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Zum Thema

Die Entstehung der Stadt Spandau könnte auf den er-
sten Blick als ein Thema gelten, über das sich nicht
mehr viel Neues sagen läßt. Wer die Literatur kennt
weiß, daß zu dieser Frage schon aus durchaus ver-
schiedenen Blickwinkeln Stellung genommen wurde.
D. F. Schulze und O. Kuntzemüller behandeln die mit-
telalterlichen Ursprünge der Stadt im Rahmen ihrer
umfassenden Darstellungen der Geschichte Span-
daus, die im wesentlichen auf den erhaltenen Urkun-
den und anderen schriftlichen Überlieferungen beru-
hen. A. Ludewig vertiefte unsere Kenntnis durch zahl-
reiche, stets sehr anschauliche Abhandlungen zu Ein-
zelfragen. Schließlich haben die umfangreichen archä-
ologischen Untersuchungen A. v. Müllers unser Bild
ergänzt und detailliert (genaue Titel ihrer Veröffentli-
chungen im Literaturverzeichnis).

Wer sich mit diesen Forschungen intensiv auseinan-
dersetzt und versucht, aus ihnen ein geschlossenes
Bild zu gewinnen, wie und warum die Stadt entstan-
den ist, der macht zunächst eine überraschende Erfah-
rung. Es sind nicht nur viele der grundsätzlichen Ein-
zelfragen bisher unbeantwortet, sondern das Problem
stellt sich noch viel komplizierter dar. Der Versuch, je-
ne Wissenslücken zu füllen, die einfach unvermeidlich
sind, weil das Mittelalter eine sehr weit zurückliegen-

de Zeit ist, hat fast jeden der Forscher zu Vermutun-
gen und Thesen veranlaßt, die sich z. T. sehr stärk
voneinander unterscheiden. Da oft ein späterer For-
scher auf den Ideen seines Vorgängers aufbaut, ohne
hinreichend klarzumachen, daß es sich dabei lediglich
um Vermutungen handelt und nicht um Tatsachen, ist
im Endeffekt ein sehr schwer durchschaubares Gewirr
von Tatsachen, Theorien und reinen Spekulationen
entstanden. Da dies Problem nicht vereinzelt dasteht,
sondern vielmehr sehr häufig anzutreffen ist, gehört
es zu den Hauptaufgaben heutiger Historiker, die Fä-
den wieder zu entwirren, die Tatsachen von den Ver-
mutungen zu unterscheiden und ein neues Bild zu
schaffen, das allein auf den belegbaren Tatsachen
aufbaut. Dabei werden offenbleibende Fragen unver-
meidlich sein, weil das Material zu ihrer Beantwor-
tung einfach fehlt. Die Theorien, die diese Lücken aus-
zufüllen versuchen, müssen in diesem Falle klar als
Theorien gekennzeichnet und von den Tatsachen un-
terschieden werden, und es ist abzuwägen, welche
von Ihnen die wahrscheinlichste ist.

Eben dieses Ziel soll hier angestrebt werden. Das En-
dergebnis wird dabei eine Darstellung der Stadt Span-
dau von ihren Anfängen im 12. Jh. bis zu jener Form
des 14. Jhs. sein, die bis ins 19. Jh. nur noch unwe-
 
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