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land nnd den Vereinigten Staaten von Amerika, über-
all mit den größten Ehren ausgenommen. Nach seiner
Rückkehr wurde Lihungtschang in das Tsungiijamcn
berufen und später zum Vizekönig von Kwangtung er-
nannt. —
Die Engländer hoffen, daß die jüngsten Ereignisse
den Buren den letzten Nest von Mut geraubt haben,
zumal seit dem Eintreffen der Nachricht, daß Präsident
Krüger sein Land verlassen und sich nach Lourenyo
Marquez begeben hat. Vizepräsident der Republik ist
seit Jouberts Tode Ge-
neral Schalk Bur-
ger, ein typischer Ly-
denburger Bur, der
„Moltke" unter den
Führern. Er gleicht
mehreinemMethodisten-
prediger als einem Sol-
daten. Er zeigt einen
ruhigen Ernst, das Re-
sultat tiefen Denkens.
Obgleich er nur wäh-
rend 2'/s Jahren sei-
nes Lebens von einem
Dorfschnlmeister un-
terrichtet wurde, hat
er sein Wissen durch
eine leidenschaftliche
Liebe zum Lesen doch
auf wunderbare Weise
bereichert. —
Das jüngst dem Betriebe übergebene erste deutsch-
atlantische T e l e g r a p h e n ta b e l ist das fünfzehnte
Kabel zwischen Europa und Nordamerika. Von den
übrigen Kabeln befinden sich sieben in französischem,
fünf in amerikanischen: und zwei in englischen: Besitze.
Ter deutsche Verkehr wurde bisher allgemein über Eng-
land geleitet; mit der Inbetriebnahme des deutschen
Kabels fällt jetzt diese Abhängigkeit von England fort.
Die Route des neuen Kabels, der „Adler-Linie" der
Deutsch-Atlantischen Telegraphen-Gesellschaft, ist, wie
unsere Uebersichtskarte zeigt, sehr einfach. Es
läuft von Borkum bis Fayal (Azoren), mündet hier
in die Kabelstation Horta, und geht dann von den
Azoren durch den Ozean nach New Jork. Auf dieser
deutschen Linie ist die schnellste Depeschenbeförderung
möglich, da das Kabel in fast schnurgerader Linie von
Europa aus in die Amtsräume der New Parker Kom-
merzial-Kabeleompagnie führt, deren Beamte den Dienst
auf der amerikanischen Seite versehen. Auf die Ge-
schäftsführung der Deutsch-Atlantischen Telegraphen-
gesellschaft in Köln, deren Konzession 40 Jahre lang
dauert, hat sich die deutsche Negierung dadurch einen
erheblichen Einfluß gesichert, daß ein Teil des Dienstes
durch die Reichspostverwaltung geleistet wird. Für
die Benützung des Kabels zahlt das Reich jährlich
1,400,000 Mark. Tas deutsche Kabel hat eine Längs
von mehr als 8000 Kilometern und soll in der Minute
fünfundzwanzig Worte zu je fünf Buchstaben beför-
dern. Die bisherigen Kabel vermittelten im letzten
Jahre etwa 23 Millionen Worte, und jährlich steigt
die Frequenz um einige Millionen. Es ist natürlich,
daß ein großer Teil der deutsch-amerikanischen De-
peschen, nicht nur des billigeren Preises, sondern auch
der rascheren Beförderung wegen, jetzt den direkten
Weg nehmen wird. —
Die jüngsten Kämpfe der Buren mit den Eng-
ländern haben in einem Gebiete stattgefunden, das


Das Bu ch f ü r All e.

Heft 5.


