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des Abbruchs (vgl. weiter unten den Abschnitt Dreigiebel-Facade) die Spuren
von Fenstern und Thürötihungen gefunden worden, welche in die Ab-
bildung (Fig. 223) eingezeichnet sind*) und welche, aus der älteren Zeit
des Hauses stammend, den Beweis liefern, dass der Römerbau der Jahre
1405—1408 ein Umbau und nicht, wie mehrfach behauptet worden, ein
Neubau war. Solche Oeffnungen sind: über den drei mittleren Kaiser-
saalfenstern in der Höhe des ersten Giebelstockwerks, in welches heute
die runde Saaldecke hineinragt, drei zweitheilige Fenster mit geradem
Sturz und einer Hohlkehle, welche vollständig, auch an der Fensterbank,
herumlief, ferner an Stelle der schmäleren zweitheiligen Kaisersaalfenster
fünf Fenster, im Lichten 1,80 m breit, dreitheilig, mit Mittelsturz, 2,00 m
hoch, welche 1,20 m unter den jetzigen Fussboden des Saales herabgingen,
dann zwischen diesen Fenstern und den obenerwähnten Giebelöffnungen in
der halben Höhe der Kaisersaalfenster wiederum fünf den darunter liegen-
den entsprechende Fenster; von diesen wurden die mit grüner Farbe ge-
strichenen Laibungen vorgefunden. Im Erdgeschoss waren fünf Thüren in
den Axen der fünf Kaisersaalfenster vorhanden, welche in Grösse und Profil
der Gewände mit den daneben liegenden Erdgeschossthüren des Hauses Alt-
Limpurg übereinstimmten. Die alte, gothische Uhr war, soweit dies fest-
gestellt werden konnte, gemalt, mit blauem Grund, vergoldeten, gothischen
Ziffern auf schwarzem Ring; rechts und links befanden sich oben zwei nicht
mehr genau zu erkennende schwarze Adler im goldenen Wappenschild. Die
Mitte des Zifferblatts wurde von einer gemalten Sonne mit Strahlen ein-
genommen ; auf beiden Seiten der Uhr fanden sich zwei abgeschlagene
Basaltkonsolen vor, welche früher für ein Vordach bestimmt waren. Es
sei noch bemerkt, dass bei dem Abbruch die Quader an den Ecken des
Hauses scharfkantig und an den Seiten glatt vorgefunden wurden, so dass
hierdurch der Gedanke nahe gelegt wird, das Haus zum Römer habe einst
frei gestanden. Hierfür spricht auch die Thatsache, dass auf der süd-
lichen Langseite des Römers, etwa 5 m von der Vorderfront entfernt, mit
dem unteren Mauergrund bündig, ein Staffelgiebel erhalten ist, welcher in
Form und Konstruktion mit dem Ostgiebel übereinstimmt, aber kleiner ist.
Unter diesem Giebel in der Höhe des Dachfussbodens sind die Reste eines
geputzten und bemalt gewesenen Spitzbogenfrieses erkennbar.
Aus der Römerhalle führt die nach dem Modell Paulis 1741 erbaute
neue Kaisertreppe zum Vorplatz des Kaisersaales (vgl. Fig. 224—225).
Bei der im Frühjahr 1885 durch den Stadbaumeister Rügemer begonnenen
Reparatur dieses Treppenhauses zeigte sich eine grössere Schadhaftig-
keit des Deckengemäldes und der daselbst aufgehängten Oelgemälde.
Gleichzeitig traten alte Wandgemälde zu Tage, über deren Werth, früheren
Zustand und Wiederherstellung der Konservator Cornill sich gutachtlich
äusserte. Wie diese Beste erkennen Hessen und wie auch im Krönungs-

*) Nach Angaben des Architekten Claus Mehs.
 
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