Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
die Havel annahm. Führte der Hauptarm der Straße
nach seiner Ansicht zunächst durch den slawischen
Fürstensitz mit anschließender Handwerker- und
Händlersiedlung auf dem „Burgwall", so hatten die
Entstehung eines deutschen Siedlungskernes im Be-
reich der heutigen Altstadt und die Verödung des
,,Burgwalls" zurfolge, daß nun ein Flußübergang im
Bereich der Altstadt und späteren Burg (vgl. u.) ent-
stand oder zumindest wichtig wurde. Hatte die Straße
bisher südlich der Spree nach der slawischen Burg und
Siedlung Köpenick491 geführt, so wurde nun die deut-

sche Händlerniederlassung und spätere Doppelstadt
Berlin — Cöln, gleichfalls noch vor 1200 entstan-
den50', zu ihrem nächsten Ziel, d. h. die Straße benutz-
te nunmehr das Nordufer der Spree. Die Frage nach
ihrem konkreten Verlauf innerhalb der Altstadt und
auch im Bereich der späteren Burg (anstelle der Zita-
delle) ist bisher jedoch nicht gestellt worden; dies ist
hier nachzuholen, da es sich neben den naturräumli-
chen Gegebenheiten um die zeitlich früheste, zentral
wichtige Randbedingung der Spandauer Stadtent-
wicklung handelt.

Die Fernstraße Magdeburg-Polen

Der Verlauf der Straße muß im Prinzip ost-westlich
angenommen werden, wie dies die großräumige Dar-
stellung bei J. Herrmann verdeutlicht5". Die beiden
mittelalterlichen Hauptstraßen der Altstadt, die Breite
Straße und die Klosterstraße (heute C.-Schurz-Str.),
führen jedoch von Südwesten nach Nordosten, wäh-
rend alle quer dazu verlaufenden Straßenzüge eindeu-
tig sekundäre Bedeutung haben und vor allem auch
die drei wichtigeren Tore der Mauer des 14. Jhs. sich
auf die genannten beiden Hauptstraßen beziehen521.
Das „Berliner Tor" in der havelseitigen Stadtmauer,
das zu einer Havelbrücke führte und eine im Prinzip
bis heute bestehende Verkehrsführung schuf, ist nicht
nur nach schriftlichen Nachrichten 1569 entstanden531,
sondern erweist sich auch im Stadtgrundriß als ein-
deutig sekundär, d. h. die dorthin von der Breiten Str.
rechtwinkelig wegführende Straße (heute Herte-
feldstr.) erscheint auf dem anfangs angeführten Stadt-
plan des 18. Jhs.541 als eine unregelmäßig über frühe-

re Parzellen geführte Anlage. In der Öffnung dieses
Tores, die zeitlich Bezug auf den Bau der Zitadelle
nimmt, kommt bereits zum Ausdruck, daß die ältere
Straße nach Berlin über das Gebiet der Zitadelle ein-
schließlich ihrer Gräben und Vorwerke, d. h. um eini-
ges weiter nördlich verlaufen sein muß. Es ist unzwei-
felhaft, daß sie die Stadt durch das schon 1386 auch
als „Berliner Tor" bezeichnete Mühlentor551 an der
Nordostspitze der Altstadt des 14. Jhs. verließ, womit
der zu diesem Tor führende Straßenzug Breite Straße
— Am Behnitz als Verlauf der Fernstraße sehr wahr-
scheinlich wird. Die daraus sich ergebende nordöstli-
che Richtung der Fernstraße in diesem Bereich wird
ohne weiteres verständlich, wenn man davon aus-
geht, daß sie ja ursprünglich auf den Burgwall zielte
und bei der Verlegung knapp westlich davon nach
Norden umgeleitet wurde, um parallel zum Westufer
der Havel jene Stelle zu erreichen, die die besten Mög-
lichkeiten zur Flußüberquerung bot.

15
 
Annotationen