U) I. Bryan,

die Delagoabai-Eisenbahn durchzieht. Die nut
ihrer östlichen Endstrecke auf portugiesischem Gebiete
befindliche Eisenbahn von Louren^o Marquez über
Middelburg nach Pretoria in Transvaal ist 614 Kilo-
meter lang; sie wurde am 1. Januar 1895 teilweise
und am 9. Juli 1895 unter internationaler Beteiligung
ganz eröffnet Sie verläßt bei Krokodil Po ort
das portngiesische Gebiet und überschreitet gleich darauf
bei Komati Poort die Grenze Transvaals. —
Wie vor vier Jahren, stehen sich auch gegenwärtig
wieder Mac Kinley und Bryan als Bewerber um das
höchste Staatsamt der großen Bundesrepublik des
Westens gegenüber. Präsident Mac Kinley ist der
republikanische Kandidat für die bevorstehende Präsi-
dentschaftswahl in der Union; Bryan der Kandidat der
„Silberdemokraten". Wi lliam Jennings Bryan
steht jetzt in: 41. Lebensjahre, da er am 19. März 1860
zn Salem in: Staate Illinois geboren ist. Er studierte
von 1881 bis 1883 die Rechte au: Union College zu
Chicago und widmete sich dann in Jacksonville der Praxis
als Rechtsanwalt. 1887 siedelte er nach Lincoln, der
Hauptstadt von Nebraska über; 1890 und 1892 erfolgte
seine Wahl in das Repräsentantenhaus des Kongresses.
1896 stellte ihn die silberfreundliche Mehrheit der demo-
kratischen Nationalkonvention zu Chicago als ihren Prä-
sidentschaftskandidaten auf. Auch die „Populisten" er-
klärten sich damals für Bryan, doch ging in: November
Mac Kinley als Sieger aus dein Wahlkampfe hervor. —
Tie Gesamtstärke der auf den: Kriegsschauplätze in
Petschili befindlichen verbündete!: Truppen betrug, für
Ende August berechnet, rund 52,000 Mann mit 144
Geschützen und 15 Maschinengeschiitzen, von denen
Deutschland etwa 3000. Mann mit 6 Geschützen und
7 Maschinengeschiitzen stellte. Inzwischen find deutscher-
seits noch rund 19,000 Mann mit 56 Geschützen als
Verstärkungen uachgeschickt worden. Teils in Bremer-
haven, teils im Hamburger Hafen fand die Ver-
ladung von Geschützen mit Munition und
ebenso von Wel lblechbaracken für das ost-
asiatische Ex p e d i ti o n s c o r v s statt. —


Uebersichtskarte des ersten deutsch-atlantischen Lelegraphentabels.


Die Delagoabai-Eisenbahn in der Bähe von Krokodil Pwort. rmch einer pyotc>grn,?lpe vrn, g. LUnrMgc in L'nntwn

Ten größten bisher er-
bauten Luftballon hat ein
Herr Zekelt in Berlin
Herstellen lassen, um von
dem großen Sportpark zu
Friedenau bei Berlin aus
damit eine wissenschaftliche
Dauerballonfahrt zu unter-
nehmen. Bei einem Um-
fang des Ballons von etwa
80 Meter beträgt der Gas-
inhalt über 8000 Kubik-
meter; nach genauer Be-
rechnung besitzt der Ballon
eine Tragfähigkeit von
5250 Kilogramm, bei einem
Eigengewicht von etwa
3750 Kilogramm. Die aus
Perkaistoff gefertigte und
mit Paragummi verdichtete
Hülle wiegt 950 Kilogramm,
das sie umspannende. Netz
750 Kilogramm. Wenn man
das letztere zu einer Schnur
auseinanderrollte, so könnte
man damit eine Strecke von
29 Kilometer Überspannen.
Zur Herstellung der mit
ganz besonderer Sorgfalt
von der Continental Eaout-
chouc Company in Hanno-
ver angefertigten Hülle
mußte ein besonderer Saal
von 150 Meter Länge er-
richtet werden, damit der
Stoff gehörig ausgebreitet
werden konnte. Herr Zekoli
beabsichtigt mit diesem R i e
s e n t u f t b a l l o n, der sech-
zehn Stunden zu seiner
Füllung braucht, nicht etwa
 
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