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Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 33,1): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg — Halle, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.41156#0167
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IV b. Ausstattung.

(Cypris, Venus) wohl hier in doppelter Bedeutung, als Liebesgöttin, daher das
Spruchband: VIVO • BIPTI&Ä1) (bipartita?). Das Rad wohl nach Martian (§ 181)
beim Aufstieg der Philologia zum Himmel: ascensus usque ad Yeneris circulum
hemitonis transvolatur und in solarem circulum. Die beiden Bäume ihr zur
Seite haben vielleicht besondere Bedeutung. 4. Weibliche Figur, die aus einem
Kruge Wasser in ein Faß gießt, als MÄIÄD(A), Najade, bezeichnet.
Das ganze Stück weist geschickte Zeichnung auf; die Farben sind mehr
gedämpft als in Stück I und II; der Hintergrund einfach wie auf IV.
Inschrift der oberen Borte: SÄ • QVG • SPLE1ID6T FCRVEII; der
unteren: - ■ RÄRS • IMT6RDV ■ STVD. Die breite Schlußborte unten bildet ein
schönes Blattornament in Braungrün mit blauer Schattierung.
Die Komposition des Ganzen ist folgende: Stück I und II bilden eine
(nicht auf Martian beruhende) symmetrische Gruppe; die Figuren Imperium und
Sacerdotium, Königtum und Priestertum, müssen mit der von ihnen ein-
geschlossenen Pieta und Justitia die Mitte bilden; daneben links folgen dann
zwei weitere Figuren, Fortitudo und Prudentia; rechts muß also der Temperantia
noch eine entsprechen. Das Bild ist sozusagen die Ouvertüre der ganzen Dar-
stellung. Die Haupttugenden schmücken und begleiten Königtum und Priestertum.
III. Werbung und dann Vermählung Merkurs mit der Philologia, eingeleitet
vom Glückwunsch des Dichters Martian : Möge das Glück dir hold sein. Hymenäus
bildet die Mitte, links von ihm fünf Figuren, rechts zwei; es sind also drei zu
ergänzen.
IV. Der Genius und scriba Jovis bildet die Mitte (s. u. die Schriftborten);
die Mutter Phronesis schmückt die Braut, den Wünschender Götter entsprechend.
Die übrigen bringen ihre Glückwünsche dar. Die Figur links mit Beischrift: • RI
kann daher nicht wohl Merkur bedeuten. Die Schrift des Spruchbandes ist
unklar; ich lese nicht erimus, sondern erit, also dein Name wird über
den Himmel reichen. Die fehlende Figur links wird einen ähnlichen glück-
verheißenden Spruch gehabt haben. Rechts wünscht castus amor, die keusche
Liebe, Unsterblichkeit; die Halbfigur von oben immerwährendes Glück der in
die lectice (hier Bett) steigenden Braut.
V. ist als Epilog zu fassen, obgleich die Figuren auf die Reise des Merkur
in den Himmel Bezug haben, wo er auf Veranlassung der Virtus und des Apollo
die Philologie erwerben will.. Er begegnet dabei den Wetterfässern des Apollo,
aus denen die verschiedenen Jahreszeiten über die Welt kommen. Auf Stück V
sehen wir aber nur die guten: hellen Himmel, Frühling, befruchtendes Naß
inmitten der thronenden Venus, also alles günstige Vorbedeutungen für die ge-
schlossene Ehe.
Die Inschriften auf den die einzelnen Streifen begrenzenden Borten,
die aber auch an den vertikalen Seiten weiterliefen, sind sämtlich Teile von (z. T.
leoninischen) Hexametern und beginnen oben in der linken Ecke. Sie nehmen
keinen Bezug auf die bildlichen Darstellungen, sondern enthalten am Anfang die
Widmung (z. T. ergänzt nach dem Verzeichnis, s. o.).
L Wenn Lessings V ermutnng berechtigt ist, daß die Zweiteilung auch die Doppel-
natur der Liebe bedeute.
Kreis Stadt Quedlinburg,

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