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Ansicht des Neubaus von Lüden, zugleich Ansicht des Neubaus von Norden mit Aeberbrückung zum
Eingang zum Rathauskeller. alten Rathause.


llm die Fahne.
(Liehe das Bild auf Seite 27.)
die Steppen Jnnerasiens versetzt uns das
wilde Bewegung atmende Gemälde von
F. Roubaud, dessen Holzschnittnachbildung un-
sere Leser auf Seite 27 finden. Der Künstler,
von dem unter den deutschen öffentlichen Kunst-
sammlungen namentlich die Münchener Neue
Pinakothek eine ganze Anzahl hervorragender
Schöpfungen aufweist, malt mit Vorliebe ethno-
graphische Sittenbilder. Seine Domäne sind die
Länder im Norden von Afghanistan, Ostturke-
stan und der Mongolei, die immer mehr in
den Machtbereich des „weißen Zaren" einbe-
zogen werden. Nicht wenige von den Gemälden
Roubauds führen, wie das vorliegende, in mei-
sterhafter Weise Kämpfe russischer Truppen
mit den in jenen Steppen und Wüsten heimi-
schen Mongolen und Turkvölkern vor. Ziel-
bewußt wissen die Nüssen langsam aber sicher
in jenen Gebieten ihren Einfluß teils auf dem
Wege diplomatischer Verhandlungen zu dem
maßgebenden zu machen, teils durch kriegerische
Unternehmungen, bei denen die Leistungsfähig-
keit ihrer Truppen sich im bestell Lichte zeigt.
„Diese Leistungsfähigkeit," äußert ein hervor-
ragender Sachverständiger, der verstorbene
preußische General der Infanterie v. Grolman,
„besteht nicht allein in einem Kampf gegen den
Feind und der Ertragung außerordentlicher An-
strengungen, sondern auch in der Vornahme
aller Arten voll Arbeiten, die in einem unkulti-
vierten Lande die Möglichkeit des Fortschritts
geben können. Der russische Soldat baut
Chausseen, Straßen über die unwegsamsten
Gebirgskamme, schlägt Brücken über die rei-
ßendsten Ströme, er entrodet Wälder, an deren
Stelle dann die vorgeschobenen Forts entstehen.
Die Wohnungen und Etablissements, die ihm
und seinen Vorräten Schutz geben sollen, er-
richtet er, nachdem er selbst die Balken zu-

üben diese Weberei schon seit langer Zeit aus, förderten da-
mit aber nur ziemlich plumpe Erzeugnisse zu Tage, bis ein
französischer Missionar, Pater Cambouö, das Verfahren ver-
besserte. Jetzt werden junge eingeborene Mädchen in der
Gewerbeschule zu Tananarivo (siehe das obere Bild auf S. 24),
die General Galliöni dort in dem früheren Palaste der Kö-
nigin und seinen Nebengebäuden eingerichtet hat, darin unter-
wiesen. Unsere Illustrationen sind nach Photographien her-
gestellt, die ail Ort und Stelle ausgenommen wurden. Die
Seidenspinnen, voll denen das obere Bild auf S. 24 auch
ein paar bei der Herstellung ihres Gewebes in der freien
Natur darstellt, kommen nur dort fort, wo sie reichliche Nah-
rung vorfinden, weil sie sich sonst untereinander auffressen-,

Dies kanil in einem Monat vier- bis fünfmal wiederholt
werden; jede Spinne liefert einen Faden von etwa 4000Meter
Länge. Die Fäden sind fünfmal leichter als die entspre-
chende Menge seiner Seide, ungemein elastisch und wider-
standsfähig, so daß sie auch in dieser Beziehung die ge-
wöhnliche Seide weit übertreffen und sich ohne Schwierigkeit
weben lassen. Die daraus hergestellten Gewebe zeigen eine
wunderschöne, goldglänzende Farbe; man hat sie aber bisher
noch nicht zu waschen versucht, weil man befürchtet, daß sie
dadurch feilen Goldglanz einbüßen könnten.

