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= 98 :

daneben eine spitzbogige Pforte mit Basaltgewänden nnd einfachen Fasen
nebst Wasserschlag. Der Ziehbrunnen war nach Reiffenstein früher nach
aussen mit einem Schieferdach geschützt und (wahrscheinlich zur Zeit
der Umbauten im XVIII. Jahrhundert) mit einem steinernen Deckel ver-
sehen und durch eine hineingestellte Pumpe zugänglich gemacht worden.
Daneben hing ein eiserner Löffel zum Trinken. Er wurde von den im
Felde beschäftigten Arbeitern und den Vorübergehenden benutzt. Das
Hauptthor ist mit Basaltgewänden halbkreisförmig geschlossen und eben-
falls nur durch einen Fasen gegliedert, welcher auf einen Wasserschlag auf-
setzt. Die Mauer ist mit vielen, heute meist vermauerten Scharten durch-
brochen, welche als einfache Schlitze oder — selten — als Schlüsselscharten
konstruiert waren. Die Westseite zeigt aussen (Fig. 120) vier Kreuze
aus rothem Stein, in die Mauer eingelassen, angeblich zur Erinnerung an
gefallene Landsknechte, und die Vorrichtung zur Aufnahme des früher vor-
handen gewesenen Schlagbaumes.

Die Friedberger Warte.
Schon im Jahre 1456 erkannte der Rath die Nothwendigkeit, aut
der Höhe im Norden und Nordosten der Stadt eine Warte zu errichten;
die Ausführung wurde aber damals vertagt. Als die Stadt 1475 mit
kaiserlicher Erlaubniss das Reichslehen Bornheim an sich gebracht hatte,
ergab sich das Bedürfniss, den neuen, der Stadt so nahen Besitz in den
Umkreis der äusseren Vertheidigungslinie einzuziehen. In Voraussicht
des Einspruches der Nachbarn, insbesondere des Grafen von Hanau, er-
wirkte der Rath unter dem 16. Mai 1476 ein kaiserliches Privileg, welches
Frankfurt wiederum gebot, sich mit Befestigungen zu schützen und gegen
etwaige Störungen derselben sich mit bewaffneter Hand zur Wehre zu
setzen. Graf Philipp von Hanau der Jüngere liess sich nach einigem
Widerstand beschwichtigen und am 23. Juli zogen an 1500 Bürger und
fronende Dorfleute hinaus, um die Landwehr ausserhalb Bornheims zu
graben. Ende 1477 beschloss man, der neuen Landwehr auch eine neue
Warte zu geben: am 14. Januar 1478 wurde dieser Beschluss wiederholt,
aber mit der Einschränkung, dass der Bau „doch nit zu köstlich" aus-
fallen dürfe — man glaubte offenbar, bei dem Bau der Sachsenhäuser
Warte des Guten zu viel gethan zu haben. Anfang Mai werden die
Bürger mit Arbeitsdienst oder entsprechender Geldleistung zum Bau der
neuen Warte herangezogen; Ende Juli war der Bau so weit vorgeschritten,
dass man beschliessen konnte, ihm „eyn stocke und eyn siecht dache"
zu geben. Sieben Jahre nach Vollendung der schönen Südwarte stand
auch die bescheidenere Nordwarte fertig da; sie erhielt bald den Namen
der Friedberger Warte, die anfänglichen Bezeichnungen Vilbeler oder
Bornheimer Warte konnten sich nicht halten. Ebenso wie die Sachsen-
häuser Warte war auch die Friedberger den benachbarten Landherren
 
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