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Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 33,1): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg — Halle, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.41156#0021
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I. Abriß der Stiftsgeschichte. Geschichtlicher Überblick.

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dann der Name Qnitilingoburg bereits für sämtliche Ansiedlnngen gebraucht
wäre, was eine längere Zeit des Bestehens voraussetzen würde. Wäre Quedlin-
burg eine Neugründung König Heinrichs gewesen, so wäre seit Antritt seiner
Regierung 919 auch kaum genügende Zeit vergangen, um solche Befestigungs-
werke auszuführen, wenigstens würde wohl eine Bemerkung in jener Urkunde
auf das stolze Werk hinweisen. Auch daß es in der Urkunde von 937 Q heißt
„iirbern in Quidilingoburg“, also „die Burg in Quedlinburg“, dürfte für ein
längeres Bestehen des Namens Quedlinburg sprechen* 2). Zu Befestigungen oder
wenigstens zur Ausnutzung von natürlichen Festungen forderte die Umgegend
auch sonst auf; nicht bloß der Altenburg genannte Ringwall auf der südwestlich der
Stadt liegenden Höhe, auch der Ringwall auf dem Strohberge hinter dem Münzen-
berge (s. u.) weisen auf frühere, wenn auch noch so urwüchsige Befestigungen
hin, denen allen der mächtig aufragende Sandsteinfelsen den Rang ablief. Die
älteste Ansiedlung lag aber in der Ebene, und wie die Altenburg und der Stroh-
berg ist wohl auch der Burgfelsen als eine alte Fliehburg zu betrachten, die nur
im Notfälle aufgesucht wurde. Es liegt nun die Annahme nahe, daß die Franken
bei der zielbewußten Sicherung des eroberten sächsischen Landes diesen zu einer
wirklichen Burg gemacht haben, die dann Heinrich nur vollständig ausbaute.
Der Name selbst kann dafür als Beweis angeführt werden, da Burgen zu bauen
Königsrecht war (s. u. zu Artikel St. Wiperti). Doch braucht die Burg nicht
erst mit der Wahl Heinrichs zum Könige in seine Hand gekommen zu sein; denn
auch anderer früherer Besitz seines ursprünglich bescheidenen Geschlechtes
stammte aus Königsgut3). Der König schenkte außer anderen Besitzungen 929
auch diese Burg als Witwengut seiner Gemahlin. Diesen Eigenbesitz hat die
Königin nun durch reiche Stiftungen erheblich gemindert, besonders durch die
Errichtung und Ausstattung des vornehmen Frauenstiftes, die König Heinrich
schon geplant hatte (Stiftungsurkunde vom 13. Sept. 936). Um so mehr lag
der Königin diese Stiftung am Herzen, wohl nach der Weise des Herforder
Stiftes, wo sie erzogen war. Wenn auch König Otto I. kräftig mit dazu beitrug,
so stattete doch gerade Mathilde das Stift aus ihrem Eigen so reichlich aus, daß
man sie fast als alleinige Stifterin ansah. AVar zuerst nur die Verlegung des
Nonnenklosters in Wenthusen (bei Tliale) geplant, dessen kümmerliche Aus-
stattung die Fürsten auf dem Reichstage zu Erfurt 936 veranlaßte, diese Ver-
legung nach Quedlinburg zu empfehlen, so ging die endgültige Ausstattung des
Stiftes weit darüber hinaus. Es wurden auch von AVenthusen nur die vornehmsten
Stiftsfrauen herübergenommen, womit die Äbtissin Diemot so wenig einverstanden
war, daß sie erst durch das Machtwort des Königs gezwungen wurde, nach-
zugeben. Kloster AVenthusen wurde also nicht nach Quedlinburg verlegt, sondern
bestand noch lange, durch den Glanz des neuen Stiftes vollends seine Bedeutung

0 QUB. Nr. 3.
-) In Gundlings De Henrico Aucupe 1711 wird der Name bestimmt als in karolingischen
Urkunden vorkommend bezeichnet, was vielleicht aber auf einer Verwechslung beruht
(Grosse a. a. 0.).
3) Grosse a. a. 0. S. 9 hält sie für Beichsbesitz, den Heinrich erst mit seiner Thron-
besteigung erworben habe.
 
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