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Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0050
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Kreis Eckartsberga.

welches 1353 mit Pforta Brüderschaft bekam, ist ganz unbekannt. Nach der Re-
formation verkaufte Herzog Moritz 1543 dasselbe zum Besten von Kirchen und
Schulen für 8000 fl. Meisn. an Gurt von Hessler, welcher sich verpflichtete, die
beiden letzten Nonnen bis an ihr Lebensende zu unterhalten. Die Klosterbaulich-
keiten gingen in das Rittergutsgehöft auf, wo sich in einem Wirthschaftsgebäude
ein jetzt als Milchkeller benutzter Raum erhalten hat, dessen Erbauung wohl noch
von der ersten Anlage des Klosters datiert, dem derselbe vielleicht als Capitelsaal
gedient haben könnte, denn obgleich man jetzt auf 8 Stufen hinabsteigen muss,
so ist doch das Terrain längs des modernen Gebäudes, unter welchem dieser Keller
liegt, ganz bedeutend perronartig erhöht und der Raum in Rede könnte urprünglich
ebenerdig gewesen sein, oder darf als eine Art von Krypta bezeichnet werden, deren
Oberbau nicht mehr vorhanden ist. Der Grundriss bildet ein orientirtes Rechteck
von 7,85m Länge und 6,91m Breite im Lichten mit einem quadratischen Mittel-
pfeiler, dessen abgeschrägte Ecken mit Rundstäben besäumt und dessen vier Seiten
mit starken Halbsäulen besetzt sind. Das Fussgesims dieses gegen 2m hohen
Pfeilers liegt unter dem jetzigen Fussboden, die Halbsäulen haben elegant romanisch
verzierte Würfelknäufe, und von dem attisirend gegliederten Deckgesimse gehen
nach allen vier Seiten niedrige Spitzbögen von breiter Leibung aus, die an den
Umfassungsmauern auf schlichten Consolen basiren. Die dadurch gebildeten vier
Abteilungen sind mit rippenlosen Kreuzgewölben überspannt. Die kleinen, grössten-
tlieils vermauerten Fenster liegen in der Nord- und Südwand und sind ebenso

Fig. 22.


wie die an der Westseite befindliche Thür in scharfem Spitzbogen gedeckt. Der
Sockel der letzteren, die einen schlichten Mauereinschnitt bildet und in das süd-
liche Schilf führt, ist verbaut. Aeusserlich umzieht den Deckbogen derselben die
in Fig. 22 dargestellte Majuskelinschrift, die zwar tief und sorgfältig eingehauen,

ein Geheimrath, wurde geadelt und trat im Jahre 1784 den Alleinbesitz von Kloster-Hosler an;
von diesem erst geadelten Besitzer stammen die jetzigen Besitzer des Ritterguts ab, und die
moderne Schreibweise „Kloster-Häseler,“ die erst seit 1734 üblich wurde, hängt mit deren Familien-
namen -zusammen.
 
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