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Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 33,1): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg — Halle, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.41156#0096
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IV. Die Stiftskirche St. Servatii.

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0,5 m breit, meist 1 m breit. Der Bleisarg ist aus gebogenen Platten hergestellt;
er war mehrfach verdruckt, enthielt aber noch Skelettreste. Darüber lag ein
größerer Bleideckel, dessen eiserner Haken an den Stirnenden darauf hinzudeuten
schien, daß er zu einem äußeren Holzsarge gehört hat. Er enthält eine vierzeilige,
fast 2 m lange Inschrift in eingeritzten Majuskeln, leider lückenhaft; sie lautet:
IVETROPOBTAÄ OTTONiS IVAXiMI 11VPRTS FÜÄ VN
II. Die Kapelle St. Nicolai in vinculis. (Grundriß: A; Abb. 47.)
Diese merkwürdige Gruftkapelle liegt unter dem südlichen Seitenschiff des Lang-
hauses; 16 Stufen führen mit zwei breiteren Absätzen in den Raum, der ein
Rechteck bildet, 3,87 m
(im S 3,97) lang, 1,79 m
breit und der im Osten
eine halbrunde Apsis mit
einem Durchmesser von
97 cm vorgelegt ist; Höhe
des Tonnengewölbes 2,95.
Die südliche Wand ist
von drei Rundbogen
durbhbrochen,deren mitt-
lerer die Tür bildet. Die
Bogen ruhen unmittelbar
auf zwei Wandpfeilern
und zwei reizvollen,' auf
einer Brüstung stehenden
Säulen, die, 42 cm hoch,
in der Mitte durch einen
86 cm langen Einschnitt
unterbrochen ist. Dieser
konnte und kann durch
eine Tür geschlossen
werden, für welche zwei
Falze bestimmt sind. Die
Säulen sind eigenartig.
Auf fünfgliedrigem Sand-
steinsockel ruht eine et-
was hochgezogene attische
Basis, von der der kurze
Schaft mit geringer Ver-
jüngung aufsteigt, um
ein aus Gips gebildetes
A olutenkapitell mit Kämpfer von frei ionischer Form zu tragen. Die Voluten
sind besonders eigenartig; sie gehen nicht von unten aus, sondern von oben,
hängen also gewissermaßen an der Deckplatte. Die Kämpfer haben auf allen
vier Seiten Palmettenschmuck in Flachrelief, aber jeder ein besonderes Muster.
Nur die gegenüberstehenden Seiten desselben Kämpfers sind gleich. Die Formen
finden sich in der ganzen Kirche nicht wieder; auch die Säulenbasen bestätigen

Abb. 47. St. Nicolai in vinculis.
 
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