Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
520

Das B u ch f ü r A l l o.

Heft LO.



Südafrikanischer u_ransportwagen, nut lllanleseln bespannt.

schriftsteller Dr. Max Ning gestorben.
Der Verblichene war am 4. August 1817 in
Zauditz bei Natibor geboren nnd hat in
Breslau und Berlin Medizin studiert. Als
praktischer Arzt war er in Pleß, später in
Gleiwitz thütig, bis er 1848 sich vollständig
der Litteratur widmete nnd zunächst in
Breslau, später in Berlin seinen Wohnsitz
aufschlug. Seine größten Erfolge halte
Ring als Romanschriftsteller, speziell auf
dem Gebiete der Kriminalnovelle. Die be-
deutendsten seiner Werke sind: „Götter und
Götzen", „Rosenkreuzer und Jiluminaten",
„Streber nnd Kämpfer" Großer Nerbrei-
tung und Beliebtheit erfreuen sich seine bei
Reclam erschienenen Kulturstudien „Berliner
Leben". Weniger erfolgreich war Ning als
Bühnenschriftsteller; doch wurden mehrere
Lustspiele aus seiner fruchtbaren Feder
wiederholt gegeben. —
Der Unfall des Linienschiffes „Kaiser
Friedrich III.", das inzwischen durch Tau-
cher untersucht worden ist, hat sich als
so erheblich herausgesiellt, daß das Schiff
Befehl erhalten hat, allster Dienst zu
gehen, und dieserhalb bereits die kaiser-
liche Werft ausgesucht hat, wo zunächst
Schießbedarf und Muudvorrat gelöscht wer-
den. An Stelle des „Kaiser Friedrich III.",
der zur Ausbesserung nach Wilhelmshaven
gehen soll, ist das neue Linienschiff „Kaiser
Wilhelm der Große" zum Geschwaderstagg-
schiss bestimmt. Der Kommandant, Kapitän
z. S. Thiele (August), und die gesamte Be-
satzung gehen nach Außerdienststellung des
„Kaiser Friedrich III." auf „Kaiser Wilhelm
der Große" über, und auch der Geschwader-
chef, Vizeadmiral Prinz Heinrich von Preu-
ßen, wird sich mit seinem Stabe an Bord
dieses Schiffes einschiffen. Unser Bild auf
S. 519 zeigt uns das erwähnte neue Li n ien-
schiff „Kaiser Wilhelm der Große"
im Dock zu Kiel. Cs ist auf der Krupp-
schen Germaniawerft bei Kiel erbaut worden,
hat einen Naumgehalt von 11,152 Tonnen,
Maschinell voll 13,000 Pferdekräften, eine
Geschwindigkeit von achtzehn Seemeilen in
der Stunde und 651 Mann Besatzung.
„Kaiser Wilhelm der Große" bildet mit seineil drei Schwester-
schiffen „Kaiser Friedrich lll.", Kaiser Wilhelm II." lind
„Kaiser Barbarossa" erstmals eine ganze Division von Schiffen,
die nur Dreischrauber sind, welche erhebliche wirtschaftliche
und militärische Vorteile bieten. Sie ermöglichen bei der so-
genannten Marschgeschwindigkeit einen geringeren Kohlenver-
brauch, geben dem Linienschiff somit ein größeres Thätig-
keitsfeld und steigern, wenn alle drei Maschinen gleichzeitig
arbeiten, wesentlich die Fahrgeschwindigkeit. Die außerordent-
lich starke Artillerie.ist nach ganz neuen Gesichtspunkten in
sechs Stockwerken übereinander aufgebaut und gewährt ein
treffliches Rundfeuer nach allen Seiten. Jedes Schiff feuert
in einer Minute nach jeder Breitseite 14B Schuß mit einem
Geschoßgewicht von 4244 Kilogramm. Zunächst wird „Kaiser
Wilhelm der Große"
als Flaggschiff mit
dem „Kaiser Wil-
helm II." lind dem
Aviso „Jagd" an
den großen Lan-
dungsmanövern
teilnehmen, die in
der Apenrader
Föhrde unter dem
Kommando des
Prinzen Heinrich
stattfinden sollen. —
Das afrikanische
Eisenbahnnetz ist be-
kanntlich noch ein im
Verhältnis zu der
Größe des „schwar-
zen Erdteiles"
außerordentlich be-
schränktes. An sei-
lt eil Endpunkten
wie an denen der
Dampfschisfslinien
wird der Verkehr mit
deil landesüblichen
Verkehrsmitteln
unterhalten. In
Nordasrika bis zum
Sudan dient das
Kamel als Reit-
und Lasttier; in
Westafrika verwen-
det mail in den
von der Tsetsefliege
freien Gegenden den
Neitstier, an dessen
Stelle im mittleren
Ostafrika der Esel
tritt. In Südafrika
ist der mit zehn
bis vierundzwanzig
Ochsen bespannte
Wagen das be-
währte Transport-
mittel, dessen sich
namentlich auch die
Buren von jeher
zu ihren ausgedehn-

