IV b. Ausstattung.
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Zu seiner Rechten Maria, die Arme über der Brust kreuzend; Kleid und Mantel
gleich meisterhaft im Faltenwurf; zur Linken ebenso Johannes, mit der Rechten
den Zipfel des fast zu faltenreichen Mantels klagend vor das Gesicht haltend, mit
der Linken den Mantel raffend, so daß er in einer dachartigen Falte herabfällt.
Beide Gestalten atmen erhabene Ruhe in ihrer Trauer. Im Gegensatz zu ihnen
stehen die lebhaft bewmgten Figuren des Petrus (neben Maria) und des Andreas,
beide durch Inschrift darüber gekennzeichnet. Die Gewandfalten sind denn auch
unruhiger, besonders bei Andreas, dessen Mantel beim Dahinschreiten in luftigem
Bausche nachfiiegt. Bei beiden haben die Falten schon eine unnatürlich über-
triebene Bewegung. Beide halten ein Spruchband, Petrus mit der Schrift; XPO
P6CCÄTÄ NOSTRÄ | TVLIT * SVß LIGNVM; Andreas: 6GO Sl CRVCIS •
PATIBVLV ■ 6XPA | WSCBGM CRVCI GLORIA ■ N - P - DICW6 (= Ego si
crucis patibulum expavesce(r)em crucis gloriam non praedicarem). Hinter beiden
eine romanische Architektur mit Rundbogentür.
Die oberen Ecken der Platte sind von den Brustbildern zweier alttestament-
licher Personen ausgefüllt. Christo zur Rechten, Hiob HOB) mit Inschrift auf
Schriftband: MIC PASSVS ABSÖl | INIQVITATLM AN: SVG (= hic passus
Absalom iniquitatem animae suae). Zur Linken GSDRAS (Esra) mit Inschiift:
SVSPLNS? IN LIGNO | MORTITRADIT? 6ST. So werden alttestamentliche Aus-
sprüche auf Christi Kreuzestod bezogen.
Die Technik steht bei allen Figuren auf der Flöhe des Könnens. Die Zeich-
nung verrät den bewegten Stil des ersten Viertels des 13. Jahrhunderts, der sich
im ganzen noch fern von Übertreibungen hält. Kur bei der mittelsten Figur
der Rückseite, der ersten und vierten Figur der Vorderwand und den beiden
äußersten Figuren des Deckels geschieht des Guten im Faltenwurf etwas zu viel.
Der Gesichtsausdruck ist stets ernst und würdig und zeigt nie Weichlichkeit
oder das leichte, inhaltlose Lächeln, wie es andere Arbeiten dieser Zeit wohl
haben. Die Figuren stehen demnach auf gleicher Höhe mit den silbergetriebenen
Brustbildern des sog. Reliquienkästchens König Heinrichs (JO-
B. Ornamente. Auf gleicher Stufe der Vollendung steht der Filigranschmuck.
An den Wänden sind die oberen Kanten, von Schnüren eingefaßt, mit Drei-
viertelkreisen aus doppelten Goldschnüren gefüllt, deren umgebogene Enden mit
daraus hervorsprießenden Ranken ihre Flächen beleben. Die Ranken in den
Bogenzwickeln sind besonders reich entwickelt. Die Fußkante, breiter als die
obere, zerfällt in zwei durch schmalen Steg getrennte Streifen, die von einer
rankengefüllten Wellenlinie ausgefüllt sind; ähnlich die senkrechten Streifen des
Rahmens. Der Deckel ist von zwei Streifen mit Goldfiligran gebildet; der äußere
schmälere ist mit einem ähnlichen Wellenornament gefüllt wie die senkrechten
der Wände. Der innere zeigt das Dreiviertelkreisornament der Oberkante der
Wände, aber von vierblättrigen Rosetten, die von senkrechten Schnüren begrenzt
sind, voneinander geschieden. Den Eckvorlagen des Kastens entsprechen besonders
reizvolle Rosetten. Die Goldornamente sind durch die geschmackvolle Zeich-
nung und überaus saubere Ausführung den beiden erstbeschriebenen Kästchen
weit überlegen, wie denn bei I, II und III eine immer größere Vollkommenheit
der künstlerischen Arbeit in den Ornamenten zu beobachten ist.
