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Des Sohnes Heimkehr.
Kriminalerzählung
von
Ir. Frriedrich.
(Fortſetzung.)

11.

Die Unterſuchung gegen Jeſchke und den Agenten
war nicht im Geringſten weiter gediehen, denn Beide
blieben bei ihrer Ausſage, ohne irgend ein weileres
Zugeſtändniß zu machen. Bernheim hatte Steinberg
des Dieners Ausjage vorgehalten, der Agent war ruhig
dabei geblieben und hatte Jeſchke's Ausſage als Unwahr
heit bezeichnet.

„So viel Klugheit werden Sie. mir
fiherlich zutrauen, daß ich nicht eine
Zeile darüber gefchrieben haben würde,
wenn ich wirklich ein joldjes Verbrechen
in Wbficht gehabt hätte,“ entgegnete er
dem Unterfuchungsrichter. „Und würde
ich obenein jolche Zeilen an einen Mann
wie Jeſchke gerichtet Haben, würde ich
dadurch nicht für immer in feine Hand
gegeben fein?“

„Wie ſollte Jeſchke dazu kommen,
Sie zu beſchuldigen, wenn Sie nicht
ſchuldig wären?“ warf Bernheim, der
ihm keinen Glauben ſchenkte, ein.

„Ich weiß es nicht. Nach dieſer
ſeiner Ausſage komme ich jedoch ſelbſt
zu der Vermuthung, daß er meinen
Bruder ermordet hat; er wird einſehen,
daß er entdeckt und verloren iſt, und
will nun auch mich in das Unglück ſtür⸗
zen, weil ich ihm zu der Stelle bei
meinem Bruder verholfen habe,“

Der Richter {chüttelte zweifelnd mit
dem Kopfe,

„Weshalb Hat er nur diefe eine
Stelle meines Briefes aufbewahrt und
nicht den ganzen Brief?“ fuhr - der
Agent fort, „Der Brief würde Sie
nicht einen Augenblick lang in Zweifel
gelaſſen haben, wen ich mit den auf⸗
gefundenen Worten gemeint habe, Kurz
vorher hatte ich den Namen meines
Neffen genannt, nur auf ihn konnten
die Worte fich beziehen.“

„Wie konnte Jeſchke Ihnen die Nach»

viht von dem Tode Ihres Neffen brin—
gen, felbjt wenn ich annehme; alle Ihre
Yusfagen wären wahr?“ warf Bern:
heim ein,

„Beweiſe für den Tod deſſelben zu
ermitteln, war eben die Aufgabe, welche
ih ihm geftellt hatte ,“ gab der Agent
zur Untwort, „Ihm war e8 jedenfall?









leichter als mir, da er in dem Haufe meines Bruders
[ebte, Hätte ich es felbit zu erreichen vermocht, ſo würde
ich ihm nicht eine ſo hohe Summe dafür geboten haben.“

Bernheim brach das Verhör ab, da er überzeugt


zu thun zu haben, welche ſchließlich nur durch die Ge-
walt der Beweije zum Geftändniffe gebracht werden
konnten.

Einen ſolchen Beweis erhielt er bereits in den näch⸗
ſten Tagen. Ein Waldarbeiter, Namens Karſten, kam
zu ihm und überbrachte ihm eine goldene Uhr und
mehrere goldene Ringe, welche er in einem hohlen
Baume im Walde in der Nähe von Steinberg's Gut
gefunden hatte. Uhr und Ringe waren in ein ſchmutziges









XAvRBRENDAMOUR

Der Arbeiter erzählte, wo er e& gefunden Hatte,

„Ich hatte den Yuftrag, den Baum zu fällen, ohne
eine Whnung zu haben, was er in fih barg,“ ſprach
er. „Bereits geftern Hatte ich ihn gefällt, indeß erft
heute Morgen beim Zerfägen und Zerjpalten fand ich
dieje Sachen. Ih glaubte anfangs einen guten Fund
gethan zu haben, da wurde ich beim Unterſuchen der
Uhr darauf aufmerfjam, daß fie noch nicht lange in dem
Baume gelegen Haben konnte, denn fonft würde das
Räderwerk verroſiet ſein.“

„Wie kamt Ihr auf die Vermuthung, daß dieſe
Gegenſtände dem Herrn Steinberg geſiohlen ſein könn—
ten?“ fragte Bernheim.

„Die Uhr iſt ſehr werthvoll und ich wußte Nie—
mand in der Nähe, der eine fo werthvolle Uhr be—
ſeſſen hatte, Ich trug deshalb die
Sachen zu dem jungen Herrn Stein:
berg, Dderjelbe erkannte fie ſofort als
Eigenthum eines Vaters und fügte
hinzu, daß Uhr wie Ringe bei der Cr-
mordung deſſelben entwendet ſeien. Er
ſagte mir auch, daß ich Alles Ihnen
überbringen möge.“

„Habt Ihr den Baum näher unter—
jucht? fand fich nicht auch Geld darin?“

„Nein,“ gab Karften zur AUniwort.
„IH habe die ganze Höhlung des Bau—
mes durchjucht, ohne noch etwas An-
deres zu finden.“

„Habt Ihr in der Nähe des Baus
mes, vielleicht in anderen Bäumen nicht
nachgeforſcht?“

„Nein, daran habe ich nicht gedacht,
und habe mir auch die Zeit nicht dazu
genommen.“

„Wifjen außer Herrn Steinberg noch
Mehrere um Euren Fund?“

„Sewiß, ih habe denfelben Allen,
welche mir begegneten, gezeigt.“

„Ihr würdet befjer gehandelt ha-
ben, wenn Ihr dies nicht gethan hHät-
tet,“ bemerkte Bernheim. „Sch will
Euch indeß feinen Vorwurf daraus
machen.“

Nachdem er noch mehrere Fragen an
den Arbeiter gerichtet hatte, welche die
jer offen beantwortete ,. entließ er ihn
und ſandte ſofort zu Wallroth, damit
er den Wald genauer durchforſche.

Der Kommiſſär erſchien.

„Hier haben Sie einige von den
Werthgegenſtänden, welche Steinberg
geſtohlen ſind,“ ſprach Bernheim.

„Woher haben Sie dieſelben?“
fragte Wallroth überraſcht.

Der Unterſuchungsrichter theilte ihm
Alles mit.

„Ich glaube, im Walde wird auch

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