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Heft 3.

Das Buch für Alle.

89

Werden die Blüten klein zerhackt, mit rektifiziertem Brannt-
wein begossen und vierzig Tage stehen gelassen, so gewinnt
man ein sehr stärkendes Getränke für schwachen Magen, auch
dient diese Flüssigkeit
zur Stärkung schwacher
Glieder, welche mit
derselben gewaschen wer-
den, und schützt gegen
Ohnmächten und Schlag-
flüsse. Das Ausfallen
der Haare wird verhütet
oder doch gemindert,
wenn man Blätter oder
Blüten des Rosmarins
mit Branntwein ansetzt
und den Kopf damit
wäscht. Ziegenmilch, in
welcher Rosmarinblät-
ter gesotten wurden,
über Nacht stehen ge-
lassen und anderen
tags getrunken, wird
als Heilmittel gegen die
Schwindsucht angewen-
det und ist jedenfalls
ein sehr nahrhaftes und
stärkendes Getränk.
Aeußerlich wird Ros-
marin angewandt zu
reizenden, schmerz- und
krampfstillenden, sowie
Stockungen des Blutes
zerteilenden Umsch lägen,
teils trocken in Kräuter-
kissen, wie bei Zahn-
und Ohrenweh, teils
mit Wasser, Wein oder
Weingeist angefeuchtet
und in Verbindung mit
anderen aromatischen
Kräutern bei Blutunter-
laufungen, Stockungen,
krankhaften Ablagerun-
gen, Verrenkungen,Drü-
senanschwellungen, Läh-
mungen, allgemeiner
Nervenschwäche und
Koliken. Die in den
Apotheken käufliche Rosmarinsalbe dient zum Einreiben gegen
mancherlei Schmerzen, Krämpfe und Ohnmächten, von wel-
chen Hysterische heimgesucht werden, besonders auch gegen
Leibschmcrz, und das Rosmarinöl wird ebenfalls vielfach, unter
anderem bei Hypochondrie, zur Oestnung der nngeschwollenen
Goldader, mit Erfolg verwendet.
Dem Weine wird von Liebhabern ein angenehmer Nos-

maringeschmack verliehen, wenn in dem Mostfafse etwas Ros-
marin in einem Säckchen aufgehängt wird. Auch werden
aus dem Holze des Rosmarinstrauchs, welcher in Italien,

Spanien und anderen warmen Ländern zu Baumstärke heran-
wächst, musikalische Instrumente verfertigt. Die Römer
nannten den Strauch kos umriuus (Meertau). R. v. B
Eiu sonderbares Kramen haben die chinesischen Post-
boten zu bestehen, aus welchem für jedermann deutlich her-
vorgeht, daß es gar nicht so leicht ist, im „himmlischen Reiche
der Mitte" Postbote zu werden.

Dieser seltsam erscheinenden „Prüfung", von welcher die
Aufnahme der Briefträgerkandidaten in China abhängt, liegt
der dem Uneingeweihten allerdings unklare Sinn zu Grunde,
daß von einem bezopf-
ten Postboten der Be-
fähigungsnachweis des
Fertigwerdens mit
Wegelagerern verlangt
wird.
Diese Probe seiner
„Leistungsfähigkeit" in
kritischen Fällen aber
besteht darin, daß an
einer ziemlich hohen
Stange eine große Zahl
schwerer Sandsäcke an
Stricken hängt, welche
der Bewerber um die be-
treffende Postbotenstelle
nun durch Kraftstöße
in starke Schwingungen
versetzen, und dann flink
und leicht zwischen
diesen hin und her
baumelnden Säcken
durchlaufen oder schlü-
pfen muß, jedoch so,
daß ihn keiner der-
selben berührt.
Glückt ihm dieses
Experiment, so ist er
für den Postdienst be-
fähigt und wird ange-
stellt; gelingt es ihm
indessen nicht, so ist der
Prüfungskandidat —
durchgefallen! K, R.
Der Saufaus. —
Der Bediente des Her-
zogs Karl Ludwig von
Anhalt sollte seinen
Herrn, wie gewöhnlich,
nachts erwarten; er setzte
sich behaglich in einen
Lehnsessel und war bald
eingeschlafen Der Her-
zog kehrte heim, und
statt den Diener zu
wecken, entkleidete er sich selbst und legte sich zu Bett. Da
erwachte der Diener.
„Schon vier Uhr," knurrte er laut vor sich hin, „und
der Saufaus ist noch immer nicht zu Hause!"
Da hob der Herzog den Kopf von: Kissen empor und sagte'
„Geh nur schlafen, Friedrich, der Saufaus . eat bereits im
Bett!" —vn —


Sie Einschiffung des 1. ostasiatischen Infanterieregiments in Bremerhaven: Aie Ansprache des Kaisers. (S. 73)
Nach einer Photographie von Joh. Georg Sieht in Wilhelmshaven.

Are Bewirtung des deutschen ostasiatischen Borbereitungskommandos auf dem Bahnhof zu Innsbruck. (S. 73)
 
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