Jedenfalls ist es gewesen,
nachdem Sie fort- und ins
Theater gegangen sind. Mo-
rosi ist vermutlich der letzte
Mensch gewesen, mit dem
Righetti auf dieser Welt ge-
sprochen hat. Uebrigens ist
er vielleicht schon angemeldet,
so das; nur ihn gleich selbst
hier haben."
Damit drückte der Staats-
anwalt auf den Knops einer
elektrischen Klingel, worauf
ein Diener in der Thür er-
schien.
„Ist Herr Untersuchungs-
richter Morosi schon gemel-
det?" fragte ihn der Procu-
ratore.
„Ich werde sofort nach fra-
gen, Herr Staatsanwalt."
„Wenn er da ist, so sagen
Sie ihm, dass ich ihn hierher
bitten lasse."
Der Diener ging wieder
fort.
„Sie wissen vermutlich
schon, weshalb Herr Morosi
dem Eommendatore einen so
ungewöhnlich spaten Besuch
gemacht hat?" fragte der
Marchese.
„Wahrscheinlich wegen der
Untersuchungssache gegen Num-
mer 59. Das ganze Tribunal
spricht ja seit einigen Tagen
von dem verrückten Kerl, der
vorgiebt, der Vater Morosis
zu sein."
„Der der Vater Moro-
sis ist, wollen Sie sagen."
„Wer sagt denn das?"
Der Marchesino zuckte die
Achseln. „Es ist erwiesen,"
erwiderte er kurz.
In demselben Augenblick
trat der Untersuchungsrichter
Morosi ein. Auch sein Aus-
sehen war erregt. Er war
bleicher als sonst, ernster und
gemessener. Seine Augen waren
leicht gerötet, als ob er ge-
weint habe.
„Wünschen Sie, daß ich
der Unterredung beiwohne,
Herr Staatsanwalt," fragte
der Marchese, „oder soll ich
mich zurückziehen?"
„Hm, bleiben Sie noch
einen Augenblick, Herr Mar-
chese. Es könnte sein, daß ich
Sie noch etwas zu fragen
habe."
Der Marchese blieb darauf-
hin und begrüßte den Eintreten-
den in förmlicher, etwas steifer
Weise, was Morosi ebenso er-
widerte.
Nur der Staatsanwalt
schlug einen etwas wärmeren,
kollegialen Ton an, indem er
sagte: „Endlich einmal ein
Fachmann! Ich begrüße Sie,
Herr Kollege, in der Hoff-
nung, daß durch Ihre sach-
gemäßen Angaben Licht in die
traurige Angelegenheit gebracht
wird, die uns hier beschäftigt
und wegen derer ich Sie zu
nur rufen lassen mußte. Bitte,
erzählen Sie uns zunächst Ihre
Begegnung mit dein Commen-
datore Righetti von gestern
abend."
Klar und ruhig that das
Morosi. Er war zu Righetti
gegangen, weil er der Mei-
nung gewesen sei, der Unter-
staatssekretär könne ihm über
die Maßregel, die man von
feiten des Ministeriums gegen
ihn ergriffen, Aufschluß geben,
das sei nicht der Fall gewesen.
Righetti habe erklärt, daß er
der Beschlußfassung, laut wel-
cher Morosi bis auf weiteres
vom Amte suspendiert worden
sei, vollständig fern stehe.
Weiiltcse. Nach einem Gemälde von Henry Ny land. (S. 108)
nachdem Sie fort- und ins
Theater gegangen sind. Mo-
rosi ist vermutlich der letzte
Mensch gewesen, mit dem
Righetti auf dieser Welt ge-
sprochen hat. Uebrigens ist
er vielleicht schon angemeldet,
so das; nur ihn gleich selbst
hier haben."
Damit drückte der Staats-
anwalt auf den Knops einer
elektrischen Klingel, worauf
ein Diener in der Thür er-
schien.
„Ist Herr Untersuchungs-
richter Morosi schon gemel-
det?" fragte ihn der Procu-
ratore.
„Ich werde sofort nach fra-
gen, Herr Staatsanwalt."
„Wenn er da ist, so sagen
Sie ihm, dass ich ihn hierher
bitten lasse."
Der Diener ging wieder
fort.
„Sie wissen vermutlich
schon, weshalb Herr Morosi
dem Eommendatore einen so
ungewöhnlich spaten Besuch
gemacht hat?" fragte der
Marchese.
„Wahrscheinlich wegen der
Untersuchungssache gegen Num-
mer 59. Das ganze Tribunal
spricht ja seit einigen Tagen
von dem verrückten Kerl, der
vorgiebt, der Vater Morosis
zu sein."
„Der der Vater Moro-
sis ist, wollen Sie sagen."
„Wer sagt denn das?"
Der Marchesino zuckte die
Achseln. „Es ist erwiesen,"
erwiderte er kurz.
In demselben Augenblick
trat der Untersuchungsrichter
Morosi ein. Auch sein Aus-
sehen war erregt. Er war
bleicher als sonst, ernster und
gemessener. Seine Augen waren
leicht gerötet, als ob er ge-
weint habe.
„Wünschen Sie, daß ich
der Unterredung beiwohne,
Herr Staatsanwalt," fragte
der Marchese, „oder soll ich
mich zurückziehen?"
„Hm, bleiben Sie noch
einen Augenblick, Herr Mar-
chese. Es könnte sein, daß ich
Sie noch etwas zu fragen
habe."
Der Marchese blieb darauf-
hin und begrüßte den Eintreten-
den in förmlicher, etwas steifer
Weise, was Morosi ebenso er-
widerte.
Nur der Staatsanwalt
schlug einen etwas wärmeren,
kollegialen Ton an, indem er
sagte: „Endlich einmal ein
Fachmann! Ich begrüße Sie,
Herr Kollege, in der Hoff-
nung, daß durch Ihre sach-
gemäßen Angaben Licht in die
traurige Angelegenheit gebracht
wird, die uns hier beschäftigt
und wegen derer ich Sie zu
nur rufen lassen mußte. Bitte,
erzählen Sie uns zunächst Ihre
Begegnung mit dein Commen-
datore Righetti von gestern
abend."
Klar und ruhig that das
Morosi. Er war zu Righetti
gegangen, weil er der Mei-
nung gewesen sei, der Unter-
staatssekretär könne ihm über
die Maßregel, die man von
feiten des Ministeriums gegen
ihn ergriffen, Aufschluß geben,
das sei nicht der Fall gewesen.
Righetti habe erklärt, daß er
der Beschlußfassung, laut wel-
cher Morosi bis auf weiteres
vom Amte suspendiert worden
sei, vollständig fern stehe.
Weiiltcse. Nach einem Gemälde von Henry Ny land. (S. 108)