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man sich über die Be-
etwas mehr die Köpfe
unstreitig ein erhöhter, wenn
stlzerin der schwarzen Gondel
zerbrechen könnte. Das hat man aber durchaus nicht
uöthig — man braucht nur auf eines unserer Polizei-
bnreaur zu gehen, um sich ganz genau über die Ver-
hältnisse der Madame Bnlikoff zu unterrichten! Die
bleiche. Schöne ist von Geburt eine Italienerin, war
jedoch mit einem Russen verheirathet - nur kurze Zeit,
Ivie mau sagt, denn ihr Gemahl soll bald nach der
Hochzeit gestorben sein. Ihr selbst mag das Pflaster
Petersburgs ein wenig heiß geworden sein; nihilistische
Umtriebe, in die sie sich eingelassen, nöthigten sic, Ruß-
land zu verlassen und sich bei uns anzusiedeln,
hast Du in
das zu bedeuten — ein msmsvto mori mitten in tollster
Lebensfreude?"
„Plan merkt, daß Du fern von Genf in Paris ge-
wesen bist, Jüngling," tönte die lustige Antwort zurück;
„seit Jahresfrist ist die schwarze Gondel jedem Genfer
bekannt, Du kannst sie allabendlich zur gleichen Stunde
ans der Rhone sehen, nnd wenn Du recht aufmerksam
bist, ist's Dir vielleicht auch vergönnt, hinter den Zelt-
vorhäugen einmal ein bleiches Frauengesicht mit räthsel-
vollen dunklen Augen zu schauen!"
„Das klingt unheimlich genug - mich gruselt!
Weiß man, welch' weiblicher Dämon sich hinter der
Tnrandot-Maske verbirgt?"
„Leider ja; 8er Reiz des Geheimnißvollen wäre
Da
wenigen Worten einen kurzen Abriß der
Biographie Madame Bulikofs's!"
Der Andere lachte. „Ich kann m
gerade behaupten, daß diese biograph
sehen Daten mich sonderlich befriedigten,
entgegnete er. „Deine Geschichte seht, sich
aus .man sagt' und ,svll' zusammen -
ist das die ganze Weisheit unserer Po-
lizei?"
„Kann sein — kann auch nicht sein.
Die heilige Hermandad ist bekanntlich
sehr klug und wird Vieles, für sich be-
halten, was den Rus der Madame Bnli-
kosf schädigen könnte. Da die schöne Frau
sich nämlich des Vorzugs eines bedeuten-
den Reichthuins erfreut, so hat man alle
Ursache, sie in Genf festzuhalten, und ihr
das Leben Hierselbst nicht durch klein-
liche Belästigungen zu vergällen."
„Lebt sie auf großem Fuße?"
„Du fragst zu viel, bester Charles.
Ich weiß nur, daß sie eine herrliche
Villa besitzt nnd riesige Steuern zahlt —
genügt Dir das? Ah, da kommt Adolphe,
natürlich wieder Ivie ein Modell aus
deiu Modcmagnziu, laß uns ihm entgegen-
gehen, der gute Junge übersieht uns
sonst!"
Während die beiden jungen Leute
sich durch die Menge drängten, nm sich
des unachtsamen Freundes zu versichern,
hatte die schwarze Gondel an dem kleinen
Landungsplatz neben dem Pont de la
Eonlouvrenisre angelegt. Die Boots-
leute sprangen auf die Steinplatten am
Ufer, zogen das Boot dicht au die-
selben heran und halfen sodann der In-
sassin des Barkenzelts in respektvoller
Weise beim Aussteigeu.
Die sehr elegant und nach neuester
Pariser Vorschrift, aber mit ängstlicher
Vermeidung jeder lichteren Farbennüance
in dunkle Stoffe gekleidete und tief ver-
schleierte Dame ergriff die ausgestreckte
Hand des einen Ruderers und schwang
sich mit jugendlicher Leichtigkeit ans der
Gondel. Dann rief sie den beiden Leuten
ein befehlendes Wort zu nnd folgte einem
" Um Ehre und Unmett.
Roman
von
F. v. Zobeltiü.
lNechdruck vcrlnNcn.)
Erstes Kapitel.
Iiotlie Snlenmtilnmke.
er Tag war heiß gewesen, aber der Abend
mit seiner wonnig milden Lnft hatte die
ganze vornehme Wett von Genf ans die
am Ufer der Rhone sich hinziehenden Pro-
menaden gelockt. Im blen¬
denden Glanze der Hunderte
von Gaslichtern wogte die
Menge den Grand Ouai und den Ouai
dn Montblanc hinauf und hinab; auf
der kleinen Rousseau-Insel spielten ab-
wechselnd zwei Musikkapellen, nnd die
lustigen Weisen derselben übertönten das
Rauschen des Flusses, der von zahl-
reichen Gondeln mit bunten Laternen be-
lebt wurde.
Eine dieser Barken fiel durch die
Schniucklosigkeit und die düsteren Farben
ihres Aeußeren inmitten der strahlenden
Umgebung doppelt auf. Es war ein
kleines Schiff von eleganter Bauart,
aber außen wie innen waren die Planken
tiefschwarz angestrichen, nnd tiefschwarz
Ivar auch die Farbe der seidenen Vor-
hänge, welche die Thür zur Koje ver-
hüllten. Im Gegensatz zu den meisten
übrigen Barten führte das, an die ve-
netianischcn Gondeln erinnernde Boot
keinen Namen dafür zeigte aber der
auf der Spitze des Zeltes flatternde
Wimpel eine Art Wappen, nämlich drei
blutrothe Sterne auf schwarzblaueni
Grunde. Zwei Ruderer lenkten das Ge-
fährt, nnd auch diese beiden Leute waren
von Kopf bis zu Fuß in die Farbe der
Trauer gekleidet, nur am oberen Aerinel
ihrer weiten Schisferblousen sah man
dasselbe Wappenzeichen angebracht, das
den Wimpel schmückte: die drei rothen
Sterne.
Die Gondel strich soeben, wie ein
schwarzer Schwan die Wellen zertheilend,
dicht an der Rousseau-Insel vorüber
und gab den oben an der Gitterum-
zännnng stehenden Müßiggängern Stoff
zu lebhafter Unterhaltung.
„Ei, Frainzois, hast Du das un-
heimliche Fahrzeug gesehen?" rief ein
junger Mann in eleganter Sommer-
toilette und deutete mit seinem Stöckchen
dem im Gewichte der übrigen Barken
verschwindenden Boote nach. „Was hat