltkrieg gingen deutsche Studenten
im Angriff vor und besetzten trotz beträcht-
licher Verluste die feindlichen Stellungen. Das
ist nur ein Beispiel für den tatkräftigen Stü-
dentengeist. Dieser Geist gelangt wieder in
dem gegenwärtigen Krieg allenthalben gewaltig

Sollte man es für möglich halten, daß ein
norwegischer Pfarrer es ablehnt, vor den Altar
einer schwedischen Kirche zu treten, solange
finnische Studenten sich in der Kirche befin-
den? Diese Szene, die sich in Uppsala kürz-
lich abgespielt hat, verdient es, als Symbol für
gewisse Realitäten unserer Zeit auch im stu-
dentischen Bereich unbedingt festgehalten zu
werden.

Wer hätte noch vor wenigen Jahren ge-
glaubt, daß so etwas möglich ist! Man erinnere
6ich nur an die Tage, da Finnland 6ich gegen
den Überfall der Sowjets 1939 wehren mußte.
Wie gab man gerade in den bürgerlichen und
liberalen Kreisen der Osloer Studentenschaft
damals vor, im Dienste höherer Ideale des Nor-
dens für Finnland eintreten zu müssen.

Man könnte sich nur wundern über diese
Umdrehung der Verhältnisse, wenn man sie
nicht als ein Sinnbild der Ausweglosigkeit an-
sehen würde, der letztlich alle Emigration ver-
fällt, die sich auf das Negative beschränkt und
nur vom Hasse lebt.

Das ist auch der einfache Schlüssel zur Lösung
der Rätsel des Studentenstreites in Uppsala im
fünften Jahre des Existenzkampfes der euro-
päischen Kultur: Die norwegische Studenten-
emigranz, die sich in Schweden breit macht,
lebt ausschließlich vom Haß und kennt keine
höheren Ziele, denen sie Baumeister sein möchte.

Aus der Haßperspektive heraus hat sie sich
auf eine Drehscheibe gesetzt, die xeine Bin-
dung an klare Werte duldet. In einem Augen-
blick, da große Weltgeschichte gemacht wird,
sind solche krähenden Emigranten freilich ein
unmaßgebliches Randkapitel. Aber dieser Stu-
dentenstreit wirft doch ein Schlaglicht auf be-
stimmte Situationen, die sich bei der heutigen
Umwälzung in oft so grotesken Formen im
Lager der Landesflüchtigen entwickeln. Von
schwedischer Seite wurde versucht, den Streit
beizulegen und ein solches unwürdiges Gesche-
hen zu verhindern.

Die schwedischen Bemühungen, die die Be-
mühungen des Gastgebers dieser Emigranten
waren, wurden nicht von Erfolg begleitet. Die
Szenen des Studentenstreites von Uppsala aber
werden in der europäischen Studentengeschichte
fortleben als ein Sinnbild dafür, wie tief
Charakterlosigkeit auch in -großen Epochen zu
erniedrigen vermag.

«11»" ' >'«d Tr1. «rlyijr, .d»ß die Zahl .dej_
'.utjbe,:, Tflft,sr" des Kitterkreuzes, "der
höchsten, deutschen. Kriegsauszeichnung, bald
300 erreicht hat.'"

Im weiteren Verlauf seiner Ansprache nahm
ider Botschafter Gelegenheit, den Studenten
Japans die Hochachtung aller im Ausland
weilenden Japaner zum Ausdruck zu bringen:
„Aus der ernsten Lage, in der wir uns befin-
den, setzt Ihr Euch ein und erweist Euch des
Vaterlandes würdig. Ich bekunde Euch die
volle Erwartung, die wir in Euch setzen. Ihr
werdet den Geist Eurer Tenö-Treue immer
mehr steigern, um mitzuhelfen, in diesem gro-
ßen Krieg um Sein oder Nichtsein unseres
Vaterlandes den Endsieg zu erkämpfen."

Aus den Impulsen seiner kämpferischen Per-
sönlichkeit heraus gab Generalleutnant Oshima
ein Bild vom glühenden Opfergeist, der die
akademische Jugend Japans so lebendig er-
füllt.

