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Eine Burg des 12. Jahrhunderts auf dem Behnitz

In diese Stadterweiterung wurde auch der Behnitz ein-
bezogen, dessen Sonderstellung den Ausgangspunkt
unserer Überlegung gebildet hatte und der noch et-
was genauer untersucht werden muß. Die Ersterwäh-
nung 1240 besagt, er habe bis dahin dem Vogt Alber-
tus und seinem Sohn Buchardus gehört, d. h. jener
Familie, die den Markgrafen in Spandau vertreten
hatte, und die zuerst 1197, dann in der ersten Hälfte
des 13. Jahrhunderts noch vielfach erwähnt ist791. Die
Vermutung, diese Familie sei nicht nur bis 1240 im Be-
sitz des Behnitz gewesen, sondern habe dort auch ih-
ren Wohnsitz gehabt, liegt demnach nahe. Sie wurde
schon 1973 mit Nachdruck vertreten (vgl. u.) und hat
auch zu Grabungen geführt, die freilich bisher nur all-
zu beschränkte Ergebnisse hatten801. An der höchstge-
legenen Stelle des Behnitz, d. h. im südlichen Winkel
zwischen den Straßen Kolk und Behnitz neben der Ma-
rienkirche von 1848, erbrachten diese bisher nicht
vollständig publizierten Grabungen im wesentlichen
einen gemauerten Brunnenschacht des 14. Jahrhun-
derts und Reste eines Blockhauses mit Backofen, so-
wie Siedlungsschichten, die von der Steinzeit bis min-
destens ins späte Mittelalter reichen. Entgegen A. v.
Müller, der der Annahme eines frühen Adelssitzes
oder gar einer ,,Burg" auf dem Behnitz bei diesem

Stand der Dinge eher ablehnend gegenüberzustehen
scheint811, deuten aber noch eine Reihe starker Argu-
mente in die gleiche Richtung. Hierhin gehört an er-
ster Stelle der auffällige Bogen, den die Straße Am
Behnitz im Bereich der Marienkirche nach Osten
schlägt, um drei kleinere, auf der Karte von 1724
(Abb. 2) weit in die Straße hineinragende Grund-
stücke zu umgehen. Dies deutet auf ein hier einstmals
vorhandenes Objekt von erheblicher Wichtigkeit, und
wenn wir uns erinnern, daß der Straßenzug die alte
Fernstraße darstellt, der Spandau seine Entstehung
letztlich verdankt, so muß nicht nur die Bedeutung des
Objekts wirklich ungewöhnlich gewesen sein, son-
dern es wird vor allem ein recht hohes, vor die Stad-
tentstehung zurückgehendes Alter dieses Objektes na-
hegelegt. Nun war die Stelle seit der Steinzeit besie-
delt, so daß es sich im Prinzip auch um einen bäuerli-
chen Hof der slawischen Bevölkerung gehandelt ha-
ben könnte, aber recht befriedigend scheint diese Er-
klärung nicht. Eine Untersuchung der Geschichte die-
ses Ortes in späterer Zeit führt zunächst zu der Fest-
stellung, daß zumindest eine Karte des 18. Jhs.821 hier
eine größere Hofanlage zeigt, die durch die Straße
Am Behnitz im Südosten, den Mühlengraben im Süd-
westen, die schmale Fortsetzung der Straße Kolk im

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