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1888.

Bewandtnis; es eigentlich niit diesem ihm unbekannten
Manne hatte.
Nnn aber kam es, daß Arend von seinem Bcobach-
tungsposten aus Tage lang nichts mehr von: Kapitän
Allings bemerkte.
Das veranlaßte ihn zn einen: Besuche in: Hafen.
Aber der „Falke" war fort; er fand ihn nicht mehr.
16.
Was Heinrich Tappmann bet umsichtiger und ver-
ständnißvoller Abwägung aller Verhältnisse als das
Resultat seiner Erwägungen aufgefunden hatte, daß
Wilhelm Arend nämlich die Entfernung des Kapitäns
Allings erst erwarten werde, bevor er sich entschlösse,
einen Abstecher nach Hazleton zn machen, das erwiesen
die Thatsachen als vollkommen zntreffcnd.
Arend hatte kann: durch seinen Besuch in: Hafen

Liidwn: ». Docpn
Nach einer Photographie gezeichnet Non C. Kolb.


Aeber's Meer.
Roman
von
P. E. l'. Nreg.
(Fortsetzung.) .
('Icachorllck verboten.)
eßt war es überhaupt zn spät, Allings noch
zu folgen. Arend wartete ruhig noch eine
Stunde, bis er annehmen konnte, der Neger,
der auf den: Bahnhofe höchst wahrscheinlich
den von den: Kapitän gewählten Bestim-
mungsort erfahren haben mußte, schon der
Aufgabe des Gepäckes Wege::, sei znrückgekehrt. Nach
dieser Frist ging er mit all' der Unverschämtheit, über
die er zn verfügen hatte, hinüber in's
Hotel und fragte.
Den Erfolg hatte der amerikanische
Polizeibeamte seinem deutschen Kollegen
berichtet.
Als Arend zurückkam, war er für den
ersten Augenblick einigermaßen bestürzt.
Er kannte Neiv-Pork wie seine eigene
Tasche, denn er Ivar oft genug in seinen:
Leben hier gewesen l allein was darüber
hinaus in's Land hinein lag, Ivar ihm
vollkommen unbekannt.
Hazleton? Seinen geographischen
Kenntnissen nach konnte es ebenso gut
im Monde, als vor den Thoren New-
Ports liegen.
Aber dieser Unkenntniß ließ sich ab-
helfen.
Hier Ivar seine Thätigkeit für heute
und die nächsten Tage voraussichtlich be-
endet; der Mann, den er beobachtet hatte,
Ivar abgereist, das bedeutete für ihn
zunächst Ferien.
Er fuhr an demselben Mittage nach
Philadelphia, weil er sich nut dem
Wunsche trug, sich zu amüsiren, was er
denn auch dort nach Kräften that.
Als er zurückkam, waren seine Taschen
merklich leerer, als vorher. Auch wußte
er jetzt ganz genau, in welcher Gegend
Hazleton lag, und welche Eisenbahn-
linie er benutzen mußte, um cs zu er-
reichen.
Er nahm für mehrere Tage wieder
seinen Beobachtungsplatz am Fenster ein.
Von ihm aus fand er Gelegenheit,
Heinrich Tappmann in der Gesellschaft
des Kapitäns wiederholt an dem Tage
zu sehen, der sie am Abend vereinigt
auf's' Nene nach Hazleton führte.
Er machte sich einige Gedanken über
den Begleiter seines Schwagers, aber er
war weit entfernt davon, eine auch nur
leise Ahnung davon »zn haben, welche

Der Abcndzug kain erstum acht Uhr in
der Stadt an, es war also bereits dunkel.
Arend schloß sich ohne weiteres Fragen
den Passagieren, die hier den Zug ver-
ließen, an; sie niußten unzweifelhaft den
rechten Weg vom Bahnhöfe nach der
Stadt einschlagcn, und er in dieser Weise
sicherlich an seinen Bestimmungsort ge-
langen.
Sobald er die Stadt erreichte, war
seine erste Sorge, sich nach einem Quar-
tiere für die Nacht umzusehen. Er war
völlig fremd und unbekannt mit Straßen
und Gassen, allein das war für einen
Mann seines Schlages gerade kein Un-
glück. Er kam auf den Marktplatz und
sah dort die erleuchteten Fenster des
Washington-Hotels, die ihn mit ihrem
freundlichen Lichte cinzuladen schienen,
näher zu treten; er besann sich aber und
kehrte dem Gasthause den Rücken, indem
er sich sagte, daß er in demselben höchst
währscheinlich eines der ersten Hotels vor
sich habe, und unter allen Umständen
augenblicklich besser daran thun werde,
sich mit der Einkehr in einem beschei-
deneren zn begnügen. Deshalb setzte er
seinen Weg fort, schlenderte durch die
verschiedenen von: Markte abzweigenden
Hauptstraßen und stieß dabei nach einigem
Suchen auf ein kleineres Gebäude, auf
dessen bnntglüserner Laterne zwar der
stolze Name „Pacific-Hotel" stand, das
aber seinen: ganzen bescheidenen Aeußeren
nach sich für Arend's Zwecke weit Passen-
der erwies, als das stolze Haus am
Markte.
Hier trat er ein.
Der ganze untere Raum bestand ans
einer sehr geräumigen Schankstube, in
der eine Anzahl Personen nm die ver-
schiedenen Tische grnppirt saßen, Ivie sie
eben der Zufall zusammengeführt hatte.
Er setzte sich an den ersten besten Tisch,

die Abreise des „Falken" festgcstellt, als er sofort daran
ging, seinen längst beabsichtigten Besuch in den: Städt-
chen Hazleton zu. machen.
Er fuhr an: Nachmittag des dritten Tages hinaus,
an dessen Vormittag er die Abreise des Schiffes in
Erfahrung gebracht hatte; es war dies bereits der
dritte Tag, nachdem der „Falke" thatsächlich den Hafen
von New-Pork verlassen hatte.
Nur in sehr seltenen Fällen zeigte des Kapitäns
Schwager Geneigtheit, sich in eine Unterhaltung ein-
zulassen, und dieser geringe Drang nach Mittheilung
schwand Fremden gegenüber vollständig. So saß er
auch jetzt während der Fahrt in der Ecke seines Wagens
gleichgiltig und stumm, rauchte seine Cigarette und
hörte kann: auf die Unterhaltung seiner Mitpassagiere,
die sich in keiner Weise nm ihren stillen Gefährten
bekümmerten.
 
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