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544

Das Vu ch f ü r All e.

Heft 2t.

Als er im Jahre 1863 nach längerem Aufenthalt im Aus-
lände nach Norwegen heimkehrte, wurde ihm vom Storthing
als Anerkennung seiner litterarischen Leistungen eine jähr-
liche Dichterpension zu-
erkannt. Nachdem Björn-
son dann mehrere Jahre
als Theaterleiter und
Redakteur thätig gewesen
war, lebte er von 1873
bis 1875 abermals im
Auslande und ließ sich
nach seiner Rückkehr auf

durch seine Dramen „Hulda",


dem Gute Aulestad in
der Nähe von Lilleham-
mer nieder. Die Jahre
1882 bis 1888 hat der
norwegische Dichter, der
neben Henrik Ibsen an
der Spitze seiner heimat-
lichen Nationallitteratur
steht, in Paris zugebracht.
Björnson wurde in
Deutschland zuerst durch
seine Dorfgeschichten und
Bauernnovellen, sowie
„Zwischen den Schlachten"

und

die Trilogie

„König Sigurd" bekannt.

Später gingen

über die meisten Bühnen seine wirkungsvollen Stücke
„Die Neuvermählten" und „Das Fallissement", während

von den neileren Björnsonschen Dramen namentlich

„lieber die Kraft" In zwei Teilen) das größte Auslehen
gemacht hat. Unstreitig zählt er zu den größten Dichtern
der Gegenwart nicht nur in Norwegen, sondern im
gesinnten Norden. Seine lyrischen Poesien sind gleich-
falls durchweg von hoher Schönheit. Endlich verdienen
auch uoch Björnsons zahlreiche Broschüren und Flug-
schriften über politische


Fürsterzbischof vr. Leo
Frhr. Zkrbensky v. Vriste,

und religiöse Fragen
Erwähnung. —
Unter den zwölf
neuen Kardinälen, deren
Namen Papst Leo HII.
in dem letzten Gehei-
men Konsistorium be-
kannt gab, erregt das
meiste Interests der
Fürsterzbischof von
Prag, vr. Leo Frei-
herr Skrbensk y
v. Hristö. Seine Erz-
diözese ist nicht nur eine
der größten und wichtig-
sten des habsburgischen
Kaiserstaates, sondern
er hat auch den Pur-
pur der Kardinalswürde
in dem verhältnismäßig


jugendlichen Alter von
noch nicht 38 Jahren

erlangt. vr. Leo v. Skrbensky, gegenwärtig der
jüngste Kardinal, ist am 12. Juni 1863 zu Haus-
dorf bei Neutitschein in Mähren geboren und 1889 zum
Priester geweiht. 1898 kam er als Probst nach Kremsier
und am 15. September 1899 wurde er auf den fürst-

erzbischöflichen Stuhl Prags berufen. —
In China ist Oberstabsarzt Professor
vr. Paul Kohl stock als Opfer seines Berufs in
Tientsin infolge von Unterleibstyphus gestorben. Er
war am 5. Januar 1861 zu Berlin geboren und pro-

movierte 1884

der Cholera bestimmten Die
Mit Geheimrat Koch ging er d
pest in das südwestnfrikanische


Dberstabsarzt Professor
vr. sOcnrl Kohlstock ch
und eine Flucht von Zimmern
vollen Möbeln, Bildern, Gei

istes besondere Anerkennung,
mn zum Studium der Rinder-
Schutzgebiet, das durch seine
Impfungen von der Pest
thatsächlich befreit wurde.
Auch in China hat er auf hy-
gienischem Gebiete segens-
reich gewirkt. —
In dein neuen Münche-
ner Nationalmuseum ist kürz-
lich eine Sonderausstellung:
„München im 18. Jahr-
hundert" eröffnet worden,
die allseitiges Interesse erregt.
Sie nimmt die Räume des
einstöckigen Studiengebäudes
ein, das, wenn man von der
Galeriestraße, beziehungs-
weise dem Hofgartenlhor her-
kommt, an der Spitze des
großen Museumsbaues steht.
Fünf Säle im Erdgeschoß
im ersten Stock sind mit wert-
äten, Waffen gefüllt, die aus

Münchener Privatbesitz hier zusammengekommen und von
kundiger Hand mit großem Geschick und Geschmack angeordnet
sind. Besonders anziehend wirkt die Wohnstube; alle