geschnitten, die Steine gebrannt hat. Um die
! Forts entstehen dann die Gemüse- und Getreidefelder, die
außer den gegebenen Staatslieferungen den Tisch des Soldaten
verbessern. Während der Arbeiten selbst ist er stets umgeben
vom Feinde, stets den hinterlistigen Kugeln aus der weittreffen-
den Büchse des Eingeborenen ausgesetzt. Die eigentlichen
Expeditionen gegen den Feind gelten als Feiertage dieses
thätigen Lebens." Eine interessante Episode aus einer solchen
kriegerischen Unternehmung führt uns nun Roubauds „Um die
Fahne" mit packender Naturwahrheit vor Augen. Während im
Hintergründe der wilde Neiterkampf hin und her wogt, wird
unsere Aufmerksamkeit in erster Linie von den beiden, im
Vordergründe nebeneinander dahinsprengenden Reitern gefesselt.
Der dem Beschauer zunächst befindliche Kosakenhauptmann will

namentlich in den königlichen Gärten in und um
Tananarivo sind sie sehr zahlreich, und von

Laal mit ekonnendecke im Rathauskeller.

Ratsherrenstübchen im
Rathauskeller.

dort bringen sie madagassische Frauen in leichten
Körben aus Flechtwerk nach der Gewerbeschule
(siehe das Bild oben links auf S. 25). Zur
Unterbringung der Spinnen dienen hölzerne
Rahmen, die in dreißig einzelne Fächer oder Zellen
abgeteilt sind, wie es das untere Bild auf S. 25
veranschaulicht. Von den Zellen werden immer
12 oder 24 zugleich mit Spinnen besetzt, je nach-
dem man einen feineren oder stärkeren Faden
zu erzielen beabsichtigt. In einer jeden wird
die Spinne vermittelst einer besonderen Vor-
richtung so eingespannt, daß ihre Spinnwarzen
nach außen gekehrt in freier Luft schweben. Na-
türlich muß dabei mit großer Vorsicht zu Werke
gegangen werden, um die Tierchen nicht zu ver-
letzen. Die Mädchen, welche diese und die fol-
genden Arbeiten ausführen, besitzen aber zierliche
Finger und eine leichte Hand, die dafür uner-
läßlich ist. Man befestigt zunächst einen solchen mit
Spinnen besetzten Nahmen auf einem Gestell, das
an dem einen Ende des Haspelapparats (siehe
das untere Bild auf S. 24 und das Bild oben
rechts auf S. 25) angebracht ist. Hierauf be-
rühren die Arbeiterinnen jedesmal nut der Spitze
eines Fingers die Spinnwarzen am Hinterleib
der Gefangenen und ermuntern sie
durch einen leichten Druck, ihre
Fäden auszusenden. Die Arbeite-
rinnen ziehen nun gleichzeitig die
12 oder 24 Fäden nach einem Häk-
chen hin, das sich auf einen: in der
Mitte des Apparats befindlichen
zweiten Gestell befindet, wo sie zu
einen: einzigen Bündel vereinigt
werden. Dies wird dann immer-
weiter gezogen und gelangt durch
eine Oeffnung in einen: auf den: ent-
gegengesetzten Ende des Apparats be-
findlichen Brett auf die dahinter angebrachte und mittels eines
Tretrades in Umdrehungen versetzte Spule, welche die Fäden
aufrollt. Bei diesen: Aufwickeln werden die einzelnen Fäden
durch ein sinnreiches Verfahren zugleich zusammengedreht, so
daß sie einen Gesamtfaden von der gewünschten Stärke bilde::.
Die Seidenspinnen lassen sich in dieser Weise ein vollständiges
„Auspumpen" gefallen, und wenn sie „geleert" sind, werden
sie durch frische ersetzt. Die „ausgepumpten" Spinnen werden
zu ihrer Erholung in den „Park" (siehe das Bild unten
rechts auf S. 25) gebracht und dort auf ein Gittcrwerk ge-
setzt, das durch in den Boden gesteckte und durch Bindfäden
verbundene Bambusstangen gebildet wird. Nach einigen
Tagen können sie dann wieder von neuem benutzt werden.


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Der Ilalhansnenban an: Aünserpkatz in Würnberg. Nach Photographien von F. Eorrell in Nürnberg. (S. 15)
 
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