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Das Buch für Alle.

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Jas Schweizerdors auf der pariser Weltausstellung. (S. 54)

:e zwar

neben des Vaters Körper nieder und sucht seine
. Der dritte Sohn aber — — fällt

schon in Nom dient und sich zu „r " ' " Vl ch .
Man fährt aber gleich schlecht, ob man eine Auswärtige oder
eine bereits Einheimische nimmt und besonders die deutsche
Hausfrau, die in Rom lebt und gezwungen ist, ein eingeborenes
Dienstmädchen zu nehmen, gerät nach kurzer Zeit in wirkliche
Verzweiflung. Die Mädchen sind von einer Verlogenheit in
unglaublichem Grade, von einer Geldgier, die bis zur Un-
ehrlichkeit führt, und namentlich von einer Unreinlichkeit, die
durch Uebertragung von Ungeziefer auf die ganze Familie
sehr gefährlich'werden kann. Die Mädchen find.ferner höchst
ungebildet, leichtgläubig, abergläubisch und — kordial. Selbst
wenn sie schon längere Zeit in Rom gedient haben, besitzen sie
eine Vertraulichkeit, die der deutschen Hausfrau unverständlich
ist, und das kpmmt in der Hauptsache daher, daß in Italien
Standesunterschiede viel weniger bekannt find, als bei uns.
Die Römerin behandelt das Dienstmädchen als Familienmit-
glied, steht mit ihr ans vertrautem Fuße, macht sie vor allem
zur Mitwisserin aller Geheimnisse. Die römische „Donna" (so
heißt das Dienstmädchen in Rom) ist sehr erstaunt, wenn sie
in deutschen Familien nicht auf gleiche Gegenliebe stößt.
Kommt sie direkt vom Lande, so duzt sie Hausherrn und
Hausfrau, denn einerseits ist sie das nicht anders gewöhnt,
andererseits ist sie stolz auf ihre Abkunft und wenn sie aus
den Abruzzen ist und ihr Vater oder ihre Brüder noch aktive
vder vorläufig im Zuchtbause kalt gestellte Räuber sind, so
ist sie darauf so stolz, wie em Mädchen bei uns auf hohe
Aemter und Würden, die ihren Angehörigen zugefallen sind.
Im allgemeinen ist so -ine Räuberstochter ja sehr gut-
mütig, wehe aber, wenn man ü' reizt, sie beleidigt, dann ist
sie in ihrer echt italienischen Leidenschaftlichkeit und Nachsucht
eben zu allem fähig, sogar dazu, die ganze Familie der Dienst-
herrschaft zu vergiften oder hr nächtlicherweile die Kehlen
abzuschneiden. Mair Hal ans diese Weise also immer eine
kleine "L - - Hu-He, die man n-.ckst reizen darf, will
man sich nicht selbst in eie größte Gefahr laugen.
Kommt die „Donna ' aus der Campagna, so ist sh

wirft sich i '
Wunde zu verbinden,
in Ohnmacht. — Welcher von den drei Söhnen — so
lautete Voltaires Frage — liebte seinen Vater am meisten?
Die Anwesenden entschieden sich bald für den einen, bald
für den anderen, bis endlich Voltaire erklärte: „Sie liebten
ihn alle drei gleich. Nur die Stände, welchen sie angehörten,
hatten Einfluß auf die verschiedenen Aeußerungen ihrer
Liebe. Der älteste Sohn war nämlich Soldat, daher lag
ihm nichts näher, als daß er die That rächen wollte. Der
zweite war ein Arzt, weshalb er naturgemäß die Wunde zu
verbinden suchte; und endlich der dritte, der in Ohnmacht
siel —"
„— war ein Federheld Ihres Schlages, mein Freund,"
siel Friedrich der Große dem Schalk ins Wort und hatte
alle Lacher mit dieser Schlußlösung auf seiner Seite. I. W.
Auch ein Kochverräter. — Unter der Regierung '"s
englischen Königs Eduard IV. wurde ein Londoner Bürger
hingerichtet, weil er zu seinem Sohne gesagt hatte: „Tom,
führe dich gut auf, denn du wirst Erbe der Krone." — Der
Mann war nämlich Wirt, und seine Schenke hieß „Zur
Krons". Th.
Zurückgegeöen. — Kaiser Maximilian I. befand sich zur
Herbstzeit des Jahres 1511 auf der Gemsjagd bei JnnSb uck.
Sein bekannter Hofnarr Kunz von der Rosen begleitete U
als er von einer Alm herabstieg, wo ein noch jugendlir! r.
sehender Tiroler, dessen Haar schon auffallend ergraut
Holz fällte. Der stets zum Hänseln aufgelegte Hofnarr -lieb
mit dem Kaiser vor dem Manne stehen und sagte, aus dessen
grauen Kopf deutend: „Bei Euch fällt der Schnee schon recht
frühzeitig auf den Kogel. Wird's schon Winter?"
„Freilich," sagte der schlagfertige Holzknecht, „alle^An-
zeichen sind dafür da, das Rindvieh kommt ja schon zu Thal
I. W.

dient und sich zu „verändern" beabsichtigt. ' gewöhnlich gänzlich unverdorben, sie kann aber nur das, was
sie bisher betrieben hat, nämlich: Ziegenhüten und Gänse-
hüten. Deshalb muß sie erst angelernt werden. Hat man
das aber mit vieler Mühe fertiggebracht, so geht sie eines
Tages ohne Kündigung auf und davon und man ist voll-
ständig machtlos, denn ebenso wie in England mischt sich
auch in Italien die Polizei nicht in die Verhältnisse zwischen
Dienstboten und Dienstherrschaft, wenn es sich nicht direkt
um Kriminalsachen handelt.
Die „Donna", die schon länger in Nom gedient hat, ist
sehr anspruchsvoll. Sie ist faul im höchsten Grade, thut
nicht einen Handgriff mehr, als sie absolut muß, verlangt
dagegen sehr hohen Lohn und hat meist einen Schatz, der
bisweilen ein ganz unheimlicher Bursche ist und der als ge-
littener Gast des Mädchens in der Wohnung äußerst gefähr-
lich werden kann. Das schon eingebürgerte Mädchen ist
außerdem eine wahre Meisterin im Betrügen, und bei jedem
Einkauf, den die Hausfrau nicht selbst besorgt, weiß das
geldgierige Mädchen es so einzurichten, daß ein Profit für
sie abfällt. Die Hausfrau ist machtlos gegen derartige
Betrügereien, denn sie kennt die Kniffs und Schliche der
Mädchen nicht, und ist die Hausfrau gar Ausländerin, dann
stecken Bäcker, Schlächter und Kaufmann mit der „Donna"
unter einer Decke und hintergehen mit ihr gemeinsam die
Dienstherrschaft in der abgefeimtesten Weise. Dabei sind
die Löhne sehr hoch, denn die Mädchen erhalten monatlich
dreißig bis vierzig Lire, die letztere Sumins allerdings nur,
wenn es sich um eine perfekte Köchin handelt. O. K.
Naöetauskegung. — Einst improvisierte Voltaire in
einer Gesellschaft bei Friedrich dem Großen eine Fabel, deren
Nutzanwendung die Anwesenden selbst erraten sollten: Ein
Mann reiste in Gesellschaft seiner drei Söhne und wurde in:
Walde plötzlich durch die Kugel eines im Gebüsch ihm auf-
lauernden Meuchelmörders niedergeschossen. Die Söhne i von der Alm.
sahen den Mörder ihres Vaters das Weite suchen. Der i
älteste Sohn eilt ihm nach und streckt ihn zu Boden, der zweite !
 
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