(Das Ausland meldet:

Rehabilitierung in Budapest

Kennzeichnend für die schonungslose Art,
mit der jede deutsch-freundliche Äußerung von
der Kallay-Regierung unterdrückt wurde, ist
folgender Vorfall: Der Prorektor der Universität
in Debreczin, Prof. Wilhelm Händel, hielt im
September vorigen Jahres anläßlich der Er-
öffnung des Universitätsjahres eine Rede, in
der er u. a. erklärte, für Ungarn gebe es nur
die eine Möglichkeit, nämlich den Krieg mit
allen Kräften fortzusetzen und in unabänder-
licher Bündnistreue an der Seite Deutschlands
auszuharren. Wegen dieser Äußerung mußte
der Senat der Universität auf Druck des
Kallay-Kabinetts gegen Prof. Händel das Miß-
trauensvotum aussprechen und ihn veranlassen^
sich unter dem Vorwand eines Krankheits^
Urlaubes von seinem Lehrstuhl zurückzuziehen.
Die Regierung Sztojay rehabilitierte nun-
mehr Professor Händel und setzte ihn mit so-
fortiger Wirkung wieder in seine Universiäts-
ämter ein. __

Das aktuelle Studentenproblem:

Ein Wort zum Lehrbuch

Erneut fordern wir heute unsere Leser auf,
uns ihre Meinung zu einem aktuellen Studen-
tenproblem mitzuteilen. Dieses Mal ist es das
Problem des Lehrbuches. Obwohl heute jähr-
lich mehr Lehrbücher gedruckt werden als im
letzten Friedensjahr, gehört der Mangel an
Lehrbüchern zu den viel diskutierten Fragen
des gegenwärtigen Studiums. Der Grund liegt
in der Tatsache, daß die Nachfrage in den
letzten Jahren in einem Ausmaß gestiegen ist,
das sämtliche Erwartungen weit übertroffen hat.

Um für die zurückkehrenden Frontstudenten
die Lösung dieses Problems zu erreichen, hat
der Reichsstudenteniührer kürzlich zur Fach-
buchsammlung unter den akademischen Beru-
fen aufgerufen. Nach den bisherigen Berichten
sind bis jetzt 38 000 wissenschaftliche Lehrbü-
cher im Zuge dieser Aktion beim Reichsstu-
dentenwerk eingegangen. Bei neun Studenten-
werken wurden bereits eigene Lehrbüchereien
eröffnet. Zahlreiche weitere Schritte zur Behe-
bung dieser Mangelerscheinung wurden vom
Reichsstudentenführer übernommen.

Wie die Reichsstudentenführung mitteilt, Ist
nunmehr ein großes Papierkontingent im Rah-
men einer Sonderaktion bereitgesetellt worden,
um den Engpaß an wissenschaftlichen Lehr-
büchern für das deutsche Studentenheim zu
überwinden. Unabhängig von der laufenden
wissenschaftlichen Verlagsproduktion sind fol-
gende Mengen für diesen Zweck nun zur Ver-
fügung gestellt worden: für medizinische Lehr-
bücher 553 000 kg Papier, für die übrigen na-
turwissenschaftlichen Lehrbücher einschließlich
der Forst- und Landwirtschaftswissenschaft
520 000 kg, für technische Lehrbücher etwa
366 000 kg, insgesamt fast 1 500 000 kg.

Wir möchten nun unsere Leser an dieser
Stelle auffordern, uns mitzuteilen, welche Lehr-
bücher ihnon besonders bewährt erscheinen.
Obwohl selbstverständlich bereits ein umfang-
reicher Uberblick über dieses Gebiet vorliegt,
sind wir Uberzeugt, daß der studentische Leser-
kreis der Deutschen Studentenzeitung „Die Be-
wegung" hier bestimmt noch sehr wertvolle
Erfahrungen, Anregungen und Vorschläge über-
mitteln wird.

