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gebildetes Kreuz, welches die Giebelspitze ziert, einen durchaus künstleri-
schen Abschluss. Ebenso ist die Oeffnung der Bildnische geschmackvoll
in Spitzbogenform mit feiner Abwägung der Baumverhaltnisse in die
Giebelseite eingesetzt.
Goethes kunstgeübtes Auge hat frühzeitig die Bedeutung dieses
Denkmales als eines ächten Kunstwerkes erkannt. Lag es doch an dem
Pfade, auf welchem er als Jüngling mit heisser Liebe im Herzen so oft
nach Oifenbach zu Lili Schönemann gewandert war, und nahe dem Hause,
in welchem in späten Jahren die Liebe erneut in sein Herz einzog! Im
Jahre 1815 am 1-1. August machte er bei seinem damaligen Aufenthalt
auf der Gerbermühle bei dem Willemerschen Ehepaare seinen Freund
Sulpiz Boisseree auf dasselbe aufmerksam, „um es zu verehren, weil es,
obwohl einfach, so meisterhaft gemacht und von Basalt wäre."^)

Das Ilessendenkmal.
s
Archivalische Quellen: Militaria aus dem RevolutionskriegXX, 1 des Stadt-
archivs I; über die Wiederherstellung 1841 Acta Senatus B 148 Nr. 5 des Stadt-
archivs H; Akten Rep. 96 Nr. 258 A des Kgl. Geheimen Staatsarchivs in Berlin.
Litteratur: Nachricht von dem Denkmal, welches aut Befehl seiner königlichen
Majestät von Preussen Friedrich Wilhelm II. den am 2. Dezember 1792 hei der Ein-
nahme von Frankfurt gebliebenen Hessen errichtet worden ist. (Frankfurt 1798). —
Frankfurt a. M. und seine Bauten S. 364. — Home, Frankfurter Inschriften S. 75 und
Anhang S. 6.

Es wird ein ewiges Ruhmeszeugniss für die edlen und patriotischen
Gesinnungen König Friedrich Wilhelms II. von Preussen sein, dass er
unverzüglich nach der am 2. Dezember 1792 erfolgten Erstürmung des
Friedberger Thores durch die verbündeten Hessen und Preussen be-
schloss, den Gefallenen vor dem Thore ein Denkmal an der Stelle zu
errichten, an welcher sie ihr Leben dem Vaterlande zum Opfer gebracht
hatten, und dass der Beschluss so rasch zur Ausführung gelangte, dass
das Denkmal schon Ende 1793 vollendet dastand.
Nach Aufstellung des Denkmales übergab Freiherr Johann Friedrich
vom Stein, Bruder des späteren preussischen Ministers, damals Gesandter
des Königs bei Kurmainz, der seinem Monarchen schon am 1. Februar
1793 die nöthigen Pläne und Vorschläge für das Denkmal unterbreitet
*) Die in den Frankfurter Nachrichten ausgesprochene Vermuthung, dass beide
Heiligenstöcke anf denselben Werkmeister zurückzuführen sein dürften, ist gegenüber den
dargelegten Unterschieden der beiden in der Ausführung nicht wohl aufrecht zu erhalten.
2) Sulpiz Boisseree (Stuttgart 1862) I, 269.
3) Ygl. darüber ausser der Nachricht von dem Denkmal Kriegks Darstellung
in dessen Deutschen Kulturbildern (Leipzig 1874) S. 192—262.
 
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