Räume enthalten aber an Kunst, Wissenschaft, Kirchlichem,
Militärwesen, Jagd und Haushalt erstaunlich viel des Be-
lehrenden und Unterhaltenden. —
Der neue w ürt t em-

bergische Bliniste r-
präs ident vr. W.
».Breitling, der zu-
gleich auch Justizmi-
nister ist, wurde am
4. Januar 1835 zu Gail-
dorf geboren. Nach be-
endeten juristischen Uni-
versitätsstudien und Reisen
in England und Frank-
reich trat er 1860 als Vo-
lontär beim Oberamtsge-
richt Eßlingen ein. 1876
rückte er zum Landesge-
richtsrat in Stuttgart vor;
1883 wurde er vortragen-
der Rat im Justizmini-
sterium und Mitglied des
Strafanstaltentollegiums,
am 3. März 1887 erhielt
er Titel und Rang eines
Kollegialdirektors. Am
27. November 1889 erfolgte


Iustizminister
vr. N?. v. Breitling,


seine Ernennung zum
Wirklichen Staatsrat und Mitglied des Geheimen
Rats, und am 18. Oktober 1896 die Ernennung zum

Stantsminister der Justiz. Als solcher hat er sich all-
gemeines Vertrauen erworben und sich als ausgezeich-

nete Arbeitskraft und tüchtiger Redner bewährt. —
In Basel ist eine Frau gestorben, mit deren
Namen ein großes Stück der modernen Frauenbe-
wegung verknüpft ist: Frau vr. gur. Emilie
Kemp in. Sie wurde

1853 in Zürich gebo-
ren als die Tochter des
Pfarrers Spyri, dem
vieljährigen Präsiden-
ten der schweizerischen
Gemeinnützigen Gesell-
schaft. In den Jah-
ren, da andere Frauen
einen blühenden Fami-
lienkreis um sich sehen,
entschloß sie sich, den
Kampf ums Dasein
unter schwierigen Um-
ständen aufzunehmen
und die Rechte zu stu-
dieren, die erste Frau
in der Schweiz und wohl
auch auf dem europäi-
schen Kontinent, die
dieses Fach ergriff. Sie

Frau
vr. für. Emilie Kempin f.


promovierte als Gattin

des Pfarrers und späteren Fürsprechs Walter Kempin
1886 an der Hochschule Zürich zum Doktor beider
Rechte, aber der Kanton Zürich ließ sie zur Ausübung
des Rechtsanwaltberufes damals nicht zn. Dann wandte
sich Frau 1U-. Kempin nach New Jork, wo sie als An-
walt und Rechtslehrer, ohne materiellen Erfolg, thätig
war. Vor einigen Jahren ging sie nach Berlin, ver-
fiel aber dort einer schweren geistigen Krankheit. Sie
wurde nach Basel verbracht und starb in der dortigen

Von der Ausstellung „München in: l8. Jahrhundert": Wohnstube.

Irrenanstalt Friedmatt. —
Der Besuch Kaiser Wilhelms II. in Bonn
erfolgte, weil der

zum Doktor. Nach-
dem er ein leb-
haftes Interesse an
den deutschen Ko-
lonialbestrebungen
gewonnen hatte,
that er sich beson-
ders hervor als
Begleiter Wiß-
manns bei der Nie-
derwerfung des
Araberaufstandes
in Deutsch-Ost-
afrika im Jahre
1888, wo er nach
dem baldigen Tode
des Stabsarztes
Schmelzkopf durch
Ertrinken die
oberste Leitung der
sanitären Maßre-
geln übernehmen
mußte. Später-
wurde er als Be-
rater in allen Me-
dizinalangelegen-
heiten für den
Dienst in den Ko-
lonien in das Aus-
wärtige Amt be-
rufen. Im Jahrs
1892 wurde Kohl-
stock zum Reichs-
kommissar für die
Stromüberwachung
des Elbegebietes
kommandiert rind
fand für die Or-
ganisation dieses


Monarch bei der
Aufnahme des
Kronprinzen Wil-
helm in die Hoch-
schule der rheini-
schen Musenstndt
persönlich zugegen
sein wollte. Der
Kaiser und der
Kronprinz trafen
am 24. April um
10 Uhr vormittags
bei herrlichstem
Wetter in Bonn
ein. Gegen Mit-
tag wurde die
Immatrikulation
des Kronprinzen
durch den Rektor,
Freiherrn v. La
Valette-St. George
in der Aula der
Universität vorge-
nommen. Nach der
Frühstückstafel
fand eine Vergnü-
gungsfahrt auf ei-
nem Rheindampfer
statt, zu welcher der
Kaiser auch die Da-
men und Herren
der Familien ge-
laden hatte, in de-
ren Häusern er-
wähnend seiner
Bonner Studien-
zeit verkehrte.

zur Bekämpfung

Der Besuch Kaiser Wilhelms II. in Bonn: Der Kaiser verläßt den Rheindampfer. Noch einer Photographie von Theo Schafgans in Bonn.
 
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