Mitteilung an unsere Leser

Zur Frage STUDENT UND HEIRAT sind
bei uns im Anschluß an unsere Auffor-
derung in der letzten Nummer der „Be-
wegung" sehr viele Stellungnahmen einge-
gangen. Wir werden in der nächsten Num-
mer mehrere dieser Einsendungen ver-
öffentlichen, nachdem wir in unserer
heutigen Ausgabe eine grundsätzliche
Betrachtung über dieses Thema gebracht

Die Hauptschriftleitung

Oshima an Japans Studenten

Rundfunkansprache des Kaiserlich Japanischen Botschafters an das japanische Studententum

Am Tage der Invasion

Colin Rofj vor Studenten

Am Tage des Invasionsbeginns sind wir alle
uns der Mission und der Kraft unseres Volkes
in diesem Entscheidungskampf besonders be-
wußt geworden. Jedem wird dieser Tag in Er-
innerung bleiben, und wie alle großen Ereig-
nisse werden daran in der Erinnerung auch die
kleineren persönlichen Begebenheiten wachsen
und an Bedeutung gewinnen, sie werden mit
den weltgeschichtlichen Geschehnissen wach-
bleiben. In hervorgehobenem Maße aber galt
das für einen Teil der Prager Studentenschaft,
der das Glück hatte, gerade an jenem denk-
würdigen Tag einen Vortrag des Forschers
Colin Roß zu erleben und dem damit, gerade
am 6. Juni 1944 ein Blick in die Weltereignisse
gegeben wurde, wie man ihn selten 'erhalten
wird, so daß das Empfinden doppeltes Bewußt-
sein erlangte, mit diesem Tag durch das Tor
einer neuen Weltepoche gegangen zu sein.

Am Nachmittag war die Nachricht vom Be-
ginn der Invasion noch wie ein Lauffeuer durch
die Straßen gegangen, alle deutschen und
tschechischen Zeitungen waren im Handum-
drehen vergriffen, und man wartete überall ge-
spannt an den Lautsprechern.

Mit dem Hinweis darauf, welche im Grunde
unheimliche Erdreistung es sei, wenn man es
sich überlege, daß ein .raumfremder Mensch
wie General Eisenhower mit einem raumfrem-
rien Heer wie dem amerikanischen es sich an-
maßt, den Boden Europas im Angriff zu betreten
und dabei noch auf ein Recht zu pochen, be-
gann Colin Roß seine Ausführungen. Jeder
Student der Geschichte wird, ja muß bei sei-
nen Arbeiten immer wieder auf solche An-
maßungen stoßen. Wir erinnern uns nur noch
zu deutlich der Bücher, die nach dem ersten
WeTtkrieg erschienen, denke man nur an das
berühmt gewordene Werk R. St. B a k e r s ,
Seite 2 / Die Bewegung / Juni 1944

des engen Vertrauten des damaligen amerika-
nischen Präsidenten, der über ihn das Buch
schrieb — Woodrow Wilson, Memorien und
Dokumente von Versailles — und das mit dem
Satz beginnt: „Als unsere Yankeejungs im Ar-
gonnerwald die letzte siegreiche Schlacht
schlugen." Das ist die gleiche Unverschämt-
heit, die bis heute geblieben, ja gewachsen ist.
Der Argonnerwald, in jahrelangem Ringen von
deutschen Soldaten gehalten, bildet dann ein
Siegesfeld der Yankeejungs und heute scheuen
sie sogar nicht davor zurück, ihren Beherrscher-
willen für unser Europa offen bekanntzu-
geben, da sie an seiner Küste Fuß zu fassen
versuchen.

Colin Roß aber fuhr in seinen Darlegungen
weiter fort, indem er die ganz besondere Art,
die Welt zu sehen, betonte; die Welt der Tech-
nik und des Fortschrittes, die die ältere Gene-
ration der zur Zeit lebenden Menschen be-
herrsche, so daß wir in eine Entwicklung hinein-
geraten sind, der keiner mehr ein Halt gebietet,
während z. B. das Volk der Chinesen es ver-
mochte, an der rechten Stelle alles einzudäm-
men und einen gewissen Status- quo technischer
Leistungen festzuhalten. Denn, so sagte der
Redner, es erscheint und ist unglaublich, daß
nie vorher in der langen Geschichte der Welt,
in der es Kulturen gegeben hat, von denen wir
heute kaum noch etwas ahnen, nie jemand die
Gedanken gedacht haben soll, die uns in den
letzten hundert Jahren zu' den großen tech-
nischen Erfindungen verholfen haben, die bei
genauerem Nachprüfen alle ein erstaunlich
junges Alter verraten. Es lag in der Welt-
anschauung der Menschen, die zu Zeiten viel-
mehr ins Jenseits gerichtet war, als es uns
heute möglich' 'erscheint. Als sich aber die
Stellung de: Menschen zur Welt veränderte,

wurde alles das, was vorher dem Metaphy-
sischen galt, frei für den Fortschritt im Dies-
seits.

