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ährend zum erstenmal seit dem ruhmreichen Kriege von
1870/71 deutsche Truppen aus allen Teilen des Reiches
sich zu einer kriegerischen Aktion rüsteten, beging einer der
verdientesten Feldherrn Deutschlands seinen 90. Geburtstag.
Genernlfeldmar-

schall Leonhard
Graf v. Blumen-
thal ist am 80. Juli
1810 zu Schwedt a. O.
geboren. Seine erste
militärische Ausbildung
erhielt er im Kadetten-
haus. Am 28. Juni
1827 wurde Blumen-
thal Leutnant, besuchte
von 1830 bis 1833 die
allgemeine Kriegsschule
in Berlin, wurde 1837
Adjutant des Garde-
Landwehrbataillons.
Schon 1846 wurde der
hochbegabte junge Offi-
zier in das topogra-
phische Bureau, am
2. Januar 1849 als
Hauptmann in den
Generalstab der Armee
versetzt. Kriegerischer
Mut und unablässiger
Thätigkeitsdrang ver-
anlaßten ihn, im Jahre
1849 als Generalstabschef der schleswig-holsteinischen Armee
den unglücklichen Feldzug mitzumachen. 1850 kam Blumen-
thal nach Kurhes-
sen in die mobile
Division des Ge-
nerals v. Tietzen.
Bis zum Jahre
1853 finden wir
ihn dann als Be-
gleiter des Prinzen
Karl von Preußen
aus Reisen, zumal
in England. In
diesem Jahre
kommt der zum
Major Avancierte
als Generalstabs-
ofsizier nach Er-
furt, wird 1858
Oberstleutnant
und persönlicher
Adjutantdes Prin-
zen Friedrich Karl.
Im Jahre 1860
wurde Blumen-
thal mit der Füh-
rung des 31., spä-
ter mit der des


Generalfeidinarschall Graf
v. Blumenthal.

Wilhelm Liebknecht st.


71. Infanterieregiments betraut, bis er 1863 zum General-
stabschef des 3. Armeecorps ernannt wurde. Im Feldzug
von 1864 spielte Blumenthal als Chef des Generalstabes
des kombinierten Corps, seit dem 24. Juni als General-
stabschefdesver-
bündeten Heeres
eine bedeutsame


Nolle. Sein Wir-
ken als Chef des
Generalstabes
der Armee des
Kronprinzen von
Preußen im
Kriege von 1866
ist bekannt. In
gleicher Stel-
lung sehen wir
ihn im Jahre
1870 wieder, wo
er vereint mit
dein Oberbe-
fehlshaber die
deutschen Trup-
pen von Sieg
zu Sieg führte.
Im Jahre 1871
wurde General-
leutnant ».Blu-
menthal zum
kommandieren-
den General des
4. Armeecorps
ernannt, das er
bis zum Jahre
1888 führte.
Einer der ersten
Regierungsakte
Friedrichs III.
war die Ernen-
nung seines al-
ten, treuen

Leutnant vom ostasiatischen Expeditionscorps in
der Groxenuniform und in Rriegsausrüstung.

Mitarbeiters, des Grafen Blumenthal, zum Feldmarschall
und zum Inspekteur der 4. Armeeinspektion. Von dieser
Thätigkeit trat der Feldmarschall mit Rücksicht auf sein hohes
Alter im Jahre 1892 zurück. Jetzt lebt der freundliche alte
Herr in stiller Zurückgezogenheit im Kreise seiner Familie. —
Die deutsche Sozialdemokratie hat ihren Nestor Wilhelm
Liebknecht, den hervorragendsten ihrer Führer und den
Chefredakteur des leitenden Organs der Partei, durch den

gliederung: 1. ostasiatische Jnfanteriebrigade mit dem 1. und
2. Regiment; 2. ostasiatische Jnfanteriebrigade mit dem 3.
und 4. Regiment, in Summa 8 Bataillone ü 4 Compagnien;
ostasiatisches Reiterregiment mit 3 Eskadrons; ostasiatisches
Feldartillerieregiment mit 4 Batterien; 1 Batterie schwerer
Artillerie des Feldheeres (Haubitzen); ostasiatisches Pionier-
bataillon mit 2 Compagnien; Corps-Telegraphenabteilung;
Eisenbahnbaucompagnie; Sanitätscompagnie; Munitions-


Parade des ostasiatischen Reiterregiments in Potsdam.

