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fragt ihn, was er schuldig sei. Heim antwortet ihm, er soll
es nur gut sein lassen.
„Ne!" meinte der Weber, „da kennen Se mir noch nich,
Herr Jeheimderat! Jeschenkt wird nichts jenommen; ick dhue
ooch nischt umsonst."

„Laß Er nur sein!" rüst lachend Doktor Heim und will gehen.
„Ne, ne!" antwortet der biedere Handwerker und hielt
ihn fest, „ick muß det erst abmachen!"
„Nun, geb'Ermir einen Thaler!"sagtzum Scherze der Arzt.
„Einen Dhaler?" ruft erstaunt der Biedermann aus,

! während er in die Westentasche greift. „Ick dächte, zehn
! Jroschen wär' wohl ooch jenuch!"
Damit legt er das herabtaxierte Honorar auf den Tisch
! und geht mit dem Bewußtsein von dannen, den Arzt über
! Gebühr für seins Leistung honoriert zu haben. F. Sch.


Unter Jägern. — Karl August von Sachsen-Weimar-
Eisenach (1758—1828), der Freund und Gönner Goethes,
war ein leidenschaftlicher Jäger. In der grünen Jagd-
pekesche, die mächtigen Hunde an der Seite, die Pfeife ün
Munde, pflegte er die Forsten zu begehen und die Anpflan-

zungen und Rüstzeuge der Wildhegung zu besichtigen. Der
Oberforstmeister v. Wedel, von Jugend auf sein Jagdgenosse,
war auf solchen Fahrten stets sein Begleiter, aber auch Goethe
und andere Freunde vom Musenhof nahmen teil an der Lust.
Besonders streng hielt der Herzog darauf, daß bei diesen

Gelegenheiten nur in weidmännischen Ausdrücken gesprochen
werden durfte, und als er einmal beim Ausweiden eines
Hirsches mit Hand anlegte und sich das Ohr mit Blut be-
fleckt hatte, sagte Wedel zu ihm: „Durchlaucht, Er hat Schweiß
am Löffel." W. St.
 
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