Der Vortragende nannte in diesem Zusam-
menhang die drei Großräume der Welt, China,
Nordamerika und Eurasien, die schon immer
ihre Menschen gebildet hatten, die Reitervölker
der Steppen und die Siedler der Flußtäler. Und
nun erläuterte er mit genialem Blick die tech-
nischen Voraussetzungen der Flußkulturen, die
sich mit dem Erobererwillen, der aus der Steppe
geboren wurde, verband. Dieser Drang in die
Weite, der notgedrungen den Völkern von
ihrem Raum aufdiktiert wir», aber richtet sich
nun heute gegen uns, und wir müssen ihm
standhalten, unseren Boden verteidigend, der
unser Recht ist.

Europa aber hat es im Hinblick auf die drei
Großräume der anderen Erdteile bei weitem
nicht so leicht gehabt, seine geologische Ge-
stalt hat ihm eine Einigung bisher immer ver-
wehrt, und erst heute sind wir dabei, diese Ein-
heit zu erzielen, denn das, was vordem war,
konnte nicht von dauerndem Bestand sein, da
sie nur eine vorübergehende Bestimmung der
europäischen Geschicke von der Peripherie her
waren, während die echte und starke Einigung
des alten Kontinents allein aus einem Land der
Mitte und in diesem Falle aus dem Herzland
des Erdteils, aus Deutschland heraus, erfolgen
kann. Die Engländer haben an Weltbedeutung
und europäischer Bedeutung schon jetzt ver-
loren, denn sie leben noch in dem Glauben des
16. und 17. Jahrhunderts, daß ein Kampf unter
den europäischen Mächten auch einer um die
Welt sei. Heute aber kämpfen Erdteile gegen-
einander. Ihr Spiel ist daher ausgespielt, mag
es kommen, wie es wolle, ebenso wie Amerika
im Pazifik verspielt hat. Es ist daher auch
völlig gleichgültig, ob wir mit Eurasien als
dem Zarenreich oder der Stalinrepublik rech-
nen, wir müssen den Kontinent sehen, den
riesenhaften Raum, der dem Volk seine Ge-
setze gibt. Zum Begreifen dieses Krieges ist

es daher auch notwendig, daß wir wissen, was
Europa ist, das dem entgegensteht.

Man hat geglaubt der Führer wolle den Ver-
trag von Versailles revidieren, dann das Pro-
gramm Richelieus auslöschen. Aber er geht
viel weiter, sein Wille gilt Europa und .der
Welt, die uns unsere Konsequenzen, wie sie
aus dem soeben Dargelegten hervorgehen, von
selbst aufzwingt.

Wir haben daher heute die Stärke des Her-
zens aufzubringen, die notwendig ist, um das
alles durchzustehen. Unser Glaube kennt nur
das eine: den Siegl

Dem Vortragenden dankte stürmischer Bei-
fall, den er jedoch mit den schlichten Worten
abwehrte: „Bitte klatschen sie nicht, denn ich
habe nur dem ein Wortkleid gegeben, was sie
alle empfinden".

Allen denjenigen, die diesen Vortrag hören
konnten, stand in ganz besonderer Eindring-
lichkeit wieder einmal das große Schicksal vor
Augen, das europäische Schicksal, wofür
Deutschland im Kampfe steht, denn gerade die
Auslegungen Colin Roß' verdeutlichten es wie-
der einmal, daß hier nicht Deutschland, son-
dern Europa um seine Existenz kämpft. Und
die Prager Studenten konnten sich an die
Worte des Dichters Friedrich Ludwig Barthel
erinnern, die er im Februar zu einer Morgen-
feier gesprochen hatte:

„Mit den Herzen wollen wir die Burg Europas
schaffen, woran der nüchterne Zeitgeist zer-
schellen soll!"_cand. phil. R. Grumbt

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