Tod verloren. Er starb in seiner Wohnung zu Charlotten-
burg im Alter von 74 Jahren an einem Herzschlage. Lieb-
knecht, dessen persönliche Ehrenhaftigkeit und Ueberzeugungs-
treue auch die Gegner der Sozialdemokratie anerkennen müssen,
war am 29. März 1826 in Gießen geboren. Nachdem er an ver-
schiedenen deutschen Universitäten Philologie studiert und mit
mehreren philosophischen Disciplinen sich bekannt gemacht
hatte, beteiligte er sich 1848 und 1849 an der Bewegung
in Baden und mußte hernach fliehen. Er hat in der Schweiz
und in England gelebt und ist 1862 nach Deutschland zurück-
gekehrt. Er war zunächst in Berlin Mitarbeiter verschiedener
Zeitungen, unter anderem der „Norddeutschen Allgemeinen
Zeitung", wurde aber 1865 aus Preußen ausgewiesen und
begab sich nach Leipzig, wo er das „Demokratische Wochen-
blatt" herausgab. 1872 wurden dort Liebknecht und Bebel
wegen Hochverrats mit zweijähriger Festungsstrafe belegt.

Sanitätsunteroffizier vom ostasiatischen
Expeditionscorps in Ahakiuniforin.


1874 wurde Liebknecht in Sachsen 'zum Abgeordneten fin-
den Reichstag erwählt, dem er seitdem angehört hat, 1879 trat
er auch in die Sächsische Kammer ein. Seit 1886 war er
Chefredakteur des „Vorwärts". —
Das für China aus Freiwilligen aller Truppengattungen
mobil gemachte deutsche Expeditionscorps hat folgende Kriegs-

abteilung (Infanterie-, Artillerie-Munitionskolonne, Feld-
haubitze und 1 Munitionskolonne schwerer Artillerie); Trains
(2 Proviantkolonnen, 1 Feldbäckereikolonne, 4 Feldlazarette).
Das ostasiatische Reiterregiment trat in Pots-
dam zusammen, und dort fand auch vor dein Ausrücken die
Parade über dasselbe statt. Außer einigen Offizierspferden
nimmt die Expedition übrigens kein Pserdematerial aus
Deutschland mit nach Ostasien, sondern seine Beschaffung er-
folgt in Australien, wohin zu diesem Zweck ein Vorbereitungs-
kommando abgegangen ist, um die nötigen Einkäufe zu be-
sorgen. — Von der Uniformierung und Ausrüstung des Ex-
peditionscorps geben die drei unteren Bilder dieser Seite eine
Vorstellung: einen Leutnant in der Tropenunisorm
und in Kriegsausrüstung, einen Sergeanten in
Kriegsausrüstung und einen Sanitätsunteroffizier
in Khakiuniform darstellend. Die sogenannten Khaki-
uniformen sind in Wirklichkeit aus braungefärbtem, deutschem
Drillich, der viel dauerhafter ist, dazu wird in: Sommer ein
breitrandiger Strohhut oder die Mütze getragen. Die Aus-
rüstung für den Winter ist Litewka und Helm, dazu Tri-
kotunterzeug u s. w. An Feuerwaffen und Geschützen werden
solche neuesten Modells mitgegeben. —
König Humbert von Italien wurde am Spütabend
des 29. Juli 1900, als er nach der Preisverteilung bei einem
Wettturnen in
Monza den Wa-
gen bestiegen
hatte, durch drei
Revolverschüsse,
die der Anarchist
Gaetano Bresci
aus nächster Nähe
gegen ihn ab-
feuerte, getötet.
Unser Bild auf
S. 65' stellt dies
verabscheuungs-
würdige Atten-
tat gegen einen
Monarchen dar,
dessen Herzens-
güte und Edel-
sinn in Italien
sprichwörtlich
waren, und der
mit strengster
Gewissenhaftig-
keit stets die durch
die Verfassung
gewährleisteten
Volksrechte ge-
achtet hat. —
König Humbert
war geboren nm
I4.März 1844 als
der älteste Sohn
des Königs Vik-
tor Emanuel II.
von Italien aus
dessen Ehe mit
Maria Adelaide,


Sergeant vom ostasiatischen
Expeditionscorps in Rriegsausrüstung.
 
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