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Zu seiner Rechten Maria, die Arme über der Brust kreuzend; Kleid und Mantel
gleich meisterhaft im Faltenwurf; zur Linken ebenso Johannes, mit der Rechten
den Zipfel des fast zu faltenreichen Mantels klagend vor das Gesicht haltend, mit
der Linken den Mantel raffend, so daß er in einer dachartigen Falte herabfällt.
Beide Gestalten atmen erhabene Ruhe in ihrer Trauer. Im Gegensatz zu ihnen
stehen die lebhaft bewmgten Figuren des Petrus (neben Maria) und des Andreas,
beide durch Inschrift darüber gekennzeichnet. Die Gewandfalten sind denn auch
unruhiger, besonders bei Andreas, dessen Mantel beim Dahinschreiten in luftigem
Bausche nachfiiegt. Bei beiden haben die Falten schon eine unnatürlich über-
triebene Bewegung. Beide halten ein Spruchband, Petrus mit der Schrift; XPO
P6CCÄTÄ NOSTRÄ | TVLIT * SVß LIGNVM; Andreas: 6GO Sl CRVCIS •
PATIBVLV ■ 6XPA | WSCBGM CRVCI GLORIA ■ N - P - DICW6 (= Ego si
crucis patibulum expavesce(r)em crucis gloriam non praedicarem). Hinter beiden
eine romanische Architektur mit Rundbogentür.
Die oberen Ecken der Platte sind von den Brustbildern zweier alttestament-
licher Personen ausgefüllt. Christo zur Rechten, Hiob HOB) mit Inschrift auf
Schriftband: MIC PASSVS ABSÖl | INIQVITATLM AN: SVG (= hic passus
Absalom iniquitatem animae suae). Zur Linken GSDRAS (Esra) mit Inschiift:
SVSPLNS? IN LIGNO | MORTITRADIT? 6ST. So werden alttestamentliche Aus-
sprüche auf Christi Kreuzestod bezogen.
Die Technik steht bei allen Figuren auf der Flöhe des Könnens. Die Zeich-
nung verrät den bewegten Stil des ersten Viertels des 13. Jahrhunderts, der sich
im ganzen noch fern von Übertreibungen hält. Kur bei der mittelsten Figur
der Rückseite, der ersten und vierten Figur der Vorderwand und den beiden
äußersten Figuren des Deckels geschieht des Guten im Faltenwurf etwas zu viel.
Der Gesichtsausdruck ist stets ernst und würdig und zeigt nie Weichlichkeit
oder das leichte, inhaltlose Lächeln, wie es andere Arbeiten dieser Zeit wohl
haben. Die Figuren stehen demnach auf gleicher Höhe mit den silbergetriebenen
Brustbildern des sog. Reliquienkästchens König Heinrichs (JO-
B. Ornamente. Auf gleicher Stufe der Vollendung steht der Filigranschmuck.
An den Wänden sind die oberen Kanten, von Schnüren eingefaßt, mit Drei-
viertelkreisen aus doppelten Goldschnüren gefüllt, deren umgebogene Enden mit
daraus hervorsprießenden Ranken ihre Flächen beleben. Die Ranken in den
Bogenzwickeln sind besonders reich entwickelt. Die Fußkante, breiter als die
obere, zerfällt in zwei durch schmalen Steg getrennte Streifen, die von einer
rankengefüllten Wellenlinie ausgefüllt sind; ähnlich die senkrechten Streifen des
Rahmens. Der Deckel ist von zwei Streifen mit Goldfiligran gebildet; der äußere
schmälere ist mit einem ähnlichen Wellenornament gefüllt wie die senkrechten
der Wände. Der innere zeigt das Dreiviertelkreisornament der Oberkante der
Wände, aber von vierblättrigen Rosetten, die von senkrechten Schnüren begrenzt
sind, voneinander geschieden. Den Eckvorlagen des Kastens entsprechen besonders
reizvolle Rosetten. Die Goldornamente sind durch die geschmackvolle Zeich-
nung und überaus saubere Ausführung den beiden erstbeschriebenen Kästchen
weit überlegen, wie denn bei I, II und III eine immer größere Vollkommenheit
der künstlerischen Arbeit in den Ornamenten zu beobachten ist.