Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
, 454 '

Originalschwärze und in farbiger Bekleidung in den Saal hinabblicken zu
lassen, so dass unwillkürlich die ganze Aufmerksamkeit des Eintretenden
auf ihn hingelenkt werden muss. Es kann uns daher kaum wundern, dass
der Kammerdiener des Duc de Broglie sich in heiteren Augenblicken den
armen kleinen Mohren zur Zielscheibe für sein Blasrohr ausgesucht hat,
wie uns oben (Seite 426) des Näheren mitgetheilt wurde."

Der Druck der vorstehenden Darstellung des Tliurn und Taxisschen Palais'
war bereits vollendet, als am 29. Oktober 1898 das Centralblatt der Bauverwaltung,
XVIII. Jahrgang, Nr. 44 die Arbeit von Dr. Edmund Renard in Bonn über „Das Palais
Thum und Taxis in Frankfurt" brachte, welche durch den Hinweis auf Hauberat in
dem Heft 99 der „Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande"
(8. 164—240, Renard, Die Bauten der Kurfürsten Joseph Clemens und Clemens August
von Köln) den Verfasser zu den folgenden nachträglichen Bemerkungen veranlasst:
Hauberat war ein Schüler de Cottes, wahrscheinlich geborener Pariser; im
Jahre 1716 wurde er auf Empfehlung seines Lehrers vom Kurfürsten von Köln Joseph
Clemens in Bonn als Nachfolger des Benoit de Fortier zum Hofarchitekten ernannt
(a. a. O. 8. 200), aus welcher Stelle er aber 1728 beim Tode des Kurfürsten ausschied.
Von 1716 bis 1722 schrieb er über den Schlossbau ausführliche Berichte an de Cotte,
weicher die Pläne dazu geliefert hatte (8. 200). Da wegen Geldmangels, welcher sich
im Sommer 1717 am Bonner Hofe fühlbar machte, der Bau seit 1718 ruhte, so ver-
brachte Hauberat den Winter 1718—1719 in Paris (S. 201). Robert de Cotte zog sich
mehr und mehr von dem Bonner Bauwesen zurück, und Hauberat trat nun selbst-
ständiger auf (S. 202). Im Sommer 1728 erhielt er von Joseph Clemens bei der Ver-
keilung von 41 Grundstücken, welche zur Anlage einer Vorstadt dienen sollten,
ebenfalls ein solches; Hauberat war mit der Leitung dieser Verschönerungspläne
betraut worden (S. 204). Auch an dem Bau von Poppelsdorf, welchen de Cotte eben-
falls geplant hatte (S. 216), war er beschäftigt gewesen (S. 207).
Aus einem Brief des Stuckaturers Artario vom Jahre 1748 im Düsseldorfer Staats-
Archiv (Amt Bonn, Schlösser, Gärten Nr. 2. Vol. II) geht hervor, dass Hauberat die
Stückarbeiten im Frankfurter Palais an die Bonner Stuckaturer Castelli und Morsegno
übertrug. In den Bonner Schöffenprotokollen wird Hauberat u. a. 1786 erwähnt; er
hatte nämlich die Tochter des kurfürstlichen Ruthes und Licentiaten der Rechte
Steinmann in Bonn geheirathet und hatte daher Grundbesitz in Bonn.
Hieraus ist anzunehmen (entgegen der Seite 407 ausgesprochenen Vermuthung),
dass die im Memoire erwähnten, zuerst an de Cotte gesandten Skizzen nicht von
Hauberat stammten; sonst hätte sich de Cotte über seinen berühmten Schüler mit
anderen Worten als „aparament que l'architecte qui les a fait et qui me paroit homme
entendu et capable d'execution" (vgl. S. 407) geäussert. Das Palais wurde nicht nach
Plänen erbaut, welche von de Cotte wohlwollend begutachtet worden waren, sondern
wie auf Seite 412 und 418 nachgewiesen, nach Originalentwürfen de Cottes.
Renard haben Briefe Hauberats aus dem Fürstlich Thum und Taxisschen Central-
Archiv in Regensburg Vorgelegen (a. a. O. S. 224 Anm. 2), in welchen die Stückarbeiten
des Castelli und Morsegno besprochen werden. Dem Verfasser wurde trotz wieder-
holter, diesbezüglicher Anfragen im Frühjahr und Sommer 1898 an das genannte
Archiv vom Vorhandensein dieser Archivalien nichts mitgetheilt.
 
Annotationen