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Das Bu ch f ü r A l l e.

Heft 2.



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die

in: Viereck gruppierten sich die zahlreichen Klostergebäude.
So stellte sich Ettal dein Auge des Beschauers noch vor
dein Brande iw. Jahre 1744 dar (siehe S. 41). Gelehrte
Benediktinermönche wurden nach dein neuen Stift berufen,
dessen Hauptaufgabe sein sollte, als Erziehungsanstalt für-
junge Ritter des hohen Adels zu dienen. Im Jahre 1744
brannte die Kirche bis auf die Grundmauern nieder. Da dem
Kloster jedoch reiche Mittel zu Gebote standen, so konnte man sie
unter Benutzung der Ruinen und unter Beibehaltung des ur-
sprünglichen Planes, aber m dem damals üblichen Barockstile
glanzender als zuvor wieder aufbauen. Statt des Helmes
erhielt die Rotunde eine mächtige Kuppel, tüchtige Künstler
schmückten das Innere mit Bildwerken, Ornamenten und
Malereien aus. Dieser Neubau zog sich bis zum Jahre 1790
hin. Auch noch später wurde draußen an der Fassade und
an den beiden neuen Türmen weitergebaut, von denen jedoch
erst einer vollendet war, als das Kloster im Jahre 1808 auf-
gehoben wurde. Der gewaltige liegende Besitz siel an den
Staat, die kostbare Bibliothek schaffte man nach München, die
Gebäulichkeiten wurden verkauft. Nachdem sie durch mehrere
Hände gegangen waren, gelangten sie an die gräflich Pappen-
heimsche Familie; neuerdings erwarb sie Reichsrat v.Klett,
der sie wiederum den Benediktinern abgelassen hat Die Haupt-
sehenswürdigkeit für den fremden Besucher Ettals ist natürlich
die Kirche, die mit ihrem überreichen Schmucke van Stuckorna-
menten, Schnitzereien, Vergoldungen und den bunten Decken-
gemälden von Martin Knoller einen überraschenden Eindruck macht.
Ringsum geht ein 16 Fuß breiter Kreuz gang (S. 41 rechts).
Die Orgel (siehe das beistehende Bild) ist ein kolossales Werk, eines der
8R8?? ' größten und schönsten in Bayern, und
DWMWU infolge des kunstvollen Kuppelbaues hat
MMN . der Raum eine wunderbare Akustik.
Die Tone der Orgel scheinen von der
WM Höhe der Kuppel hernieder zu schwe-
Mj ben. Den Kunstliebhaber wird noch
der Chor (siehe links unten), den
Freund von Altertümern die Sakri-
stei (siehe rechts unten) inter-
essieren, deren stäche Gewölbebogen
auf einer einzigen, sehr schlanken
Säule ruhen. Für die Pilger und
Andächtigen aber bildet das als
wundcrthatig geltende Gnaden-
bildnis lS. 41 Mitte) der Maria
mit dem Kinde, das in der an
die Rotunde anstoßenden Kapelle
steht, die Hauptaitziehungskraft.
Es ist von Ludwig dem Bayer ge-
stiftet, aus weißem italienischem
Porphyr gemeißelt und aus der
Vildhauerschule des Italieners
Andrea Pisano. Es steht in einer
Nische an der Ostseite der Kapelle, und
fast stets sieht man andächtig Betende
davor knieen. Hat man seilten Nunogang
beendet, so kann man sich drunten nn be-
haglichen alteit Klosterwirtshaus (siehe
nebenstehendes Bild) an der Straße ausruhen
lind erfrischen.

Auf dcm Mn'sche.
(Siche dns Bild my Seite 4-1.)
^^icht ohne geheimelt Neid schaut der Infanterist aut
die Kameraden von der Reiterei, wenn sie im Manö-
ver oder bei Marschübungcn „auf stolzen Nossen" nn ihm
vorüberziehen, während er zu Fuße im Schweiße seines
Angesichts Schritt nn Schritt reihen muß. Aber wenn die
Sonne recht heiß scheint und der nufirnrbelnde Staub die
lnnge Kolonne in eilte dichte grnuweiße Wolke einhüllt,
dnnn vergießt nuch der Neitersmann gar mnnchen Schweiß-
tropfen und sehnt dringend dns Ende des Morsches her-
bei. Dns ist nuch der Fnll bei der Kürnssicrschwndtvn nuf
unserem Bilde S. 44. Es ist ein drückend heißer Tng, die
Lnndstrnße zeigt sich, da es lnnge nicht mehr geregnet hat,
zollhoch mit Staub bedeckt, und dns Ziel ist noch weit.
Die schweren Helme drücken, und die vertrockneten Kehlen
lechzen noch einem kühlen Trünke. Dn tnncht, wie eine
Oase in der Wüste, eilt nm Wege liegendes kleines Gehöft
auf. Der Führer der Neiterschar ist nls sorglicher „Vater
der Schwndron" darauf bedacht, seinen Untergebenen eine
Labung zu verschaffen. Eilt Trunk Wasser bei der Hitze, der
früher mit Unrecht nls schädlich betrachtet
wurde, gilt ja nach den Grundsätzen der neue,
ren Gcsundheitslehrc nls bester Schutz gegen
Hitzschlng und Sonnenstich, wenn der Marsch
gleich darauf fortgesetzt wird und wenn man
nicht zu viel nuf einmal trinkt. Deshalb sind
nuch die Besitzer von Brunnen und Tränkerl
gesetzlich dazu verpflichtet, marschierende, biwa-
kierende, kantonnierende und übende Truppen
zur Mitbenützung der Brunnen u. s. w. zuzu-
lassen, und eilt gewissenhafter Offizier wird
auf dem Marsche nn heißen Tagen seinen
Leuten von Zeit zu Zeit einen solchen er-
qurckenden Trunk zukommen lassen. Ein paar
Kürassiere werden vorausgeschickt und finden
die allein daheim befindliche Bäuerin auch so-
fort bereit, den durstenden Reitern eine La-
bung zu verschaffen. Die Leute sitzen auf
Kommando ab, nehmen die Lanze in die
Linke und führen mit der Rechten das Pferd
am Zügel. So rückt nun die Kolonne an
dem Bauernhause vorbei, und jeder Mann
empfängt von der unermüdlich einschenkendeu D-

Kloster Hilas: Kas akie Ksosterwirlshans und der Ghor.
Originalzeichnung von M. Zeno Diemcr. (S. 41)

Frau einen Becher mit Wasser, dns köstlich
mundet.

Kloster Hilas: Pel und Sakristei.
Originalzeichnung voll M- Zeno Di em er. (S. 41)
 
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