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' 400

Denkmal vom Bildhauer Herrn Ruhl aus Cassel verfertigt und erhielt
den Beifall des Koenigs. Die Steinarbeit ist vom Maurermeister Herrn
Strobel und Stemmezenmeister Herrn Scheidei aus Frankfurt und alle
Metallarbeiten sind in Cassel durch den Herzoglich-Weimarischen
Hofkupferschmidt Herrn Pflug aus Jena und die Herrn Franke, Stein-
hofer, Schwarz und Falkeisen aus Cassel ausgeführt worden."
Das Denkmal, dessen Herstellung 22,000 Gulden gekostet haben soll,
wurde 50 Jahre nach seiner Errichtung einer Erneuerung unterzogen;
sie wurde auf Kosten König Friedrich Wilhelms IV. von Preussen, des
Enkels des Stifters, vorgenommen; der König liess sich diese Pflicht der
Pietät nicht nehmen, als er hörte, dass die Behörden der Freien Stadt
die nöthige Herstellung von sich aus vornehmen wollten. Hieran erinnern
die unter der alten Inschrift „Laborum sociis" etc. auf besonderer kleinerer
Platte und in kleinerer Schrift stehenden Worte:
FRID . GUIL . IV . REX BORUSS . MONUMENTUM
AB AVO POSITUM RESTITUIT MDCCCXLIV.
1868 wurde das Denkmal bei der Pflasterung der angrenzenden Gegend
mit dem Vorlager und den Tritten umgeben.
Können wir dieses Denkmal auch nicht als ein Kunstwerk im höch-
sten Sinne des Wortes bezeichnen, so nimmt es doch durch die ganz
eigenartige Anordnung seines Aufbaues, durch die gut gewählten Ver-
hältnisse desselben, durch den mit Geschmack angeordneten plastischen
Bronzeschmuck auf der oberen Sockelfläche unser Interesse lebhaft in
Anspruch, und gerne verweilt das Auge auf den schönen Farbenkontrasten,
die der prächtig grün oxidierte Widderkopf nebst Helm, Schild und Keule
mit den dunklen Bronze-Inschrifttafeln, den schräg aufgethürmten, poly-
gonalen Basaltsäulen, deren Zahl angeblich der der gefallenen Kämpfer
entspricht, und den inzwischen auf denselben emporgewachsenen Epheu-
massen bilden.
In der so glücklich gewählten malerischen Zusammenstellung der
verschiedenartigen verwendeten Materialien, in den wirkungsvollen Ver-
hältnissen von Aufbau und Unterbau treten uns künstlerische Eigen-
schaften entgegen, welche in hervorragendem Maasse dem vergangenen
Jahrhundert eigen waren, aber im Laufe der Revolutions- und Empire-
zeiten immer mehr und mehr verloren gingen, und in unserer Gegenwart,
über hundert Jahre später, noch nicht in gleichem Maasse wieder zurück-
erobert worden sind, wenn gleich erfreulicher Weise das Augenmerk sich
immer mehr und intensiver der Erreichung solcher malerisch-plastischer
Wirkungen zuwendet. In diesem Sinne müssen wir dieses eigenartige
Denkmal ganz besonders hoch schätzen und dürfen uns dieses Besitzes
mit Recht erfreuen.
 
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