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Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 33,1): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg — Halle, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.41156#0201
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179

VII. Das Kloster St. Marien auf dem Münzenberge.

unter Plättchen bestehen. Das Tympanon (Ähb. 104). aus einer Platte ge-
arbeitet, enthält in seiner vertieften Fläche die thronende Marie, die Titelheilige
der Kirche mit dem Kinde und zwei anbetende Gestalten, Maria in einem Lehn-
stuhle sitzend. Ihr plumpes, unten zu breites Gesicht blickt geradeaus. Ihr
Haupt mit Zackenkrone ge-
schmückt. Sie hält dem
Kinde, das sie mit der
Linken lose festhält, eine
Frucht hin. Ein mit rosetten-
förmiger Spange zusammen-
gehaltener Mantel fällt von
den Schultern herab, um-
wallt vom lose herab-
hängendem Haupthaar. Das
Untergewand fällt in un-
geschickten regelmäßigen
Falten über die Füße. Das
Christuskind ein besser
gelungenes Lockenköpfchen.
Die Figur zur Linken der
Maria, am Kopftuch als
weiblich kenntlich, betet
kniend. Das Gesicht wieder
leidlich, das Gewand mit
dem zackigen schematischen
Linienfluß altertümlich
rückständig. Die weibliche
Figur zur Rechten liegt mit
gebogenen Knien am Boden;
Haltung und Gewand be-
sonders ungeschickt, das
Gesicht dagegen, von einer Binde umrahmt, von edlem Schnitt. An der Gruppe
ist aber eine Überarbeitung vorgenommen, so daß nicht alles ursprünglich ist.
Bei Maria und der knienden Gestalt sind die Nasen ergänzt. Deutung der
Gruppe: Maria von Mathilde der Stifterin und einer Nonne verehrt. Das Werk
läßt noch Farbenreste erkennen, die vor dreißig Jahren noch deutlich waren.
Der Grund ist blau, bei den Figuren zeigt sich ein Schematismus darin, daß die
Mäntel aller bekleideten Figuren braun sind, die Kopftücher der beiden An-
betenden schwarz. Das Unterkleid der Maria ist grün; es ist sichtbar oberhalb
der Hände und zwischen Fuß und Oberkleid. Das Holzwerk des Stuhles braun,
das Fußbrett rot, ebenso der Überzug des Polsters an der Seite.
Das Tympanon kann nicht mit dem Portale gleichzeitig sein. Die Be-
handlung der Gewänder weisen es dem Anfang des 12. Jahrhunderts zu. Es ist
demnach einem älteren Portale entnommen und in das neue eingesetzt.
Von anderen Ausstattungsstücken sind nur Altäre nachzuweisen, von
denen aber keiner mehr vorhanden ist. Es sind im ganzen acht erwähnt: 1. | der
12*


Abb. 103. Münzenberg, Portal.
 
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