ten Wanderzügen (Treeks) bedient haben. Leichtere Gefährte
bespannt man dort auch mit Pferden und Mauleseln, nament-
lich die sogenannten Kapwagen. Unser obiges Bild ver-
anschaulicht einen derartigen südafrikanischen Trans-
portwagen, mit Mauleseln bespannt. —
Bei der letzten Anwesenheit des Kaiserpaares im Wupper-
thale fand die feierliche Einweihung der Nu hm es Hal le
in Barmen statt. Dieser monumentale Ban ist nach dem
einstimmigen Beschlüsse der Bürger aller Stände, ohne jede
Unterstützung aus öffentlichen Mitteln, als ein Wahrzeichen
Barmens und ein Erinnerungszeichen der großen Kriegs-
jahre dem Kaiserhause errichtet worden. Der Ban ist nach dem
preisgekrönten Entwurf des Direktors der Königlichen Bau-
gewerkschule Barmen-Elberfeld, Erdmann Hurtig, in edler

Einfachheit, in den Hauptformen an die italienische Renais-
sance sich anlehnend, ausgeführt, doch wurde auch dem be-
rechtigten Verlangen nach festlichem Schmuck in geeigneter
Weise Rechnung getragen. Als wirkungsvolle Zierde des
Haupteinganges und der ganzen Front erhebt sich ein Portikus
von vier srei behandelten jonischen Säulen, zu denen eine
20 Meter breite Freitreppenanlage hinaufführt. Dis beiden
Ecken des Mittelbaues, der die eigentliche Ruhmeshalle
enthält, tragen das reichgeschmückte deutsche und preußische
Wappen, über denen zwei Adler mächtig emporschweben.
Die Halle selbst mit den Marmorstandbildern der beiden
ersten Kaiser ist durch oie bis zu einer Höhe von 37 Metern
sich erhebende Kuppel mit der Kaiserkrone ganz besonders
ausgezeichnet und in glücklichster Weise hervorgehoben. Wäh-
rend das Giebel-
feld des Portikus
durch eine Germa-
nia als Beschützerin,
der Kunst und In-
dustrie von dem
Düsseldorfer Mei-
ster S. Hammer-
schmidt geziert ist,
befinden sich in den
beiden Seiten der
Hauptfront zwei je
13 Meter lange und
über 2 Meter hohe
Figurenfriese des
Bildhauers W. Gie-
secke in Barmen,
worindieVerdienste
der Hohenzollern
um Deutschland ge-
schildert sind. MC
der Einweihung der
Ruhmeshalle sind
auch die beiden
Marmorstandbilder
Kaiser Wilhelms I.
und Kaiser Fried-
richs enthüllt wor-
den, welche die
prunkvolle, schöne
Halle schmücken.
Äußer den beiden
Kaiserstandbildern
befinden sich im
Erdgeschoß noch die
Sammlungen des
Bergischen Ge-
schichtsvereins und
andere Räume. Im
Obergeschoß sind sie
ben Oberlichtsäle vor
je 90 bis 100 Qua-
dratmeter Grund-
fläche für die Ge-
mäldegalerie und
ständige Kunstaus-
stellung. —

Die Buhmeshalle in Barmen.
Nnch üinor Pholograplne von L. Suaing .e Sühn, 5)üfphütün> .U'hi'n in vnrnn-n.
 
Annotationen